Eigenschaften/WirkungenATC-Code
A07EA06
Wirkungsmechanismus
Die beabsichtigte Wirkung von Kinpeygo besteht in der Suppression der B-Schleimhautzellen, die sich in den Peyer-Plaques im Ileum befinden, wo die Mehrzahl der Galaktose-defizienten IgA1-Antikörper (Gd-IgA1) produziert wird. Von der Hemmung ihrer Proliferation und Differenzierung zu Plasmazellen wird erwartet, dass dadurch das Auftreten von Gd-IgA1-Antikörpern und folglich die Bildung von Immunkomplexen im systemischen Kreislauf vermindert wird, wodurch die nachgelagerten Wirkungen der Ablagerung von Gd-IgA1-haltigen Immunkomplexen im glomerulären Mesangium, die sich als Glomerulonephritis und Verlust der Nierenfunktion manifestieren, verhindert werden.
Pharmakodynamik
Kinpeygo ist eine orale Hartkapsel mit modifizierter Freisetzung von Budesonid, die eine verzögerte Kapselauflösung mit einer verlängerten Freisetzung des Wirkstoffs Budesonid im Ileum kombiniert. Da die Freisetzung von Budesonid auf das Ileum gelenkt wird, wo die Peyer-Plaques in hoher Dichte angesiedelt sind, ist eine lokale pharmakologische Wirkung zu erwarten.
Klinische Wirksamkeit
Primäre IgA-Nephropathie
Die Wirksamkeit von Kinpeygo wurde in der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie NefIgArd an erwachsenen Patienten mit primärer, durch Biopsie nachgewiesener IgAN mit anhaltender Proteinurie (Urin-Protein-Kreatinin-Verhältnis (UPCR) ≥0,8 g/g oder Proteinurie ≥1 g/24 h in zwei aufeinanderfolgenden Messungen im Zeitraum von ≥2 Wochen) und einer eGFR von 35−90 ml/min/1,73 m² untersucht, die eine optimierte Dosis (maximal zulässige Dosis oder maximal verträgliche Dosis) einer Renin-Angiotensin-System (RAS)-Hemmer-Therapie als Standardbehandlung erhielten. Ausgeschlossen von der Studienteilnahme waren Patienten mit ungenügend eingestelltem Diabetes mellitus Typ 1 oder 2 (HbA1c >8%), einer sekundären IgAN oder einer non-IgAN-Glomerulonephritis, nicht optimal eingestelltem Blutdruck (≥140/90 mmHg) oder nach Nierentransplantation.
Die Studie untersuchte die Wirkung von Kinpeygo auf die Abnahme der Nierenfunktion auf der Grundlage der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) und die Verringerung der Proteinurie auf der Grundlage des UPCR.
Die NefIgArd-Studie, die insgesamt 364 Patienten im vollständigen Analyseset umfasste, bestand aus zwei Teilen.
Part A umfasste eine Screening-Periode, gefolgt von einer 9-monatigen verblindeten Behandlungsperiode, in der 364 geeignete Patienten im Verhältnis 1:1 randomisiert wurden, um entweder Kinpeygo 16 mg/Tag (182 Patienten) oder Placebo (182 Patienten) zu erhalten, gefolgt von einer 3-monatigen Nachbeobachtungsphase einschliesslich einer 2-wöchigen Ausschleichphase. Die Randomisierung wurde nach Baseline-Proteinurie (<2 g/24 Stunden oder ≥2 g/24 Stunden), Baseline-eGFR (<60 ml/min/1,73 m² oder ≥60 ml/min/1,73 m²) und geografischer Region (Europa, Nordamerika, Südamerika oder Asien-Pazifik) stratifiziert.
Part B umfasste eine zusätzliche, doppelblinde 12-monatige Nachbeobachtungsphase ohne Behandlung, was zu einer Gesamtdauer von 24 Monaten für die NefIgArd-Studie führte. Die Patienten mussten während der gesamten Studiendauer (Part A und Part B) eine stabile Dosis der RAS-Hemmer-Therapie beibehalten.
Als primärer Endpunkt der Studie diente der zeitgewichtete Durchschnitt der eGFR über 2 Jahre, dargestellt als Fläche unter der Kurve (AUC) und berechnet als zeitgewichteter Durchschnitt. Der erste sekundäre Wirksamkeitsendpunkt war definiert als die Zeit bis zu einer 30%igen Reduktion der eGFR vom Ausgangswert.
Die mittlere Veränderung der eGFR gegenüber dem Ausgangswert über zwei Jahre hinweg (ml/min/1,73m2) lag in der Kinpeygo behandelten Gruppe bei -2.47 (95%-KI: -3,88 bis 1,02) gegenüber -7.52 (95%-KI: -8,83 bis -6,18) in der mit Placebo behandelten Gruppe. Damit entsprach der Therapieeffekt von Kinpeygo einer mittleren Differenz der eGFR über zwei Jahre von 5,05 ml/min/1,73m2 (95%-KI: 3,24 bis 7,38, p<0,0001) gegenüber Placebo.
Die Zeit bis zu einer bestätigten 30 %igen Verringerung der eGFR war bei Patienten, die Kinpeygo erhielten, im Vergleich zu denen, die Placebo erhielten, signifikant verzögert (HR 0,45; 95%-KI 0,26 bis 0,75, p=0,0014).
Pädiatrie
Kinpeygo wurde bei Kindern und Jugendlichen mit IgAN nicht untersucht.
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