ZusammensetzungWirkstoffe:
Methadoni hydrochloridum.
Hilfsstoffe:
Lactosum monohydricum (corresp. 248 mg lactosum), saccharum 28 mg, maydis amylum, cellulosum microcristallinum, magnesii stearas
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenZur Anwendung im Rahmen einer Substitutionstherapie bei Opiat-/Opioidabhängigkeit bei Erwachsenen, im Rahmen einer medizinischen, sozialen und psychologischen Behandlung.
Dosierung/AnwendungErfahrungsgemäss brauchen diese Patienten eine sorgfältige Überwachung bzw. Unterstützung. Aus Sicherheitsgründen wird empfohlen, die Medikation täglich in der Praxis unter Aufsicht durchzuführen. Ausserdem ist auf die Risiken der Kombination mit anderen Drogen und/oder Alkohol hinzuweisen.
Zu Beginn und im Verlauf einer Substitutionsbehandlung soll der zusätzliche Konsum anderer psychotroper Substanzen zur Abschätzung der möglichen Interaktionen und der benötigten Dosierung von Methaddict thematisiert und auf die Gefahren hingewiesen werden (siehe auch «Interaktionen»).
Besonders während der ersten fünf Tage der Therapieeinstellung sollte die Dosiseinnahme engmaschig kontrolliert werden bzw. unter Sicht erfolgen. Ein Therapiebeginn zu Wochenanfang vermeidet den Wochenendunterbruch während der Therapieeinstellung.
Die Dosierung orientiert sich am Auftreten von Entzugssymptomen und muss für jeden Patienten entsprechend der jeweiligen individuellen Situation und dem subjektiven Empfinden eingestellt werden. Generell gilt, dass nach Einstellung der Dosis die niedrigst mögliche Erhaltungsdosis anzustreben ist.
Die durchschnittliche initiale Tagesdosis beträgt bei Patienten, deren Opiattoleranzschwelle unsicher oder unbekannt ist, 20 mg Methadonhydrochlorid, bei Patienten mit bekannter Toleranzschwelle und Opiat-Dauergebrauch 40 mg Methadonhydrochlorid. In extremen Einzelfällen kann die initiale Tagesdosis bis maximal 100 mg Methadonhydrochlorid betragen.
Die Anfangsdosis sollte morgens eingenommen werden. Abhängig von der subjektiven und objektiven Wirkung kann zur Vermeidung eines Entzugssyndroms in Einzelfällen am Abend des 1. Tages eine eventuell zusätzlich erforderliche Menge gegeben werden. Dies sollte jedoch unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle erfolgen, gegebenenfalls unter stationärer Überwachung.
Bei Patienten mit niedriger oder unklarer Toleranzschwelle (z.B. nach Gefängnisentlassung) sollte die niedrigere Anfangsdosis gewählt werden.
Treten Entzugssymptome auf, sollte die Dosis schrittweise um jeweils 10–20 mg Methadonhydrochlorid erhöht werden. Zwischen den Dosisänderungen sollte eine 1-wöchige ärztliche Beobachtungszeit liegen. Die Dosisanpassung ist beendet, sobald keine Entzugssymptome mehr auftreten; die Grenzen der individuellen Verträglichkeit sind dabei zu beachten. Die Erhaltungsdosis kann bis zu 120 mg Methadonhydrochlorid täglich betragen und in Einzelfällen sogar höher liegen.
Eine Dosis von mehr als 100–120 mg Methadonhydrochlorid darf nur in begründeten Einzelfällen bei sicherem Ausschluss von Nebenkonsum eingenommen werden. Die Bestimmung von Methadon-Plasmaspiegeln wird empfohlen.
Methaddict ist als teilbare Tablette zu 80 mg erhältlich. Für andere Dosierungen sowie für die schrittweise Dosiserhöhung bzw. Dosisreduzierung sind andere Methadonhydrochlorid-haltige Arzneimittel zu verwenden.
Durch Wechselwirkungen und/oder Enzyminduktion durch andere Arzneimittel (siehe «Interaktionen») kann sich der tägliche Bedarf an Methadon erhöhen. Deshalb ist auch bei stabil eingestellten Patienten auf mögliche Entzugssymptome zu achten und gegebenenfalls die Dosis anzupassen.
Bei Symptomen einer übermässigen Methadon-Wirkung ist eine Dosisreduktion erforderlich (siehe «Überdosierung» ).
Umstellung
Bei einer Umstellung von Levomethadonhydrochlorid auf Methaddict sollte das Verhältnis 1:2 (Levomethadonhydrochlorid : Methadonhydrochlorid) beachtet werden, d. h.:
·5 mg Levomethadonhydrochlorid entsprechen in ihrer Wirkstärke 10 mg Methadonhydrochlorid bzw.
·10 mg Levomethadonhydrochlorid entsprechen in ihrer Wirkstärke 20 mg Methadonhydrochlorid bzw.
·20 mg Levomethadonhydrochlorid entsprechen in ihrer Wirkstärke 40 mg Methadonhydrochlorid bzw.
·40 mg Levomethadonhydrochlorid entsprechen in ihrer Wirkstärke 80 mg Methadonhydrochlorid.
Bei einigen Patienten kann bei der Umstellung von Levomethadonhydrochlorid auf Methadonhydrochlorid eine zusätzliche Dosisanpassung erforderlich werden.
Therapiedauer
Die Dauer der Anwendung richtet sich im Rahmen des therapeutischen Gesamtkonzeptes nach dem Verlauf der Substitutionstherapie und dem individuellen Empfinden des Patienten. Die Dauer der Anwendung kann von einer kurzfristigen Gabe (z.B. zur Substitution Drogenabhängiger während einer notwendigen stationären Behandlung) bis zur Dauermedikation reichen.
Beendigung der Therapie
Die Beendigung der Substitutionstherapie muss langsam ausschleichend in möglichst kleinen Schritten über mehrere Wochen bis Monate erfolgen und orientiert sich ebenfalls am subjektiven Empfinden des Patienten. Falls erforderlich, kann zum Ausschleichen der Therapie auch auf eine Methadonlösung zur Substitution umgestellt werden.
Ältere Patienten
Es wird empfohlen, in höherem Lebensalter die Dosis zu verringern (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Patienten mit Nieren- und Leberfunktionsstörungen
Es wird empfohlen, bei Patienten mit Nierenerkrankungen oder schweren chronischen Lebererkrankungen die Dosis zu verringern (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Kinder und Jugendliche:
Die Anwendung und Sicherheit von Methaddict bei Kindern und Jugendlichen ist bisher nicht geprüft worden.
Art der Anwendung
Methaddict ist zum Einnehmen. Es darf nur unter ärztlicher Kontrolle angewendet werden. Im Allgemeinen erfolgt die Einnahme mit ausreichend Wasser.
KontraindikationenÜberempfindlichkeit gegenüber Methadon oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung.
Chronisch-respiratorische Insuffizienz; Pankreatitis; akutes Abdomen (vor exakter Diagnosestellung); schwere Leber- und Niereninsuffizienz; Gehirntrauma; intrakranielle Hypertension; akute alkoholische Vergiftung.
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenMethaddict darf nur bei opiat-/opioidabhängigen Patienten durch zur Substitution ermächtigte Ärzte angewendet werden, da die in der Substitutionsbehandlung üblichen Dosen bei Patienten ohne Opiattoleranz zu schweren Intoxikationen bis hin zu tödlichem Ausgang führen können.
Individuelle Evaluation und Behandlungsplanung, die eine stationäre Versorgung einschliessen kann, sollten bei Patienten in Betracht gezogen werden, die trotz angemessener pharmakotherapeutischer Intervention unkontrollierten Drogenkonsum und persistierendes stark gefährdendes Verhalten zeigen.
Strenge Indikationsstellung und besondere ärztliche Überwachung sind erforderlich bei
·Schwangerschaft und Stillzeit (siehe «Schwangerschaft/Stillzeit»)
·Vorliegen einer Bewusstseinsstörung
·gleichzeitiger Anwendung von anderen zentral dämpfenden bzw. atemdepressiven Arzneimitteln und Substanzen
·Krankheitszuständen, bei denen eine Dämpfung des Atemzentrums vermieden werden muss
·erhöhtem Hirndruck
·Hypotonie bei Hypovolämie
·Prostatahypertrophie mit Restharnbildung
·Pankreatitis
·Gallenwegserkrankungen
·obstruktiven und entzündlichen Darmerkrankungen
·Phäochromozytom
·Hypothyreoidismus
·moderater bis schwerer Beeinträchtigung des Atemzentrums und der Atemfunktion
·Bradykardie
·Behandlung mit Antiarrhythmika der Klassen I und III.
Atemfunktion
Methadon sollte mit Vorsicht angewendet werden bei Patienten mit
·Asthma
·chronisch obstruktiver Lungenerkrankung
·Cor pulmonale
·erheblich eingeschränkter Atemreserve
·vorbestehender Beeinträchtigung der Atemfunktion
·Hypoxie oder Hyperkapnie.
Selbst bei den üblichen therapeutischen Dosen kann bei diesen Patienten die Atemtätigkeit herabgesetzt werden, während gleichzeitig der Widerstand der Atemwege bis hin zum Eintritt einer Apnoe erhöht wird.
Bei Patienten mit atopischer Prädisposition kann eine Exazerbation eines bereits bestehenden Asthmas, von Hautausschlägen und Blutbildveränderungen (Eosinophilie) auftreten.
Hirndruck
Die eine Atemdepression hervorrufende Wirkung von Opioiden und ihre Eigenschaft, den Druck der Zerebrospinalflüssigkeit heraufzusetzen, kann bei bereits vorliegendem erhöhten Hirndruck klinisch relevant verstärkt werden. Angesichts des Wirkprofils von Methadon als μ-Agonist sollte seine Anwendung mit äusserster Vorsicht erfolgen und nur dann, wenn dies für die Behandlung solcher Patienten für unerlässlich gehalten wird.
Nebenniereninsuffizienz
Opioide können eine reversible Nebenniereninsuffizienz hervorrufen, die eine Überwachung und Glukokortikoid-Ersatztherapie erfordert. Symptome der Nebenniereninsuffizienz können u.a. Folgendes umfassen: Übelkeit, Erbrechen, Appetitverlust, Müdigkeit, Schwäche, Schwindel oder niedrigen Blutdruck.
Verminderte Sexualhormone und erhöhtes Prolaktin
Die Langzeitanwendung von Opioiden kann mit erniedrigten Sexualhormon-Spiegeln und einem erhöhten Prolaktinspiegel verbunden sein. Die Symptome beinhalten verminderte Libido, Impotenz oder Amenorrhoe.
Hypoglykämie
Im Zusammenhang mit einer Methadon-Überdosis oder Dosiseskalation ist Hypoglykämie beobachtet worden. Eine regelmässige Überwachung des Blutzuckerspiegels wird bei der Dosiseskalation empfohlen.
Spasmus des Sphincter Oddi/Pankreatits
Opioide können eine Funktionsstörung und einen Spasmus des Sphincter Oddi verursachen, wodurch der intrabiliäre Druck zunimmt und das Risiko für Gallenwegsymptome und Pankreatitis steigt.
Gleichzeitige Anwendung mit zentral dämpfenden Substanzen
Die gleichzeitige Anwendung von Opioiden mit Benzodiazepinen oder anderen zentral dämpfenden Substanzen kann zu starker Sedierung, Atemdepression, Koma und Tod führen. Aufgrund dieser Risiken dürfen Opioide und Benzodiazepine oder andere zentral dämpfende Arzneimittel nur an Patienten, für die keine alternative Behandlungsoption in Frage kommt, begleitend verabreicht werden. Wird entschieden, Methaddict begleitend zu Benzodiazepinen oder anderen zentral dämpfenden Arzneimitteln zu verschreiben, sind die jeweils niedrigste wirksame Dosierung und eine minimale Dauer der gleichzeitigen Anwendung zu wählen. Die Patienten müssen engmaschig auf Anzeichen und Symptome von Atemdepression und Sedierung überwacht werden (siehe Rubrik «Interaktionen»).
Risiken der gleichzeitigen Anwendung mit Alkohol
Die gleichzeitige Anwendung von Opioiden, einschliesslich Methadon, und Alkohol kann zu Sedierung, Atemdepression, Koma und zum Tod führen. Die Einnahme von Alkohol während der Behandlung mit Methadon soll vermieden werden (siehe «Interaktionen»).
Beikonsum
Drogen-, Alkohol- und Arzneimittelmissbrauch während der Substitutionsbehandlung können zu lebensbedrohlichen Zwischenfällen führen und müssen unbedingt vermieden werden.
Es sind regelmässige Harnkontrollen durchzuführen, um einen eventuellen Drogenbeikonsum festzustellen.
Risikopatienten
Die Behandlung muss mit äusserster Vorsicht erfolgen bei
·stark gefährdeten Patienten:Suizidversuche mit Opiaten, vor allem in Kombination mit Antidepressiva, Alkohol und weiteren auf das Zentralnervensystem (ZNS) einwirkenden Stoffen, sind Bestandteil des klinischen Zustandsbildes der Substanzabhängigkeit.
·akuten abdominalen Krankheitszuständen:Die Behandlung mit Methadon kann die Diagnose oder den klinischen Verlauf bei Patienten mit akuten abdominalen Krankheitszuständen verschleiern. Deshalb sollten Patienten mit Anzeichen eines akuten Abdomens unter Substitutionsbehandlung bis zur exakten Diagnosestellung besonders engmaschig überwacht werden.
·Patienten mit bekannter oder vermuteter Verlängerung des QT-Intervalls oder Elektrolytungleichgewicht, insbesondere Hypokaliämie/Herzrhythmusstörungen: Unter μ-Opiatrezeptoragonisten muss mit einer Verlängerung des QT-Intervalls und folglich mit dem Auftreten einer polymorphen ventrikulären Tachykardie (Torsade de pointes) gerechnet werden.
Prinzipiell müssen alle Patienten vor Therapieeinleitung über kardiale Vorerkrankungen und ungeklärte Synkopen befragt werden. Der Patient soll dabei über die Möglichkeit von Herzrhythmusstörungen informiert werden.
Vor Therapiebeginn und nach 2 Behandlungswochen ist ein EKG abzuleiten, um die Wirkung des Substitutionsmittels auf das QT-Intervall nachzuweisen und zu quantifizieren. In ähnlicher Weise sind vor einer Dosiserhöhung die Anfertigung eines EKG sowie eine zumindest jährliche EKG-Kontrolle angeraten. Im Fall von ungeklärten Synkopen soll an die Möglichkeit einer kardialen Ursache gedacht werden. Bei jeder Änderung zusätzlicher Medikation muss die Möglichkeit von QT-Intervall-beeinflussender Interaktion berücksichtigt werden.
Arzneimittelabhängigkeit und Missbrauchspotenzial
Methadon ist ein Opioid-Analgetikum und birgt selbst ein hohes Suchtpotenzial. Es hat eine lange Halbwertszeit und kann daher akkumulieren. Eine Einzeldosis, die die Symptome lindert, kann bei wiederholter täglicher Einnahme zu einer Akkumulation und möglicherweise zum Tod führen.
Wie bei anderen Opioiden können sich bei wiederholter Anwendung von Methadon Toleranz, physische und/oder psychische Abhängigkeit entwickeln. Missbrauch oder absichtliche Fehlanwendung von Methaddict kann Überdosierung und/oder Tod zur Folge haben.
Das Risiko für die Entwicklung einer Opioidgebrauchsstörung ist erhöht bei Patienten mit Substanzgebrauchsstörungen (einschliesslich Alkoholgebrauchsstörung) in der persönlichen oder familiären (Eltern oder Geschwister) Vorgeschichte, bei Rauchern oder bei Patienten mit anderen psychischen Erkrankungen (z.B. Major Depression, Angst und Persönlichkeitsstörungen) in der Anamnese.
Die Patienten müssen auf Anzeichen eines Suchtverhaltens (drug-seeking behaviour) überwacht werden (z.B. zu frühes Nachfragen nach Folgerezepten). Hierzu gehört auch die Überprüfung der gleichzeitigen Einnahme von Opioiden und psychoaktiven Arzneimitteln (wie Benzodiazepinen). Bei Patienten mit Anzeichen und Symptomen einer Opioidgebrauchsstörung sollte die Konsultation eines Suchtspezialisten in Betracht gezogen werden.
Atemdepression
Wie bei allen Opioiden besteht ein Risiko für eine klinisch relevante Atemdepression im Zusammenhang mit der Anwendung von Methaddict. Eine Atemdepression kann, wenn sie nicht sofort erkannt und behandelt wird, zu Atemstillstand und Tod führen. Die Behandlung einer Atemdepression umfasst je nach klinischem Zustand des Patienten eine engmaschige Beobachtung, unterstützende Massnahmen und die Verabreichung von Opioidantagonisten. Eine schwerwiegende, lebensbedrohliche oder tödliche Atemdepression kann zu jedem Zeitpunkt der Therapie auftreten, das Risiko ist zu Beginn der Therapie oder nach einer Dosiserhöhung am grössten.
Schlafbezogene Atemstörungen
Opioide können schlafbezogene Atemstörungen, einschliesslich zentraler Schlafapnoe (ZSA) und schlafbezogener Hypoxämie, verursachen. Die Anwendung von Opioiden geht mit einer dosisabhängigen Erhöhung des Risikos für eine zentrale Schlafapnoe einher. Bei Patienten mit zentraler Schlafapnoe sollte eine Verringerung der Opioidgesamtdosis in Betracht gezogen werden.
Versehentliche Exposition
Die Patienten und ihre Betreuungspersonen müssen darüber in Kenntnis gesetzt werden, dass Methaddict einen Wirkstoff in einer Menge enthält, die tödlich sein kann, dies gilt besonders für Kinder. Patienten und ihre Betreuungspersonen müssen darauf hingewiesen werden, alle Dosiereinheiten für Kinder unerreichbar aufzubewahren und angebrochene oder nicht verwendete Dosiereinheiten ordnungsgemäss zu entsorgen.
Neonatales Opioidentzugssyndrom
Die längere Anwendung von Methaddict in der Schwangerschaft kann zu einem neonatalen Opioidentzugssyndrom führen, das potenziell lebensbedrohlich ist, wenn es nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Die Therapie sollte gemäss Protokollen erfolgen, die von Neonatologie-Experten entwickelt wurden. Ist der Einsatz von Opioiden bei einer Schwangeren über einen längeren Zeitraum notwendig, weisen Sie die Patientin auf das Risiko des neonatalen Opioidentzugssyndroms hin und stellen Sie sicher, dass die geeignete Behandlung gegebenenfalls zur Verfügung steht.
Weitere Hinweise
Das Absetzen nach wiederholter Anwendung oder die Anwendung eines Opiatantagonisten lösen ein Entzugssyndrom aus.
Die Einnahme von Methadon durch nicht-opiattolerante Personen ist lebensgefährlich und kann zum Tod durch Atemstillstand führen.
Methaddict ist ausschliesslich zum Einnehmen bestimmt. Die missbräuchliche intravenöse Anwendung von Methaddict kann zu schweren Nebenwirkungen, auch mit potenziell tödlichem Ausgang, z.B. Sepsis, Venenentzündungen oder Lungenembolien, führen.
Methadon sollte bei Patienten mit Nebenniereninsuffizienz mit Vorsicht angewendet werden, da Opioide die Kortisolproduktion vermindern können.
Dopingkontrollen
Die Anwendung von Methaddict kann bei Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führen. Eine missbräuchliche Anwendung von Methaddict zu Dopingzwecken kann die Gesundheit gefährden.
Lactose und Saccharose
Methaddict Tabletten enthalten Lactose und Saccharose. Patienten mit der seltenen hereditären Fructose-/Galactose-Intoleranz, völligem Lactasemangel einer Glucose-Galactose-Malabsorption oder einer Sucrase-Isomaltase-Insuffizienz sollten dieses Arzneimittel nicht anwenden.
InteraktionenHemmer des Metabolismus von Methadon, insbesondere von CYP 3A4 (Risiko der QT-Zeitverlängerung/torsade de pointes, vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Induktoren des Metabolismus von Methadon (Rifampicin, Hypericum-Extrakte, u.a. können die Wirkung von Methadon vermindern).
Medikamente, die die QT-Zeit verlängern (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Die gleichzeitige Anwendung anderer, das ZNS beeinflussende Arzneimittel wie andere Opioide, Sedativa, wie Benzodiazepine oder Hypnotika, Allgemeinanästhetika, Phenothiazine, Tranquilizer, Skelettmuskelrelaxantien, sedierende Antihistaminika, Gabapentinoide (Gabapentin und Pregabalin) und Alkohol kann additive dämpfende Effekte ergeben, die zu Atemdepression, Hypotonie, starker Sedierung oder Koma führen und manchmal tödlich verlaufen können (siehe Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Trizyklische Antidepressiva und Diazepam hemmen den Metabolismus von Methadon und können dessen Wirkung verstärken und verlängern.
Ein Serotonin-Syndrom kann auftreten bei gleichzeitiger Verabreichung von Opioiden mit Monoaminoxidase-Hemmern (MAO-Hemmer) und serotonergen Wirkstoffen, wie selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI), Serotonin-Norepinephrin- Wiederaufnahmehemmern (SNRI) und trizyklischen Antidepressiva (TCA). Zu den Symptomen eines Serotonin-Syndroms können Änderungen des Bewusstseinszustands, autonome Instabilität, neuromuskuläre Anomalien und/oder gastrointestinale Symptome gehören.
Phenytoin und Rifampicin beschleunigen den Metabolismus von Methadon durch Enzyminduktion und können eine Entzugssymptomatik auslösen.
Pentazocin und Buprenorphin antagonisieren teilweise die Methadon-Wirkung und können Entzugserscheinungen auslösen.
Cannabidiol
Die gleichzeitige Anwendung von Cannabidiol kann zu erhöhten Plasmakonzentrationen von Methadon führen.
Schwangerschaft, StillzeitSchwangerschaft
Die längere Anwendung von Methaddict in der Schwangerschaft kann zu einem neonatalen Opioidentzugssyndrom führen, das potenziell lebensbedrohlich ist, wenn es nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Die Therapie sollte gemäss Protokollen erfolgen, die von Neonatologie-Experten entwickelt wurden. Ist der Einsatz von Opioiden bei einer Schwangeren über einen längeren Zeitraum notwendig, weisen Sie die Patientin auf das Risiko des neonatalen Opioidentzugssyndroms hin und stellen Sie sicher, dass die geeignete Behandlung gegebenenfalls zur Verfügung steht (siehe auch Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Bei Langzeitgebrauch oder in hohen Dosen bei Geburt gibt es klare Hinweise für Risiken des menschlichen Fötus.
Bei schwangeren Opioidabhängigen ist die Einleitung bzw. die Fortsetzung einer Substitutionsbehandlung empfohlen. Eine ausreichende Substitution zur Vermeidung von Entzugssymptomen verringert das Ausmass der Schädigung des Fötus.
Aufgrund der physiologischen Änderungen während der Schwangerschaft kann es notwendig sein, die Dosis zu erhöhen oder die Tagesdosis aufzuteilen.
Stillzeit
Methadon tritt in geringen Mengen in die Muttermilch über.
Während der Behandlung mit Methadon sollte das Stillen vermieden werden. Falls die Mutter bis zum Ende der Schwangerschaft mit Methadon behandelt wurde, kann das Stillen in Betracht gezogen werden, um ein neonatales Entzugssyndrom abzumildern. Zur Entscheidungsfindung, ob das Stillen unter Methadon empfohlen werden kann, sollte der Rat eines klinischen Spezialisten eingeholt werden. Des Weiteren ist zu berücksichtigen, ob die Frau auf eine stabile Methadon-Erhaltungsdosis eingestellt ist und ob sie weiterhin eine illegale Substanz anwendet. Wenn das Stillen in Betracht gezogen wird, sollte die Methadon-Dosis so niedrig wie möglich gewählt werden. Verschreibende Ärzte sollten stillende Frauen darauf hinweisen, ihr Kind hinsichtlich Sedierung und Schwierigkeiten beim Atmen zu beobachten und im Fall eines Auftretens sofort ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Obwohl die Menge an Methadon, die in die Muttermilch übertritt, nicht zur vollständigen Unterdrückung der Entzugserscheinungen bei gestillten Säuglingen ausreicht, kann es die Schwere eines neonatalen Entzugssyndroms mildern. Falls ein Abstillen erforderlich ist, sollte dieses schrittweise erfolgen, da eine plötzliche Entwöhnung die Entzugserscheinungen beim Säugling verstärken könnte.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenMethaddict hat einen ausgeprägten Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit oder auf die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen.
Patienten, die Maschinen bedienen sowie Fahrzeugführer sind darauf hinzuweisen, dass Methadon die Reaktionsgeschwindigkeit beeinträchtigen kann.
Unerwünschte WirkungenDie unerwünschten Wirkungen von Methadon sind meist dosisabhängig und gleichen qualitativ denjenigen von Morphin.
Häufigkeiten: häufig (>1/100, <1/10), gelegentlich (>1/1000, <1/100), selten (>1/10'000, <1/1000), sehr selten (>1/10'000).
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Selten: Bei Langzeitanwendung Lymphozytose, Hyperalbuminämie, Hyperglobulinämie.
Endokrine Erkrankungen
Gelegentlich: Bei Langzeitanwendung exzessives Schwitzen.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Häufigkeit nicht bekannt: Hypoglykämie.
Psychiatrische Erkrankungen
Häufigkeit nicht bekannt: Abhängigkeit
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: Übelkeit.
Gelegentlich: Schläfrigkeit, Sedation, Unruhe, Dysphorie, Euphorie, Nervosität, Schwindel.
Herzerkrankungen
Gelegentlich: Blutdrucksenkung; Orthostase.
Selten: Verlängerung der QT-Zeit im EKG/ventrikuläre Arrhythmien, Torsade de pointes (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Gelegentlich: Dosisabhängige Atemdepression.
Häufigkeit nicht bekannt: Zentrales Schlafapnoe-Syndrom.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Erbrechen, spastische Obstipation.
Häufigkeit nicht bekannt: Pankreatitis.
Leber- und Gallenerkrankungen
Gelegentlich: Tonuserhöhung der Gallen- und Pankreasgänge.
Häufigkeit nicht bekannt: Spasmus des Sphincter Oddi.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Gelegentlich: Harnretention.
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
Häufig: bei längerdauernder Verabreichung Störungen von Libido und/oder Potenz.
Sehr selten: Hyperprolaktinämie.
Bei chronischer Zufuhr kann es zu einer Abhängigkeit vom Morphin-Typ kommen.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
ÜberdosierungWie bei allen Opioiden ist die Gefahr einer Intoxikation bzw. Überdosierung für Nicht-Gewöhnte hoch.
Anzeichen und Symptome
Akute Symptome umfassen Miosis, Atemdepression, Somnolenz bis Stupor oder Koma. Weitere mögliche Symptome sind Übelkeit, Erbrechen, Hypotonie, Bradykardie, Verlängerung des QT-Intervalls, Arrhythmien, verminderter Muskeltonus und Darmatonie. Es wurden Hypoglykämien berichtet. In Fällen schwerer Überdosierung können Atemstillstand, nicht-kardiogenes Lungenödem, Kreislaufversagen und Tod eintreten.
In der substitutionsgestützten Behandlung können Mischintoxikationen u.a. mit Benzodiazepinen, Alkohol und Kokain auftreten, die die typischen Symptome einer Methadon-Intoxikation verschleiern können. Aus diesem Grund muss bei der Abklärung auf die Symptome geachtet werden.
Toxische Leukenzephalopathie wurde bei Überdosierung von Methadon beobachtet.
Behandlung
1.Freihaltung der Atemwege und Sauerstoffbeatmung.
2.Applikation eines Morphin-Antagonisten (z.B. Naloxon); Dosierung gemäss der jeweiligen Packungsbeilage.Achtung: Die Wirkung von Naloxon hält nur kurz an. Dagegen hat Methadon eine lange Halbwertszeit. Die Gabe von Naloxon sollte daher gegebenenfalls wiederholt und der Patient längerfristig überwacht werden (namentlich bezüglich der Atmung).
3.Schockbehandlung u.U. kombiniert mit antibiotischer Therapie (Pneumoniegefahr).
4.EKG-Monitoring
Eigenschaften/WirkungenATC-Code
N07BC02
Methadon gehört zur Gruppe der stark wirksamen Analgetika vom Morphin-Typ und ist in äquivalenten Dosen etwa 3–4-fach stärker und auch länger wirksam als Morphin.
Die klinischen Wirkungen von Methadon bei der Behandlung der Opiat-/Opioidabhängigkeit beruhen auf zwei Mechanismen: Zum einen erzeugt Methadon als synthetischer Opioid-Agonist morphinartige Wirkungen, die bei opiat-/opioidabhängigen Personen Entzugssymptome unterdrücken. Zum anderen kann die chronische orale Methadonanwendung, abhängig von Dosis und Substitutionsdauer, eine Toleranz hervorrufen, die zum Blockieren der subjektiv als euphorisierend empfundenen Wirkung («high») parenteral angewendeter Opiate führt.
Die Wirkung in der Substitution setzt 1 bis 2 Stunden nach oraler Gabe ein und hält bei Einmalgabe 6 bis 8 Stunden an. Bei wiederholter Gabe steigt die Wirkdauer durch Erreichen des pharmakokinetischen Gleichgewichts auf 22 bis 48 Stunden an, sodass eine einmal tägliche Gabe ausreichend ist.
Zentrale Wirkungen sind ferner Sedierung, Atemdepression, Hemmung des Hustenzentrums, Verengung der Pupillen, Erbrechen sowie Antidiurese. In der Peripherie wird der Tonus der glatten Muskulatur erhöht, dadurch wird die Entleerung von Magen-, Gallen- und Harnblase gehemmt und die Darmpassage verlangsamt.
Methadon ist im Vergleich zu Heroin viel weniger lipophil; die orale Einnahme verhindert zusätzlich einen raschen Konzentrationsanstieg im Gehirn und vermindert so die euphorisierende Wirkung.
Die analgetische Wirksamkeit, Abhängigkeitsentwicklung und Atemdepression lässt sich primär auf die L-Form zurückführen. D-Methadon besitzt eine ausgeprägte antitussive Aktivität.
PharmakokinetikAbsorption
Methadon wird nach oraler Applikation schnell und fast vollständig absorbiert und kann nach einer halben Stunde im Plasma nachgewiesen werden. Maximale Plasmapeaks werden nach vier Stunden bei oraler Applikation gefunden. Die Bioverfügbarkeit beträgt ca. 80%. Die Wirkdauer kann bei längerer oraler Applikation von Methadon bis auf 22–48 Std. ansteigen.
Distribution
Das Verteilungsvolumen beträgt etwa 4,0 l/kg; die Plasmaproteinbindung ca. 90%. Methadon wird an verschiedene Gewebsproteine – insbesondere im Hirn – gebunden. Dies erklärt die kumulativen Effekte und die langsame Elimination von Methadon. Methadon passiert die Plazenta und tritt in die Muttermilch über.
Metabolismus
Methadon wird in der Leber durch N-Demethylierung, Zyklisierung zu Pyrrolinen und Pyrrolidinen verstoffwechselt. Am Metabolismus sind auch mehrere CYP-Enzyme beteiligt, namentlich wird 2D6 und 3A4 durch Methadon gehemmt.
Elimination
Die Ausscheidung erfolgt vor allem in Form dieser Metaboliten mit dem Harn (glomeruläre Filtration und Reabsorption) und der Galle. Bei oraler Applikation von 15 mg Methadon werden innerhalb der ersten 24 Std. 25%, innerhalb der nächsten 72 Std. nochmals 25% renal eliminiert.
Ein kleiner Teil von Methadon wird unverändert ausgeschieden. Das Ansäuern des Harns beschleunigt die Ausscheidungsgeschwindigkeit.
Die Halbwertszeit von Methadon beträgt 25 (13–47) Std. bei chronischem Gebrauch, initial ist die Halbwertszeit kürzer.
Präklinische DatenEs sind keine für die Verabreichung relevanten präklinischen Daten vorhanden.
Sonstige HinweiseHaltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
In der Originalverpackung, nicht über 30°C und ausser Reichweite von Kindern lagern.
Zulassungsnummer69406 (Swissmedic)
PackungenMethaddict Tabl 80 mg (teilbar): 20, 50 und 70 [A+]
ZulassungsinhaberinSandoz Pharmaceuticals AG, Risch; Domizil: Rotkreuz
Stand der InformationMärz 2024
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