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Xylocard®
AstraZeneca AG

2% und 20%

Antiarrhythmikum 

Zusammensetzung

1 ml Xylocard 2% Injektionslösung enthält:

Wirkstoff: Lidocaini HCl anhydricum 20 mg.

Hilfsstoffe: Natrii chloridum, Aqua q.s. ad solutionem pro 1 ml.
Ohne Konservierungsmittel.

1 ml Xylocard 20%, Zusatz zu Infusionslösung, enthält:

Wirkstoff: Lidocaini HCl anhydricum 200 mg.

Hilfsstoff: Aqua q.s. ad solutionem pro 1 ml.
Ohne Konservierungsmittel.

Eigenschaften/Wirkungen

Lidocain ist eine Typ-1b-Substanz nach Vaughan-Williams und Harrison. Lidocain blockiert die Natriumkanäle in den Zellmembranen des Herzens und vermindert die Geschwindigkeit des Aktionspotentialanstiegs. Damit senkt es die Reizleitungsgeschwindigkeit, insbesondere im His-Purkinje-Fasersystem und in der Muskulatur von Vorhof und Kammer. Automatie und Erregbarkeit werden ebenfalls durch Lidocain gemindert. Die Dauer des Aktionspotentials (APD) und die effektive Refraktärperiode (ERP) werden verkürzt, der Quotient aus ERP und APD jedoch erhöht.
Sinusknoten und AV-Knoten werden durch Lidocain in therapeutischen Plasmakonzentrationen nicht beeinflusst.
Die elektrophysiologische Wirkung des Lidocains hängt wesentlich von der extrazellulären Kaliumkonzentration ab (wahrscheinlich infolge eines veränderten zellulären Ruhepotentials) und kann durch eine Hypokaliämie vollkommen blockiert sein.
Die Wirkung ist frequenzabhängig und bei normaler oder langsamer Herzfrequenz vernachlässigbar, bei hoher Herzfrequenz jedoch gesteigert. Bei einer Tachyarrhythmie in Verbindung mit einer akuten Myokardischämie, bei der ein Ausströmen von Kalium in den Extrazellulärraum erfolgt, wird die Wirkung des Lidocains verstärkt.
Normalerweise führt Lidocain nicht zu elektrokardiographischen Veränderungen. Die QT-Zeit ist jedoch gelegentlich etwas verkürzt.
Im Tierversuch hatten hohe Lidocaindosen eine negativ inotrope Wirkung. Bei therapeutischen Plasmakonzentrationen ist das Risiko, dass es zur Herzinsuffizienz kommt, jedoch niedrig.
In den empfohlenen Dosierungen hat Lidocain praktisch keine blutdrucksenkende und gefässerweiternde Wirkung.

Pharmakokinetik

Absorption und Distribution
Die therapeutische Anwendung von Lidocain ist unkompliziert, da es rasch verteilt, metabolisiert und ausgeschieden wird. Während der ersten halben Stunde nach der intravenösen Injektion sinkt die Plasmakonzentration mit einer Halbwertszeit von 10-15 Minuten (α-Phase), bedingt durch die rasche Verteilung in verschiedene Körpergewebe, unter anderem auch ins Herz. Der therapeutische Plasmakonzentrationsbereich liegt bei 1,5-6 µg/ml (6,5-26 µmol/l).
Die Plasmaeiweissbindung beträgt ca. 70%. Das Verteilungsvolumen liegt bei etwa 1 l/kg.

Metabolismus und Elimination
Lidocain wird hauptsächlich in der Leber durch Cytochrom P450 3A4 (CYP 3A4) metabolisiert (70-90%). Seine Metaboliten haben eine schwächere antiarrhythmische Wirkung und werden über die Nieren ausgeschieden. Die Halbwertszeit in der Eliminierungsphase (β-Phase) beträgt 90-120 Minuten. Weniger als 10% der verabreichten Lidocaindosis wird unverändert über den Urin ausgeschieden. Bei eingeschränkter Nierenfunktion kann es zur Kumulation aktiver Metaboliten kommen. Auch bei Herzinsuffizienz und eingeschränkter Leberfunktion besteht ein Risiko zur Kumulation von Lidocain.
Durch Dauerinfusionen kann ein steady state erst nach 6-8 Stunden erreicht werden. Daher sollten initial eine oder mehrere intravenöse Injektionen verabreicht werden, um rasch eine ausreichende Plasmakonzentration zu erzielen und die Erhaltung von therapeutisch wirksamen Konzentrationen zu gewährleisten.
Xylocard 2% (20 mg/ml) und Xylocard 20% (200 mg/ml) enthalten jeweils eine sterile Lösung ohne Zusatz von Konservierungsstoffen. Die Spritzampulle Xylocard 20% ist speziell gestaltet, um sicherzustellen, dass beim Zusetzen zur Infusionslösung die korrekte Dosierung eingehalten wird und Überdosierungen ausgeschlossen werden. Ferner soll die Verwechslung mit anderen kardiologischen Zubereitungen verhindert werden.
Xylocard 2% dient für Dosierungen von 50-100 mg durch i.v. Injektion.
Xylocard 20% ist für die Herstellung der üblicherweise verwendeten Xylocard-Konzentrationen in Infusionslösungen geeignet.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Symptomatische, invalidisierende und lebensbedrohende ventrikuläre Arrhythmien.
Zur Behandlung und Rezidivprophylaxe von akuten ventrikulären Tachyarrhythmien, insbesondere im Zusammenhang mit Herzinfarkt.
Zur Erleichterung der Eurhythmisierung bei Kammerflimmern durch Defibrillation und zur Rezidivprophylaxe.

Dosierung/Anwendung

Die Dosierung sollte individuell erfolgen.

Symptomatische, invalidisierende und lebens­bedrohende ventrikuläre Arrhythmien
Therapeutischer Plasmakonzentrationsbereich 1,5-­6 µg/ml (6,5-26 µmol/l).

Intravenöse Injektion (Einleitung der Therapie)
Lidocain-Injektionen sollten wenn möglich unter EKG-Kontrolle erfolgen.

Erwachsene: Bei den oben erwähnten Arrhythmien sollte die Xylocard-Therapie mit einer i.v. Injektion (Bolus) eingeleitet werden und danach mit der i.v. Infusion fortgesetzt werden.
Die übliche Dosis beträgt ½-1 Ampulle Xylocard 2% (20 mg/ml) entsprechend 50-100 mg Lidocain HCl. Diese Dosierung entspricht etwa 1 mg pro kg Körpergewicht pro Injektion. Die i.v. Injektion sollte langsam verabreicht werden (25-50 mg pro Minute). Die Wirkung tritt nach 1-2 Minuten ein; die Wirkungsdauer beträgt 15-20 Minuten.
Diese initiale Injektion kann noch ein- bis zweimal in Abständen von 5-10 Minuten wiederholt werden, wenn nach der ersten Injektion keine Wirkung ersichtlich ist.
Die Menge von 200-300 mg Lidocain HCl während 1 Stunde sollte nicht überschritten werden.

Kinder: Die Initialdosis beträgt 0,5-1,0 mg pro kg Körpergewicht als i.v. Injektion mit einer Geschwindigkeit von 0,5-1,0 mg/kg/Minute und anschliessend, falls erforderlich, eine i.v. Infusion von 20-50 µg/kg/Minute.

Infusionstherapie mit Xylocard 20%
Normalerweise werden bei anhaltender Infusion 2-4 mg/Minute verabreicht. Um eine schnelle antiarrhythmische Wirkung zu erzielen, sollte initial ein Bolus von 50-100 mg i.v. Xylocard 2% gegeben werden.
Zur Erhaltung eines ausreichenden Blutspiegels kann die i.v. Injektion von 50-100 mg Xylocard zweimal im Abstand von 15-20 Minuten wiederholt werden.
Wird kein Bolus gegeben, kann es einige Stunden dauern bis mit kontinuierlicher i.v. Infusion in den obengenannten Dosen ein therapeutisch wirksamer Blutspiegel erreicht wird.
In gewissen Fällen können Dosen über 4 mg/Minute notwendig sein, um einen antiarrhythmischen Effekt zu erreichen.
Das Risiko von unerwünschten Wirkungen steigt jedoch bei höheren Dosen. Die Dosis von 200-300 mg pro Stunde sollte nicht überschritten werden.
Bei Patienten mit Schock, manifester Herzinsuffizienz oder ausgeprägter Leberinsuffizienz sollte die Lidocain-Dosis auf etwa 50% der obigen Dosis reduziert werden.
Bei Niereninsuffizienz kann bei längerer Anwendung eine Akkumulation aktiver Metaboliten erfolgen, die eine Dosisreduktion erforderlich macht.
Ein EKG-Monitoring während der Infusionstherapie wird empfohlen.
Die Infusion wird normalerweise über zwei bis drei Tage oder zumindest bis 24 Stunden nach den letzten Anzeichen von ventrikulären Tachyarrhythmien verabreicht. Falls eine Dosiserhöhung während der i.v. Infusionstherapie notwendig wird, wird zuerst, um den erforderlichen Blutspiegel zu erreichen, eine erneute i.v. Injektion von 25-100 mg langsam verabreicht. Danach wird die Dosis der Infusionslösung durch Steigern der Tropfrate erhöht.

Zubereitung der Infusionslösung
Normalerweise wird eine Konzentration von 2 mg Lidocain pro ml verwendet.
Bei höheren Dosen und wenn eine beschränkte Flüssigkeitszufuhr erwünscht ist, können höhere Konzentrationen gebraucht werden (siehe Dosierungstabelle).
Eine zubereitete Infusionslösung soll innerhalb von 24 Stunden angewendet werden.
Xylocard ist mit Glucose 5% (50 mg/ml), Dextran, physiologischer Kochsalzlösung, Ringer- und Natriumbikarbonatlösungen mischbar.

Verabreichungsrichtzeit für Infusionslösungen von 500 ml bei unterschiedlicher Dosierung

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Lidocain-    Anzahl Spritz-  2 mg/   3 mg/   4 mg/  
Konzentra-   ampullen        min.    min.    min.   
tion der     Xylocard 20%                           
Infusions-   (200 mg/ml)                            
lösung       pro 500 ml                             
----------------------------------------------------
2 mg/ml      1               8½      5½      4      
                             Std.    Std.    Std.   
----------------------------------------------------
4 mg/ml      2               16½     11      8½     
                             Std.    Std.    Std.   
----------------------------------------------------

Richtdosis (Tropfen pro Minuten), festgelegt mit einer Infusionseinheit von 1 ml entsprechend 15, 20 bzw. 60 Tropfen

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Lidocain-         15 Tropfen                        
Konzentration     pro ml                            
der Infusions-                                      
lösung            2 mg/min.   3 mg/min.   4 mg/min. 
----------------------------------------------------
2 mg/ml           15          23          30        
----------------------------------------------------
4 mg/ml           8           11          15        
----------------------------------------------------

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Lidocain-         20 Tropfen                        
Konzentration     pro ml                            
der Infusions-                                      
lösung            2 mg/min.   3 mg/min.   4 mg/min. 
----------------------------------------------------
2 mg/ml           20          30          40        
----------------------------------------------------
4 mg/ml           10          15          20        
----------------------------------------------------

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Lidocain-         60 Tropfen                        
Konzentration     pro ml                            
der Infusions-                                      
lösung            2 mg/min.   3 mg/min.   4 mg/min. 
----------------------------------------------------
2 mg/ml           60          90          120       
----------------------------------------------------
4 mg/ml           30          45          60        
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Bitte beachten

Gebrauchsanweisung für Xylocard 20% Spezialspritz­ampulle

Nierenfunktionsstörungen

Leberfunktionsstörungen

Dosierung bei älteren Patienten

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen

Vorsichtsmassnahmen

Schwangerschaft/Stillzeit

Unerwünschte Wirkungen

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen betreffen das zentrale oder periphere Nervensystem. Sie treten in 5-10% der Patienten auf und sind meistens dosisabhängig. 

Zentrales und peripheres Nervensystem

Selten: 

anhaltendes Schwindelgefühl, Tinnitus, Verwirrung, Schleiersehen, Tremor, Krämpfe, Bewusstlosigkeit und Atemdepression, Euphorie, Halluzinationen, Depressionen. 

Gastrointestinaltrakt

Kardiovaskulär

Selten: 

Hypotension und Bradykardie, welche unter Umständen zum Herzstillstand führen kann. Arrhythmien, einschliesslich ventrikuläre Tachykardie/Kammerflimmern.

Interaktionen

Sind Metabolismus und Ausscheidungswege sowie andere pharmakologische Wirkungen eines Wirkstoffes bekannt, können beobachtete Interaktionen erklärt oder in gewissen Fällen sogar vorausgesagt werden. Lidocain wird vollständig metabolisiert. Möglicher Einfluss von Lidocain auf den Plasmaspiegel/Wirkung anderer Arzneimittel:
Lidocain wird durch Cytochrom P450 3A4 (CYP3A4) metabolisiert und ist somit in der Lage den Metabolismus von anderen Substanzen, welche über dieses Enzym metabolisiert werden, zu hemmen, mit der Folge einer zunehmenden Plasmakonzentration dieser Substanzen. Dies wurde bis anhin jedoch für kein CYP3A4-Substrat beobachtet.
Möglicher Einfluss anderer Arzneimittel auf den Plasmaspiegel/Wirkung von Lidocain:
Gleichzeitige Medikation mit Substanzen, welche Substrate, Inhibitoren oder Induktoren von CYP3A4 sind, können den Metabolismus und somit den Plasmaspiegel und die Wirkung von Lidocain beeinflussen. Gleichzeitige Anwendung mit dem Inhibitor Amiodaron führte zu erhöhten Plasmaspiegeln von Lidocain bis in den toxischen Bereich.
Während der gleichzeitigen Behandlung mit Carbamazepin, Phenobarbital und Phenytoin, welche CYP3A4 induzieren, wurden verminderte Plasmaspiegel von Lidocain beobachtet. Auch unter Primidon wurde eine Induktion des Lidocain-Metabolismus beobachtet.
Während einer Begleitmedikation mit Cimetidin, welches eine unspezifische inhibitorische Wirkung auf den Cytochrom-induzierten Metabolismus (inklusive CYP3A4) hat, wurde über erhöhte Lidocain-Plasmaspiegel, bis in den toxischen Bereich, berichtet.
Ebenso führte eine gleichzeitige Behandlung mit Metoprolol, Nadolol und Propranolol zu einem Anstieg des Plasmaspiegels von Lidocain bis in den toxischen Bereich.
Bei Kombination von Lidocain mit anderen Antiarrhythmika, β-Blockern und Calcium-Antagonisten muss mit einer Zunahme der hemmenden Wirkung auf die Erregungsleitung sowie auf die Kontraktionskraft des Herzens gerechnet werden.

Überdosierung

Symptome

Es gelten folgende Therapierichtlinien:

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit

IKS-Nummern

36204, 36205. 

Stand der Information

Dezember 2001. RL88