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Estraderm TTS®
Novartis Pharma Schweiz AG

Estradiol in transdermalem therapeutischem System (TTS) zur physiologischen Estrogensubstitution 

Zusammensetzung

Wirkstoff: Estradiolum hemihydricum corresp. Estradiolum (Estra-1,3,5(10)-trien-3,17Beta-diol).
Folgende 3 Systeme stehen zur Verfügung:

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                  Estraderm   Estraderm   Estraderm 
                  TTS 25      TTS 50      TTS 100   
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Nominelle         25 µg/Tag   50 µg/Tag   100 µg/Tag
Estradiol-                                          
Abgaberate                                          
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Estradiol-        2 mg        4 mg        8 mg      
gehalt                                              
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Abgabefläche      5 cm²       10 cm²      20 cm²    
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Aufdruck          CG DWD      CG EFE      CG FBF    
(Aussenseite)                                       
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Form              rund        rund        oblong    
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Die Abgaberate des Wirkstoffs wird während 4 Tagen aufrechterhalten.

Hilfsstoffe: Ethanol, Hydroxypropylcellulose, Polyethylenterephthalat, Ethylen-Vinylacetat-Copolymer, flüssiges Paraffin, Polyisobutylen, Siliconschicht auf der Innenseite der Abziehfolie, die vor Anwendung des Systems entfernt wird.

Eigenschaften/Wirkungen

Pharmakotherapeutische Gruppe: Hormonsubstitutionstherapie; ATC Code G03CA03.

Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit
Flaches, durchsichtiges, aus mehreren Schichten aufgebautes transdermales therapeutisches System, ein Pflaster, das auf eine intakte Hautstelle geklebt wird.
Das Wirkstoffreservoir ist zwischen einer verstärkten Schicht und einer freigabekontrollierenden Membran eingesiegelt, welche die Abgaberate von Estradiol kontinuierlich durch die Haftschicht an die Haut steuert. Der Wirkstoff dringt durch die Haut und gelangt direkt in die Blutbahn.

Estradiol
Der Angriffsort für die metabolischen Wirkungen der Estrogene liegt, wie der aller Steroidhormone, intrazellulär. In den Zellen der Zielorgane bilden die Estrogene mit einem spezifischen Rezeptor einen Komplex, der die DNS- und Proteinsynthese anregt. Derartige Rezeptoren wurden in verschiedenen Organen nachgewiesen, z.B. in Hypothalamus, Hypophyse, Vagina, Urethra, Uterus, Brust und Leber sowie in Osteoblasten.
Estradiol, das von der Menarche bis zur Menopause vorwiegend vom Ovarfollikel produziert wird, ist das wirksamste Estrogen. Nach der Menopause, wenn die Funktion der Ovarien eingestellt ist, wird im Organismus nur noch wenig Estradiol produziert, und zwar mit Hilfe des Enzyms Aromatase durch die Aromatisierung von Androstendion und, in geringerem Ausmass, von Testosteron zu Estron bzw. Estradiol. Durch das Enzym 17Beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase wird Estron dann weiter in Estradiol umgewandelt. Beide Enzyme kommen vor allem im Fettgewebe, in der Leber und im Muskelgewebe vor.
Der Ausfall des ovariellen Estradiols führt bei vielen Frauen zu vasomotorischen und thermoregulatorischen Symptomen (Hitzewallungen), Schlafstörungen sowie einer zunehmenden Atrophie des Urogenitalsystems. Diese Störungen können durch Estrogensubstitution grösstenteils behoben werden.
Es ist nachgewiesen, dass die Estrogensubstitution in passender Dosierung dem postmenopausalen Knochenverlust vorbeugt, vorallem wenn sie in einem frühen Stadium der Menopause eingeleitet wird.
Bei transdermaler Applikation mittels Estraderm TTS gelangt das physiologische Estrogen Estradiol in unveränderter Form direkt in die Blutbahn. Die Estradiolkonzentrationen werden durch Estraderm TTS auf Werte ähnlich denjenigen der frühen Follikelphase angehoben und bleiben über die Applikationsdauer von 3-4 Tagen erhalten. Entsprechend ändert sich im Plasma auch das Konzentrationsverhältnis von Estradiol (E2) zu Estron (E1) von 1:5-1:2 auf ca. 1:1, d.h. auf Werte, wie sie bei Frauen mit normal funktionierenden Ovarien vor der Menopause gemessen werden. Somit gewährleistet Estraderm TTS eine physiologische Estrogensubstitution.
Nach Applikation von Estraderm TTS während 28 Tagen wurde kein Einfluss auf Konzentration und Aktivität der Blutgerinnungsfaktoren Fibrinopeptid A, hochmolekulares Fibrinogen und Antithrombin III festgestellt. Das transdermal applizierte Estradiol zeigte nach dieser Zeit von 28 Tagen auch keine Wirkung auf den Gehalt an zirkulierendem Reninsubstrat oder an Sexualhormon-, Thyroxin- und Cortisol-bindenden Globulinen. Hingegen konnte nachgewiesen werden, dass es bereits nach 3wöchiger transdermaler Verabreichung von Estradiol zu einer dosisabhängigen Senkung der Kalzium- und Hydroxyprolinausscheidung im Urin kommt.
Nach 24 Wochen kontinuierlicher Applikation von Estraderm TTS 100 war ein Anstieg der HDL-Konzentration zu verzeichnen.
Nachteilige Effekte auf die Insulinresistenz wurden in Studien nicht festgestellt.
Die alleinige Anwendung von Estrogenen erhöht die Inzidenz von Endometriumhyperplasien und das Risiko eines Endometriumkarzinoms.
Untersuchungen haben ergeben, dass der Zusatz eines Gestagens über mindestens 10 Tagen eines Estrogen-Anwendungszyklus die Inzidenz von Endometriumhyperplasien deutlich herabsetzt und damit auch die irregulären Blutungen und Endometriumkarzinome im Vergleich zu einer alleinigen Estrogentherapie.

Pharmakokinetik

Estraderm TTS

Absorption
Mit den 3 Systemen Estraderm TTS 25, 50 und 100 werden innerhalb von 4 h nach Applikation auf die Haut physiologische Estradiolkonzentrationen im Serum erreicht, welche sich linear proportional zur applizierten Dosis verhalten.

Distribution
Innerhalb von 8 h nach Applikation von Estraderm TTS 25, 50 und 100 werden im Serum Gleichgewichtskonzentrationen von Estradiol erreicht, die während der Applikationsdauer auf einem Plateau von 23 bzw. 40 oder 75 pg/ml aufrechterhalten werden.
Dies entspricht einer mittleren Zunahme um 16, 30 bzw. 70 pg/ml gegenüber dem Basiswert, der nach der Menopause bei 5-10 pg/ml liegt. Das Verhältnis E2:E1 beträgt durchschnittlich 0,9:1 bzw. 1:1 bzw. 1,35:1.
24 h nach Entfernen des Systems ist die Estradiolkonzentration im Serum wieder nahezu auf den Basiswert abgesunken.
Bei wiederholter Applikation von Estraderm TTS 50 zweimal wöchentlich während 3 Wochen (6 Applikationen) wird die mittlere Serumkonzentration von Estradiol um 30 pg/ml, diejenige von Estron um 12 pg/ml erhöht. Das durchschnittliche Verhältnis E2:E1 verändert sich von 1:5 auf 0,9:1.

Elimination
Die Ausscheidungsrate der Estradiolkonjugate im Urin erreicht am 2. oder 3. Tag nach Entfernen des Systems wieder die Werte, die vor der Applikation gemessen wurden.
Die Menge der im Urin ausgeschiedenen Estradiolkonjugate ist während der Applikation konstant erhöht und liegt bei 2,0-2,5 µg pro Gramm Kreatinin. Nach Entfernen des Systems fällt sie innerhalb von 2 bis 3 Tagen wieder auf den Basiswert von 0,5 µg pro Gramm Kreatinin ab.

Estradiol

Metabolismus
Estradiol wird hauptsächlich in der Leber metabolisiert. Die wichtigsten Metaboliten sind Estriol und Estron sowie deren Konjugate (Glukuronide, Sulfate). Diese sind weit weniger wirksam als Estradiol.

Elimination
Die Halbwertszeit der Elimination von Estradiol aus dem Plasma beträgt ca. 1 h. Die metabolische Plasma-Clearance liegt zwischen 650 und 900 l/(d·m²).
Die Ausscheidung der Konjugate erfolgt grösstenteils im Urin. Estrogenmetabolite durchlaufen zudem einen enterohepatischen Kreislauf.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Estrogenmangelsymptome als Folge der natürlichen oder operativ verursachten Menopause, z.B. Hitzewallungen, Schlafstörungen, Urogenitalatrophie und die damit einhergehenden Stimmungsschwankungen.
Prophylaxe des beschleunigten Knochenabbaus nach der Menopause, der zu Osteoporose führen kann.

Bei Frauen mit intaktem Uterus muss die Estrogensubstitution stets durch eine Gestagentherapie ergänzt werden.

Dosierung/Anwendung

Dosierung
Estraderm TTS wird zweimal wöchentlich appliziert, d.h. das Pflaster soll alle 3 bis 4 Tage gewechselt werden.
Die Behandlung wird normalerweise mit Estraderm TTS 50 eingeleitet. Die Dosierung ist im weiteren Verlauf der Behandlung individuell anzupassen. Das Auftreten von Spannungsgefühl in den Brüsten, Durchbruchblutungen, Wasserretention oder Blähungen ist im Allgemeinen ein Zeichen für eine zu hoch angesetzte Dosis, die gesenkt werden sollte, falls diese Störungen nach etwa 6 Wochen nicht abklingen. Wenn dagegen die Estrogen­mangel­symptome mit der gewählten Dosis nicht behoben werden können, soll höher dosiert werden. Zur Behandlung menopausaler Beschwerden ist stets die niedrigste wirksame Dosis zu wählen.
Zur Prophylaxe des beschleunigten Knochenabbaus werden Estraderm TTS 50 oder Estraderm TTS 100 empfohlen. Estraderm TTS 25 sollte nur Patientinnen verordnet werden, die eine höhere Dosierung nicht vertragen.
Epidemiologische Daten weisen darauf hin, dass eine unmittelbar nach Eintritt der Menopause begonnene Estrogensubstitution während mindestens fünf Jahren die Häufigkeit von späteren Hüft- und Oberschenkelhals-Frakturen um etwa 50% und von Wirbelfrakturen um bis zu 90% vermindert.
Estraderm TTS kann entweder kontinuierlich oder zyk­lisch angewendet werden.
Kontinuierliche Anwendung: Fortlaufende, zweimal wöchentliche Applikation ohne Unterbrechung. Zyklische Anwendung: Drei Wochen Behandlung gefolgt von einer behandlungsfreien Woche.
Bei Frauen mit intaktem Uterus muss die Estrogensubstitution durch eine sequentielle Gestagentherapie nach folgendem Schema ergänzt werden:
Wird Estradiol mittels Estraderm TTS kontinuierlich zugeführt, so empfiehlt sich, das Gestagen (z.B. Medroxyprogesteronacetat 10 mg, Norethisteron 5 mg, Norethisteronazetat 1 bis 5 mg oder Dydrogesteron 20 mg pro Tag) jeweils an 10 bis 14 (vorzugsweise an 12) Tagen eines jeden Monats einzunehmen. Bei zyklischer Estradiolapplikation sollte das Gestagen jeweils während der letzten 12 Tage jeder 3wöchigen Estradiol-Behandlungsperiode eingenommen werden, so dass die 4. Woche jedes Zyk­lus behandlungsfrei bleibt.
Bei beiden Anwendungsarten tritt nach der 12tägigen Gestagentherapie in der Regel eine Entzugsblutung auf.

Anwendung
Estraderm TTS wid unverzüglich nach Entfernen der Abziehfolie auf eine saubere, trockene und intakte Hautstelle geklebt.
Es sollte eine Stelle gewählt werden, an der sich die Haut beim Bewegen des Körpers nicht stark faltet, z.B. Gesäss, Hüfte oder Abdomen, und die nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt, also in der Regel von der Kleidung bedeckt ist.
Die bislang gewonnene Erfahrung hat erbracht, dass am Gesäss weniger Hautirritationen auftreten als an anderen Körperstellen. Es ist daher ratsam, Estraderm TTS vorzugsweise am Gesäss anzubringen.
Die Hautstelle darf nicht eingefettet und nicht irritiert sein.

Estraderm darf nicht an den Brüsten angebracht werden. Dieselbe Hautstelle sollte nicht zweimal hintereinander zum Aufkleben eines Systems benutzt werden.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen
Bekannter oder vermuteter Brustkrebs.
Bekanntes oder vermutetes Endometriumkarzinom oder andere estrogenabhängige Neoplasie.
Diagnostisch nicht abgeklärte abnormale Genitalblutung.
Schwere Lebererkrankung.
Porphyrie.
Akute tiefe Venenthrombose, bekannte Thrombophilie oder akute oder anamnestisch bekannte thromboembolische Erkrankungen.
Bekannte Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile.
Schwangerschaft und Stillzeit.

Vorsichtsmassnahmen
Wie bei jeder Therapie mit Sexualhormonen sollten der Verordnung von Estraderm TTS eine allgemeinärztliche und eine gründliche gynäkologische Untersuchung vorausgehen, um Anomalien des Endometriums und Brustkrebs auszuschliessen.
Wie bei jeder längerdauernden Hormonsubstitutionstherapie sollte in regelmässigen Abständen eine erneute allgemeinärztliche und gynäkologische Untersuchung einschliesslich einer Kontrolle des Endometriums, wenn diese als erforderlich erachtet wird, vorgenommen werden.
In allen Fällen von diagnostisch nicht abgeklärten persis­tierenden vaginalen Blutungen oder Spotting (Schmierblutungen) sollen adäquate diagnostische Massnahmen einschliesslich einer histologischen Untersuchung des Endometriums, wenn indiziert, vorgenommen werden, um pathologische Veränderungen auszuschliessen, und die Behandlung sollte neu bewertet werden.
In einer Meta-Analyse, welche auf 51 epidemiologischen Studien beruht, wurde berichtet, dass das Risiko für die Diagnose eines Mammakarzinoms leicht erhöht ist bei Frauen, die eine Hormonsubstitutionstherapie (HRT) anwenden oder angewendet haben. Diese Erkenntnisse können auf die frühzeitigere Diagnose, auf biologische Auswirkungen der HRT oder auf eine Kombination aus beiden zurückzuführen sein. Das Risiko erhöht sich mit der Dauer der HRT und nimmt in den ersten 5 Jahren nach Absetzen graduell ab. Mammakarzinome bei Frauen unter HRT sind bei Diagnosestellung wahrscheinlich eher auf die Brust begrenzt als solche, die bei Nicht-Hormonsubstituierten gefunden werden. Bei Frauen ohne HRT wird im Alter zwischen 50 und 70 Jahren bei ca. 45 von 1000 Frauen ein Mammakarzinom diagnostiziert; das relative Risiko steigt mit dem Alter. Bei Patientinnen, die während 5-15 Jahren eine HRT anwandten, betrug die Zunahme der Mammakarzinom-Fälle 2-12‰ (5 Jahre + 2; 10 Jahre + 6; 15 Jahre + 12), abhängig vom Alter bei Beginn und Therapiedauer.
Frauen, die eine kombinierte Estrogen/Gestagen-Hormonsubstitutionstherapie anwandten, hatten ein ähnliches oder möglicherweise höheres Risiko eines Mammakarzinoms im Vergleich zu Frauen, welche Estrogene alleine anwandten.
Deshalb sollte vor Beginn einer Langzeit-Therapie das Nutzen/Risiko-Verhältnis sorgfältig abgewogen werden.
Frauen mit bekannten Risikofaktoren, die mit der Entwicklung von Brustkrebs einhergehen, insbesondere bei positiver Familienanamnese bei Verwandten ersten Grades oder einer anderen pathologischen Veränderung der Brust, die mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko korreliert, sollten in der Selbstuntersuchung der Brüste angeleitet werden.
Es wird empfohlen, eine Mammographie vor und in regelmässigen Abständen während der Therapie bei Patientinnen mit einem hohen Brustkrebsrisiko durchzuführen, sofern es dem behandelnden Arzt aufgrund der bei jeder Patientin individuell bestehenden Risiken als angemessen erscheint.
Vorbestehende Leiomyome oder Fibrome des Uterus können sich unter einer Estrogentherapie vergrössern. Frauen mit Endometriose sollten engmaschig kontrolliert werden.
Einige Erkrankungen können sich unter einer Hormonsubstitutionstherapie verschlechtern. Zu diesen Erkrankungen gehören: Hypertonie, Asthma, Herzinsuffizienz, Leber- und Nierenfunktionsstörungen, Migräne oder Epilepsie. Es ist deshalb wichtig, dass Patientinnen mit diesen Erkrankungen engmaschig überwacht werden. Bei einer Zunahme von epileptischen Anfällen sollte die Hormonsubstitution abgesetzt werden. Wenn bei einem der oben angegebenenen Krankheitsbilder eine Verschlechterung der zugrundeliegenden Erkrankung während der Hormonsubstitution diagnostiziert oder vermutet wird, muss in jedem Einzelfall eine Neubewertung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses erfolgen.
Vorsicht ist angebracht bei Patientinnen mit einem estrogenbedingten Ikterus oder Pruritus in der Anamnese. Tritt bei Patientinnen ein cholestatischer Ikterus auf, sollte das Medikament abgesetzt und nach den Ursachen geforscht werden.
Frauen mit familiärer Hypertriglyceridämie erfordern eine spezielle Überwachung. Lipidsenkende Massnahmen werden zusätzlich vor Beginn der Hormonsubstitution empfohlen.
Obwohl der heutige Kenntnisstand darauf hinweist, dass Estrogene, einschliesslich transdermal appliziertes Estradiol, den Kohlehydratstoffwechsel nicht negativ beeinträchtigen, sollten, bis weitere Informationen vorliegen, Patientinnen mit Diabetes zu Beginn der Therapie engmaschig kontrolliert werden.

Warnhinweis
Langdauernde Monotherapie mit Estrogenen erhöht nach der Menopause das Risiko von Endometriumhyperplasie und Endometriumkarzinom, wenn die Behandlung nicht durch eine Gestagentherapie ergänzt wird, um das Endometrium zu schützen (siehe «Dosierung»).
Bei jeder topischen Anwendung kann es bekanntlich zu Kontaktsensibilisierung kommen. Im extrem seltenen Fall einer Kontaktsensibilisierung durch eine der Komponenten des Pflasters sollte die Patientin darauf hingewiesen werden, dass es bei fortgesetztem Kontakt mit der auslösenden Substanz zu einer schweren Überempfindlichkeitsreaktion kommen kann.
Epidemiologische Studien haben nahegelegt, dass die Hormonsubstitutionstherapie mit einem erhöhten relativen Risiko für die Entwicklung venöser Thromboembolien (VTE), z.B. tiefer Venenthrombosen oder Lungenembolien einhergehen kann.
Dieses erhöhte Risiko wurde nur bei Patientinnen festgestellt, die gerade unter einer Hormonsubstitution waren, und es bestand nicht weiter bei denjenigen, die früher eine solche Therapie anwendeten.
Bei gesunden Frauen, die eine Behandlung erhalten, ist das jährliche Risiko für eine venöse Thromboembolie 1:5000. Das Risiko scheint im ersten Jahr der Behandlung höher zu sein und nimmt danach ab.
Allgemein anerkannte Risikofaktoren für venöse Thromboembolien schliessen eine entsprechende Anamnese, Familienanamnese bezüglich thromboembolischen Erkrankungen (das Auftreten venöser Thromboembolien bei einem engen Verwandten in einem frühen Alter kann auf eine genetische Disposition hinweisen), schwere Fettsucht (Body Mass Index: >30 kg/m²) und systemischer Lupus erythematosus (SLE) ein.
Das Risiko für venöse Thromboembolien erhöht sich auch mit zunehmendem Alter.
Es gibt keinen Konsens über die mögliche Rolle von Varizen bei der Entwicklung von venösen Thromboembolien.
Eine Anamnese mit wiederholten spontanen Aborten sollte abgekärt werden, um eine thrombophile Prädisposition auszuschliessen. Bei Patientinnen, bei denen diese Diagnose bestätigt ist, wird die Anwendung der Hormon­ersatztherapie als kontraindiziert erachtet.
Das Risiko venöser Thromboembolien kann vorübergehend bei längerer Immobilisierung, grösseren elektiven oder posttraumatischen Eingriffen oder nach einem schweren Trauma erhöht sein.
Bei Frauen unter Hormonsubstitution ist grösste Beachtung auf prophylaktische Massnahmen zu schenken, um venöse Thromboembolien nach dem chirurgischen Eingriff zu verhindern.
In Abhängigkeit von der Art des Ereignisses und der Dauer der Immobilisierung sollte das vorübergehende Absetzen der Hormonsubstitutionstherapie in Betracht gezogen werden.
Patientinnen sollten angewiesen werden, unverzüglich ihren Arzt zu kontaktieren, sobald sie sich eines möglichen thromboembolischen Symptoms bewusst werden (z.B. schmerzhafte Schwellung eines Beins, plötzlicher Schmerz im Brustkasten, Dyspnoe).
Falls sich nach Beginn der Therapie eine venöse Thromboembolie entwickelt, ist das Präparat sofort abzusetzen.

Gründe für das sofortige Absetzen der Medikation
Erste Anzeichen von Thrombophlebitis, tiefer Beinvenenthrombose oder von Lungenembolie, Netzhautthrombose oder anderen thromboembolischen Störungen, Hepatitis, Cholestase (Ikterus, generalisierter Pruritus), Zunahme von epileptischen Anfällen oder von Migräneanfällen, bedeutender Blutdruckanstieg, Wachstum von Myomen, Zeichen eines Prolaktinoms (Kopfschmerzen, Sehstörungen, Laktation ausserhalb der Stillperiode), Schwangerschaft. Bei grösseren geplanten chirurgischen Eingriffen sollte das Präparat ca. 6 Wochen zuvor abgesetzt werden.

Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschafts-Kategorie X.
Estraderm TTS darf während der Schwangerschaft und in der Stillzeit nicht angewendet werden.

Unerwünschte Wirkungen

Häufigkeitsangaben: sehr häufig: Â≥10%, häufig: Â≥1 bis <10%; gelegentlich: Â≥0,1 bis <1%; selten: Â≥0,01 bis <0,1%, sehr selten: <0,01%;

Zentralnervensystem

Häufig: Kopfschmerzen.

Gelegentlich: Migräne

Selten: Schwindel.

Herz-Kreislauf

Sehr selten: thromboembolische Störungen, Verschlimmerung variköser Venen, Blutdruckanstieg.

Magen-Darm-Trakt

Häufig: Nausea, Bauchkrämpfe, Blähungen.

Sehr selten: asymptomatische Leberfunktionsstörungen, cholestatischer Ikterus.

Haut und Hautanhangsgebilde

Sehr häufig: Vorübergehende Rötung und Irritation an der Applikationsstelle mit oder ohne Juckreiz.

Sehr selten: Allergische Kontaktdermatitis; reversible Pigmentierung der Applikationsstelle nach Abklingen der entzündlichen Irritation; generalisierter Juckreiz und Exanthem.

Endokrines System

Sehr häufig: Spannungsgefühl in den Brüsten (Zeichen der Estrogenwirkung, gegebenenfalls einer Überdosierung).

Urogenitaltrakt

Sehr häufig: Durchbruchblutungen (normalerweise Zeichen einer Estrogenüberdosierung).
(Bei adäquater Kombination des Estrogens mit einem Gestagen [sequentiell] tritt meist - wie beim normalen Menstruationszyklus - eine Abbruchblutung ein).
Wie jede Estrogentherapie kann auch transdermal verabreichtes Estrogen zu Endometriumhyperplasie führen, wenn die Estrogenzufuhr nicht durch eine adäquate Gestagentherapie ergänzt wird.

Verschiedene

Selten: Ödeme und/oder Gewichtsveränderungen, Schmerzen in den Beinen, die nicht mit einer thromboembolischen Störung in Zusammenhang stehen und meist vorübergehend, während 3-6 Wochen, auftreten. Bei anhaltenden Beschwerden sollte die Estrogendosierung reduziert werden.

Sehr selten: Anaphylaktoide Reaktionen (anamnestisch bestand bei einigen der Patientinnen eine Allergie).

Interaktionen

Präparate, die mikrosomale Leberenzyme induzieren, z.B. Barbiturate, Hydantoine, Carbamazepin, Meprobamat, Phenylbutazon oder Rifampicin, können die Wirkung der Estrogene und Gestagene beeinträchtigen. Wieweit transdermal appliziertes Estradiol durch solche Präparate beeinflusst werden kann, ist nicht bekannt.

Überdosierung

Aufgrund der Darreichungsform ist eine Überdosierung mit Estradiol unwahrscheinlich. Gegebenenfalls ist sie durch Entfernen des Systems rasch reversibel.
Anzeichen einer Überdosierung - Spannungsgefühl in den Brüsten, Durchbruchblutungen, Wasserretention oder Blähungen - können sowohl einzeln als auch zusammen auftreten.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilität

Ultraviolettes Licht (d.h. Sonnenbestrahlung)
Unter Einwirkung von ultraviolettem Licht wird das in Estraderm TTS enthaltene Estradiol abgebaut. Die Systeme sind daher nicht dem Sonnenlicht auszusetzen. Sie sind unmittelbar nach Entnahme aus dem Beutel an einer Hautstelle anzubringen, die von der Kleidung bedeckt ist.

Haltbarkeit
Estraderm TTS soll nicht über 25 °C aufbewahrt werden.

Hinweise
Die Systeme sind einzeln in einem hitzeversiegelten Beutel aus einer Aluminium/Surlyn-Folie verpackt.
Estraderm TTS ist sowohl vor als auch nach der Anwendung ausserhalb der Reichweite von Kindern aufzubewahren.

IKS-Nummern

47062.

Stand der Information

September 2001.
RL88