Tetracyclin-Antibiotikum zur Behandlungder Akne
Zusammensetzung
1 Kapsel enthält:
Wirkstoff: Minocyclinum 50 mg (ut Minocyclini hydrochloridum), Excipiens pro capsula.
Eigenschaften/Wirkungen
Minocyclin ist ein halbsynthetisches Tetracyclinderivat. Es ist ein Medikament zur antibiotischen internen Langzeitbehandlung der Acne vulgaris.
Aknin-N wirkt in den Haar-Talgdrüsen-Follikeln durch Hemmung der Propionibakterien, denen eine wesentliche Bedeutung für die Entstehung der entzündlichen Akneeffloreszenzen zukommt.
Sein Wirkungsmechanismus beruht auf einer Hemmung der ribosomalen Proteinsynthese in der Bakterienzelle. Ausserdem verhindert Minocyclin im Laborversuch, durch direkte Hemmung der Lipolyse, die Bildung von freien Fettsäuren, die an der Komedonen-Bildung beteiligt sind. Die freien Fettsäuren wirken auf die Haut entzündungserregend und gewebsirritierend.
Wirkungsspektrum von Minocyclin auf Akne verursachende Bakterien
----------------------------------------------------
Keim Anzahl % empfind-
ge- liche Stämme
testeter MHK 90
Stämme < 4 µg/ml
----------------------------------------------------
Staphylococcus species 46 100
Propionibacterium acnes 94 95
Propionibacterium species 57 96
----------------------------------------------------
Keim Anzahl % mässig
ge- empfindliche
testeter Stämme
Stämme MHK 90
< 8 µg/ml
----------------------------------------------------
Staphylococcus epidermidis 424 97
Staphylococcus aureus 2427 95
----------------------------------------------------
Immer häufiger werden Resistenzentwicklungen bei Staphylokokken- und Streptokokkenstämmen beobachtet.
Es bestehen Kreuzresistenzen zwischen Minocyclin und anderen Tetracyclinen.
Pharmakokinetik
Absorption
Minocyclin besitzt eine hohe Lipidlöslichkeit und wird nach oraler Einnahme nahezu vollständig (95-100%) im Gastrointestinaltrakt resorbiert.
Die gleichzeitige Nahrungsaufnahme sowie Milchprodukte können die Resorption von Minocyclin um ca. 20% verringern. Minocyclin bildet schwerlösliche Chelate mit Ionen wie Aluminium, Calcium, Eisen und Magnesium, was zu einer Resorptionsverminderung führt.
Relevante Plasmaspiegel werden bereits nach 30 Minuten erreicht; maximale Plasmaspiegel liegen nach ca. 2-3 Stunden vor. Bei der Dosierung von 100 mg in 24 Stunden liegt die mittlere Serumkonzentration bei 1-2 µg/ml.
Distribution
Die Serumproteinbindung beträgt etwa 59-76% der verabreichten Dosis.
Die Verteilung von Minocyclin im Organismus ist ausgedehnt, sowohl in den Geweben als auch in den Körperflüssigkeiten. Das offenbare Verteilungsvolumen reicht von 80-115 Liter.
Metabolismus/Elimination
Bei normaler Nierenfunktion werden 8-12% der verabreichten Dosis von Minocyclin unverändert im Urin ausgeschieden, was einer renalen Clearance von 0,54 l/Std. entspricht. 20-35% werden über die Fäzes und der Rest als mikrobiologisch inaktive Metaboliten, entweder im Urin oder mit den Fäzes ausgeschieden. Die Gesamtclearance von Minocyclin beträgt 3,36-5,7 l/Std.
Die Plasmahalbwertszeit beträgt 12-17 Stunden; sie ist bei eingeschränkter Nierenfunktion (bis zu einer Kreatininclearance von 20 ml/Min.) nicht wesentlich verlängert.
Tetracycline passieren die Plazenta und gehen in die Muttermilch über.
Kinetik in besonderen klinischen Situationen
Bei ausgeprägter Niereninsuffizienz wird die Plasmahalbwertszeit etwas verlängert (11-30 Stunden).
Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten
Orale Behandlung der Acne vulgaris, besonders gegen papulopustulöse und zystische Formen.
Dosierung/Anwendung
Übliche Dosierung
2 Kapseln täglich, je 1 morgens und 1 abends.
Korrekte Art der Einnahme
Die Kapseln sollten ungeöffnet und unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit während den Mahlzeiten eingenommen werden.
Therapiedauer
Die Therapie ist als Langzeitbehandlung über mindestens 4-6 Wochen durchzuführen.
Anwendungseinschränkungen
Kontraindikationen
Aknin-N darf bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Minocyclin nicht angewendet werden.
Durch die Möglichkeit einer Kreuzallergie zu Tetracyclinen sollte Aknin-N bei nachgewiesener Tetracyclin-Überempfindlichkeit nicht angewendet werden.
Das Präparat darf bei schweren Leberfunktionsstörungen nicht angewendet werden.
Vorsichtsmassnahmen
Bei bereits bestehenden Leberschäden, insbesondere bei Gallenabflussstörungen, kann es durch Kumulation zu hohen Serumkonzentrationen kommen.
Tetracycline können während der Zahnentwicklungsphase permanente Zahnverfärbungen und Schmelzdefekte hervorrufen. Deshalb sollte Aknin-N an Kinder unter 8 Jahren nicht verabreicht werden.
Vorsicht beim Lenken von Fahrzeugen und Bedienen von Maschinen (Schwindel!).
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschafts-Kategorie D.
Aknin-N soll während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht verabreicht werden. Tierstudien zeigten, dass Tetracycline die Plazentarschranke passieren und so toxische Effekte auf den Fötus bewirken können.
Es liegen keine kontrollierten Studien beim Menschen vor.
Tetracycline bilden mit Calcium feste Komplexe, die sich in knochenbildenden Geweben des Fötus oder des Säuglings ablagern. Eine Minocyclin-Therapie während der Schwangerschaft oder Stillzeit kann zu einer kindlichen Verfärbung der Zähne, zu Zahnschmelzdefekten und zu einer reversiblen Verzögerung des Knochenwachstums führen.
Tetracycline gehen in die Muttermilch über. Die Werte in der Muttermilch liegen bei 50-100% der Serumkonzentration.
Unerwünschte Wirkungen
Bei Überwucherung einer resistenten Darmflora können Durchfälle auftreten. Vereinzelt wurden Candida-Infektionen der Vagina beobachtet.
Die häufigsten Nebenwirkungen bestehen in gastrointestinalen Störungen.
Gastrointestinaltrakt
Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhöe, Enterocolitis, wie sie auch bei anderen Antibiotika beobachtet werden; ebenso Zungenbrennen, Stomatitis, Dysphagie, Ösophagitis, Pankreatitis, Pruritus ani et vulvae.
Leber
Es liegen Berichte vor über einen Anstieg der Leberenzyme und selten einer Hepatitis oder einem akuten Leberversagen.
Niere
Eine dosisabhängige Erhöhung des Harnstoff-Stickstoff-Wertes im Blut wurde beobachtet. Bei normaler Nierenfunktion weist dies keine Probleme auf.
Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz kann der erhöhte Tetracyclin-Serumspiegel zu Azotämie, Hyperphosphatämie und Azidose führen.
Haut
Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom und exfoliative Dermatitis treten selten auf.
Das Auftreten eines Sonnenerythems, wie es bei der Behandlung empfindlicher Patienten mit anderen Tetracyclinen nach intensiver Sonnen- oder UV-Bestrahlung hervorgerufen werden kann, wurde bei Aknin-N nur selten beobachtet.
Bei Auftreten eines Hautausschlages oder anderer allergischer Erscheinungen (z.B. Schwellungen im Gesicht und an anderen Körperteilen u.a.) ist die Behandlung abzubrechen und der Arzt aufzusuchen. Der Patient ist anzuweisen, auch bei Auftreten etwaiger anderer Nebenwirkungen den Arzt zu Rate zu ziehen.
Läsionen der Glans penis können Balanitis verursachen.
Pigmentierung der Haut und Schleimhäute sowie Verfärbung der Nägel wurden berichtet.
Überempfindlichkeitsreaktionen
Nebenwirkungen wie Urtikaria, angioneurotisches Ödem, Polyarthralgie, Anaphylaxie, anaphylaktoide Purpurea, Pericarditis und Exazerbation eines systemischen Lupus erythematosus wurden berichtet.
Blut
Wie bei allen Tetracyclinen sind auch bei Aknin-N Reaktionen seitens des hämatopoetischen Systems nicht auszuschliessen (hämolytische Anämien, Thrombozytopenien, Neutropenien und Eosinophilien).
Herxheimer-Reaktion
Durch Endotoxin-Bildung, die nach Auflösung von Bakterien möglich ist, kann es zu einer Herxheimer-Reaktion kommen. Bei Auftreten derartiger Erscheinungen ist die Behandlung abzubrechen und der Arzt aufzusuchen. Pseudotumor cerebri (gutartige intrakraniale Hypertension) wurde bei Erwachsenen mit der Verwendung von Tetracyclinen in Verbindung gebracht. Die üblichen klinischen Symptome davon sind Kopfschmerzen und unscharfes Sehen.
Bei Kleinkindern, bei welchen das Medikament ohnehin kontraindiziert ist, wurde die Vorwölbung der Fontanelle mit der Verabreichung von Tetracyclinen assoziiert. Während diese beiden Nebenwirkungen und ihre Symptome bald nach Absetzen der Tetracycline verschwinden, besteht die Möglichkeit von permanenten Folgeerscheinungen.
Andere
Schwindel, Benommenheit, Kopfschmerzen, Zahnverfärbungen (gelb-grau-braun) und/oder Zahnschmelzhypoplasie wurden bei Kindern unter 8 Jahren und selten auch bei Erwachsenen beobachtet.
Ferner können Schilddrüsenpigmentierungen nach langdauernder Verabreichung auftreten, welche jedoch nicht mit abnormalen Schilddrüsenfunktionen einhergehen.
Selten wurde auch über eine Verschlechterung des Gehörs berichtet.
Interaktionen
Die intestinale Resorption von Minocyclin kann durch polyvalente Kationen wie Calcium-, Magnesium-, Eisen- und Aluminiumionen beeinträchtigt werden.
Antacida, welche diese Ionen enthalten, Eisenpräparate, Milchprodukte, medizinische Aktivkohle und Cholestyramin sollen deshalb mit Minocyclin im zeitlichen Abstand von etwa 2-3 Stunden eingenommen werden.
Minocyclin verstärkt die Wirkung von Antikoagulantien der Cumarinderivatgruppe sowie die Blutzuckersenkung durch Sulfonylharnstoffe.
Bei gleichzeitiger Gabe von bakterizid wirkenden Antibiotika kann deren Wirksamkeit vermindert werden.
Die simultane Verabreichung von potentiell hepatotoxisch- oder nephrotoxisch wirkenden Substanzen ist zu vermeiden.
Unter Tetracyclin-Therapie kann die Sicherheit oraler Antikonzeptiva beeinträchtigt sein. Ein möglicher Hinweis hierfür ist das Auftreten von Zwischenblutungen.
Bei gleichzeitiger Verabreichung von Barbituraten und Antiepileptika und bei chronischem Alkoholismus kann es zu einem beschleunigten Abbau von Tetracyclinen kommen.
Überdosierung
Klinische Erscheinungen
Meistens Gelbfärbung des Harns, Magen-Darm-Störungen, Nausea und Erbrechen; evtl. parenchymatöse Leber- und Nierenschädigung.
Therapie
Nicht resorbiertes Minocyclin sollte durch Induktion von Erbrechen oder durch eine Magenspülung aus dem Magen entfernt werden.
Antacida oder Calcium- und Magnesiumsalze können die Resorption von verbleibendem Minocyclin durch Chelatbildung verhindern.
Eine Peritoneal- oder Hämodialyse ist zur Entfernung der Substanz weniger effektiv. Bei allergischen Reaktionen, übliche antiallergische Behandlung; in schweren Fällen, Glukokortikoide verabreichen.
Sonstige Hinweise
Inkompatibilitäten
Alkoholgenuss kann bisweilen zu Unverträglichkeiten führen.
Beeinflussung diagnostischer Methoden
Der Nachweis von Harnzucker, Eiweiss und Urobilinogen kann während einer Tetracyclinbehandlung gestört werden, und die Tests können falsch positiv ausfallen.
Haltbarkeit
Das Medikament muss in der verschlossenen Originalpackung bei Raumtemperatur (15-25 °C) gelagert werden.
Das Medikament darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden. Dies ist bei Aknin-N besonders wichtig, da aus Minocyclin eventuell toxische Abbauprodukte entstehen können.
Stand der Information
September 1994.
RL88