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Kinpeygo® 4 mg, Hartkapseln mit veränderter Wirkstofffreisetzung
Spirig HealthCare AG

Zusammensetzung

Wirkstoffe
Budesonid.
Hilfsstoffe
Kapselinhalt
Zucker-Stärke-Pellets, Hypromellose, Macrogol 400, Zitronensäure-Monohydrat, Ethylcellulose, mittelkettige Triglyceride, Ölsäure.
Kapselhülle
Hypromellose, Macrogol 400, Titandioxid (E 171), Poly(methacrylsäure-co-methylmethacrylat) Talkum, Dibutyldecandioat.
Druckfarbe
Schellack, Eisenoxid schwarz (E 172).
1 Kapsel enthält 230 mg Saccharose.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Kinpeygo ist zur Behandlung von Erwachsenen mit primärer Immunglobulin A-Nephropathie (IgAN) mit einer Proteinausscheidung im Urin von ≥1,0 g/Tag (bzw. einer Protein/Kreatinin-Ratio im Urin von ≥0,8 g/Gramm) angezeigt.

Dosierung/Anwendung

Die empfohlene Dosis beträgt 16 mg einmal täglich morgens, mindestens eine Stunde vor einer Mahlzeit, über einen anfänglichen Zeitraum von 9 Monaten. Wenn die Behandlung abgesetzt werden soll, sollte die Dosis über einen Zeitraum von 2 Wochen auf 8 mg einmal täglich reduziert werden; die Dosis kann nach Ermessen des behandelnden Arztes bzw. der Ärztin für weitere 2 Wochen auf 4 mg einmal täglich reduziert werden.
Eine erneute Behandlung kann nach Ermessen des behandelnden Arztes bzw. der Ärztin in Erwägung gezogen werden. Die Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlung mit nachfolgenden Behandlungszyklen mit Kinpeygo sind nicht erwiesen.
Wenn der Patient die Einnahme von Kinpeygo vergisst, sollte er Kinpeygo am nächsten Tag morgens, wie gewohnt, einnehmen. Der Patient sollte nicht die doppelte Tagesdosis einnehmen, um eine versäumte Dosis nachzuholen.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Kinpeygo-Kapseln bei Patienten mit Leberfunktionsstörung wurde nicht untersucht (siehe Abschnitte «Kontraindikationen» und «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Kinpeygo ist bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung (Child-Pugh-Klasse C) kontraindiziert. (Siehe Abschnitte «Kontraindikationen», «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Pharmakokinetik»)
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Es ist nicht zu erwarten, dass die Pharmakokinetik von Budesonid bei Patienten mit Nierenfunktionsstörung verändert ist.
Ältere Patienten
Es liegen nur begrenzte Erfahrungen mit der Anwendung von Kinpeygo bei älteren Patienten vor. Aufgrund der verfügbaren klinischen Daten ist jedoch zu erwarten, dass die Wirksamkeit und Sicherheit von Kinpeygo der von anderen untersuchten Altersgruppen ähnlich sind.
Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Kinpeygo-Kapseln bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist bisher noch nicht erwiesen. Es liegen keine Daten vor.
Art der Anwendung
Kinpeygo ist zum Einnehmen. Die Hartkapseln mit veränderter Wirkstofffreisetzung sollten morgens, mindestens 1 Stunde vor einer Mahlzeit, unzerkaut mit Wasser geschluckt werden (siehe Abschnitt «Pharmakokinetik»). Die Kapseln dürfen nicht geöffnet, zerdrückt oder zerkaut werden, da dies das Freisetzungsprofil beeinträchtigen könnte.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einem der Inhaltsstoffe von Kinpeygo.
Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung (Child-Pugh-Klasse C).

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Hyperkortisolismus und Suppression der HPA-Achse
Bei der chronischen Anwendung von Glucocorticoiden können systemische Wirkungen wie Hyperkortisolismus und Suppression der HPA-Achse auftreten. Glucocorticoide können die Reaktion der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) auf Stress reduzieren. In Situationen, in denen Patienten einer Operation unterzogen werden oder anderen Stresssituationen ausgesetzt sind, wird eine Supplementierung durch ein systemisches Glucocorticoid empfohlen.
Da Kinpeygo ein Glucocorticoid enthält, sollten die allgemeinen Warnhinweise zu Glucocorticoiden, wie unten angegeben, befolgt werden.
Patienten mit mittelschwerer Leberfunktionsstörung (Child-Pugh-Klasse B) sollten auf erhöhte Anzeichen und/oder Symptome von Hyperkortisolismus überwacht werden
Steroidentzugssymptome bei Patienten, die von systemischen Corticosteroiden auf Budesonid umgestellt wurden.
Patienten, die von einer Behandlung mit Glucocorticoiden mit hoher systemischer Verfügbarkeit auf Glucocorticoide mit geringerer systemischer Verfügbarkeit, wie z.B. Budesonid, umgestellt werden, sollten überwacht werden, da sich Symptome entwickeln können, die auf das Absetzen einer Steroidtherapie zurückzuführen sind, einschliesslich Symptome einer akuten Suppression der HPA-Achse oder einer benignen intrakraniellen Hypertonie. Bei diesen Patienten kann eine Überwachung der adrenocorticalen Funktion erforderlich sein, und die Dosis der Glucocorticoid-Therapie mit hohen systemischen Wirkungen sollte mit Vorsicht reduziert werden.
Die Substitution systemischer Glucocorticoide durch Budesonid kann Allergien (z.B. Rhinitis und Ekzeme) zum Vorschein bringen, die zuvor durch das systemische Arzneimittel kontrolliert wurden.
Leberfunktionsstörung
Bei Patienten mit mittelschwerer oder schwerer Leberfunktionsstörung (Child-Pugh-Klasse B bzw. C) könnte aufgrund einer erhöhten systemischen Exposition gegenüber oralem Budesonid ein erhöhtes Risiko für Hyperkortisolismus und eine Suppression der HPA-Achse bestehen.
Infektionen
Patienten, die Immunsuppressiva einnehmen, sind anfälliger für Infektionen als gesunde Personen. Windpocken und Masern zum Beispiel können bei anfälligen Patienten oder Patienten, die immunsuppressive Dosen von Glucocorticoiden erhalten, einen schwerwiegenderen oder sogar tödlichen Verlauf haben. Bei Patienten, die diese Erkrankungen nicht hatten, ist besondere Vorsicht geboten, um eine Exposition zu vermeiden.
Es ist nicht bekannt, wie die Dosis, der Verabreichungsweg und die Dauer der Anwendung von Glucocorticoiden das Risiko beeinflussen, eine disseminierte Infektion zu entwickeln. Der Beitrag der zugrunde liegenden Erkrankung und/oder einer früheren Behandlung mit Glucocorticoiden zum Risiko ist ebenfalls nicht bekannt. Bei einer Exposition gegenüber Windpocken kann gegebenenfalls eine Therapie mit Varicella-Zoster-Immunglobulin (VZIG) oder gepooltem intravenösem Immunglobulin (IVIG) angezeigt sein. Bei einer Exposition gegenüber Masern kann eine Prophylaxe mit gepooltem intramuskulärem Immunglobulin (IG) angezeigt sein. (Siehe Zusammenfassungen der Merkmale des Arzneimittels für VZIG und IG.) Bei Auftreten von Windpocken kann eine Behandlung mit antiviralen Arzneimitteln in Betracht gezogen werden.
Glucocorticoide sollten, wenn überhaupt, mit Vorsicht bei Patienten angewendet werden, die an einer aktiven oder latenten Tuberkuloseinfektion, unbehandelten Pilz-, Bakterien-, systemischen viralen oder parasitären Infektionen oder okulärem Herpes simplex leiden.
Impfungen sind grundsätzlich möglich. Bei Impfungen ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Immunantwort und somit der Erfolg der Impfung beeinträchtigt sein kann.
Vorsicht bei besonderen Erkrankungen
Patienten mit Infektionen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Osteoporose, peptischem Ulkus, Glaukom oder Katarakten oder mit Diabetes oder Glaukom in der Familienanamnese oder mit einer anderen Erkrankung, bei der die Anwendung von Glucocorticoiden mit einem erhöhten Risiko für Nebenwirkungen einhergehen kann, sollten überwacht werden.
Sehstörung
Bei der systemischen und topischen Anwendung von Glucocorticoiden können Sehstörungen auftreten. Wenn ein Patient mit Symptomen wie verschwommenem Sehen oder anderen Sehstörungen vorstellig wird, sollte eine Überweisung des Patienten an einen Augenarzt zur Evaluierung möglicher Ursachen in Erwägung gezogen werden; diese umfassen unter anderem Katarakt, Glaukom oder seltene Erkrankungen, wie z.B. zentrale seröse Chorioretinopathie (ZSCR), die nach der Anwendung systemischer oder topischer Glucocorticoide gemeldet wurden.
Gleichzeitige Behandlung mit starken CYP3A4-Inhibitoren
Es ist zu erwarten, dass die gleichzeitige Behandlung mit starken CYP3A4-Inhibitoren, einschliesslich Ketoconazol und cobicistathaltiger Arzneimittel, das Risiko systemischer Nebenwirkungen, die auf Budesonid zurückzuführen sind, erhöht. Die Kombination sollte vermieden werden, es sei denn, der Nutzen überwiegt das erhöhte Risiko systemischer Nebenwirkungen der Glucocorticoide. Wenn dies nicht möglich ist, sollte der Zeitraum zwischen den Behandlungen so lang wie möglich sein, und es könnte auch eine Reduzierung der Budesonid-Dosis auf 8 mg täglich in Betracht gezogen werden (siehe Abschnitt «Interaktionen»).
Nach extensiver Einnahme von Grapefruitsaft (der die CYP3A4-Aktivität vor allem in der Darmschleimhaut hemmt) erhöhte sich die systemische Exposition gegenüber Budesonid nach oraler Verabreichung um etwa das Zweifache. Wie bei anderen Arzneimitteln, die hauptsächlich über CYP3A4 verstoffwechselt werden, sollte im Zusammenhang mit der Anwendung von Kinpeygo die regelmässige Einnahme von Grapefruit oder Grapefruitsaft vermieden werden (andere Säfte wie Orangensaft oder Apfelsaft hemmen CYP3A4 nicht). Siehe auch Abschnitt «Interaktionen».
ACTH-Stimulationstest
Da die Nebennierenfunktion unterdrückt werden kann, könnte ein ACTH-Stimulationstest zur Diagnose der Hypophyseninsuffizienz falsche Ergebnisse (niedrige Werte) zeigen.
Saccharose
Patienten mit der seltenen hereditären Fructose-/Galactose-Intoleranz, einer Glucose-Galactose-Malabsorption oder Sucrase-Isomaltase-Insuffizienz sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.

Interaktionen

Die Behandlung mit Budesonid kann den Kaliumspiegel im Serum senken. Dies sollte in Betracht gezogen werden, wenn Kinpeygo gleichzeitig mit einem Arzneimittel angewendet wird, dessen pharmakologische Wirkungen durch einen niedrigen Kaliumspiegel im Serum verstärkt werden können, wie z.B. Herzglucoside, oder wenn es gleichzeitig mit Diuretika angewendet wird, die den Kaliumspiegel im Serum senken.
Wirkung von Kinpeygo auf andere Arzneimittel
Aufgrund seiner geringen Affinität zu CYP3A4 und P-gp sowie der Formulierung, der pharmakokinetischen (PK) Eigenschaften und der geringen systemischen Exposition ist es unwahrscheinlich, dass Kinpeygo die systemische Exposition anderer Arzneimittel beeinflusst.
Wirkung anderer Arzneimittel auf Kinpeygo
Arzneimittel/Substanzen, die CYP3A4 hemmen
Budesonid wird von CYP3A4 verstoffwechselt. Starke CYP3A4-Inhibitoren können die Plasmaspiegel von Budesonid erhöhen. Die gleichzeitige Anwendung des starken CYP3A4-Inhibitors Ketoconazol oder die Einnahme von Grapefruitsaft führte zu einem 6,5- bzw. 2-fachen Anstieg der Bioverfügbarkeit von Budesonid im Vergleich zur alleinigen Gabe von Budesonid.
Daher sind klinisch relevante Wechselwirkungen mit starken CYP3A-Inhibitoren wie Ketoconazol, Itraconazol, Ritonavir, Indinavir, Saquinavir, Erythromycin, Cyclosporin und Grapefruitsaft zu erwarten und können die systemischen Budesonid-Konzentrationen erhöhen (siehe Abschnitte »Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Pharmakokinetik»).
Arzneimittel/Substanzen, die CYP3A4 induzieren
Die gleichzeitige Behandlung mit CYP3A4-Induktoren wie Carbamazepin kann die systemische Exposition von Budesonid verringern.
Orale Empfängnisverhütungsmittel
Orale Empfängnisverhütungsmittel, die Ethinylestradiol enthalten und ebenfalls von CYP3A4 verstoffwechselt werden, haben keinen Einfluss auf die Pharmakokinetik von Budesonid.
Protonenpumpenhemmer
Die Pharmakokinetik von Budesonid wurde nicht in Kombination mit Protonenpumpenhemmern (PPI) untersucht. In einer Studie zur Bewertung des intragastrischen und intraduodenalen pH-Werts bei gesunden Probanden nach wiederholter Gabe von 40 mg PPI-Omeprazol einmal täglich überschritt der intragastrische und intraduodenale pH-Wert nicht den für die Auflösung von Kinpeygo erforderlichen Wert. Über das Duodenum hinaus ist es unwahrscheinlich, dass PPI wie Omeprazol den pH-Wert beeinflussen.

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft
Die Anwendung während der Schwangerschaft sollte vermieden werden, es sei denn, es liegen zwingende Gründe für eine Therapie mit Kinpeygo vor. Es liegen nur wenige Daten über Schwangerschaftsergebnisse nach oraler Verabreichung von Budesonid beim Menschen vor. Obwohl die Daten zur Anwendung von inhaliertem Budesonid bei einer grossen Anzahl exponierter Schwangerschaften auf keine Nebenwirkungen hinweisen, ist zu erwarten, dass die maximale Konzentration von Budesonid im Plasma im Zusammenhang mit der Therapie mit Kinpeygo im Vergleich zu inhaliertem Budesonid höher ist. Bei trächtigen Tieren hat sich gezeigt, dass Budesonid, wie andere Glucocorticoide, zu Anomalien der fetalen Entwicklung führt (siehe Abschnitt «Präklinische Daten»). Die Relevanz dieser Tatsache für den Menschen wurde bislang nicht untersucht.
Kinpeygo sollte daher während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, der klinische Zustand der Frau erfordert eine Therapie mit Budesonid. Der erwartete Nutzen für die schwangere Frau muss gegen das potenzielle Risiko für den Fötus abgewogen werden.
Es wurde beobachtet, dass Budesonid die Plazentaschranke passiert. Die Relevanz dieser Beobachtung für den Menschen wurde nicht untersucht.
Bei Neugeborenen, die in utero Glucocorticoiden ausgesetzt sind, kann ein Hypoadrenalismus auftreten; Neugeborene sind sorgfältig auf Anzeichen und Symptome eines Hypoadrenalismus zu beobachten.
Stillzeit
Budesonid geht in die Muttermilch über.
Es wurden keine Studien mit oralem Budesonid, einschliesslich Kinpeygo, in der Stillzeit durchgeführt, und es liegen keine Informationen über die Wirkungen des Arzneimittels auf den gestillten Säugling oder die Wirkungen des Arzneimittels auf die Milchproduktion vor. Ein Risiko für den gestillten Säugling kann nicht ausgeschlossen werden.
Wenn Kinpeygo bei stillenden Müttern angewendet wird, muss eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Therapie mit Budesonid verzichtet werden soll/die Therapie mit Budesonid zu unterbrechen ist. Dabei ist sowohl der Nutzen des Stillens für das Kind als auch der Nutzen der Therapie für die Frau zu berücksichtigen.
Fertilität
Es liegen keine Daten über die Auswirkungen von Budesonid auf die menschliche Fertilität vor.
Nach der Behandlung mit Budesonid zeigten sich bei Ratten keine Auswirkungen auf die Fertilität.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen von Kinpeygo auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt. Es wird erwartet, dass Kinpeygo keinen oder einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen hat.

Unerwünschte Wirkungen

In der klinischen Phase-III-Studie mit 389 (davon wurden 195 mit Kinpeygo behandelt) untersuchen Patienten mit primärer Immunglobulin A-Nephropathie, waren die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen während einer Behandlungsdauer von bis zu 9 Monaten Hypokaliämie (13% der mit Kinpeygo behandelten Patienten), Akne (10 %), peripheres Ödem (5%), Gesichtsödem (5%), Gewichtszunahme (5%) und erhöhte Leukozytenzahl (5%); diese Ereignisse waren hauptsächlich von leichtem oder mittelschwerem Schweregrad und reversibel, was auf die geringe systemische Exposition gegenüber Budesonid nach oraler Anwendung zurückzuführen ist.
Nebenwirkungen, die in der zulassungsrelevanten klinischen Phase III-Studie mit Kinpeygo berichtet wurden, und aus Daten nach der Markteinführung von Kinpeygo sind nachfolgend aufgeführt.
Die unerwünschten Wirkungen sind nach MedDRA-Systemorganklassen und Häufigkeit gemäss fol-gender Konvention geordnet:
«sehr häufig» (≥1/10)
«häufig» (≥1/100, <1/10),
«gelegentlich» (≥1/1'000, <1/100)
«selten» (≥1/10'000, <1/1'000)
«sehr selten» (<1/10'000)
«nicht bekannt» (kann aus den vorliegenden Daten nicht abgeschätzt werden)
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Häufig: Erhöhte Leukozytenzahl, Erhöhte Neutrophilenzahl.
Endokrine Erkrankungen
Sehr häufig: Hypokaliämie (13%)
Häufig: Cushing-Syndrom
Stoffwechsel – und Ernährungsstörungen
Häufig: Diabetes mellitus*
Augenerkrankungen
Selten: Verschwommenes Sehen (siehe auch Abschnitt «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»)
Gefässerkrankungen
Häufig: Hypertonie
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Dyspepsie
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Sehr häufig: Hautreaktionen (Akne (10%), Dermatitis)
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Häufig: Muskelspasmen
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Häufig: Peripheres Ödem, Gesichtsödem, Gewichtszunahme
* Alle Patienten mit neu aufgetretenem Diabetes, die während oder nach der Behandlung mit Kinpeygo diagnostiziert wurden, wiesen vor Beginn der Therapie Fasting Blood Glucose (FBG)- und HbA1c-Spiegel auf, die auf Prädiabetes hindeuten (HbA1c ≥5,7 % bzw. FBG ≥100 mg/dl).
Unerwünschte Wirkungen aus der Anwendung in anderen Indikationen mit demselben Wirkstoff, die aber mit dem spezifischen Arzneimittel bislang nicht beobachtet wurden (Häufigkeit in der Indikation IgAN daher nicht bekannt):
Anaphlyaktische Reaktion, Überempfindlichkeitsreaktionen wie Angioödem
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Vermehrte Kaliumausscheidung, verminderte Glucosetoleranz, Natriumretention mit Ödembildung, Inaktivität bzw. Atrophie der NNR
Psychiatrische Erkrankungen
Depressionen, Euphorie, Unruhe, Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen, Angstzustände, Aggression
Erkrankungen des Nervensystems
Tremor, psychomotorische Hyperaktivität
Augenerkrankungen
Getrübte Sicht, Grauer Star einschliesslich subkapsulärer Katarakt, Glaukom
Herzerkrankungen
Palpitationen
Gefässerkrankungen
Erhöhung des Thromboserisikos, Vaskulitis (Entzugssyndrom nach Langzeitherapie)
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Pankreatitis, Magenbeschwerden, Ulcus ventriculi et duodeni
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Allergisches Exanthem, Urtikaria, Ekchymosen, Striae rubrae, Petechien, Steroidakne, verzögerte Wundheilung, Kontaktdermatitis
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Aeptische Knochennekrosen (Femur- und Humeruskopf), Osteoporose, Wachstumsverzögerung bei Kindern
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
Störung der Sexualhormonsekretion (z.B. Amenorrhö, Menstruationsstörungen, Hirsutismus und Impotenz).
Potenzielle Klasseneffekte:
Es sind nur die Klasseneffekte für Glucocorticoide gelistet, die für Budesonid bislang nicht berichtet wurden (Häufigkeit daher nicht bekannt). Diese Nebenwirkungen sind abhängig von der Dosis, der Behandlungsdauer, der gleichzeitigen und früheren Einnahme von Glucocorticoiden und der individuellen Empfindlichkeit:
Muskelschwäche, psychische Erkrankungen.
Pädiatrische Population
Keine Daten verfügbar.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Berichte über akute Toxizität oder Tod nach einer Überdosierung von Glucocorticoiden sind selten. Es ist nicht zu erwarten, dass eine akute Überdosierung, selbst bei übermässigen Dosen, zu klinisch signifikanten Folgen führt. Im Falle einer akuten Überdosierung ist kein spezifisches Antidot verfügbar. Die Behandlung besteht aus einer unterstützenden und symptomatischen Therapie.
Eine sofortige Magenspülung oder künstlich ausgelöstes Erbrechen, gefolgt von einer unterstützenden und symptomatischen Therapie sollte erfolgen.
Bei chronisch übermässigen Dosierungen können systemische Kortikosteroid-Wirkungen wie Hyperkortizismus und Suppression der Nebennierenfunktion auftreten.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
A07EA06
Wirkungsmechanismus
Die beabsichtigte Wirkung von Kinpeygo besteht in der Suppression der B-Schleimhautzellen, die sich in den Peyer-Plaques im Ileum befinden, wo die Mehrzahl der Galaktose-defizienten IgA1-Antikörper (Gd-IgA1) produziert wird. Von der Hemmung ihrer Proliferation und Differenzierung zu Plasmazellen wird erwartet, dass dadurch das Auftreten von Gd-IgA1-Antikörpern und folglich die Bildung von Immunkomplexen im systemischen Kreislauf vermindert wird, wodurch die nachgelagerten Wirkungen der Ablagerung von Gd-IgA1-haltigen Immunkomplexen im glomerulären Mesangium, die sich als Glomerulonephritis und Verlust der Nierenfunktion manifestieren, verhindert werden.
Pharmakodynamik
Kinpeygo ist eine orale Hartkapsel mit modifizierter Freisetzung von Budesonid, die eine verzögerte Kapselauflösung mit einer verlängerten Freisetzung des Wirkstoffs Budesonid im Ileum kombiniert. Da die Freisetzung von Budesonid auf das Ileum gelenkt wird, wo die Peyer-Plaques in hoher Dichte angesiedelt sind, ist eine lokale pharmakologische Wirkung zu erwarten.
Klinische Wirksamkeit
Primäre IgA-Nephropathie
Die Wirksamkeit von Kinpeygo wurde in der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie NefIgArd an erwachsenen Patienten mit primärer, durch Biopsie nachgewiesener IgAN mit anhaltender Proteinurie (Urin-Protein-Kreatinin-Verhältnis (UPCR) ≥0,8 g/g oder Proteinurie ≥1 g/24 h in zwei aufeinanderfolgenden Messungen im Zeitraum von ≥2 Wochen) und einer eGFR von 35−90 ml/min/1,73 m² untersucht, die eine optimierte Dosis (maximal zulässige Dosis oder maximal verträgliche Dosis) einer Renin-Angiotensin-System (RAS)-Hemmer-Therapie als Standardbehandlung erhielten. Ausgeschlossen von der Studienteilnahme waren Patienten mit ungenügend eingestelltem Diabetes mellitus Typ 1 oder 2 (HbA1c >8%), einer sekundären IgAN oder einer non-IgAN-Glomerulonephritis, nicht optimal eingestelltem Blutdruck (≥140/90 mmHg) oder nach Nierentransplantation.
Die Studie untersuchte die Wirkung von Kinpeygo auf die Abnahme der Nierenfunktion auf der Grundlage der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) und die Verringerung der Proteinurie auf der Grundlage des UPCR.
Die NefIgArd-Studie, die insgesamt 364 Patienten im vollständigen Analyseset umfasste, bestand aus zwei Teilen.
Part A umfasste eine Screening-Periode, gefolgt von einer 9-monatigen verblindeten Behandlungsperiode, in der 364 geeignete Patienten im Verhältnis 1:1 randomisiert wurden, um entweder Kinpeygo 16 mg/Tag (182 Patienten) oder Placebo (182 Patienten) zu erhalten, gefolgt von einer 3-monatigen Nachbeobachtungsphase einschliesslich einer 2-wöchigen Ausschleichphase. Die Randomisierung wurde nach Baseline-Proteinurie (<2 g/24 Stunden oder ≥2 g/24 Stunden), Baseline-eGFR (<60 ml/min/1,73 m² oder ≥60 ml/min/1,73 m²) und geografischer Region (Europa, Nordamerika, Südamerika oder Asien-Pazifik) stratifiziert.
Part B umfasste eine zusätzliche, doppelblinde 12-monatige Nachbeobachtungsphase ohne Behandlung, was zu einer Gesamtdauer von 24 Monaten für die NefIgArd-Studie führte. Die Patienten mussten während der gesamten Studiendauer (Part A und Part B) eine stabile Dosis der RAS-Hemmer-Therapie beibehalten.
Als primärer Endpunkt der Studie diente der zeitgewichtete Durchschnitt der eGFR über 2 Jahre, dargestellt als Fläche unter der Kurve (AUC) und berechnet als zeitgewichteter Durchschnitt. Der erste sekundäre Wirksamkeitsendpunkt war definiert als die Zeit bis zu einer 30%igen Reduktion der eGFR vom Ausgangswert.
Die mittlere Veränderung der eGFR gegenüber dem Ausgangswert über zwei Jahre hinweg (ml/min/1,73m2) lag in der Kinpeygo behandelten Gruppe bei -2.47 (95%-KI: -3,88 bis 1,02) gegenüber -7.52 (95%-KI: -8,83 bis -6,18) in der mit Placebo behandelten Gruppe. Damit entsprach der Therapieeffekt von Kinpeygo einer mittleren Differenz der eGFR über zwei Jahre von 5,05 ml/min/1,73m2 (95%-KI: 3,24 bis 7,38, p<0,0001) gegenüber Placebo.
Die Zeit bis zu einer bestätigten 30 %igen Verringerung der eGFR war bei Patienten, die Kinpeygo erhielten, im Vergleich zu denen, die Placebo erhielten, signifikant verzögert (HR 0,45; 95%-KI 0,26 bis 0,75, p=0,0014).
Pädiatrie
Kinpeygo wurde bei Kindern und Jugendlichen mit IgAN nicht untersucht.

Pharmakokinetik

Absorption
Die Kinpeygo-Formulierung ist so konzipiert, dass Budesonid topisch im Ileum verabreicht wird. Die orale Resorption von Budesonid scheint vollständig und rasch zu sein, während die systemische Bioverfügbarkeit aufgrund des hohen First-Pass-Metabolismus gering ist (ca. 10 %).
Nach oraler Einzelgabe von Kinpeygo 16 mg an gesunde Probanden lag das geometrische Mittel der Cmax zwischen 3,2 und 4,4 ng/ml, und die AUC(0-24) lag zwischen 24,1 und 24,8 ng/ml×h.
Es wurde kein klinisch relevanter Einfluss von Nahrung auf die systemische Gesamtexposition von Budesonid beobachtet, wenn eine mässig fetthaltige oder fettreiche Mahlzeit 1 Stunde nach der Einnahme gegessen wurde.
Distribution
Budesonid wird rasch und in grossem Umfang in Gewebe und Organe verteilt. Ungefähr 85 % bis 90 % von Budesonid binden über einen Konzentrationsbereich von 1 nmol/l bis 100 nmol/l an Plasmaproteine im Blut. Das Verteilungsvolumen im Steady-State beträgt 3 bis 4 l/kg.
Metabolismus
Budesonid wird rasch von der Leber (und in geringerem Masse auch vom Darm) metabolisiert, und zwar hauptsächlich über CYP3A4 durch oxidative Wege zu zwei Hauptmetaboliten, 16α-Hydroxyprednisolon und 6β-Hydroxybudesonid, die weniger als 1 % der Affinität für den Glucocorticoid-Rezeptor und der entzündungshemmenden Aktivität von Budesonid aufweisen.
Der Metabolismus von Budesonid ist 2- bis 5-fach schneller als der von Hydrocortison und 8- bis 15-fach schneller als der von Prednisolon.
Elimination
Budesonid weist eine hohe Clearance-Rate von etwa 72 bis 80 l/h auf, die dem geschätzten Leberblutfluss ähnlich ist, was nahelegt, dass Budesonid ein Arzneimittel mit hoher hepatischer Clearance ist.
T½ für Budesonid nach der Dosierung mit Kinpeygo lag in Studien an gesunden Freiwilligen zwischen 5 und 6,8 Stunden.
Budesonid wird über den Urin und Stuhl in Form von Metaboliten ausgeschieden. Die Hauptmetaboliten, darunter 16α-Hydroxyprednisolon und 6β-Hydroxybudesonid, werden hauptsächlich renal ausgeschieden, intakt oder in konjugierten Formen. Im Urin wurde kein unverändertes Budesonid nachgewiesen.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Leberfunktionsstörungen
Budesonid wird überwiegend durch hepatische Biotransformation metabolisiert.
Bei Patienten mit mittelschwerer Leberfunktionsstörung (Child-Pugh-Klasse B) war die systemische Verfügbarkeit von oral verabreichtem Budesonid um das 3,5-Fache (27 %) höher als bei gesunden Probanden (systemische Verfügbarkeit 7,4 %); es gab keinen klinisch relevanten Anstieg der systemischen Verfügbarkeit bei Patienten mit leichter Leberfunktionsstörung (Child-Pugh-Klasse A).
Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung wurden nicht untersucht.
Nierenfunktionsstörungen
Intaktes Budesonid wird nicht renal ausgeschieden. Die Hauptmetaboliten von Budesonid, die eine vernachlässigbare Glucocorticoid-Aktivität aufweisen, werden grösstenteils (60 %) über den Urin ausgeschieden.
Kinder und Jugendliche
Kinpeygo wurde bei Kindern und Jugendlichen nicht untersucht.

Präklinische Daten

Die präklinische Sicherheit von Budesonid wurde in Studien während der Entwicklung anderer Formulierungen dieser Verbindung dokumentiert. Es wurden keine präklinischen Studien mit der Kinpeygo-Formulierung selbst durchgeführt.
Ergebnisse aus Studien zur akuten, subakuten und chronischen Toxizität zeigen, dass die systemischen Wirkungen von Budesonid, z.B. verringerte Körpergewichtszunahme und Atrophie der lymphatischen Gewebe und der Nebennierenrinde, weniger schwerwiegend oder ähnlich denen sind, die nach Verabreichung anderer Glucocorticoide beobachtet werden.
Budesonid, das in sechs verschiedenen Testsystemen untersucht wurde, zeigte keine Anzeichen einer mutagenen oder klastogenen Wirkung.
Eine erhöhte Inzidenz von Hirngliomen bei männlichen Ratten in einer Karzinogenitätsstudie konnte in einer Wiederholungsstudie nicht nachgewiesen werden, in der sich die Inzidenz von Gliomen zwischen keiner der Gruppen unter aktiver Behandlung (Budesonid, Prednisolon, Triamcinolonacetonid) und der Kontrollgruppe unterschied.
Leberveränderungen (primäre hepatozelluläre Neoplasmen), die in der ursprünglichen Karzinogenitätsstudie bei männlichen Ratten festgestellt wurden, wurden in der Wiederholungsstudie mit Budesonid sowie den Referenz-Glucocorticoiden erneut festgestellt. Diese Wirkungen stehen höchstwahrscheinlich mit einem Rezeptoreffekt in Zusammenhang und stellen somit einen Klasseneffekt bei dieser Spezies dar.
Die verfügbare klinische Erfahrung zeigt, dass es keine Hinweise darauf gibt, dass Budesonid oder andere Glucocorticoide beim Menschen Hirngliome oder primäre hepatozelluläre Neoplasmen induzieren.
Budesonid hatte keine Auswirkungen auf die Fertilität von Ratten. Bei trächtigen Tieren wurde gezeigt, dass Budesonid, wie andere Glucocorticoide, den Tod des Fetus und Anomalien der fetalen Entwicklung (kleinere Wurfgrösse, intrauterine Wachstumsverzögerung von Föten und Skelettanomalien) verursacht. Die klinische Relevanz dieser Ergebnisse für den Menschen wurde nicht nachgewiesen (siehe Abschnitt «Schwangerschaft, Stillzeit»).
Die Toxizität von Budesonid-Hartkapseln mit veränderter Wirkstofffreisetzung mit Schwerpunkt auf dem Magen-Darm-Trakt wurde bei Cynomolgus-Affen in Dosen von bis zu 5 mg/kg (etwa das 15-Fache der empfohlenen Tagesdosis von Kinpeygo beim Menschen auf Basis der Dosis pro Körpergewicht) nach wiederholter oraler Verabreichung über einen Zeitraum von bis zu 6 Monaten untersucht. Im Magen-Darm-Trakt wurden weder bei der makroskopischen noch bei der histopathologischen Untersuchung Wirkungen beobachtet.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 25 °C lagern, in der Originalverpackung und ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Zulassungsnummer

69205 (Swissmedic).

Packungen

4 mg: Packung mit 28 und 120 Hartkapseln [B].

Zulassungsinhaberin

Spirig HealthCare AG, 4622 Egerkingen.

Stand der Information

Juli 2025