ZusammensetzungWirkstoffe
Protaminhydrochlorid in wässriger Lösung, standardisiert in Internationalen Einheiten (I.E.).
Hilfsstoffe
Natriumchlorid (nur in Protamin Ipex 1000 zur i.v. Injektion; Natriumgehalt pro Ampulle: 0,016 g); Natriumhydroxid (1 mol/ml) und Salzsäure (1 mol/ml) zur pH-Einstellung, Wasser zu Injektionszwecken.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenInaktivierung von Heparin bei stärkeren Blutungen nach massiver i.v.- oder s.c.-Überdosierung von Heparin sowie Inaktivierung von Heparin nach Anwendung des extrakorporalen Kreislaufs und der künstlichen Niere.
Dosierung/AnwendungÜbliche Dosierung
Neutralisierung von unfraktioniertem Heparin
Das effektiv benötigte Quantum Protamin Ipex hängt von der im Blut kreisenden Heparinmenge und -art ab: Wegen der kurzen Halbwertzeit von Heparin verringert sich auch die für eine Neutralisation erforderliche Menge Protamin mit der Zeit, die seit der Injektion verstrichen ist.
Erfahrungsgemäss antagonisieren, 1000 I.E. Protaminhydrochlorid ca. 1000 I.E. unfraktioniertes Heparin, bzw. 5000 I.E. Protaminhydrochlorid ca. 5000 I.E. unfraktioniertes Heparin.
Als allgemeine Dosierungsrichtlinie für die selten notwendige Behandlung heparinbedingter Blutungen kann für Protamin Ipex die Menge gelten, die 50% der letzten applizierten Heparindosis (in I.E.) entspricht. Nach i.v.-Verabreichung von Heparin wird die ganze Dosis in Form von Protamin Ipex 1000 langsam, d.h. innerhalb von 2-5 Minuten i.v., bei subkutaner Heparingabe ein kleiner Teil langsam i.v. und der grössere Teil in Form von Protamin Ipex 5000 i.m. verabreicht.
Bei unbekannter Heparinkonzentration wird empfohlen, anfänglich nicht mehr als 1 ml Protamin Ipex 1000 langsam i.v. zu verabreichen.
Neutralisierung von niedermolekularen Heparinen
Bei der Antagonisierung von niedermolekularen Heparinen ist zu berücksichtigen, dass die Anti-Faktor IIa-Aktivitäten von niedermolekularen Heparinen durch Protaminhydrochlorid rasch und praktisch vollständig aufgehoben werden können. Bei der Anti-Faktor Xa-Aktivität bleibt ein Restanteil erhalten, der von der Art des niedermolekularen Heparins abhängig ist und zwischen 40 und 80 % betragen kann. Die für die Antagonisierung verschiedener niedermolekularer Heparine erforderlichen Protaminhydrochlorid-Dosen gehen aus der folgenden Tabelle hervor:
Wirkstoff
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Dosierung
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Nadroparin-Ca
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1 mg oder 100 Antiheparineinheiten Protaminhydrochlorid neutralisieren etwa 160 I.E. Anti-Xa Nadroparin.
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Dalteparin-Na
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1 mg oder 100 Antiheparineinheiten Protaminhydrochlorid heben die Wirkung von 100 I.E. Dalteparin auf die Verlängerung der aPTT auf.
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Enoxaparin-Na
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1 mg oder 100 Antiheparineinheiten Protaminhydrochlorid neutralisieren die Anti-Faktor-IIa-Aktivität, die von 0,01 ml Enoxaparin hervorgerufen wird.
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Reviparin-Na
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1 mg oder 100 Antiheparineinheiten Protaminhydrochlorid neutralisieren 82 Anti-Xa-Einheiten (BRS) von Reviparin-Natrium.
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Tinzaparin-Na
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Intravenöse Darreichung 1 mg oder 100 Antiheparineinheiten pro 100 Anti-Xa-I.E. Tinzaparin.
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Certoparin-Na
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1 mg oder 100 Antiheparineinheiten intravenös verabreichtes Protaminhydrochlorid können die gerinnungshemmende Wirkung von 200 I.E. Certoparin-Natrium auf aPTT, Thrombin sowie die Blutungszeit sofort und vollständig aufheben.
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Die Gabe von Protamin Ipex soll nur in schweren Fällen erwogen werden, da ein Überschuss von Protaminhydrochlorid selbst einen gerinnungshemmenden Effekt ausübt sowie anaphylaktische Reaktionen bewirken kann. Protamin Ipex ist nur so lange zu verabreichen, bis die Thrombinzeit wieder normalisiert ist, um einen Überschuss an Protamin zu vermeiden.
Inaktivierung von Heparin nach Anwendung des extrakorporalen Kreislaufs
Zur Inaktivierung von Heparin nach Anwendung des extrakorporalen Kreislaufs kann je nach der notwendigen Menge Protamin Ipex 1000 beziehungsweise Protamin Ipex 5000 verwendet werden, wobei man sich in der Dosierung je nach dem Ausfall der wiederholten Gerinnungsbestimmungen (z.B. Thrombinzeit, aktivierte partielle Thromboplastinzeit) richtet.
Erfahrungsgemäss antagonisieren, 1000 I.E. Protaminhydrochlorid ca. 1000 I.E. unfraktioniertes Heparin, bzw. 5000 I.E. Protaminhydrochlorid ca. 5000 I.E. unfraktioniertes Heparin.
Die Wirkung der Antikoagulantien vom Cumarintyp wird durch Protamin Ipex nicht aufgehoben.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Ältere Patienten
Es liegen keine Anhaltspunkte zur Anpassung der empfohlenen Dosierung für ältere Patienten vor.
Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit und Wirksamkeit der Anwendung von Protaminhydrochlorid bei Kindern ist nicht gezeigt.
Art der Anwendung
Art und Dauer der Anwendung
Protamin Ipex darf nur sehr langsam i.v. als auch i.m. appliziert werden.
Dosierungsanpassungen
Intravenöse Injektion
Bei prädisponierten Patienten sollte Protamin Ipex 1000 zur Vermeidung anaphylaktischer Reaktionen am besten als Tropfinfusion in 100 bis 200 ml physiologischer Kochsalzlösung verabreicht werden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Die Infusionslösung ist nach der Zubereitung (Verdünnung) sofort zu verwenden.
Intramuskuläre Injektion
Nach intravenöser Injektion einer Ampulle Protamin Ipex 1000, kann eine Ampulle Protamin Ipex 5000 intramuskulär angewendet werden, wenn ein Depot für eine langsame Freisetzung zur Neutralisierung von Heparin, das intramuskulär oder subkutan gegeben wurde, benötigt wird. Falls notwendig, kann die Anwendung einer weiteren Ampulle Protamin Ipex 5000 nach einigen Stunden wiederholt werden.
KontraindikationenÜberempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung.
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenDie Verabreichung von Protamin Ipex ist mit dem Risiko anaphylaktischer und anaphylaktoider Reaktionen verbunden, die bis zum Bronchospasmus, Kreislaufkollaps und Herzstillstand gehen können. Deshalb ist eine engmaschige Überwachung des Herz-Kreislauf-Systems während der Anwendung von Protamin zwingend erforderlich. Ausserdem müssen alle für die Behandlung solcher Reaktionen notwendigen allgemeinen und medikamentösen Vorkehrungen getroffen sein.
Patienten, die bereits mit Protamin oder mit protaminhaltigem Insulin behandelt wurden, Patienten mit bekannter Fischeiweissallergie, sowie Patienten, die sich einer Vasektomie unterzogen haben (z.B. zur Sterilisation), haben ein höheres Risiko, anaphylaktische Reaktionen zu entwickeln.
Um diese Reaktionen bei besonders prädisponierten Patienten zu vermeiden, sollte Protamin Ipex 1000 langsam, am besten als Tropfinfusion in physiologischer Kochsalzlösung, verabreicht werden (s. a. «Dosierung/Anwendung»).
Ist eine allergische Reaktion auf Protaminhydrochlorid wahrscheinlich, sollte eine Testdosis eines geeigneten, gängigen Antiallergikums vor der Behandlung mit Protamin gegeben werden.
Die Gabe von Protaminhydrochlorid kann ausserdem kardiovaskuläre Komplikationen auslösen. Klinische und experimentelle Beobachtungen haben gezeigt, dass eine Neutralisierung von Heparin durch Protamin zu einem Anstieg des pulmonalen arteriellen Drucks und zur Reduktion des systolischen und diastolischen Blutdrucks, des myokardialen Sauerstoffverbrauchs, der Herzauswurfrate, der Herzfrequenz und des systemischen Gefässwiderstandes führen kann.
Protaminhdrochlorid kann, insbesondere in höheren Dosen, ebenfalls einen gerinnungshemmenden Effekt ausüben, so dass es infolge einer Überdosierung zu verstärkten Blutungen kommen kann. Deshalb sollte, sobald die Wirkung des Heparins neutralisiert wurde, kein überschüssiges Protamin Ipex gegeben werden. Die Neutralisierung von Heparin kann durch Messung der Thrombinzeit überwacht werden.
Protamin Ipex darf nicht zusammen mit Cefazolin über denselben intravenösen Zugang gegeben werden, da Ausfällungsreaktionen beobachtet wurden (s. «Interaktionen» und «Sonstige Hinweise: Inkompatibilitäten»).
Protamin Ipex enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Ampulle, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».
InteraktionenProtamin Ipex neutralisiert Heparin durch Komplexbildung. Protamin Ipex sollte nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt verabreicht werden, insbesondere nicht mit Antibiotika (z.B. Cefazolin) oder Röntgenkontrastmitteln, da es zu Ausfällungen kommen kann.
Schwangerschaft, StillzeitSchwangerschaft
Es liegen keine Daten zur Anwendung von Protamin Ipex in der Schwangerschaft vor. Es sind weder kontrollierte Studien bei Tieren noch bei schwangeren Frauen verfügbar. Das potentielle Risiko für den Menschen ist unbekannt. Während der Schwangerschaft sollte das Arzneimittel daher nicht angewendet werden, es sei denn, es ist klar notwendig.
Stillzeit
Weiterhin ist nicht bekannt, ob Protamin in die Muttermilch übergeht. Sollte eine Verabreichung während der Stillzeit indiziert sein, sollte vorsichtshalber abgestillt werden.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenEs wurden keine entsprechenden Studien durchgeführt.
Unerwünschte WirkungenBesonders bei zu rascher i.v.-Verabreichung können Übelkeit, Erbrechen, Wärmegefühl, Flush, Bradykardie, Dyspnoe, schwere Hypotonie, aber auch Hypertonie auftreten. In seltenen Fällen wurden allergische Reaktionen (Angioödem, anaphylaktischer oder anaphylaktoider Schock) beobachtet. Besonders prädisponiert scheinen Patienten zu sein mit Fischallergie, vorangegangener Vasektomie, Therapie mit Protamin-Zink-Insulin oder Protaminexposition zur Inaktivierung von Heparin (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Die unerwünschten Wirkungen sind nach MedDRA-Systemorganklassen und Häufigkeit gemäss folgender Konvention geordnet:
«sehr häufig» (≥1/10)
«häufig» (≥1/100, <1/10)
«gelegentlich» (≥1/1000, <1/100)
«selten» (≥1/10'000, <1/1000)
«sehr selten» (<1/10'000)
Erkrankungen des Immunsystems
Häufig: Anaphylaktische und anaphylaktoide Reaktionen (z.B. mit Urticaria).
Selten: Angioödem, anaphylaktischer Schock.
Herzerkrankungen
Häufig: Bradykardie.
Selten: Rechtsherz- bzw. globales Herzversagen infolge pulmonaler Hypertonie.
Gefässerkrankungen
Häufig: Hypotonie, Vasodilatation, Flush.
Selten: schwere Hypotonie und Hypertonie.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Häufig: Bronchospasmus, Dyspnoe.
Selten: Pulmonal-arterielle Hypertonie, Lungenödem.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Übelkeit, Erbrechen.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Häufig: Wärmegefühl.
Beschreibung spezifischer unerwünschter Wirkungen und Zusatzinformationen
Es ist nicht geklärt, ob ein nicht-kardiogenes eiweissreiches Lungenödem, das bei Verwendung von Protamin bei kardiopulmonalen Bypass-Operationen beobachtet wurde, ein von den anaphylaktischen Reaktionen verschiedenes klinisches Bild darstellt.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
ÜberdosierungAnzeichen und Symptome
Bei Überdosierung von Protamin Ipex kann es infolge des protamineigenen gerinnungshemmenden Effektes zu Blutungen kommen.
Behandlung
Durch die kontrollierte Gabe von Heparin bis zur Normalisierung der Thrombinzeit können diese Blutungen zum Stillstand gebracht werden.
Eigenschaften/WirkungenATC-Code
V03AB14
Wirkungsmechanismus
Die Protamine sind stark basische niedermolekulare Proteine mit hohem Argininanteil und werden aus Testikeln von Salmenarten gewonnen. Protamine wirken in vitro und in vivo als Heparinantagonisten, indem sie mit dem stark sauren Heparin inaktive Komplexe bilden, die keine blutgerinnungshemmende Wirkung ausüben.
1 ml Protamin 1000 neutralisiert 1000 I.E. Heparin in vitro.
1 ml Protamin 5000 neutralisiert 5000 I.E. Heparin in vitro.
In vivo werden geringere Mengen benötigt, da der Organismus selbst Heparin inaktiviert.
Die Wirkung von Protaminhydrochlorid tritt 1-2 Minuten nach i.v.-Injektion ein.
Protaminhydrochlorid kann, allein verabreicht, gerinnungshemmend wirken.
Protaminhydrochlorid antagonisiert nur zum Teil die Wirkung von fraktionierten, niedermolekularen Heparinpräparaten.
Pharmakodynamik
Siehe Wirkungsmechanismus.
Klinische Wirksamkeit
Keine Angaben.
PharmakokinetikAbsorption
Keine Angaben.
Distribution
Nach i.v.-Applikation am Tier fanden sich die höchsten Organkonzentrationen in Leber und Nieren.
Metabolismus
Protamin wird im Plasma enzymatisch inaktiviert, wobei die Plasmaenzyme teilweise wahrscheinlich auch den Protamin-Heparin-Komplex spalten und so Heparin freigesetzt wird.
Elimination
Protamin wird hauptsächlich über die Nieren, zu einem geringeren Teil auch über Leber und Galle ausgeschieden. Es bildet mit Heparin einen inaktiven Komplex. Für diese Komplexe wurde beim Tier eine Halbwertzeit von 24 Minuten gefunden.
Präklinische DatenEs wurden keine Studien zur Bestimmung des mutagenen, karzinogenen und reproduktionstoxischen Potentials mit Protamin Ipex durchgeführt.
Sonstige HinweiseInkompatibilitäten
Da Protamin Ipex Komplexe bildet, sollte es nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt verabreicht werden, insbesondere nicht mit Antibiotika (z.B. Cefazolin) oder Röntgenkontrastmitteln, da es zu Ausfällungen kommen kann.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 25 °C lagern.
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Zulassungsnummer15160 (Swissmedic)
PackungenProtamin Ipex Inj Lös i.v. 1000 I.E. Amp 5 ml. (B)
Protamin Ipex Inj Lös i.m. 5000 I.E. Amp 5 ml. (B)
ZulassungsinhaberinMEDA Pharmaceuticals Switzerland GmbH, CH-8602 Wangen-Brüttisellen.
Stand der InformationOktober 2022
[Version 101 D]
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