Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenAllgemeine Hinweise
Risikofaktor: Überempfindlichkeit
Es besteht ein Risiko für Überempfindlichkeit, unabhängig von der verabreichten Dosis.
Patienten, bei denen es bereits bei einer früheren Untersuchung mit Lipiodol Ultra-fluide zu einer ausgeprägten Reaktion kam oder die eine bekannte Iodempfindlichkeit haben, weisen ein erhöhtes Hypersensitivitätsrisiko auf.
Wie bei allen iodhaltigen Kontrastmitteln, können anaphylaktoide Reaktionen mit unter Umständen lebensbedrohlichen kardiovaskulären (Schock) oder respiratorischen (Kehlkopfödem, Bronchospasmus) Komplikationen, sowie Abdominal-Symptomen, Urtikaria, Angioödem oder neurologischen Komplikationen auftreten.
Diese Überempfindlichkeitsreaktionen sind allergischer Natur (schwerwiegende Formen werden als anaphylaktische Reaktionen bezeichnet) oder nicht allergischer Natur. Sie können als Sofortreaktion (weniger als 60 min) oder auch als Spätreaktion (bis zu 7 Tage nach Applikation) auftreten. Sie sind meist unvorhersehbar, dosisunabhängig und können tödlich sein.
Bei jeder Untersuchung müssen deshalb die personellen Voraussetzungen für eine Notfalltherapie erfüllt sein und das notwendige Material verwendungsbereit sein (Sauerstoff, Adrenalin, Infusionsmaterial, Intubations- und Beatmungsmöglichkeiten, u.a.). Ein bestehender i.v. Zugang muss aufrechterhalten werden.
Es ist unbedingt erforderlich, mit der Durchführung sämtlicher Notfallmassnahmen vertraut zu sein.
Nach Kontrastmittelgabe soll der Patient noch mindestens 30 bis 60 Minuten unter Aufsicht bleiben, da erfahrungsgemäss die Mehrzahl schwerwiegender Überempfindlichkeitsreaktionen innerhalb dieser Zeit auftritt (siehe “Unerwünschte Wirkungen“).
Risikofaktor: Schilddrüsenfunktionsstörung
Allgemein
Iodierte Röntgenkontrastmittel beeinflussen die Schilddrüsenfunktion aufgrund ihres Gehaltes an freiem Iodid respektive enzymatische Iodabspaltung im Körper. Bei prädisponierten Patienten kann dies zu einer Hyperthyreose führen. Um diese Stoffwechselstörung zu vermeiden, ist es notwendig, mögliche thyreoidale Risikofaktoren zu erfassen. Gefährdet sind Patienten mit latenter Hyperthyreose oder funktioneller Autonomie. Auf Grund der längeren Verweildauer des Lipiodols Ultra-fluide im Körper treten Schilddrüsen-Wechselwirkungen mit Lipiodol Ultra-fluide häufiger als mit wasserlöslichen organischen Iodderivaten auf. Daher muss bei potenziell gefährdeten Patienten vor der Untersuchung die Schilddrüsenfunktion untersucht und eine Hyperthyreose ausgeschlossen werden. Eine vorbeugende medikamentöse Schilddrüsenblockade ist zu erwägen.
Zudem kann die Gabe iodierter Kontrastmittel insbesondere bei Neu- und Frühgeborenen eine Hypothyreose auslösen. Aus diesem Grunde sollten die TSH- und T4-Werte sieben bis 10 Tage sowie einen Monat nach der Kontrastmittelgabe überprüft werden. Man beachte auch die „Interaktionen“, „Unerwünschte Wirkungen“ und „Sonstige Hinweise“.
Risikofaktor: Asthma
Die Injektion von Lipiodol Ultra-fluide kann die Symptome eines bestehenden Asthmas verstärken. Allgemein ist der klinische Einsatz von Lipiodol Ultra-fluide nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung zu treffen.
Risikofaktor: Nierenfunktion
Iodhaltige Kontrastmittel können eine vorübergehende Veränderung der Nierenfunktion hervorrufen oder eine vorbestehende Niereninsuffizienz verschlimmern. Zur Vorbeugung sind folgende Massnahmen empfohlen:
·Identifikation von Risiken: Dehydration, Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus, schwere Herzinsuffizienz, multiples Myelom, Morbus Waldenström, alte atheromatöse Patienten.
·Ggf. den Patienten vor und nach der Behandlung hydrieren.
·Kombinationen mit nephrotoxischen Arzneimitteln vermeiden. Die betreffenden Arzneimittel sind vor allem Aminoglykoside, Organoplatine, Methotrexat in hohen Dosen, Pentamidinund bestimmte Virostatika (Foscarnet, Aciclovir, Ganciclovir, Valaciclovir, Adefovir, Cidofovir, Tenofovir), Vancomycin, Amphotericin B, Immunsuppressiva wie Ciclosporin oder Tacrolimus, Ifosfamid.
·Einhalten eines Zeitabstandes von mindestens 48 Stunden zwischen Röntgenuntersuchungen und/oder Interventionen mit iodhaltigen Kontrastmittelinjektionen
Embolische und thrombotische Komplikationen
Der unkontrollierte Übergang von Lipiodol Ultra-fluide in das arteriovenöse System kann in verschiedenen Organen zum vorübergehenden Verschluss kleiner Gefässe (Ölembolie) führen. Die Anzeichen einer solchen Embolie sind selten und treten normalerweise sofort auf, sie können aber auch verzögert (einige Stunden oder Tage später) auftreten. Sie sind in der Regel vorübergehend. Die meisten gemeldeten Fälle umfassen Lungenembolie, Hirnembolie (die zu einem Hirninfarkt führen können) und Hautembolie (möglicherweise in Verbindung mit Hautnekrose). Daher sollte das Nutzen-Risiko-Verhältnis bei Patienten mit Foramen ovale oder bekanntem Shunt zwischen tumorversorgender Arterie und Lungenvene vor der Untersuchung sorgfältig abgewogen werden. Es wurden Fälle eines wiedereröffneten Foramen ovale mit konsekutivem zerebralen Infarkt im Rahmen einer Lipiodol Ultrafluide Lungenembolie gemeldet. Zu den klinischen Erscheinungen im Zusammenhang mit dem Lipiodol-Hirninfarkt gehören eine akute Bewusstseinsstörung und Atemnot kurz nach dem Eingriff. Darüber hinaus wurden 24 bis 48 Stunden nach dem Eingriff auch neurologische Symptome berichtet. Bei Patienten mit einem klinischen Verdacht auf Hirninfarkt sollte unverzüglich eine Bildgebung des Kopfes durchgeführt werden. Die Patienten sollten über die möglichen Anzeichen einer Embolie informiert werden und sich an ihren Arzt oder ein Krankenhaus wenden, wenn Symptome auftreten.
Metformin
Bei mit Metformin behandelten Diabetikern mit Nierensinsuffizienz muss die Metformin-Behandlung abgebrochen werden, bei normaler Nierenfunktion sollte sie für mindestens 48 Stunden nach der Verabreichung des Kontrastmittels unterbrochen werden.
Lymphographie
Nach der vaskulären Verabreichung von Lipiodol Ultra-fluide werden stets die Lungenkapillaren embolisiert. Diese pulmonale Embolisierung, welche radiologisch durch eine Miliaria objektiviert werden kann, ist bei den meisten Patienten vorübergehend und klinisch unauffällig. Jedoch können auch klinische Zeichen vorhanden sein, welche in der Regel sofort auftreten, aber auch erst nach Stunden oder Tagen erscheinen können. Selten wurden auch schwere, manchmal fatale Lungenschäden gemeldet.
Vor der Lymphographie ist deshalb eine Thoraxaufnahme unerlässlich. Im Falle einer Herz- und/oder Lungeninsuffizienz sowie bei Lungenerkrankungen (vgl. auch Rubrik „Kontraindikationen“) muss entweder ganz auf die Untersuchung verzichtet werden oder nach einer differenzierten Lungenfunktionsprüfung die Verabreichung unter grösster Vorsicht unter Anpassung der Dosis erfolgen, da ein Teil des Präparates vorübergehend die Lungenkapillaren embolisiert.
Die Anwendung von Lipiodol Ultra-fluide stellt besonders bei Patienten mit vorbestehender Lungenerkrankung mit eingeschränkter Lungenkapazität und/oder reduziertem pulmonalem Blutfluss eine bedeutende Gefahr mit bis zu letalem Ausgang dar. Sowohl die Sauerstoffdiffusionskapazität als auch der pulmonale Blutfluss können nach Lipiodol Ultra-fluide signifikant absinken und zwar auch ohne weitere klinische Manifestationen. Patienten mit vorbestehenden Lungenerkrankungen weisen auch eine erhöhte Rate an Lungenkomplikationen wie Infarkten auf. Wenn auch selten können Lungeninfarkte ohne vorbestehende Lungenerkrankung auftreten.
Nach einer Chemo- oder Strahlentherapie verkümmern die Lymphknoten und nehmen geringere Mengen Kontrastmittel auf, so dass eine Dosisreduktion nötig ist.
Die Dosis soll generell so niedrig wie möglich gehalten werden. Überdosierungen können durch eine radiologische oder visuelle Kontrolle während der Injektion vermieden werden.
Zudem besteht die Gefahr einer Fettembolie. Die Gefässstrukturen sind deshalb sorgfältig zu meiden: das Präparat darf auch nicht in einer hämorrhagischen oder traumatisierten Region zur Anwendung kommen.
Die Indikation zur Lymphographie hat grundsätzlich und im besondere bei älteren Patienten nur nach strenger Indikationsstellung zu erfolgen.
Die Indikationen zur Anwendung von Lipiodol Ultra-fluide sind bei Vorliegen eines primären Lymphödems sehr eng zu fassen, da trotz sorgfältiger Untersuchungstechnik ein solches Ödem verstärkt werden kann.
Transarterielle Chemoembolisation (TACE) bei einem hepatozellulären Karzinom
Die transarterielle Chemoembolisation wird bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose (Child Pugh ≥ 8 Punkte), fortgeschrittener Leberfunktionsstörung sowie makroskopischer Tumorinvasion und/oder extrahepatischer Ausbreitung des Tumors nicht empfohlen.
Die hepatische intraarterielle Anwendung kann bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung und/oder mehreren kurz aufeinanderfolgenden TACE Anwendungen eine irreversible Leberinsuffizienz hervorrufen. Eine erhöhte postinterventionelle Mortalität wurde bei mehr als 50% Tumorbefall der Leber, Bilirubinspiegel > 2 mg/dl, Lactatdehydrogenase-Spiegel > 425 mg/dl, Aspartataminotransferase-Spiegel > 100 IE/l und/oder dekompeniserter Zirrhose beobachtet.
Kardiovaskuläre und/oder pulmonale Begleiterkrankungen sollten vor Einleitung der TACE abgeklärt werden.
Ösophagusvarizen müssen sorgfältig überwacht werden, da sie unmittelbar nach der Behandlung reissen können. Wenn das Risiko einer Ruptur besteht, sollte vor der transarteriellen Chemoembolisation eine endoskopische Sklerotherapie/Ligatur durchgeführt werden.
Das Risiko einer Superinfektion in dem behandelten Bereich wird normalerweise durch Gabe von Antibiotika vermieden. Bei der intra-arteriellen Anwendung von Lipiodol Ultra-fluide sind mehrere Fälle einer interstitiellen Pneumonie mit Dyspnoe, akuter respiratorischer Insuffizienz und/oder Todesfolge berichtet worden. Patienten mit kardialem Rechts-Links-Shunt und Patienten mit massiver Lungenembolie haben ein besonderes Risiko für zerebrale Öl-Mikroembolien.
Gesamtnatriumgehalt
Lipiodol Ultra-fluide enthält Natriumsulfit. Es kann in seltenen Fällen schwere Überempfindlichkeits-reaktionen und Bronchospasmen hervorrufen.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Ampulle von 10 ml, d.h. es ist nahezu „natriumfrei“.
|