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Fachinformation zu Gentamicin AApot Injektionslösung:Armeeapotheke
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Zusammensetzung

Wirkstoffe
Gentamicinum ut Gentamicini sulfas.
Hilfsstoffe
Gentamicin 80 mg/2 mL AApot Injektionslösung: Natrii metabisulfis (E 223) 6.4 mg, aqua ad iniectabile q.s. ad solutionem pro 2 mL corresp. Natrium 1.55 mg.
Gentamicin 20 mg/2 mL AApot Injektionslösung: Natrii metabisulfis (E 223) 3.25 mg, aqua ad iniectabile q.s. ad solutionem pro 2 mL corresp. Natrium 0.79 mg.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Gentamicin AApot wird zur Behandlung von schweren Infektionen, verursacht durch Gentamicin-empfindliche Keime, verwendet, wenn weniger toxische Substanzen keine Wirkung zeigen (s. «Eigenschaften/Wirkungen»), wie zum Beispiel:
Sepsis, Bakteriämie;
Infektionen der Harn- und Geschlechtsorgane;
Nosokomiale Pneumonien;
Osteoartikuläre Infektionen;
Infizierte Verbrennungs- und Verletzungswunden;
Intraabdominelle Infektionen (einschliesslich Peritonitis);
Infektionen des Beckens;
Infektionen des zentralen Nervensystems (Meningitis).
Gentamicin AApot sollte bei allen Indikationen, mit Ausnahme von komplizierten Harnwegsinfektionen, nur in Kombination mit anderen relevanten Antibiotika (in erster Linie mit einem Beta-Lactam-Antibiotikum oder mit einem gegen anaerobe Bakterien wirksamen Antibiotikum) angewendet werden. Beta-Lactame: angewendet werden (Beta-Lactame: s. Rubrik «Inkompatibilitäten»)
Gentamicin AApot ist auch wirksam zur Behandlung von schweren Infektionen durch gewisse Staphylokokken.
In der Chirurgie kann Gentamicin AApot allenfalls zur Behandlung vermuteter oder nachgewiesener Infekte durch empfindliche Keime bereits vor der Operation eingesetzt werden; die Behandlung mit Gentamicin AApot sollte postoperativ kurzzeitig weitergeführt werden.
Bei Eingriffen mit erhöhtem Infektionsrisiko (Gastrointestinaltrakt, Gallen- und Harnwege usw.) ist dieses Vorgehen besonders indiziert.
Es wird empfohlen, dass die Indikationsstellung und der Therapiebeginn mit Gentamicin im Spital unter Anleitung eines Spezialisten, wie z.B. eines Infektiologen, erfolgen.
Offizielle Empfehlungen zum angemessenen Gebrauch von Antibiotika sollten beachtet werden, insbesondere Anwendungsempfehlungen zur Verhinderung der Zunahme der Antibiotikaresistenz.

Dosierung/Anwendung

Gentamicin AApot kann langsam intravenös oder intramuskulär injiziert werden. Die empfohlene Dosis für die intravenöse und intramuskuläre Anwendung ist identisch.
Zur Berechnung der korrekten Dosis sollte das Gewicht vor Behandlungsbeginn herangezogen werden.
Übliche Dosierung
Patienten mit normaler Nierenfunktion
1. Erwachsene
Bei schweren Infektionen wird eine Dosis von 3 mg/kg/Tag in 3 gleichen Dosen alle 8 Std. verabreicht.
Folgende vereinfachte Dosierungs-Richtlinien können befolgt werden:
Patienten mit einem Gewicht über 60 kg: 80 mg (2 mL) dreimal täglich, oder 120 mg (3 mL) alle 12 Std.
Patienten mit einem Gewicht unter 60 kg: 60 mg (1,5 mL) dreimal täglich.
Bei lebensbedrohlichen Infektionen können bis zu 5 mg/kg/Tag in 3 oder 4 Dosen verabreicht werden. Diese Dosierung sollte auf 3 mg/kg/Tag reduziert werden, sobald dies klinisch angezeigt ist. Bei solchen Patienten ist es wünschenswert, die Serumkonzentrationen des Antibiotikums zu messen, um adäquate, jedoch nicht überhöhte Spiegel zu erreichen. Es werden im allgemeinen Spitzenkonzentrationen von 4–6 µg/mL erwartet.
Bei mittelschweren allgemeinen Infektionen oder Harnwegsinfektionen, bei denen eine hohe Empfindlichkeit des kausalen Mikroorganismus besteht, kann eine Dosierung von 2 mg/kg/Tag, appliziert in 2 gleichen Dosen, in Betracht gezogen werden. Ist hingegen eine klinische Reaktion nicht sofort ersichtlich, sollte die Dosierung auf 3 mg/kg/Tag erhöht und in 3 gleichen Dosen verabreicht werden.
Bei chronischen oder rezidivierenden Harnwegsinfektionen kann Gentamicin AApot in einer Dosis von 160 mg einmal täglich während 7–10 Tagen verabreicht werden.
2. Kinder
Kinder: 6–7.5 mg/kg/Tag (2.0–2.5 mg/kg, alle 8 Stunden verabreicht).
Neugeborene, älter als 1 Woche und Säuglinge: 7.5 mg/kg/Tag (2.5 mg/kg, alle 8 Stunden verabreicht).
Frühgeborene oder Neugeborene, die 1 Woche oder weniger alt sind: 5–6 mg/kg/Tag (2.5–3.0 mg/kg, alle 12 Stunden verabreicht).
Die Behandlungsdauer (für alle Infektionen) sollte normalerweise auf 7–10 Tage beschränkt werden. Bei schwierigen und komplizierten Infektionen kann eine längere Therapie erforderlich sein, (s. Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Spezielle Dosierungsanweisungen
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion muss die Dosierung reduziert und an die Nierenfunktion angepasst werden (s. Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Wenn immer möglich, sollten die Serumkonzentrationen von Gentamicin überwacht werden. Eine Methode der Dosis-Anpassung ist die Intervall-Verlängerung zwischen den üblicherweise verabreichten Dosen. Da die Serum-Kreatinin-Konzentration in enger Korrelation mit der Serum-Halbwertszeit von Gentamicin steht, kann dieselbe für die Anpassung der Intervalle zwischen den Dosen gebraucht werden. Die Serumhalbwertszeit (in Stunden) von Gentamicin kann berechnet werden, indem man den Wert des Serum-Kreatinins (ausgedrückt in mg/100 mL) mit 4 multipliziert. Die Intervalle zwischen den Dosen (in Stunden) können annähernd ermittelt werden, indem der Serum-Kreatinin-Wert (mg/100 mL) mit 8 multipliziert wird (Tabelle 1). Zum Beispiel könnten einem Patienten mit einem Körpergewicht von 60 kg mit einem Serum-Kreatinin-Spiegel von 2.0 mg/100 mL 60 mg (1 mg/kg) alle 16 Stunden (2.0 mg/100 mL × 8) gegeben werden.

Tabelle 1: Dosisanpassung bei eingeschränkter Nierenfunktion:
Verlängerung der Dosierungsintervalle bei gleichbleibender Dosis

Körpergewicht

Dosis

Kreatinin-Clearance (mL/min.)

Serum-Kreatinin (mg/100mL)

BUN (mg/100mL)

Dosierungsintervall

> 60kg

80mg (2mL)

> 70

< 1.4

< 18

alle 8 Stunden

35–70

1.4–1.9

18–29

alle 12 Stunden

24–34

2.0–2.8

30–39

alle 18 Stunden

16–23

2.9–3.7

40–49

alle 24 Stunden

10–15

3.8–5.3

50–74

alle 36 Stunden

5–9

5.4–7.2

75–100

alle 48 Stunden

≤60kg

60mg (1.5mL)

wie oben

Bei Patienten mit schweren systemischen Infektionen und einer renalen Schädigung kann es wünschenswert sein, das Antibiotikum häufiger, jedoch in herabgesetzter Dosis, zu verabreichen. Nach der üblich verabreichten Initialdosis ist die ungefähre Richtlinie zur Bestimmung der herabgesetzten Dosen im 8-Stunden-Intervall die normal empfohlene Dosis dividiert durch den Serum-Kreatinin-Spiegel (Tabelle 2). Zum Beispiel ein Patient mit einem Körpergewicht von 60 kg und mit einem Serum-Kreatinin-Wert von 2.0 mg/100 mL erhält eine Initialdosis von 60 mg (1 mg/kg) und eine Erhaltungsdosis alle 8 Stunden von zirka 30 mg (60:2). Es sollte darauf hingewiesen werden, dass sich die Nierenfunktion während der Therapie mit Gentamicin verändern kann.

Tabelle 2: Dosisanpassung bei eingeschränkter Nierenfunktion:
Verringerung der Dosis bei gleichbleibendem Dosierungsintervall (8 Stunden)

Serum-Kreatinin (mg/100mL)

Kreatinin-Clearance (mL/min/1.73m2)

Folgedosen (Prozent der Initialdosis)

≤1.0

> 100

100

1.1–1.3

70–100

80

1.4–1.6

55–70

65

1.7–1.9

45–55

55

2.0–2.2

40–45

50

2.3–2.5

35–40

40

2.6–3.0

30–35

35

3.1–3.5

25–30

30

3.6–4.0

20–25

25

4.1–5.1

15–20

20

5.2–6.6

10–15

15

6.7–8.0

< 10

10

Bei Anwendung des 8-stündigen Dosierungsintervalls sind Dosisreduktion und Intervallverlängerung gleichermassen geeignete Lösungen.
Dosierung bei Hämodialysepatienten: bei solchen Patienten kann die Menge des aus dem Blut ausgeschiedenen Gentamicins nach verschiedenen Faktoren variieren, einschliesslich der angewandten Dialyse-Methode. Eine 6-Stunden-Hämodialyse kann die Serumkonzentrationen von Gentamicin um ungefähr 50% herabsetzen. Die empfohlene Dosis am Ende jeder Dialyse-Periode beträgt 1–1.7 mg/kg (Körpergewicht), je nach Schwere der Infektion. Bei Kindern kann eine Dosis von 2–2.5 mg/kg KG verabreicht werden.
Bei älteren Patienten können aufgrund einer eingeschränkten Nierenfunktion niedrigere Erhaltungsdosen angezeigt sein als bei jüngeren Erwachsenen.
Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion ist keine Dosisanpassung erforderlich.
Diese Dosierungs-Richtlinien sind nicht als starre Empfehlungen gedacht, sondern sie sollen als Anhaltspunkte für die Dosierung gelten, wenn eine Messung des Gentamicin-Serumspiegels nicht möglich ist. Sie sollten zusammen mit einer sorgfältigen Überwachung durch Klinik und Labor gebraucht werden und, wenn nötig, durch den behandelnden Arzt modifiziert werden.
Intravenöse Anwendung
Für die intravenöse Anwendung bei Erwachsenen kann die Einzeldosis von Gentamicin AApot in 50–200 mL steriler physiologischer Kochsalzlösung oder in einer 5%igen wässrigen Dextroselösung verdünnt und über einen Zeitraum von 20–60 Minuten infundiert werden. Bei Säuglingen und Kindern sollte das Volumen der Infusionslösung geringer sein.
Eine Einzeldosis von Gentamicin AApot kann unverdünnt direkt in die Vene oder in den Infusionsschlauch gespritzt werden. Dies sollte während einer Zeitspanne von 2–3 Minuten erfolgen und nötigenfalls alle 8 Stunden wiederholt werden.
Gonorrhöe bei Mann und Frau
Eine Einzeldosis von 240–280 mg Gentamicin AApot, intramuskulär verabreicht, hat ihre Wirkung in der Behandlung von Gonokokken-Urethritis beim Mann bewiesen. Die gleiche Dosis, intramuskulär verabreicht, wird bei der Behandlung von Gonokokken-Infektionen des unteren Genitalbereiches der Frau als wirksam angesehen.
Bei der Anwendung von Gentamicin AApot 80 mg/2 mL ist es empfehlenswert, die Hälfte der Dosis in jeden Glutäalmuskel zu injizieren.
Kombinationstherapie
Bei der Anwendung einer Kombinationstherapie muss die Dosis von Gentamicin AApot nicht reduziert werden.

Kontraindikationen

·Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, andere Aminoglykoside oder eine unter «Hilfsstoffe» genannte Substanz
·Myasthenia gravis.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Überwachung
Zur Vermeidung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen wird die kontinuierliche Überwachung der Nierenfunktion und die Kontrolle der vestibulären und cochleären Funktion, vor allem bei Patienten, bei denen eine eingeschränkte Nierenfunktion bekannt ist oder vermutet wird, sowie der Leber- und Laborparameter empfohlen.
Der Urin sollte auf eine Verringerung des spezifischen Gewichts, vermehrte Eiweissausscheidung und das Vorhandensein von Zellen oder Harnzylindern untersucht werden. Blutharnstoff-Stickstoff (BUN), Serumkreatinin oder Kreatininclearance sollten in regelmässigen Zeitabständen bestimmt werden. Bei Anzeichen einer Ototoxizität oder Nephrotoxizität muss die Dosis angepasst oder das Medikament abgesetzt werden.
Nierenfunktionsstörungen
Bei Patienten mit fortgeschrittener Niereninsuffizienz oder vorbestehender Innenohrschwerhörigkeit sollte Gentamicin nur angewendet werden, wenn dies vom Arzt als unbedingt notwendig erachtet wird. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sollte das Dosierungsintervall verlängert oder die Dosis reduziert werden, (s. Rubrik «Dosierung/Anwendung»).
Nephrotoxizität und Ototoxizität
Von einer erhöhten Nephrotoxizität wurde nach der gleichzeitigen Verabreichung von Aminoglykosid-Antibiotika mit Cephalothin berichtet.
Eine Schädigung des achten Hirnnerven (N. vestibulocochlearis) mit Beeinträchtigung der Gleichgewichts- und der Hörfunktion kann auftreten. Die Vestibularisschädigung stellt die häufigste ototoxische Reaktion dar. Ein Hörverlust äussert sich initial durch eine verminderte Hörschärfe im Hochtonbereich und ist in der Regel irreversibel.
Symptome einer Ototoxizität sind: Schwindelgefühl, Ohrgeräusche (Tinnitus), Vertigo sowie seltener Hörverlust, (s. Rubrik «Unerwünschte Wirkungen»).
Bei Patienten mit mitochondrialen DNA-Mutationen (insbesondere die Substitution des Nukleotids 1555 A zu G im 12S rRNA Gen) besteht ein erhöhtes Ototoxizitätsrisiko, selbst wenn die Aminoglykosid-Serumspiegel während der Behandlung innerhalb des empfohlenen Bereichs liegen. Bei solchen Patienten sollten alternative Behandlungsmöglichkeiten in Betracht gezogen werden.
Bei Patienten mit relevanten Mutationen oder Aminoglykosid-induzierter Taubheit in der mütterlichen Vorgeschichte sollten alternative Behandlungen oder genetische Untersuchungen vor der Anwendung in Betracht gezogen werden.
Bei Patienten mit Nierenerkrankungen im Endstadium, die unter intermittierender Hämodialyse oder chronischer Hämodialyse oder chronischer Peritonealdialyse sind, ist die Toxizität hauptsächlich auditiv, da die Nieren nicht mehr funktionstüchtig sind.
Zur Verminderung des Risikos einer Nephro- und Ototoxizität sind folgende Anweisungen zu beachten:
·Bei Patienten mit zusätzlichen Risikofaktoren sind regelmässige Kontrollen der Hör- Gleichgewichts- und Nierenfunktion angezeigt. Bei beeinträchtigter Leber- oder Hörfunktion, Bakteriämie und Fieber wurde über ein erhöhtes ototoxisches Risiko berichtet. Volumenmangel oder Hypotonie und Lebererkrankungen wurden als zusätzliche Risikofaktoren für Nephrotoxizität genannt.
·Kontrolle der Nierenfunktion vor, während und nach der Therapie.
·Dosierung streng nach Kreatinin-Clearance (bzw. Serumkreatinin-Konzentration). Bei eingeschränkter Nierenfunktion muss die Dosis der Nierenleistung angepasst werden (s. Rubrik «Dosierung/Anwendung»).
·Therapiebegleitende Kontrollen der Gentamicin-Konzentrationen im Serum. Spitzenkonzentrationen über 10–12 mg/L (toxische Schwelle für das cochleovestibuläre System) bei konventioneller Mehrfachgabe pro Tag und Talkonzentrationen über 2 mg/L sollten nicht überschritten werden (s. Rubrik «Dosierung/Anwendung»).
·Bei schon bestehender Innenohrschädigung (Hörbeeinträchtigung oder Gleichgewichtsstörungen) oder langfristiger Behandlung ist zusätzlich eine Überwachung der Gleichgewichtsfunktion und des Hörvermögens erforderlich.
·Eine längere Behandlungsdauer ist zu vermeiden. Sie sollte möglichst auf 7–10 Tage beschränkt werden (s. Rubrik «Dosierung/Anwendung»).
·Vermeiden einer erneuten Aminoglykosid-Therapie unmittelbar im Anschluss an eine vorangegangene Aminoglykosid-Behandlung; wenn möglich sollte zwischen den Behandlungen ein therapiefreies Intervall von 7–14 Tagen liegen.
·Möglichst keine gleichzeitige Gabe anderer potentiell oto- und nephrotoxischer Substanzen. Lässt sich dies nicht vermeiden, ist eine besonders engmaschige Kontrolle der Nierenfunktion angezeigt (s. Rubrik «Interaktionen»).
·Gewährleistung einer ausreichenden Hydratation und Urinproduktion.
Neuromuskuläre Störungen
Da Gentamicin neuromuskulär blockierende Eigenschaften hat, ist bei Patienten mit neuromuskulären Vorerkrankungen (z.B. Morbus Parkinson) besondere Aufmerksamkeit geboten. Dies gilt auch für Patienten, die gleichzeitig Muskelrelaxantien erhalten (z.B. bei der perioperativen Gabe von Gentamicin) (s. Rubrik «Interaktionen»).
Antibiotikaassoziierte Durchfälle, pseudomembranöse Colitis
Die Behandlung mit Gentamicin kann ein übermässiges Wachstum von Arzneimittel-resistenten Mikroorganismen hervorrufen. Wenn dies auftritt, sollte eine geeignete Behandlung initiiert werden.
Es wurden Diarrhoe und pseudomembranöse Kolitis beobachtet, wenn Gentamicin zusammen mit anderen Antibiotika angewendet wurde. Bei allen Patienten, die während oder kurz nach der Behandlung eine Diarrhoe entwickeln, sollte diese Diagnose in Betracht gezogen werden. Wenn der Patient während der Behandlung unter schwerer und/oder blutiger Diarrhoe leidet, sollte Gentamicin abgesetzt und eine geeignete Therapie eingeleitet werden. Arzneimittel, die die Peristaltik hemmen, sollten nicht angewendet werden.
Überempfindlichkeitsreaktionen, Kreuzreaktionen
Es gibt sehr seltene Berichte über Stevens-Johnson Syndrom und Lyell-Syndrom (Epidermolysis acuta toxica) bei Verwendung von Aminoglykosiden, einschliesslich Gentamicin.
Eine Kreuz-Allergie unter den Aminoglykosiden wurde festgestellt.
Verbrennungen
Bei Patienten mit ausgedehnten Verbrennungen können die Serumkonzentrationen von Aminoglykosiden reduziert sein. Deshalb sollte die Dosis aufgrund der gemessenen Serumkonzentration angepasst werden.
Fanconi-ähnliches Syndrom
Ein Fanconi-ähnliches Syndrom mit Aminoazidurie und metabolischer Azidose wurde bei einigen mit Gentamicin behandelten Erwachsenen und Kindern beobachtet.
Hilfsstoffe von besonderem Interesse
Der Hilfsstoff Natrium-Metabisulfit (E 223) kann in seltenen Fällen schwere Überempfindlichkeits-Reaktionen und Bronchospasmen hervorrufen (s. auch unter «Unerwünschte Wirkungen»).
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Ampulle, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».

Interaktionen

Muskelrelaxantien und Ether
Die neuromuskulär-blockierenden Eigenschaften der Aminoglykoside werden durch Ether und Muskelrelaxantien verstärkt. Wenn Gentamicin während oder unmittelbar nach Operationen verabreicht wird, kann bei gleichzeitiger Anwendung von Muskelrelaxantien vom nicht depolarisierenden Typ die neuromuskuläre Blockade verlängert sein und eine respiratorische Paralyse verursachen. Auch grössere Transfusionen mit antikoaguliertem Blut können wegen des Citratgehalts solche Erscheinungen auslösen. Solche Patienten sollten besonders sorgfältig überwacht werden. Durch die Injektion von Calciumchlorid kann die aminoglykosidbedingte neuromuskuläre Blockade aufgehoben werden.
Methoxyfluran-Anästhesie
Aminoglykoside können die nierenschädigende Wirkung von Methoxyfluran verstärken. Bei gleichzeitiger Anwendung sind schwerste Nephropathien möglich. Vor einem chirurgischen Eingriff muss der Anästhesist über die Behandlung mit Aminoglykosiden informiert werden.
Potentiell nephro- oder ototoxische Arzneimittel
Die gleichzeitige und/oder sequentielle systemische oder lokale Anwendung von anderen potentiell ototoxischen und/oder nephrotoxischen Arzneimitteln sollte vermieden werden. Zu diesen Arzneimitteln gehören Aminoglykoside (z.B. Amikacin, Gentamicin, Kanamycin, Neomycin, Streptomycin, Tobramycin, Vancomycin), Bacitracin, Polymyxin B, Colistin, anorganische Platinverbindungen (z.B. Cisplatin), hochdosiertes Metothrexat, Ifosfamid, Pentamidin, Foscarnet, einige antivirale Stoffe (Aciclovir, Ganciclovir, Adefovir, Cidofovir, Tenofovir), Amphotericin B, Immunsuppressiva (z.B. Cyclosporin, Tacrolimus), einige Cephalosporine und Schleifendiuretika wie Etacrynsäure und Furosemid sowie jodhaltige Röntgenkontrastmittel. Falls eine solche Kombination notwendig ist, sollte die Nierenfunktion engmaschig mit entsprechenden Labortests überwacht werden.
Bei Cisplatin ist zu beachten, dass noch rund 3–4 Wochen nach Gabe dieser Substanz die Nephrotoxizität von Gentamicin verstärkt werden kann.
Andere Antibiotika
Eine In-vitro-Mischung von Aminoglykosiden mit Betalaktam-Antibiotika (Penicilline oder Cephalosporine) kann zu einer signifikanten gegenseitigen Inaktivierung führen. Selbst wenn ein Aminoglykosid und ein Penicillin getrennt voneinander auf unterschiedlichem Weg verabreicht werden, wurde bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion und auch bei einigen Patienten mit normaler Nierenfunktion eine Reduktion der Aminoglykosid-Serumhalbwertszeit oder -Serumspiegel beobachtet.
Eine Reduktion der Gentamicin-Serumhalbwertszeit wurde bei Patienten mit schwer eingeschränkter Nierenfunktion berichtet, die zeitgleich mit Gentamicin Carbenicillin erhielten. Normalerweise ist eine solche Aminoglykosid-Inaktivierung nur bei Patienten mit schwerer Einschränkung der Nierenfunktion klinisch signifikant.

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft
Es liegen keine hinreichenden Daten für die Anwendung von Gentamicin bei Schwangeren vor. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt (s. «Präklinische Daten»). Gentamicin ist plazentagängig und kann den Fötus schädigen, wenn es schwangeren Frauen verabreicht wird. Es gab Berichte über vollständige, irreversible, beidseitige angeborene Taubheit bei Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft Aminoglykoside, einschliesslich Gentamicin erhielten. Aufgrund des potentiellen Risikos für Innenohr- und Nierenschäden beim Fötus sollte Gentamicin AApot in der Schwangerschaft nur bei lebensbedrohender Indikation, und falls keine andere Therapieoption zur Verfügung steht, angewendet werden. Wenn Gentamicin während der Schwangerschaft verwendet werden muss, oder wenn die Patientin während der Verabreichung von Gentamicin schwanger wird, sollte sie über die potentielle Gefahr für den Fötus informiert werden und eine Überprüfung der Hör- und Nierenfunktion des Neugeborenen sollte vorgenommen werden.
Stillzeit
Gentamicin tritt beim Menschen in die Muttermilch über und wurde in niedrigen Konzentrationen im Serum von gestillten Kindern gefunden. Es muss eine Entscheidung getroffen werden, ob abzustillen ist, oder ob Gentamicin abgesetzt bzw. nicht gegeben werden soll. Bei gestillten Kindern können Diarrhoe und Pilzinfektionen der Schleimhaut auftreten, sodass möglicherweise abgestillt werden muss. Die Möglichkeit einer Sensibilisierung sollte berücksichtigt werden.
Fertilität
Es liegen keine Daten zu den Auswirkungen von Gentamicin AApot auf die Fertilität beim Menschen sowie bei Tieren vor.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt.
Treten mögliche unerwünschte Wirkungen wie Schwindel, Benommenheit, Hörverlust, Lethargie, Konfusion, Konvulsion oder Sehstörungen auf, kann Gentamicin AApot die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit Maschinen zu bedienen beeinträchtigen.

Unerwünschte Wirkungen

Tabelle 3: Liste der unerwünschten Wirkungen
Sehr häufig (≥1/10); häufig (≥1/100, <1/10); gelegentlich (≥1/1'000, <1/100); Selten (≥1/10'000, <1/1'000); sehr selten (<1/10'000); nicht bekannt (kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden)

Infektionen und parasitäre Erkrankungen

Nicht bekannt:

Superinfektion (verursacht durch Gentamicin-resistente Bakterien)
Pseudomembranöse Colitis (s. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»)

Erkrankungen des Blut-und des Lymphsystems

Gelegentlich:

Splenomegalie, Zu- oder Abnahme der Retikulozyten-Zahl, Anämie, Leukopenie, Granulozytopenie, Eosinophilie, Thrombozytopenie, Dyskrasie

Selten:

Vorübergehende Agranulozytose

Erkrankungen des Immunsystems

Gelegentlich:

Anaphylaktische Reaktionen (einschliesslich anaphylaktischer Schock) und Überempfindlichkeitsreaktionen1

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Selten:

Larynxödem, Appetitverlust, Gewichtsabnahme, Abnahme der Calcium-, Magnesium-, Natrium- und Kaliumspiegel, Bartter-Syndrom bei Patienten, die über einen längeren Zeitraum (mehr als 4 Wochen) mit hohen Dosen behandelt wurden

Sehr selten:

metabolische Azidose, Hypophosphatämie

Psychiatrische Erkrankungen

Selten:

Depression, Lethargie, Verwirrtheit

Sehr selten:

Halluzinationen

Erkrankungen des Nervensystems

Gelegentlich:

Empfindungslosigkeit, Konvulsionen

Selten:

Pseudotumor Cerebri, akutes hirnorganisches Syndrom, Kopfschmerzen, Polyneuropathie

Sehr selten:

Parästhesien, Enzephalopathie, neuromuskuläre Blockade, Gleichgewichtsstörungen

Augenerkrankungen

Gelegentlich:

Sehstörungen

Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths

Häufig bis sehr häufig:

Schwindel, Vertigo, Dröhnen, Hörverlust, Tinnitus

Sehr selten:

Vestibuläre Störung, Menière-Krankheit, Schwerhörigkeit

Nicht bekannt:

VIII-Nervenschädigung, irreversibler Hörverlust und irreversible Taubheit

Herzerkrankungen

Gelegentlich:

Hypotonie, Hypertonie

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Gelegentlich:

Atemdepression

Selten:

Lungenfibrose

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Gelegentlich:

Nausea, Erbrechen, Stomatitis

Selten:

Erhöhter Speichelfluss

Leber und Gallenerkrankungen

Gelegentlich:

Vorübergehende Hepatomegalie, Erhöhung der SGOT, SGPT und LDH sowie alkalischen Phosphatase und Bilirubin

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Gelegentlich:

Hautkribbeln, Rash, Juckreiz, Urticaria, generalisiertes Brennen, allergische Dermatitis

Selten:

Alopezie, Purpura

Sehr selten:

Stevens-Johnson Syndrom2, Epidermolysis acuta toxica (Lyell-Syndrom)2, Erythema multiforme

Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Gelegentlich:

Muskelzuckungen, Arthralgie, Gelenkschmerzen, Myasthenie-ähnliches Syndrom

Selten:

Myalgie

Sehr selten:

Tremor

Erkrankungen der Nieren und ableitenden Harnwege

Häufig bis sehr häufig (Risikopatienten):

Nephrotoxische Reaktionen (Zylindrurie, Proteinurie, Hämaturie, Oligurie), Erhöhung von BUN, NPN, Serum-Kreatinin

Selten:

Azotämie (reversibel)

Sehr selten:

Akutes Nierenversagen, Hyperphosphaturie, Aminoazidurie, Fanconi-ähnliches Syndrom bei Patienten, die über einen längeren Zeitraum mit hohen Dosen behandelt wurden (s. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»)

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Gelegentlich:

Fieber, subkutane Atrophie, Nekrose des Fettgewebes am Ort der Injektion

Nicht bekannt:

Schmerzen an der Injektionsstelle

1 Es können Überempfindlichkeitsreaktionen unterschiedlichen Schweregrades auftreten, die vom Hautausschlag und Juckreiz über Arzneimittelfieber bis zu schweren akuten Überemfpindlichkeitsreaktionen (Anaphylaxie) reichen können.
2 Kann als Überempfindlichkeitsreaktion auftreten.
Nephrotoxizität
Bei Patienten mit einer Anamnese von Niereninsuffizienz, bei Patienten, die über eine längere Zeit behandelt wurden und bei Patienten, die mit höheren Dosen als der empfohlenen behandelt wurden, treten Nebenwirkungen häufiger auf. Ältere und jüngere Patienten sind besonders gefährdet, und eine engmaschige klinische Überwachung ist ratsam.
Neurotoxizität
Es wurden Nebenwirkungen beim 8. Cranialnerv berichtet, betroffen waren sowohl der Vestibulär- als auch der Hörnerv. Die trat hauptsächlich bei Patienten mit Niereninsuffizienz auf und bei Patienten, die hohe Dosen erhielten und/oder eine verlängerte Therapie. Die Symptome beinhalten Vertigo, Schwindel, Tinnitus, Ohrendröhnen und Hörverlust. Hörverlust manifestiert sich zuerst durch das Abnehmen der Hochfrequenzwahrnehmung und kann irreversibel sein. Ebenso wie bei anderen Aminoglycosiden können die Vestibularveränderungen irreversibel sein. Andere Faktoren, die das Risiko der Toxizität erhöhen, können Dehydration, gleichzeitige Verabreichung von Etacrynsäure oder Furosemid oder eine frühere Exposition mit anderen ototoxischen Substanzen sein.
Sulfit-Überempfindlichkeit
Gentamicin AApot enthält Natriummetabisulfit (E 223) als Antioxidans, das bei disponierten Patienten zu Überempfindlichkeitsreaktionen führen kann (Erytheme, Urtikaria, Angioödem, Rhinitis, Asthma und Kreislaufschock).
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Gentamicin besitzt ein enges therapeutisches Fenster. Im Fall einer Akkumulation (z.B. bei eingeschränkter Nierenfunktion) können die Nieren und der Nervus vestibulocochlearis geschädigt werden.
Behandlung im Fall einer Überdosierung
Das Arzneimittel ist abzusetzen. Es gibt kein spezielles Gegenmittel. Gentamicin kann durch Hämodialyse entfernt werden (bei einer Peritonealdialyse verläuft die Elimination langsamer und mit Unterbrechungen). Bei Neugeborenen können auch Austauschtransfusionen erwogen werden.
Behandlung einer neuromuskulären Blockade
Bei neuromuskulärer Blockade (meist durch Wechselwirkungen verursacht, s. Rubrik «Interaktionen») ist die Gabe von Calciumchlorid zweckmässig, gegebenenfalls muss künstlich beatmet werden.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
J01GB03
Wirkungsmechanismus
Gentamicin ist ein Aminoglykosid-Antibiotikum. Es beeinflusst bei empfindlichen Bakterien das Wachstum durch Hemmung der Protein-Synthese. Die Wirkung gegen pathogene gramnegative und grampositive Bakterien ist bakterizid und beruht auf der Bindung des Antibiotikums an die 30-S-Untereinheiten der Bakterien-Ribosome.
Resistenzmechanismen
Eine Resistenz gegenüber Gentamicin kann auf folgenden Mechanismen beruhen:
·Enzymatische Inaktivierung: Die enzymatischen Modifikationen der Aminoglykosidmoleküle ist der häufigste Resistenzmechanismus. Hierfür sind Acetyltransferasen, Phosphotransferasen oder Nukleotidyltransferasen verantwortlich, die zumeist plasmidkodiert sind.
·Verminderte Penetration und aktiver Efflux: Diese Resistenzmechanismen finden sich vor allem bei Pseudomonas aeruginosa.
·Veränderung der Zielstruktur: Modifikationen innerhalb der Ribosomen kommen nur gelegentlich als Ursache einer Resistenz vor.
Es besteht eine weitgehende Kreuzresistenz von Gentamicin mit anderen Aminoglykosidantibiotika.
Die Kombination von Aminoglycosiden mit Beta-Lactam-Antibiotika ist in vitro synergistisch und zeigt in Tiermodellen einen Nutzen hinsichtlich der Wirksamkeit und der Limitierung der Entstehung von Resistenzen.
Aminoglycoside werden in Kombination verwendet, um eine bakterizide Synergie zu erzielen (im Wesentlichen in vitro nachgewiesen), die Entstehung von Resistenzen zu verhindern und das Wirkungsspektrum der Behandlung zu erweitern.
Grenzwerte
Definitionen: S: sensibel bei Standardexposition; R: resistent.
Die Testung von Gentamicin erfolgt unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt (Tabelle 4).

Tabelle 4: EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) Grenzwerte (v. 14.0)

Erreger

S

R

Enterobacteriales (systemische Infektionen)

(≤2 mg/L)1

(>2 mg/L)1

Enterobacteriales (von den Harnwegen ausgehende Infektionen)

≤2 mg/L

>2 mg/L

Acinetobacter ssp. (systemische Infektionen)

(≤4 mg/L)1

(>4 mg/L)1

Acinetobacter ssp. (von den Harnwegen ausgehende Infektionen)

≤4 mg/L

>4 mg/L

Staphylococcus aureus (systemische Infektionen)

(≤2 mg/L)1

(>2 mg/L)1

Koagulase-negative Staphylokokken (systemische Infektionen)

(≤2 mg/L)1

(>2 mg/L)1

Brucella melitensis

(≤0.5 mg/L)1

(>0.5 mg/L)1

1 Die Grenzwerte basieren auf dem epidemiologischen Cut-Off-Wert (ECOFF), der Wildtyp-Isolate von solchen mit verminderter Sensibilität unterscheidet.
Spektrum der antibakteriellen Aktivität
Die Empfindlichkeit eines klinischen Isolats gegenüber Gentamicin sollte durch Standardmethoden ermittelt werden. Die Ergebnisse der Untersuchungen sollten gemäss den lokal gültigen Richtlinien für Infektionskrankheiten und klinische Mikrobiologie ausgewertet werden.
Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind – insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen – lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Gentamicin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden.

Tabelle 5:

Üblicherweise empfindliche Spezies

Von Natur aus resistente Spezies

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Staphylococcus aureus

Enterococcus spp.§

Staphylococcus saprophyticus°

Enterococcus faecium

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Streptococcus spp. §

Acinetobacter baumannii

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Acinetobacter pittii

Burkholderia cepacia

Citrobacter freundii

Legionella pneumophila

Citrobacter koseri

Pseudomonas aeruginosa

Enterobacter cloacae

Stenotrophomonas maltophilia

Enterococcus faecalis

Anaerobe Mikroorganismen

Escherichia coli

Bacteroides spp.

Klebsiella aerogenes

Clostridioides difficile

Klebsiella oxytoca

Andere Mikroorganismen

Klebsiella pneumoniae

Chlamydia spp.

Morganella morganii

Mycoplasma spp.

Proteus mirabilis

Ureaplasma urealyticum

Proteus vulgaris°

Salmonella enterica (Enteritis-Salmonellen)

Serratia liquefaciens°

Serratia marcescens

° Bei der Veröffentlichung der Tabellen lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteraur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen
§ Klinische Wirksamkeit für die Therapie der Enterokokken- und Streptokokken-Endokarditis in Kombination mit Penicillin belegt, wenn keine hochgradige Resistenz (Enterokokken) vorliegt
Pharmakodynamik
Keine Angaben.
Klinische Wirksamkeit
Keine Angaben.

Pharmakokinetik

Absorption
Gentamicin wird wie alle Aminoglykosid-Antibiotika nach oraler Gabe von der gesunden Darmschleimhaut kaum resorbiert. Daher erfolgt die therapeutische Anwendung parenteral, d.h. intravenös oder intramuskulär.
Bei intramuskulärer Verabreichung von Gentamicin 80 mg wurden normalerweise nach 30–60 Minuten Serumspitzenkonzentrationen von durchschnittlich 8 µg/mL bei Patienten mit normaler Nierenfunktion erreicht; die Serumspiegel sind bei Erwachsenen für 6–8 Stunden messbar.
Nach einer intramuskulären Dosis von 1 mg/kg wurden innerhalb von 30–60 Minuten folgende Serumkonzentrationen erreicht:
·1.5 µg/mL für Kinder von ½ Jahr–5 Jahre,
·2.0 µg/mL für Kinder von 5–10 Jahren,
·2.8 µg/mL für Kinder über 10 Jahre,
wobei diese Konzentrationen bis 8 Stunden messbar waren.
Infundiert man Gentamicin über 2 Stunden, sind die Serumkonzentrationen ähnlich solchen, die mit der intramuskulären Verabreichung erzielt werden können.
Bei Patienten mit normaler Nierenfunktion sind die maximalen Serumkonzentrationen von Gentamicin ungefähr 12 µg/mL nach einer Kurzinfusion (30 Min.) von 80 mg Gentamicin AApot. Wird Patienten mit normaler Nierenfunktion 1.0 mg/kg Gentamicin i.v. oder i.m. alle 8 Stunden verabreicht, kumuliert es nicht im Serum.
Bei Säuglingen können mit einer einzigen Dosis von 2.5 mg/kg Serumspitzenkonzentrationen von 3–5 µg/mL erwartet werden.
Distribution
Das Verteilungsvolumen von Gentamicin liegt bei 0.2–0.3 L/kg und entspricht etwa dem Extrazellulärraum. Nach parenteraler Verabreichung lässt sich Gentamicin in Serum, Lymphe, Geweben, Sputum und in der perikardialen, pleuralen, synovialen und peritonealen Flüssigkeit nachweisen. Die Konzentrationen in der Nierenrinde können manchmal achtmal höher sein als die üblichen Serumspiegel. Die Konzentrationen in der Galle waren im Allgemeinen niedrig und deuteten auf eine minimale biliäre Exkretion hin. Gentamicin kann die lipoiden Membranen passieren, aber die Konzentrationen im Augenkammerwasser und in der Muttermilch sind niedrig. Gentamicin passiert die Plazentaschranke und erreicht im fötalen Kreislauf etwa 40% der mütterlichen Serumkonzentration. Da Aminoglykoside nach parenteraler Verabreichung nur schlecht in den Subarachnoidalraum diffundieren, sind die Gentamicin-Konzentrationen in der cerebrospinalen Flüssigkeit häufig niedrig und hängen von Dosis, Penetrationsrate und Grad der meningealen Entzündung ab.
Gentamicin ist zu etwa 30% an Human-Serum-Albumin und zu 10% an Erythrozyten gebunden.
Metabolismus
Gentamicin wird im menschlichen Organismus praktisch nicht metabolisiert und wird in unveränderter Form im Harn ausgeschieden.
Elimination
Nach Gabe an Patienten mit normaler Nierenfunktion werden 70% oder mehr der applizierten Dosis innerhalb von 24 Stunden im Urin durch glomeruläre Filtration (ohne Rückresorption) ausgeschieden. Ein kleiner Anteil wird auch über die Galle und die Fäces ausgeschieden.
Die Halbwertszeit variiert bei Patienten mit normaler Nierenfunktion zwischen 1–3 Stunden und ist unabhängig von der Verabreichungsart. Bei Neugeborenen ist die Halbwertszeit in Abhängigkeit von der noch nicht voll entwickelten Nierenfunktion um etwa den Faktor 2 verlängert.
Endogene Kreatininclearance-Rate und Serumkreatininspiegel korrelieren stark mit der Serumhalbwertszeit von Gentamicin. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen können als Orientierungshilfe für die Dosisanpassung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion dienen (s. «Dosierung/Anwendung»).
Kinetik spezieller Patientengruppen
Bei Patienten mit deutlicher Nierenschädigung entsteht eine Senkung der Aminoglykosid-Konzentration im Urin und ihrer Penetration in das geschädigte Nieren-Parenchym. Die verminderte Ausscheidung des Antibiotikums sollte zusammen mit der potentiellen Nephrotoxizität und Ototoxizität der Aminoglykoside bei der Behandlung von Patienten mit Harnwegsinfektionen in Betracht gezogen werden.
Grossflächige Verbrennungen der Körperoberfläche (erhöhtes Volumen der Extrazellulärflüssigkeit) können die Pharmakokinetik verändern und zu einer reduzierten Serumkonzentration der Aminoglykoside führen. Messungen der Gentamicin-Serumkonzentration sind bei solchen Patienten von besonderer Wichtigkeit, da sie als Basis für die Anpassung der Dosis gelten.
Bei Anurie werden Serumhalbwertszeiten von 56–70 h gemessen. Bei Hämodialyse wird Gentamicin mit einer Halbwertszeit von 3–10 h eliminiert. Die Peritonealdialyse ist wesentlich weniger wirksam. Bei Patienten mit Mucoviscidose ist die Halbwertszeit stark verkürzt.

Präklinische Daten

Chronische Toxizität
In Untersuchungen zur chronischen Toxizität von Gentamicin (i.m. Applikation) an verschiedenen Tierspezies wurden nephrotoxische und ototoxische Effekte bei hohen Dosierungen beobachtet.
Mutagenes und karzinogenes Potential
Zu Gentamicin Gentamicin AApot liegt keine ausführliche Mutagenitätsprüfung vor. Bisherige Untersuchungen verliefen negativ.
Langzeituntersuchungen am Tier zum karzinogenen Potential der Substanz liegen nicht vor.
Reproduktionstoxizität
Wie bei der gesamten Klasse der Aminoglykosid-Antibiotika beobachtet, besteht die potentielle Gefahr einer Innenohr- und Nierenschädigung des Fötusses. Bei Ratten und Meerschweinchen wurden nach Verabreichung von Gentamicin an Muttertiere fetale Nierenanomalien beobachtet.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
Achtung!
Gentamicin AApot soll nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden, sondern ist getrennt zu applizieren.
Beeinflussung diagnostischer Methoden
Keine bekannt.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Verpackung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Das Arzneimittel nicht in Reichweite von Kindern aufbewahren!
Gentamicin AApot ist bei Raumtemperatur (15–25°C) aufzubewahren.
Hinweise für die Handhabung
Gentamicin AApot ist für den einmaligen Gebrauch bestimmt. Nach Entnahme der benötigten Dosis muss der verbleibende Rest der Injektionslösung verworfen werden.

Zulassungsnummer

33380 (Swissmedic).

Packungen

Gentamicin 80 mg/2 mL AApot Injektionslösung: 25 Ampullen à 2mL (Klinik) (A)
Gentamicin 20 mg/2 mL AApot Injektionslösung: 25 Ampullen à 2mL (Klinik) (A)

Zulassungsinhaberin

Armeeapotheke, 3063 Ittigen, Schweiz

Stand der Information

August 2024

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