Unerwünschte WirkungenInfektionen und parasitäre Erkrankungen
Im Fall einer epiduralen und intrathekalen Anwendung kann es gelegentlich zu einer Reaktivierung einer Lippenherpes-Infektion (Herpes labialis) kommen.
Erkrankungen des Immunsystems
Gelegentlich wurden Überempfindlichkeitsreaktionen wie Urtikaria, Pruritus (häufig bei intrathekaler Anwendung), Exantheme und Ödeme beobachtet. Aufgrund der Histaminfreisetzung kann es zu anaphylaktischen Reaktionen und in seltenen Fällen, bei entsprechender Prädisposition, zur Auslösung eines Asthmaanafalls kommen.
Endokrine Erkrankungen
Stimulation der Prolaktinfreisetzung. Morphin kann eine Hyperglykämie verursachen.
Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH). Aufgrund der reduzierten Elimination ist das Syndrom mit einer Hyponatriämie assoziiert (eine Elektrolytkontrolle kann erforderlich sein).
Psychiatrische Erkrankungen
Morphin kann sehr vielfältige psychische Nebenwirkungen verursachen, deren Schweregrad und Art individuell unterschiedlich ausfallen. Häufig zu beobachten sind Stimmungsveränderungen (allgemein Euphorie, gelegentlich auch Dysphorie), Depression, Veränderungen der Aktivität (häufig Verminderung, gelegentlich auch Verstärkung), Insomnie und Veränderungen der kognitiven und sensorischen Leistungsfähigkeit, zum Beispiel Wahrnehmungsstörungen, Halluzinationen und Erregungszustände.
Häufigkeit nicht bekannt: Abhängigkeit, Angst.
Erkrankungen des Nervensystems
Morphin verursacht dosisabhängig eine Sedierung unterschiedlichen Schweregrads, von einer leichten Müdigkeit bis hin zu Benommenheit.
Eine Sedierung ist vor allem im Fall einer systemischen Behandlung absehbar.
Gelegentlich kann es zu Kopfschmerzen, Schwindel und Schwitzen kommen. Unter sehr hohen Dosen können in sehr seltenen Fällen zerebrale Krämpfe auftreten, insbesondere bei ZNS-naher Anwendung (epidural, intrathekal).
In Einzelfällen kann es bei epiduraler oder intrathekaler Verabreichung von Morphin zu Entzündungen der Meningen (Meningitis) oder anderen Erkrankungen des Nervensystems (neurologische Symptome) kommen. Die epidurale Anwendung von Morphin kann in Einzelfällen zu Veränderungen im Raum zwischen den Rückenmarkshäuten (Epiduralraum) führen.
Häufigkeit nicht bekannt: Allodynie, Hyperalgesie, Hyperhidrose, Schlafapnoe-Syndrom.
Augenerkrankungen
Gelegentlich kann es zu Sehstörungen, Diplopie und Nystagmus kommen. Miosis ist ein typischer Begleiteffekt.
Herzerkrankungen
Die Anwendung von hoch dosiertem Morphin kann durch die zentrale Stimulation des vagalen Nukleus und agonistische Wirkung auf µ-Rezeptoren eine Bradykardie induzieren. Eine morphininduzierte dosisabhängige Bradykardie lässt sich durch Gabe von Atropin antagonisieren. Es kann zu Palpitationen, allgemeiner Schwäche bis hin zur Bewusstlosigkeit und zu Herzversagen kommen.
Gefaesserkrankungen
Es können Gesichtsrötungen auftreten. Anstieg des intrakraniellen Drucks, der zunächst einmal behandelt werden muss.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Häufigkeit nicht bekannt: dosisabhängige Atemdepression, zentrales Schlafapnoe-Syndrom.
Im Fall einer epiduralen oder intrathekalen Anwendung kann die Atemhemmung auch verzögert auftreten (bis zu 24 Stunden später).
Gelegentlich wurden Bronchospasmen und Laryngospasmen beobachtet.
Bei intensivmedizinisch behandelten Patienten wurde gelegentlich über nichtkardiogene Lungenödeme berichtet.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Dosisabhängig kann es zu Übelkeit und Mundtrockenheit kommen. Gelegentlich wurden Erbrechen (insbesondere bei Behandlungsbeginn), Appetitlosigkeit und Geschmacksveränderungen beobachtet. Eine chronische Behandlung geht typischerweise mit Obstipation einher, die in Einzelfällen bis zum Darmverschluss fortschreiten kann.
Übelkeit und Erbrechen sind bei Anwendung der üblichen Dosen in der Regel vorübergehender Natur. Wenn diese Beschwerden jedoch anhalten, ist nach entsprechenden Ursachen zu suchen. Alle diese Wirkungen, vor allem die Obstipation, sind absehbar und müssen daher von Anfang an berücksichtigt werden, um die Behandlung zu optimieren. Diese Wirkungen können die Mitverordnung eines korrektiven Arzneimittels erfordern. Im Fall einer chronischen Anwendung klingt die Obstipation nicht spontan ab und muss behandelt werden.
Gelegentlich wurden Koliken verzeichnet.
Häufigkeit nicht bekannt: Pankreatitis.
Hepatobiliäre Störungen
Häufigkeit nicht bekannt: Krampf des Schliessmuskels von Oddi.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
Häufigkeit nicht bekannt: Akute generalisierte exanthematische Pustulose (AGEP).
Skelettmuskulatur-, Bindegewebsund Knochenerkrankungen
Muskelspasmen. Muskelsteifigkeit nach Gabe hoher Dosen.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Gelegentlich wurden Miktionsstörungen wie Dysurie und Harnretention, vor allem im Fall eines Prostataadenoms oder einer Ureterstenose, beobachtet.
Erkrankungen der Geschlechtsorgane
Häufig kommt es zu einer Verminderung der Libido oder einer Potenzschwäche.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Es kann zu Schüttelfrost kommen.
Nach intravenöser Injektion können sich entlang der entsprechenden Vene Schmerzen und Schwellungen (Rötung) bilden.
Häufigkeit nicht bekannt: Entzugssyndrom (Abstinenzsyndrom).
Arzneimittelabhängigkeit und Entzugssyndrom (Abstinenzsyndrom)
Die Anwendung von Opioid-Analgetika kann mit der Entwicklung einer körperlichen und/oder psychischen Abhängigkeit oder Toleranz verbunden sein. Das abrupte Absetzen von Opioiden oder die Gabe von Opioidantagonisten kann ein Abstinenzsyndrom auslösen. In manchen Fällen kann das Syndrom auch zwischen zwei Dosen auftreten.
Zu den körperlichen Entzugssymptomen gehören Muskel-/Gliederschmerzen, Tremor, Restless-Legs-Syndrom, Diarrhö, Bauchkoliken, Übelkeit, grippeähnliche Symptome, Tachykardie und Mydriasis. Psychische Symptome sind unter anderem dysphorische Stimmung, Angst und Reizbarkeit. Arzneimittelabhängigkeit geht häufig mit «Drogenhunger» einher. Behandlungsempfehlungen siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
|