Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenDie Anwendung von Visipaque sollte nur bei präziser klinischer Indikation erfolgen, wobei eventuelle Risikofaktoren des zu untersuchenden Patienten zu berücksichtigen sind.
Generelle Vorsichtsmassnahmen beim Gebrauch nichtionischer Kontrastmittel
Vorbereitung auf Notfälle: Bei Anwendung iodhaltiger Kontrastmittel können tödliche anaphylaktische/ anaphylaktoide Reaktionen mit unter Umständen schweren lebensbedrohlichen kardiovaskulären (Schock) oder respiratorischen (Larynxödem, Bronchospasmus), sowie Abdominalsymptomen, Urtikaria, Angioödem oder neurologischen Symptomen auftreten und andere Manifestationen einer Überempfindlichkeit verursacht werden (siehe «Dosierung/Anwendung», «Unerwünschte Wirkungen»). Unabhängig von Menge und Art der Verabreichung können bereits geringfügige allergoide Symptome erste Anzeichen einer schwerwiegenden behandlungsbedürftigen anaphylaktoiden Reaktion sein. Es empfiehlt sich, während der gesamten Röntgenuntersuchung eine flexible Verweilkanüle oder einen Katheter (für schnellen intravenösen Zugang) einzusetzen. Ausstattung für erweiterte lebenserhaltende Maßnahmen sollten jederzeit zur Verfügung stehen.
Adäquate Hydratation sollte vor und nach der Kontrastmittelgabe gewährleistet sein. Ein gestörter Wasser- und Elektrolythaushalt ist vor Untersuchungsbeginn auszugleichen. Falls nötig sollte eine intravenöse Hydratisierung erfolgen, bis das Kontrastmittel komplett ausgeschieden ist. Dies trifft besonders für Patienten mit multiplen Myelomen, Diabetes mellitus, Hyperurikämie und Nierenfunktionsstörungen zu, aber auch für Säuglinge, Kleinkinder und ältere Patienten. Kleinkinder (<1 Jahr) und besonders Neugeborene reagieren empfindlich auf Elektrolytstörungen und Blutdruckveränderungen.
Dosierung auf ein Minimum reduzieren.
Zusätzlicher Stress für die Nieren, wie nephrotoxische Präparate, orale Präparate für die Cholezystographie, Arterienklemmen, renale arterielle Gefässplastik oder grössere chirurgische Eingriffe, sollten vermieden werden, bis das Kontrastmittel renal eliminiert ist; eine erneute Kontrastmitteluntersuchung sollte so lange verschoben werden, bis die Nierenfunktion die Ausgangswerte wieder erreicht hat.
Beobachtungszeit: Nach der Kontrastmittelgabe sollte der Patient noch während mindestens 30–60 Minuten beobachtet werden, da die Mehrzahl der schweren unerwünschten Wirkungen in diesem Zeitraum auftreten (siehe «Unerwünschte Wirkungen»). Die Erfahrung hat gezeigt, dass Überempfindlichkeitsreaktionen auch als Spätreaktionen nach mehreren Stunden oder Tagen post injectionem auftreten können. Der Patient muss über Symptome und Massnahmen beim Auftreten von Spätreaktionen adäquat informiert werden.
Extravasation: Aufgrund seiner Blutisotonie führt Visipaque wahrscheinlich im Falle einer Extravasation zu geringeren lokalen Schmerzen und extravaskulären Ödemen als zu Blut hyperosmolare Kontrastmittel. Eine versehentliche paravasale Injektion bildet sich meistens ohne bleibende Schäden zurück, meist reicht eine Standardbehandlung aus. Trotzdem sind Entzündungen und sogar Gewebsnekrosen beobachtet worden. Die betroffene Stelle soll erhöht gelagert und mit den üblichen Massnahmen gekühlt werden. Im Falle eines Kompartmentsyndroms kann eine chirurgische Dekompression erforderlich werden.
Allergoide bzw. Überempfindlichkeitsreaktionen
Die Möglichkeit einer dosisunabhängigen anaphylaktischen, anaphylaktoiden Reaktion unterschiedlichen Schweregrades und heterogener Symptomatik (einschließlich lebensbedrohlichen Reaktionen und Todesfällen) ist immer in Betracht zu ziehen. Diese Reaktionen manifestieren sich gewöhnlich in Form von nicht schweren respiratorischen Symptomen oder Hautsymptomen wie milde Atembeschwerden, Hautrötung (Erythem), Urtikaria, Juckreiz oder Gesichtsödeme. Schwere Reaktionen wie Angioödem, Subglottisödem, Bronchospasmus und Schock sind selten. Im Allgemeinen treten diese Reaktionen innerhalb einer Stunde nach der Kontrastmittelgabe auf. In seltenen Fällen können Spätreaktionen (nach Stunden oder Tagen) auftreten. Der Patient ist über die Symptome von verzögerten Überempfindlichkeitsreaktionen und über Verhaltensmaßnahmen beim Auftreten von Symptomen zu informieren. Bei bekannter Allergie, Asthma oder schwer behandelbaren Reaktionen gegen iodhaltige Kontrastmittel ist besondere Vorsicht geboten. Hier sollte eine Vorbehandlung mit Kortikosteroiden, und/oder Antihistaminika in Betracht gezogen werden.
Patienten, die mit β-Blockern behandelt werden, können untypische Symptome von Überempfindlichkeitsreaktionen zeigen, die als Praesynkope missinterpretiert werden können. Bei Patienten mit Bronchialasthma ist insbesondere das Risiko des Auftretens von Bronchospasmen erhöht. Die Anwendung von β-Blockern kann die Reizschwelle für anaphylaktische/anaphylaktoide Reaktionen und insbesondere Bronchospasmen bei Asthmatikern nach Kontrastmittelgabe herabsetzen. Die Schwere von ausgelösten Reaktionen kann sich, insbesondere bei Asthmatikern, erhöhen. Ein Ansprechen auf eine Behandlung mit Adrenalin kann sich vermindern.
Überempfindlichkeit kann unabhängig von Menge und Art der Verabreichung auftreten, kann Vorbote einer schwerwiegenden anaphylaktoiden Reaktion/eines beginnenden Schockzustandes sein. Die Zufuhr des Kontrastmittels muss sofort unterbrochen und, wenn notwendig, über einen venösen Zugang eine gezielte Therapie eingeleitet werden.
Schilddrüsenfunktionsstörungen
·Hyperthyreose
Iodhaltige Röntgenkontrastmittel beeinflussen die Schilddrüsenfunktion aufgrund ihres Gehaltes an freiem Iodid und können bei prädisponierten Patienten zu einer Hyperthyreose führen. Um diese Stoffwechselstörung zu vermeiden, ist es notwendig, mögliche thyreoidale Risikofaktoren zu erfassen.
Bei potentiell gefährdeten Patienten muss vor der Untersuchung die Schilddrüsenfunktion untersucht und eine Hyperthyreose ausgeschlossen werden.
Bei Patienten mit Struma nodosa besteht das Risiko, dass sich nach der Kontrastmittelinjektion eine Hyperthyreose entwickelt. Patienten mit manifester, aber noch nicht diagnostizierter Hyperthyreose, Patienten mit latenter Hyperthyreose (z. B. knotige Strumen) und Patienten mit funktioneller Autonomie (häufig z.B. ältere Patienten, insbesondere in Iodmangelgebieten) haben nach Verabreichung iodhaltiger Kontrastmittel ein höheres Risiko für eine akute Thyreotoxikose. Das zusätzliche Risiko sollte bei solchen Patienten vor der Verabreichung eines iodhaltigen Kontrastmittels bewertet werden. Bei Patienten mit Verdacht auf Hyperthyreose kann eine Prüfung der Schilddrüsenfunktion vor der Verabreichung des Kontrastmittels und/oder einer vorbeugenden Medikation mit Thyreostatika in Betracht gezogen werden. Die Risikopatienten sollten in den Wochen nach der Injektion auf die Entwicklung einer Thyreotoxikose überwacht werden.
·Hypothyreose
Eine vorbeugende medikamentöse Schilddrüsenblockade ist zu erwägen. Bei Erwachsenen und Kindern, einschliesslich Kleinkindern wurde in Schilddrüsenfunktionstests nach Gabe iodhaltiger Kontrastmittel eine Hypothyreose oder eine vorübergehende Unterdrückung der Schilddrüse gefunden. Einige Patienten wurden aufgrund einer Hypothyreose behandelt.
Koagulopathie
In vitro haben nichtionische Kontrastmittel eine geringere Wirkung auf das Koagulationssystem als ionische Kontrastmittel.
Über Blutgerinnung wurde berichtet, wenn Blut in der Spritze in Kontakt mit Kontrastmittel kommt einschliesslich nicht-ionischer Kontrastmittel. Bei Verwendung von Plastikspritzen anstelle von Glasspritzen wurde über eine Abnahme der Wahrscheinlichkeit für eine in-vitro Blutgerinnung berichtet, konnte aber nicht gänzlich eliminiert werden.
Myokardinfarkt oder Schlaganfall auslösende schwerwiegende, selten fatale, thromboembolische Ereignisse wurden während angiokardiographischen Untersuchungen bei ionischen wie auch bei nichtionischen Kontrastmitteln berichtet. Um das untersuchungsbedingte Thromboembolierisiko zu minimieren, ist auf eine besonders sorgfältige angiographische Technik, einschliesslich besonderer Sorgfalt bei der Führungsdraht- und Katheterhandhabung, Anwendung von Mehrfachsystemen und/oder Dreiweghähnen, sowie häufiges Spülen der benutzten Katheter z.B. mit heparinhaltiger physiologischer Kochsalzlösung zu achten und die Untersuchung so kurz wie möglich zu halten. Neben dem Kontrastmittel können auch zahlreiche anderen Faktoren die Entstehung thromboembolischer Ereignisse beeinflussen. Dazu zählen: Dauer des Untersuchungsverfahrens, Zahl der Injektionen, Art des Katheter- und Spritzenmaterials, bestehende Grunderkrankungen und Begleitmedikation.
Vorsicht ist auch geboten bei Patienten mit Homocysteinurie (Risiko der Induktion von Thromboembolien). Eine Ausrüstung zur Ergreifung erweiterter Maßnahmen zur Lebenserhaltung sollte zur Verfügung stehen.
Herzkreislauf-Störungen
Kardiale Reaktionen können durch Grunderkrankung oder die Untersuchung begünstigt werden. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit schweren Herzkrankheiten – besonders fortgeschrittenen Veränderungen an den Koronararterien – und Lungenhochdruck, da Blutdruckveränderungen und Arrhythmien auftreten können. Dies gilt vor allem nach intrakoronarer, linksventrikulärer und rechtsventrikulärer Kontrastmittelapplikation (siehe Unerwünschte Wirkungen).
Es sind selten schwerwiegende lebensbedrohliche Reaktionen und Todesfälle mit kardiovaskulärem Ursprung wie Herz- oder Herzkreislaufstillstand und Myokardinfarkt aufgetreten.
Für kardiale Reaktionen besonders prädestiniert sind Patienten mit Herzinsuffizienz, mit schwerer koronarer Herzkrankheit, mit instabiler Angina pectoris, mit Erkrankungen der Herzklappen, mit kurz zurückliegendem Herzinfarkt, mit koronaren Bypässen und Patienten mit pulmonaler Hypertonie. Bei älteren Patienten und bei Patienten mit vorbestehenden Herzerkrankungen treten Reaktionen mit ischämischen EKG-Veränderungen und Arrhythmien häufiger auf. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz kann die intravasale Injektion von Kontrastmitteln pulmonale Ödeme auslösen.
Nierenfunktions-Störungen
In seltenen Fällen kann es nach intravasaler Kontrastmittelanwendung zu einem reversiblen Nierenversagen kommen. Einer der Hauptrisikofaktoren für kontrastmittelinduzierte Nephropathie ist eine bestehende Nierenerkrankung, als weitere prädisponierende Faktoren gelten: Diabetes mellitus, hoch dosierte Kontrastmittelgaben, Dehydratation, schlechte Nierenperfusion, vorausgegangenes Nierenversagen nach Kontrastmittelgabe, Alter über 60 Jahre, Exposition mit weiteren Nephrotoxinen (z.B. die Einnahme bestimmter Medikamente oder Zustand nach grösseren Operationen), fortgeschrittene Gefäßsklerose, dekompensierte Herzinsuffizienz, hohe Kontrastmitteldosen und Mehrfachinjektionen, direkte Kontrastmittelverabreichung in die Arteria renalis, schwere und chronische Hypertonie, Hyperurikämie und Paraproteinämie (z. B. Plasmozytom, Makroglobulinämie Waldenström).
Als präventive Maßnahmen werden empfohlen:
·Identifizierung von Hochrisikopatienten,
·Sicherstellen einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr vor und auch nach Kontrastmittelgabe, ggf. durch intravasale Infusion, bis das Kontrastmittel renal ausgeschieden ist,
·Vermeidung zusätzlicher Belastungen der Nieren bis das Kontrastmittel ausgeschieden wurde (nephrotoxische Medikamente, orale Cholecystographie Präparate, arterielle Klemmen, renale arterielle Angioplastie, große Operationen etc.),
·Reduktion der Dosis auf das unbedingt Notwendige.
·Eine erneute Untersuchung mit Kontrastmittel sollte erst dann durchgeführt werden, wenn die Nierenfunktion wieder das Ausgangsniveau erreicht hat.
Dialysepflichtige Patienten können iodhaltige Kontrastmittel für radiologische Untersuchungen erhalten, da diese mittels Dialyse eliminiert werden können. Kontrastmittelapplikation und Hämodialyse müssen nicht zeitlich aufeinander abgestimmt werden.
Diabetes mellitus Patienten, die Metformin erhalten
Intravaskuläre Kontrastuntersuchungen mit iodhaltigen Kontrastmitteln können eine vorübergehende Einschränkung der Nierenfunktion zur Folge haben. Dies kann bei Diabetikern, die Metformin einnehmen, eine Laktatazidose auslösen. Zur Vorbeugung sollte bei diesen Patienten, vor der intravaskulären Verabreichung der Serumkreatininspiegel gemessen und folgende Vorsichtsmassnahmen getroffen werden:
·Bei Patienten mit einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) von gleich oder größer 60 ml/min/1,73 m2 (CKD Stadium 1 und 2) kann die Metforminbehandlung normal fortgeführt werden. Bei Patienten mit einer eGFR 30-59 ml/min/1,73 m2 (CKD Stadium 3)
-Bei geplanter intravenöser Kontrastmittelgabe und einer eGFR von gleich oder größer 45 ml/min/1,73 m2 kann Metformin normal weitergenommen werden.
- Bei intraarterieller Kontrastmittelgabe und wenn vor intravenöser Verabreichung die eGFR zwischen 30-44 ml/min/1,73 m2 liegt, sollte Metformin 48 Stunden vor Kontrastmittelgabe abgesetzt und - vorausgesetzt die Nierenfunktion hat sich nicht verschlechtert - erst 48 Stunden danach wieder aufgenommen werden.
·Bei Patienten mit einer eGFR unter 30 ml/min/1,73 m2 (CKD Stadium 4 und 5) oder wenn eine interkurrente Erkrankung die Leberfunktion beeinträchtigt oder zu einer Hypoxie führt, ist Metformin kontraindiziert und iodhaltige Kontrastmittel sollten in solchen Fällen nicht eingesetzt werden.
·Bei Notfall-Patienten, bei denen die Nierenfunktion eingeschränkt oder nicht bekannt ist, soll der Arzt Risiko und Nutzen der Kontrastmitteluntersuchung abwägen und Vorsichtsmassnahmen treffen: Absetzen der Metformin-Therapie zum Zeitpunkt der Kontrastmittelgabe; Hydratation des Patienten. Nach der Anwendung: Beobachtung des Patienten auf klinische Anzeichen einer Laktatazidose. Bleiben Serum-Kreatinin/eGFR unverändert zum Ausgangswert, kann 48 Stunden nach Kontrastmittelgabe mit der Metformin-Medikation wieder begonnen werden.
Um nach einer Kontrastmittelgabe einem akuten Nierenversagen vorzubeugen, ist bei Patienten mit Niereninsuffizienz und Diabetes mellitus besondere Vorsicht geboten, weil es sich hier um Risikopatienten handelt.
Patienten mit Störungen der Nieren- und Leberfunktion
Besondere Vorsicht ist bei Patienten erforderlich, die schwere Störungen sowohl der Nieren-, als auch der Leberfunktion aufweisen, weil die Kontrastmittelclearance stark verzögert sein kann. Durch den Einsatz von iodhaltigen Kontrastmitteln kann es vorübergehend zu einer Einschränkung der Nierenfunktion oder zu Nierenversagen kommen. Hier kann es zu einer ernsthaft verzögerten Ausscheidung des Kontrastmittels kommen, die gegebenenfalls eine Hämodialyse erfordert. Nierenversagen ist sehr selten, trotzdem traten bei Risikopatienten (Patienten mit bestehender Nephropathie und/oder diabetischer Nephropathie sowie wie oben definierte Risikopatienten) auch Todesfälle auf. Dehydratation des Patienten vor dem Einsatz des Kontrastmittels sollte unbedingt vermieden werden. Patienten, die sich einer Hämodialyse unterziehen, können bei radiologischen Eingriffen Kontrastmittel erhalten. Iodhaltige Kontrastmittel können mittels Dialyse eliminiert werden. Kontrastmittelapplikation und Hämodialyse müssen nicht zeitlich aufeinander abgestimmt werden.
ZNS-Störungen
Bei der Anwendung von iodhaltigen Kontrastmitteln wie z.B. Iodixanolum wurde über Enzephalopathie berichtet (siehe «Unerwünschte Wirkungen»). Eine kontrastmittelinduzierte Enzephalopathie kann sich innerhalb von Minuten bis Stunden nach der Verabreichung von Iodixanolum durch Symptome und Anzeichen einer neurologischen Dysfunktion wie Kopfschmerzen, Sehstörungen, kortikale Blindheit, Verwirrtheit, Krampfanfälle, Koordinationsverlust, Hemiparese, Aphasie, Bewusstlosigkeit, Koma und Hirnödem manifestieren und klingt im Allgemeinen innerhalb von Tagen ab. Das Arzneimittel ist mit Vorsicht anzuwenden bei Patienten mit Erkrankungen, die die Integrität der Blut-Hirn-Schranke (BHS) beeinträchtigen und damit potenziell zu einer erhöhten Permeabilität der BHS für Kontrastmittel führen und das Risiko einer Enzephalopathie erhöhen.
Patienten mit akuter zerebraler Pathologie, intrakraniellen Tumoren, Metastasen oder Epilepsie in der Anamnese sind für konvulsive Anfälle prädisponiert und benötigen spezielle Aufmerksamkeit. Durch zerebrovaskuläre Erkrankungen, intrakranielle Tumoren oder Metastasen, degenerative oder entzündliche Prozesse verursachte neurologische Symptome können durch Kontrastmittelgabe verstärkt werden.
Vorsicht ist geboten bei intravasaler Applikation bei Patienten mit akutem Hirninfarkt oder akuten intrakraniellen Blutungen sowie bei Patienten mit Erkrankungen, die eine gestörte Blut-Hirn-Schranke zur Folge haben, bei Patienten mit zerebralen Ödemen oder akuter Demyelinisation. Durch intraarterielle Injektion von Kontrastmitteln können Vasospasmen und daraus folgende zerebrale ischämische Phänomene hervorgerufen werden. Patienten mit symptomatischen zerebrovaskulären Erkrankungen, kurz zurückliegendem Schlaganfall oder häufigen vorübergehenden ischämischen Anfällen weisen ein erhöhtes Risiko für kontrastmittelinduzierte neurologische Komplikationen auf. Bei Verdacht auf eine kontrastmittelinduzierte Enzephalopathie ist die Verabreichung von Iodixanolum abzubrechen und eine angemessene medizinische Behandlung einzuleiten.
Alkoholismus/Drogenabhängigkeit
Akuter oder chronischer Alkoholismus kann die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke erhöhen und damit möglicherweise kontrastmittelbedingte ZNS-Reaktionen und Krampfanfälle verursachen. Bei Alkoholikern und Drogensüchtigen ist auch wegen einer möglicherweise erniedrigten Reizschwelle Vorsicht geboten.
Myasthenia gravis
Die Gabe iodhaltiger Kontrastmittel kann die Symptome einer Myasthenia gravis verstärken.
Phaeochromozytom
Patienten mit Phaeochromozytom sollten vor der Kontrastmittel-Verabreichung prophylaktisch Alphablocker erhalten, um eine Hochdruckkrise zu vermeiden. Bei Patienten mit Verdacht hierauf ist besondere Vorsicht geboten.
Autoimmunerkrankungen
Bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen wurden Fälle schwerer Vaskulitis oder Stevens-Johnson-ähnliche Syndrome berichtet.
Plasmozytom oder Paraproteinämie
Bei Patienten mit Plasmozytom oder Paraproteinämie (z.B. multiples Myelom, Waldenström’s Makroglobulinämie) kann eine Niereninsuffizienz nach Kontrastmittelgabe auftreten. Eine ausreichende Hydratation ist obligatorisch.
Intrathekale Anwendung
Nach einer Myelographie sollte der Patient mit um 20° hochgelagertem Kopf und Oberkörper 1 Stunde lang ruhen. Nachher darf er vorsichtig umhergehen, darf sich jedoch nicht nach vorne beugen. Während der ersten 6 Stunden im Bett sollten Kopf und Oberkörper ebenfalls hochgelagert werden. Patienten, die eine niedrige Krampfschwelle aufweisen, sollten während dieser Periode überwacht werden. Ambulante Patienten dürfen während den ersten 24 Stunden nach der Myelographie nicht völlig allein gelassen werden. Es liegen keine Daten bezüglich der Sicherheit der Anwendung in der Myelographie bei Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma oder bei in Kürze geplanten operativen Eingriffen vor.
Koronararteriographie und Ventrikulographie
Bei der Koronararteriographie und linksseitigen Ventrikulographie können Herzdekompensation, schwere Arrhythmien, Ischämie und Herzinfarkt auftreten. Im Vergleich mit zu Blut höher osmolaren Kontrastmitteln treten elektrokardiographische und hämodynamische Veränderungen mit Visipaque in geringerer Häufigkeit und Intensität auf. Es ist unbedingt erforderlich, dass die Untersuchung von spezialisiertem Personal durchgeführt wird und dass EKG Geräte und ausreichende Möglichkeiten zur Reanimation und Kardioversion zur Verfügung stehen. Eine Überwachung des EKG und der Vitalfunktionen sollte während der gesamten Untersuchung routinemäßig stattfinden.
Phlebographie
Bei Patienten mit Verdacht auf Thrombosen, Phlebitis, schwere Ischämie, lokale Infektionen oder einen Totalverschluss des Venensystems ist besondere Vorsicht geboten.
Hysterosalpingographie
Eine Hysterosalpingographie ist während einer Schwangerschaft oder bei akuter entzündlicher Beckenerkrankung kontraindiziert, siehe «Kontraindikationen».
Pädiatrie
Grundsätzlich ist vor jeder Ausscheidungsurographie der Ersatz der Untersuchung durch den Ultraschall zu erwägen. Infolge der Unreife der Nierenfunktion bei Neugeborenen ist bei der Urographie in den ersten Lebenstagen bei Normaldosierung oft keine ausreichende Bildqualität zu erreichen. In dieser Altersklasse sollten Ausscheidungsurographien deshalb vermieden werden. Säuglinge unter 1 Jahr und insbesondere Neugeborene sind anfällig für Störungen im Elektrolythaushalt und hämodynamische Veränderungen. Vorsicht ist deshalb geboten hinsichtlich der Kontrastmitteldosis, der Ausführung der Untersuchung sowie des Patientenstatus.
Hypothyreose oder vorübergehende Schilddrüsensuppression kann nach Exposition mit iodhaltigen Kontrastmitteln beobachtet werden.
Besondere Aufmerksamkeit sollten pädiatrische Patienten unter 3 Jahren bekommen, da das Auftreten einer Schilddrüsenunterfunktion in der frühen Lebensphase die motorische, Gehör- und kognitive Entwicklung stören und eine vorübergehende T4-Ersatztherapie erforderlich machen kann. Die Inzidenz einer Hypothyreose bei Patienten unter 3 Jahren, die iodhaltige Kontrastmittel bekommen haben, liegt zwischen 1,3 % und 15,4 % je nach Alter der untersuchten Personen sowie der Dosis des iodhaltigen Kontrastmittels und wird häufiger bei Neugeborenen und Frühgeborenen beobachtet. Neugeborene können auch während der Schwangerschaft durch die Mutter exponiert worden sein. Die Schilddrüsenfunktion sollte bei allen pädiatrischen Patienten unter 3 Jahren nach Exposition mit iodhaltigen Kontrastmitteln untersucht werden. Wenn eine Hypothyreose festgestellt wird, sollte eine Behandlung in Betracht gezogen werden und die Schilddrüsenfunktion sollte überwacht werden, bis sie sich normalisiert hat.
Über eine vorübergehende, substitutionspflichtige Schilddrüsenunterfunktion bei gestillten Säuglingen wurde auch nach Exposition von Müttern mit jodhaltigen Kontrastmitteln berichtet. Es ist daher notwendig, die Schilddrüsenfunktion des Säuglings auch bei Exposition der Mutter während der Schwangerschaft und Stillzeit engmaschig zu überwachen. Die Indikation zu einer Kontrastmitteluntersuchung bei der Mutter ist streng zu stellen. Ggf. sollte abgestillt werden.
Während einer Kardioangiographie wurden vereinzelt Arrhythmien beobachtet.
Bei Kindern im Alter <2 Monaten wurde eine verzögerte Elimination von Iodixanolum festgestellt (siehe Rubrik «Pharmakokinetik»). Die Verträglichkeit von Visipaque bei Serumkonzentrationen >200 µmol/l ist nicht geprüft worden.
Ältere Patienten
Bei älteren Patienten kann es aufgrund eingeschränkter physiologischer Funktionen insbesondere bei hohen Kontrastmitteldosen zu Nebenwirkungen, wie Myokardischämie, Herzrhythmusstörungen sowie akuten Nierenfunktionsstörungen kommen.
Eine ausreichende Hydratation dieser Patienten sollte vor und nach der Untersuchung mit iodhaltigen Kontrastmitteln gewährleistet sein.
Patienten mit Niereninsuffizienz oder -erkrankungen: Bitte beachten Sie «Nierenfunktions-Störungen» und «Generelle Vorsichtsmassnahmen beim Gebrauch nichtionischer Kontrastmittel » in der Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».
Allgemeinzustand
Bei Patienten mit schlechtem Allgemeinzustand ist Vorsicht geboten.
Visipaque 270 mg I/ml
Dieses Arzneimittel enthält 0,76 mg Natrium pro ml, entsprechend 0,038% der von der WHO für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung von 2 g.
Visipaque 320 mg I/ml
Dieses Arzneimittel enthält 0,45 mg Natrium pro ml, entsprechend 0,023% der von der WHO für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung von 2 g.
Gesamt-Natriumgehalt (mg) / Einheit (Fläschchen), siehe «Zusammensetzung».
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