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Fachinformation zu Octostim®, Injektions-/Infusionslösung:Ferring AG
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Fahrtücht.Unerw.WirkungenÜberdos.Eigensch.Pharm.kinetikPräklin.Sonstige H.Swissmedic-Nr.
PackungenReg.InhaberStand d. Info. 

Zusammensetzung

Wirkstoffe
Desmopressini acetas.
Hilfsstoffe
Injektions-/Infusionslösung: Natrii chloridum (corresp. Natrium 3,54 mg/ml), Acidum hydrochloridum, Aqua ad iniectabile.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Präoperative und posttraumatische Steigerung des Faktors VIII und des von Willebrand-Faktors bei leichter bis mittelschwerer Hämophilie A und bei Morbus von Willebrand Typ I. Das Präparat kann auch im folgenden Fall angewendet werden:
Zur Verkürzung der Blutungszeit bei urämischen Thrombozyten-Funktionsstörungen.

Dosierung/Anwendung

Intravenöse Injektion
Die Dosis von 0,3 µg/kg Körpergewicht mit isotonischer NaCl-Lösung auf 10 ml verdünnen und über 10-20 Minuten intravenös verabreichen. Nach Verdünnung ist die fertig zubereitete Lösung unverzüglich zu verwenden.
Infusion
Die Dosis von 0,3 µg/kg Körpergewicht, verdünnt mit 50 ml isotonischer NaCl-Lösung, über mindestens 30 Minuten verabreichen, bei gleichzeitiger Behandlung mit Tranexamsäure, 1,5 Stunden vor und in 12-stündigen Abständen nach zahnärztlichen oder chirurgischen Eingriffen. Nach Verdünnung ist die fertig zubereitete Lösung unverzüglich zu verwenden.
Subkutane Anwendung
Die Dosis von 0,3 µg/kg Körpergewicht wird in einer einzelnen Applikation subkutan injiziert, stets bei gleichzeitiger Behandlung mit Tranexamsäure. Die subkutane Gabe eignet sich besonders für die postoperative Anwendung und die Anwendung bei akuten Blutungen. Für den Fall der subkutanen Selbstverabreichung ist der Patient sorgfältig zu beraten und gründlich in die praktische Anwendung einzuführen.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Kinder und Jugendliche
Die klinischen Erkenntnisse zur Anwendung von Octostim Injektions-/Infusionslösung bei Kindern sind begrenzt. Die intravenöse Verabreichung sollte gegenüber der ebenfalls erhältlichen nasalen Darreichungsform bevorzugt werden.
Bei kleineren Kindern (unter 35 kg) soll zur Selbsttherapie bei bedrohlichen Verletzungen eine subkutane Injektion von Octostim Injektions-/Infusionslösung (0,3 µg/kg, siehe «subkutane Anwendung» weiter oben) verabreicht werden.

Kontraindikationen

Bei Hämophilie A und Morbus von Willebrand mit einer Restaktivität von weniger als 5% und bei Morbus von Willebrand Typ IIB und III ist Octostim wirkungslos.
Bei Morbus von Willebrand Typ IIB kann Desmopressin zu Pseudothrombozytopenie führen.
Octostim darf nicht eingesetzt werden bei Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung, bei habitueller und psychogener Polydipsie, instabiler Angina pectoris, dekompensierter Herzinsuffizienz und Niereninsuffizienz (Creatinin clearance <50 ml/min).
Bei Patienten, welche eine Therapie mit Antidiuretika benötigen, muss beim Einsatz von Octostim der Flüssigkeitshaushalt regelmässig kontrolliert werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Bei Patienten mit Herzinsuffizienz, Hypertonie und chronischen Nierenleiden können die unter «Unerwünschte Wirkungen» genannten Symptome verstärkt auftreten, und die Verabreichung sollte mit Vorsicht geschehen. Bei sehr jungen und älteren Patienten, bei Krankheiten, welche durch instabilen Flüssigkeits- und/oder Elektrolythaushalt charakterisiert sind (wie bei cystischer Fibrose), und bei Bestehen von Risikofaktoren, welche zu einem erhöhten intrakraniellen Druck führen könnten, muss beim Einsatz von Octostim sorgfältig darauf geachtet werden, dass keine Wasserretention auftritt. Bei den hämostatischen Indikationen ist mit antidiuretischen Wirkungen zu rechnen, da diese bereits bei niedrigeren Dosierungen eintreten können, als für einen hämostatischen Effekt erforderlich sind.
Octostim vermindert die Reaktionsfähigkeit nicht und führt nicht zu Abhängigkeit.
Bei der Anwendung von Desmopressin wurden in seltenen Fällen thromboembolische Komplikationen (Thrombosen, akuter Hirn- oder Myokardinfarkt) bei Patienten mit erhöhter Thromboseneigung beobachtet. Obwohl nicht feststeht, ob ein kausaler Zusammenhang zwischen der Verabreichung von Desmopressin und diesen Ereignissen bestand, wird empfohlen, Octostim bei erhöhter Thromboseneigung nur mit Vorsicht einzusetzen.
Das Ausmass der Steigerung der Gerinnungsfaktoren unterliegt individuellen Schwankungen. Die hämostatische Wirkung von Octostim sollte deshalb, ausser bei akuten Blutungen, bei allen Patienten vor dessen Einsatz getestet werden. Zudem tritt nach mehrfach wiederholter Gabe von Octostim, d.h. nach Erschöpfung der endothelialen Depots, eine Tachyphylaxie ein.
Octostim Injektions-/Infusionslösung enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro ml, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».

Interaktionen

Bei gleichzeitiger Anwendung von Oxytocin ist eine Erhöhung des antidiuretischen Effekts möglich. Glibenclamid verringert die antidiuretische Wirkung von Octostim.
Clofibrat, Indometacin, Carbamazepin, Chlorpromazin und trizyklische Antidepressiva sowie alle Arzneimittel mit Wirkung auf den Wasser-Elektrolythaushalt können die antidiuretische Wirkung von Octostim verstärken.

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft
Tierexperimentelle Untersuchungen zeigten keine teratogenen, aber embryotoxische Effekte (siehe «Präklinische Daten»). Man verfügt über keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen. Bei der Anwendung in der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten.
Stillzeit
Der Wirkstoff Desmopressin tritt in geringen Mengen in die Muttermilch über und sollte deshalb während der Stillzeit nicht angewendet werden.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Octostim könnte aufgrund der beobachteten unerwünschten Wirkungen einen Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen haben.

Unerwünschte Wirkungen

Die unerwünschten Wirkungen sind nach MedDRA-Systemorganklassen und Häufigkeit gemäss folgender Konvention geordnet: «sehr häufig» (≥1/10); «häufig» (≥1/100, <1/10); «gelegentlich» (≥1/1'000, <1/100); «selten» (≥1/10'000, <1/1'000); «sehr selten» (<1/10'000); «nicht bekannt» (kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden).
In seltenen Fällen (<1/1000) wurde nach i.v.- oder s.c-Gabe über eine schwere Hyponatriämie berichtet.
Bei höheren Dosierungen können gelegentlich (<1/100) kurz nach der Anwendung folgende Nebenwirkungen auftreten: Vorübergehender Blutdruckabfall mit geringfügiger Erhöhung der Pulsfrequenz und Flush-Phänomene. In seltenen Fällen (<1/1000) treten vorübergehend Müdigkeit, Kopfschmerzen, Nausea und abdominale Krämpfe auf.
Die Therapie mit Octostim ohne gleichzeitige Einhaltung einer Flüssigkeitskarenz kann insbesondere bei sehr jungen und älteren Patienten zu einer Wasserretention mit Abnahme der Serum-Osmolalität und des Natrium-Spiegels, zu Gewichtszunahme, Kopfschmerzen, Übelkeit und in schweren Fällen zu Konvulsionen und Koma führen.
In Einzelfällen sind allergische Reaktionen und Überempfindlichkeitsreaktionen (z.B. Juckreiz, Exanthem, Fieber, Bronchospasmus, Anaphylaxie) möglich.
Herzerkrankungen
Gelegentlich: erhöhte Pulsfrequenz.
Gefässerkrankungen
Gelegentlich: vorübergehender Blutdruckabfall, vorübergehender Blutdruckanstieg, Flush-Phänomene.
Selten: Thrombosen, akuter Hirn- oder Myokardinfarkt (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Gelegentlich: Abdominale Schmerzen und Krämpfe, Übelkeit, Durchfall.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Gelegentlich: Kopfschmerzen, Müdigkeit.
Selten: Hyponatriämie, Wasserintoxikation, Überempfindlichkeitsreaktionen/allergische Reaktionen.
Sehr selten: Konvulsionen, Koma.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Bei akuter Überdosierung von Octostim treten die oben erwähnten Nebenwirkungen verstärkt auf.
Bei Überdosierung erhöht sich das Risiko einer Flüssigkeitsretention und einer Hyponatriämie. Obwohl die Behandlung der Hyponatriämie individuell gestaltet werden soll, bewährten sich die folgenden allgemeinen Empfehlungen:
Bei asymptomatischer Hyponatriämie wird die Therapie mit Desmopressin abgebrochen und die Flüssigkeitszufuhr eingeschränkt.
Bei symptomatischer Hyponatriämie können zusätzlich Infusionen von isotonischer oder hypertonischer Kochsalzlösung gegeben werden. Bei schweren Fällen von Wasserintoxikation (mit Konvulsionen und/oder Bewusstseinsverlust) soll zusätzlich Furosemid eingesetzt werden.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
H01BA02
Wirkungsmechanismus
Desmopressin ist ein Analog des menschlichen Hypophysenhinterlappenhormons Arginin-Vasopressin, bei welchem eine Aminogruppe des Cysteins (in Position 1 des Peptids) entfernt und L-Arginin (in Position 8) durch D-Arginin ersetzt wurde. Damit wird im Vergleich zum nativen L-Arginin-Vasopressin eine wesentliche Verlängerung der antidiuretischen Wirkungsdauer erreicht, während die vasopressorische Wirkung bei therapeutischer Dosierung verringert wird.
Bei entsprechend höherer Dosierung verabreicht, besitzt Desmopressin die Eigenschaft, sowohl den Antihämophilie-Faktor (Faktor VIIIC) als auch den von Willebrand-Faktor (Typ I) freizusetzen; die parenterale Verabreichung von 0,3 µg/kg Körpergewicht bewirkt eine 3- bis 4-fache Steigerung dieser Gerinnungsfaktoren, sofern die Ausgangswerte mindestens 5% betragen. Die maximalen Faktor VIIIC-Spiegel werden bei i.v.-Infusion nach weniger als einer Stunde, bei subkutaner Applikation nach 1½ bis 2½ Stunden erreicht. Für die Therapiekontrolle sind – je nach Art der zu Grunde liegenden Gerinnungsstörung – unterschiedliche Gerinnungsparameter massgeblich.
Bei vielen Fällen von leichter bis mittelschwerer Hämophilie A und bei der von Willebrand-Krankheit ist Octostim deshalb geeignet, präoperativ sowie nach Traumata die Steigerung der entsprechenden Gerinnungsfaktoren zu erwirken. Risiken und Kosten einer Substitutionstherapie können dadurch umgangen werden.
Die hämostatische Wirkung von Octostim bei gewissen angeborenen und erworbenen Thrombozyten-Funktionsstörungen ist ebenfalls erwiesen.
Pharmakodynamik
Siehe Wirkungsmechanismus
Klinische Wirksamkeit
Keine Angaben.

Pharmakokinetik

Absorption
Die systemische Verfügbarkeit von intravenös verabreichtem Desmopressin ist nahezu vollständig, die Bioverfügbarkeit von subkutan verabreichtem Desmopressin beträgt ca. 90% im Vergleich zur intravenösen Gabe. tmax beträgt weniger als 20 Minuten nach i.v.- und ungefähr 1 Stunde nach s.c.-Injektion.
Distribution
Desmopressin tritt in sehr geringen Mengen in die Muttermilch über.
Metabolismus
Desmopressin wird hauptsächlich in Leber, Niere, Gehirn und Blut metabolisch abgebaut.
Elimination
Desmopressinacetat wird über die Nieren ausgeschieden. Die Elimination von Desmopressin folgt einer Kinetik erster Ordnung, verläuft jedoch etwas langsamer als die Elimination des nativen Vasopressins. Nach intravenöser Applikation von Desmopressin werden 45% des Wirkstoffes innerhalb von 24 Stunden über den Urin ausgeschieden. Die Plasma-Halbwertszeit bei gesunden Probanden und Patienten liegt zwischen 2,5 und 4,5 Stunden, ohne signifikanten Unterschied zwischen der i.v.- und s.c.-Anwendung.

Präklinische Daten

Im Ames-Test ergaben sich keine Hinweise auf mutagene Wirkungen von Desmopressin. Tierexperimentelle Langzeituntersuchungen zum tumorigen Potential wurden nicht durchgeführt.
Reproduktionstoxizität
Studien zur Embryotoxizität nach subkutaner Gabe von maximal 10 µg/kg Desmopressin an den Tagen 6-18 post conceptionem an Kaninchen ergaben in der hohen Dosisgruppe einen höheren Postimplantationsverlust von 10,6% im Vergleich zu Kontrollen (1,2%) und eine geringere Anzahl lebender Feten. Teratogene Effekte wurden nicht beobachtet.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
Das Arzneimittel darf nur mit den unter «Hinweise für die Handhabung» aufgeführten Arzneimitteln gemischt werden.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Haltbarkeit nach Anbruch
Die Zubereitung enthält kein Konservierungsmittel. Aus mikrobiologischen Gründen ist die gebrauchsfertige Zubereitung unmittelbar nach Anbruch zu verwenden. In der Ampulle verbliebene Restlösung muss verworfen werden.
Besondere Lagerungshinweise
Im Kühlschrank (2-8°C) lagern. Den Behälter im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Hinweise für die Handhabung
Octostim Injektions-/Infusionslösung darf nur mit isotonischer Kochsalzlösung verdünnt werden. Nach der Verdünnung ist die fertig zubereitete Lösung unverzüglich zu verwenden.
Octostim Injektions-/Infusionslösung darf nicht zu stark verdünnt werden, da Peptide in grosser Verdünnung die Neigung zeigen, sich an den Wänden der Behältnisse adsorptiv festzusetzen. Dadurch wird dem Patienten eine geringere Dosis verabreicht als beabsichtigt.

Zulassungsnummer

52711 (Swissmedic).

Packungen

Octostim Injektions-/Infusionslösung: 15 µg/ml Ampullen 1x10 (B)

Zulassungsinhaberin

Ferring AG, 6340 Baar.

Stand der Information

Januar 2025

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