ZusammensetzungWirkstoffe
Acamprosatum ut Diacamprosatum calcicum.
Hilfsstoffe
Tablettenkern: Crospovidonum, Cellulosum microcristallinum, Magnesii silicas, Carboxymethylamylum natricum A (corresp. max. 0.42 mg Natrium), Silica colloidalis anhydrica, Magnesii stearas.
Filmüberzug: Acidi methacrylici et ethylis acrylatis polymerisatum 1:1, Talcum, Propylenglycolum (E 1520).
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenAlkoholabhängigkeit: Zur Aufrechterhaltung der Abstinenz nach erfolgter Entzugsbehandlung, in Kombination mit anderen therapeutischen Massnahmen (psychotherapeutischer, psychosozialer, medikamentöser Art).
Dosierung/AnwendungAllgemeine Dosierungsanweisungen
Die Therapie mit Campral sollte zu Beginn einer Entzugsbehandlung einsetzen (z.B. nach etwa 5 Tagen Abstinenz) und über einen Zeitraum von 6 bis 12 Monaten fortgeführt werden. In besonderen Fällen kann eine längere Behandlung erfolgen. Bei einem Rückfall kann die Behandlung mit Campral nach einer allfälligen erneuten Entgiftung fortgeführt werden. Die angegebene Dosierung sollte nicht überschritten werden, da mit höheren Dosierungen keine klinischen Studien vorgenommen wurden.
Übliche Dosierung
Erwachsene: 3 mal täglich 2 Filmtabletten Campral unzerkaut, mit etwas Flüssigkeit, vor oder während den Mahlzeiten einnehmen.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Bei Patienten mit leichten Leberfunktionsstörungen ist keine Dosisanpassung von Campral erforderlich. Für schwere Leberinsuffizienz (Child-Pugh-Klasse C) siehe Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen.
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Campral ist kontraindiziert bei Patienten mit Niereninsuffizienz, da bei solchen Patienten eine Akkumulation von Campral beobachtet wurde (siehe Kontraindikationen).
Ältere Patienten
Campral wurde bei Erwachsenen über 65 Jahren nicht untersucht und sollte in dieser Altersgruppe nicht angewendet werden. Da die Nierenfunktion im Alter abnimmt, kann es zu einer Akkumulation von Campral im Plasma kommen (siehe Niereninsuffizienz).
Kinder und Jugendliche
Campral wurde bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht untersucht und sollte in dieser Altersgruppe nicht angewendet werden.
Kontraindikationen·Niereninsuffizienz (Serum Kreatinin >120 µmol/l)
·Stillzeit
·bekannte Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenCampral eignet sich nicht zur Behandlung der Entzugsphase.
Wegen des erwiesenen komplexen Zusammenhangs zwischen Alkoholabhängigkeit, depressiven Störungen und Suizidalität wird empfohlen, alkoholabhängige Patienten, auch während einer Therapie mit Campral, auf Anzeichen einer Depression und auf suizidales Verhalten sorgfältig zu überwachen.
Es liegen keine Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit von Campral bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sowie bei älteren Patienten über 65 Jahren vor. Deshalb wird Campral für diese Patientengruppen nicht empfohlen.
Es liegen keine Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit von Campral bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz (Child-Pugh-Klasse C) vor. Deshalb wird Campral für diese Patientengruppe nicht empfohlen.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Tablette, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».
Interaktionen·Im Vergleich zur Verabreichung im nüchternen Zustand vermindert die Verabreichung von Campral zusammen mit Nahrungsmitteln seine absolute Bioverfügbarkeit um ca. 20%.
·Unter der Co-Medikation mit Diltiazem kann es zu einer Verschlechterung einer Angina pectoris kommen.
·Die Pharmakokinetik von Naltrexon und 6-beta-Naltrexon wurde durch gleichzeitige Einnahme von Campral nicht beeinflusst. Jedoch führte eine gleichzeitige Einnahme von Campral und Naltrexon zu einem Anstieg der Cmax von Acamprosat um 33% und einer Zunahme der AUC um 25%. Es wird jedoch keine Dosisanpassung empfohlen.
·Die gleichzeitige Einnahme von Campral und Alkohol verändert weder die Pharmakokinetik von Acamprosat noch die des Alkohols.
·Die Pharmakokinetik von Campral wurde durch gleichzeitige Einnahme von Disulfiram nicht beeinflusst.
·In klinischen Studien wurde Campral häufig gleichzeitig mit Disulfiram, Benzodiazepinen und anderen psychotropen Arzneimitteln verabreicht, ohne dass je klinische Anzeichen von Wechselwirkungen beobachtet wurden.
Schwangerschaft, StillzeitSchwangerschaft
Tierexperimentelle Studien ergaben nur bei maternal toxischen Dosen unerwünschte Effekte auf den Fötus. Da klinische Erfahrungen fehlen, soll Campral während einer Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, dies ist zwingend erforderlich.
Stillzeit
Aus Tierversuchen kann geschlossen werden, dass Campral in die Muttermilch übergeht. Campral darf während der Stillzeit nicht eingenommen werden.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenPsychoaktive Arzneimittel können die Reaktionsfähigkeit, die Fähigkeit, Werkzeuge oder Maschinen zu bedienen, und die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen. Daher sollten diese Tätigkeiten unter Campral nicht ausgeführt werden, bis ein Ausbleiben möglicher beeinträchtigender Effekte durch Campral als gesichert erscheint.
Unerwünschte WirkungenHäufige unerwünschte Wirkungen in kontrollierten klinischen Studien
Die folgende Tabelle zeigt diejenigen Nebenwirkungen, die in kontrollierten klinischen Studien mit spontaner Nebenwirkungsmeldung bei Behandlung mit Campral mit einer Häufigkeit von ≥3% und häufiger als unter Placebo auftraten. Diarrhö und Flatulenz waren die einzigen unerwünschten Wirkungen, deren Frequenz sich zwischen den Behandlungsgruppen signifikant unterschied. Diarrhö wurde bei 16% (Campral) vs. 10% (Placebo) der Patienten beobachtet, Flatulenz bei 3% (Campral) vs. 2% (Placebo). Beide Differenzen waren signifikant (p<0.01).
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Anzahl (%) Patienten
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Campral 1332 mg/Tag
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Campral 1998 mg/Tag1
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Campral gepoolt2
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Placebo
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Anzahl Patienten
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397
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1539
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2019
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1706
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Anteil (%) mit UAW
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248 (62%)
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910 (59%)
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1231 (61%)
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955 (56%)
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Nervensystem
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150 (38%)
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417 (27%)
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598 (30%)
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500 (29%)
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Angst**
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32 (8%)
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80 (5%)
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118 (6%)
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98 (6%)
|
Depression
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33 (8%)
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63 (4%)
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102 (5%)
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87 (5%)
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Schwindel
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15 (4%)
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49 (3%)
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67 (3%)
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44 (3%)
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Mundtrockenheit
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13 (3%)
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23 (1%)
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36 (2%)
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28 (2%)
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Schlaflosigkeit
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34 (9%)
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94 (6%)
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137 (7%)
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121 (7%)
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Parästhesie
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11 (3%)
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29 (2%)
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40 (2%)
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34 (2%)
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Verdauungssystem
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85 (21%)
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440 (29%)
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574 (28%)
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344 (20%)
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Appetitlosigkeit
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20 (5%)
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35 (2%)
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57 (3%)
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44 (3%)
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Diarrhö
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39 (10%)
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257 (17%)
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329 (16%)
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166 (10%)
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Flatulenz
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4 (1%)
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55 (4%)
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63 (3%)
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28 (2%)
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Übelkeit
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11 (3%)
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69 (4%)
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87 (4%)
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58 (3%)
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Haut
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26 (7%)
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150 (10%)
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187 (9%)
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169 (10%)
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Juckreiz
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12 (3%)
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68 (4%)
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82 (4%)
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58 (3%)
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Schwitzen
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11 (3%)
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27 (2%)
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40 (2%)
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39 (2%)
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Körper gesamt
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121 (30%)
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513 (33%)
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685 (34%)
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517 (30%)
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Verletzungen durch Unfall*
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17(4%)
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44 (3%)
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70 (3%)
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52 (3%)
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Schwäche
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29 (7%)
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79 (5%)
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114 (6%)
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93 (5%)
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Schmerzen
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6 (2%)
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56 (4%)
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65 (3%)
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55 (3%)
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* einschliesslich «Knochenbrüche»; ** einschliesslich «Nervosität»
1 einschliesslich 258 Patienten die mit Calcium-Acamprosat 2000 mg/Tag behandelt wurden, unter Verwendung unterschiedlicher Dosierungsstärken und Dosierungsschemata.
2 einschliesslich aller Patienten in den ersten beiden Spalten sowie 83 Patienten, die mit Calcium- Acamprosat 3000 mg/Tag behandelt wurden, unter Verwendung unterschiedlicher Dosierungsstärke und Dosierungsschemata.
Unerwünschte Wirkungen nach Markteinführung
Die Häufigkeiten sind folgendermassen definiert: sehr häufig: >10%; häufig: ≥1%, <10%; gelegentlich: ≥0.1%, <1%; selten: ≥0.01%, <0.1%; sehr selten: <0.01%, nicht bekannt (kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden).
Erkrankungen des Immunsystems
Sehr selten: Überempfindlichkeitsreaktionen wie Urtikaria, Angioödem oder anaphylaktische Reaktionen.
Psychiatrische Erkrankungen
Häufig: Abnahme der Libido.
Gelegentlich: Erhöhung der Libido.
Diese Symptome treten auch bei chronischem Alkoholkonsum auf.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Sehr häufig: Diarrhö.
Häufig: Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Flatulenz.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
Häufig: Pruritus, makulopapulares Erythem.
Nicht bekannt: vesikulobullöse Eruptionen (inkl. Stevens-Johnson-Syndrom).
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
Häufig: Frigidität oder Impotenz.
Diese Symptome treten auch bei chronischem Alkoholkonsum auf.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
ÜberdosierungEine akute Campral-Überdosierung verläuft üblicherweise mild. In den bisher beschriebenen Fällen war Diarrhö das einzige Symptom, welches mit Campral in kausalen Zusammenhang gebracht werden konnte; Hyperkalzämie wurde nicht beschrieben. Sollte diese doch auftreten, ist eine Behandlung der akuten Hyperkalzämie durchzuführen.
Generell wird bei Campral-Überdosierung eine symptomatische Behandlung empfohlen.
Eigenschaften/WirkungenATC-Code
N07BB03
Wirkungsmechanismus
Acamprosat ist ein psychotroper Wirkstoff mit ähnlicher chemischer Struktur wie die Amino-Mediatoren, z.B. Taurin oder Gamma-Aminobuttersäure (GABA). Bei Tieren schwankt der Quotient Hirn-/Plasma-Konzentration in Abhängigkeit von der Zeit zwischen 1:2.5 und 1:13. Acamprosat kann als Modulator des NMDA-Rezeptors aufgefasst werden. Acamprosat bindet am NMDA-Rezeptorkomplex an eine spezifische (spermidinsensitive) Bindungsstelle. Die nachgewiesenen Effekte von Acamprosat auf das NMDA- und das GABA-System sind zwar teilweise widersprüchlich, doch scheint Acamprosat das Gleichgewicht zwischen den inhibitorischen Transmitter-Systemen (GABA) und den exzitatorischen Transmitter-Systemen (Glutamat, NMDA) wieder herzustellen.
Pharmakodynamik
Untersuchungen am Tier haben gezeigt, dass Acamprosat in hohen Dosen von 100-400 mg/kg eine Wirkung auf die Alkoholabhängigkeit ausübt, da es den freiwilligen Alkoholkonsum bei alkoholabhängigen Ratten vermindert.
Klinische Wirksamkeit
Eine kombinierte Analyse mit gepoolten Daten placebokontrollierter Studien gleicher Methodik mit insgesamt 3'338 Patienten (Campral n=1'839, Placebo n=1'601) zeigte, dass Campral den Therapieerfolg zu jedem Zeitpunkt der Überprüfung signifikant erhöht. Nach 180 Tagen unter Therapie waren 35% der Patienten mit Campral abstinent, verglichen mit 25% unter Placebo (p ≤0.001). Nach 360 Tagen betrug die Abstinenzrate unter Campral versus Placebo 33% bzw. 21% (p ≤0.001).
PharmakokinetikAbsorption
Acamprosat wird aus dem Gastrointestinaltrakt absorbiert; die absolute Bioverfügbarkeit beträgt nüchtern 11%. Die Absorption verläuft langsam und verzögert und mit erheblicher interindividueller Variabilität. Bei einer Einmaldosis von 2 x 333 mg Acamprosat werden maximale Plasmaspiegel von ca. 200 ng/ml nach 5-7 h und mehr erreicht.
Es besteht eine lineare Relation zwischen der Dosis, der maximalen Plasmakonzentration (Cmax), und der Fläche unter der Kurve (AUC). Bei einem Dosisschema von 2 x 333 mg Acamprosat dreimal täglich, werden die Steady-state Plasmaspiegel von Acamprosat (Css ca. 600 ng/ml) am siebten Einnahmetag erreicht.
Bei gleichzeitiger Nahrungseinnahme sinken die maximale Plasmakonzentration (Cmax), wie auch die Fläche unter der Kurve (AUC), um 20%.
Distribution
Das Verteilungsvolumen von Acamprosat beträgt im Durchschnitt 72 ± 3 l. Die Plasmaproteinbindung ist vernachlässigbar.
Metabolismus
Acamprosat wird kaum metabolisiert. Nach oraler Verabreichung fand sich weniger als 0.1% eines Hauptmetaboliten (Homotaurin).
Elimination
Acamprosat wird zum grössten Teil mit dem Harn ausgeschieden, nämlich zu 90% der intravenös verabreichten Arzneistoffmenge innerhalb von 24 Stunden. Die Plasmahalbwertszeit nach i.v. Applikation beträgt 1-3 h und nach oraler Verabreichung 13-33 h (flip-flop).
Es besteht eine lineare Beziehung zwischen der Kreatinin-Clearance, der totalen nachweisbaren Plasmaclearance (CL=260 ml/min), der renalen Clearance (CLR=132-148 ml/min), der Plasmahalbwertszeit, und der mittleren Verweildauer von Acamprosat.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Leberfunktionsstörungen
Die Pharmakokinetik von Acamprosat wird durch Störungen der Leberfunktion nicht verändert.
Nierenfunktionsstörungen
Aufgrund des Eliminationsmusters von Acamprosat (siehe Elimination) kann es bei Nierenfunktionsstörungen zu einer Akkumulation des Wirkstoffs kommen, weshalb Campral in diesen Situationen kontraindiziert ist.
Präklinische DatenExperimente in vitro und in vivo haben kein mutagenes oder karzinogenes Potential ergeben. Die Reproduktion in Tieren wurde nur bei allgemein toxischen Dosen gestört. Teratogene Effekte wurden nicht festgestellt. Toxische Effekte im Tier (Störung des Calcium-Phosphat-Metabolismus mit Diarrhö, Calcifizierung, Schädigung von Nieren und Herz) liessen sich auf eine exzessive Absorption von Calcium und nicht auf Acetylhomotaurin zurückführen.
Sonstige HinweiseHaltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 30°C lagern.
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Zulassungsnummer53090 (Swissmedic).
PackungenPackungen zu 84 und 168 magensaftresistenten Filmtabletten. [B]
ZulassungsinhaberinMerck (Schweiz) AG, Zug.
Stand der InformationSeptember 2023
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