ZusammensetzungWirkstoffe
N(2)-L-Alanyl-L-Glutamin.
Hilfsstoffe
Aqua ad iniectabile.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenDipeptiven wird angewendet im Rahmen einer parenteralen Ernährung als Zusatz zu Aminosäurenlösungen zur Verbesserung der Stickstoffbilanz bei hyperkatabolen Stoffwechsellagen nach operativen Eingriffen.
Dosierung/AnwendungDie Dosierung beträgt, je nach Schwere des katabolen Zustandes, täglich ca. 1.5–2.5 ml Dipeptiven pro kg Köpergewicht (KG), entsprechend ca. 0.3–0.5 g N(2)-L-Alanyl-L-Glutamin pro kg KG. Das sind 100 bis 175 ml Dipeptiven für einen Patienten mit 70 kg KG.
Die tägliche Maximaldosierung für Patienten mit sehr hohem Glutaminbedarf beträgt 2.5 ml (entsprechend 0.5 g N(2)-L-Alanyl-L-Glutamin aus Dipeptiven) pro kg KG.
Bis zu einer Zufuhr von maximal 2.0 g Gesamtaminosäuren/kg KG (maximale Tagesdosis inkl. N(2)-L-Alanyl-L-Glutamin) soll Dipeptiven zusätzlich zur als Trägerlösung dienenden Aminosäurenlösung oder auch einem aminosäurenhaltigen Infusionsregime verabreicht werden (z.B. 1.5 g AS/kg KG plus 0.3 g N(2)-L-Alanyl-L-Glutamin/kg KG = insgesamt 1.8 g Gesamt-AS/kg KG).
Da eine maximale Tagesdosis von 2.0 g Aminosäuren/kg KG (inkl. N(2)-L-Alanyl-L-Glutamin) nicht überschritten werden sollte, ist im Einzelfall zu erwägen, ob und inwieweit bei Zusatz von Dipeptiven die Dosierung der anderen Aminosäuren zur parenteralen Ernährung reduziert werden sollte.
Der Anteil der durch Dipeptiven zugeführten Aminosäuren sollte nicht mehr als ca. 30% der Gesamtzufuhr an Aminosäuren betragen.
Die Infusionsgeschwindigkeit richtet sich nach derjenigen der Trägerlösung und beträgt maximal 0.1 g Aminosäuren/kg KG und Stunde (s. «Sonstige Hinweise»).
Therapiedauer
Die Dauer der Anwendung beträgt maximal 5 Tage.
Kinder und Jugendliche
Es sind keine Daten zur Sicherheit und Unbedenklichkeit bei Kindern erhoben worden.
KontraindikationenÜberempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff.
Dipeptiven soll nicht verabreicht werden bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance <25 ml/min), schwerer Leberinsuffizienz, Kreislaufversagen, Hypoxie, multiplem Organversagen und schwerer metabolischer Azidose (siehe auch «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Dipeptiven soll nicht bei Kindern angewendet werden.
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenFür eine sichere Anwendung darf die Maximaldosierung von 2.5 ml pro kg KG und Tag nicht überschritten werden (entsprechend 0.5 g N(2)-L-Alanyl-L-Glutamin), siehe «Dosierung/Anwendung», «Überdosierung» und «Pharmakodynamik».
Dipeptiven sollte nur im Rahmen der klinischen Ernährung eingesetzt werden. Die Dosierung wird limitiert durch die Menge an Eiweiss/Aminosäuren in der Ernährung (siehe «Dosierung/Anwendung»). Sollte die klinische Situation eine Ernährung nicht zulassen (z.B. bei Kreislaufversagen, Hypoxie, instabilen kritisch-kranken Patienten, schwerer metabolischer Azidose), sollte Dipeptiven nicht verabreicht werden.
Bei der Berechnung der zu verschreibenden Menge an Dipeptiven sollte die orale/enterale Aufnahme aus Glutamin enthaltenden Formulierungen in Kombination mit der parenteralen Ernährung berücksichtigt werden. Sofern die Tageshöchstdosis von Dipeptiven (0.5 g N(2)-L-Alanyl-L-Glutamin/kg KG) als indiziert angesehen wird, kann diese mit 1.0–1.5 g Aminosäuren/kg KG/Tag gemischt werden, so dass der unter «Dosierung/Anwendung» beschriebene ungefähre 30%-Anteil von Dipeptiven an Gesamt-Aminosäuren resp. die maximale Tagesdosis von 2.0 g Gesamt-Aminosäuren/kg KG/Tag nicht überschritten wird.
Dipeptiven sollte nicht bei Patienten mit bestehendem Schock oder bei Patienten mit ungelöstem Versagen des kardiopulmonalen, renalen oder Blutgerinnungssystems eingesetzt werden.
Da die Gabe von Dipeptiven im Rahmen einer parenteralen Aminosäurenzufuhr resp. als Komponente eines parenteralen Ernährungsregimes erfolgen soll, gelten die generellen Kontraindikationen und Vorsichtsmassnahmen, wie instabile Zustände (z.B. akuter Schock, schwere posttraumatische Zustände, dekompensierter Diabetes mellitus, akuter Myokardinfarkt, Schlaganfall, Embolie, metabolische Azidose, schwere Sepsis, hypotone Dehydratation und hyperosmolares Koma), sowie die allgemeinen Kontraindikationen für die Infusionstherapie: akutes Lungenödem, Hyperhydratation, dekompensierte Herzinsuffizienz.
Die Leber-Enzyme (alkalische Phosphatase, GPT, GOT) und Bilirubin, sowie der Säuren-Basen-Status, Serumelektrolyte, Serumosmolarität, Wasserbilanz, Kreatinin-Clearance und Harnstoff sind regelmässig zu kontrollieren. Auf mögliche Symptome einer Hyperammonämie ist zu achten. Bei Vorliegen einer kompensierten Leberinsuffizienz sind die Leberwerte regelmässig zu kontrollieren.
InteraktionenSind bisher nicht beobachtet und untersucht worden.
Schwangerschaft, StillzeitSchwangerschaft
Eine tierexperimentelle Studie ergab keine Hinweise auf eine teratogene Wirkung des Präparates, und kontrollierte klinische Studien liegen nicht vor.
Unter diesen Umständen soll das Arzneimittel nur verabreicht werden, wenn dies klar notwendig ist.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob das Präparat in die Muttermilch übergeht. Das Präparat sollte deshalb während der Stillzeit nicht verabreicht werden.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenNicht zutreffend.
Unerwünschte WirkungenErkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Bei zu schneller Infusion von Dipeptiven kann es, wie auch bei zu schneller Infusion von Aminosäurelösungen zu Übelkeit und Erbrechen kommen. Die Infusion ist in diesem Fall sofort abzusetzen.
Leber- und Gallenerkrankungen
Anstieg von Bilirubin, alkalischer Phosphatase, GPT/GOT wurden beobachtet.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Anstieg von Harnsäure und Basenexzess wurden beobachtet.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Bei zu schneller Infusion von Dipeptiven kann es, wie auch bei zu schneller Infusion von Aminosäurelösungen zu Schüttelfrost kommen. Die Infusion ist in diesem Fall sofort abzusetzen.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
ÜberdosierungErfahrungen aus einer Studie mit kritisch-kranken Patienten mit einem Multiorganversagen, welche bei Einweisung die maximal zugelassene Dipeptiven Dosierung (0.5 g N(2)-L-Alanyl-L-Glutamin/kg/Tag) als Infusion zusammen mit einer hohen Dosis an enteral verabreichtem Glutamin (30 g) erhielten, zeigten: die Mischung aus Alanyl-Glutamin und Glycyl-Glutamin ohne ausreichende klinische Ernährung führte zu einem Anstieg der Häufigkeit schwerer Nebenwirkungen.
Eigenschaften/WirkungenATC-Code
B05XB02
Wirkungsmechanismus
Das Dipeptid N(2)-L-Alanyl-L-Glutamin wird endogen in die Aminosäuren Glutamin und Alanin gespalten und ermöglicht die Zufuhr von Glutamin mit Infusionslösungen zur parenteralen Ernährung. Postoperative hyperkatabole Zustände, bei denen eine Indikation zur parenteralen Ernährung besteht, können mit einer Verarmung des Organismus an Glutamin einhergehen. Glutamin enthaltende Infusionsregimes können dem entgegenwirken.
Pharmakodynamik
Keine Angabe.
Klinische Wirksamkeit
In einer großen multizentrischen Studie mit kritisch-kranken, erwachsenen Patienten mit einem Multiorganversagen bei Aufnahme, die zudem beatmet werden mussten, wurden entweder Glutamin allein, Antioxidantien, Glutamin und Antioxidantien, oder Placebo supplementiert.
In den Glutamin-Gruppen erhielten die Patienten gleichzeitig parenteral und enteral verabreichtes Glutamin in der jeweils maximal erlaubten Menge, was die empfohlene Dosis um das 2-Fache überstieg.
Die Unterschiede in der Gesamtsterblichkeit der Gruppen der Studienpopulation nach 28 Tagen (primärer Endpunkt) waren statistisch nicht signifikant.
Allerdings war in der retrospektiven Analyse die 6-Monats-Mortalität (sekundärer Endpunkt) bei den Patienten tendenziell erhöht, welche die kombinierte, sehr hohe Gesamtdosis von Glutamin bei nicht behandelbarem Schock und gleichzeitigem Nierenversagen erhalten hatten. Glutamin wie auch Ernährung im Allgemeinen sollte daher bei nicht behandelbarem Schock und gleichzeitigem Nierenversagen nicht verabreicht werden (siehe «Überdosierung»). Unter diesen besonderen Umständen scheint die Fähigkeit der Patienten, Glutamin zu metabolisieren, überschritten gewesen zu sein (siehe auch «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
PharmakokinetikN(2)-L-Alanyl-L-Glutamin wird nach Infusion rasch in Alanin und Glutamin gespalten. Beim Menschen wurden Halbwertzeiten zwischen 2.4 und 3.8 min (bei terminaler Niereninsuffizienz 4.2 min) und eine Plasma-Clearance zwischen 1.6 und 2.7 l/min ermittelt. Das Verschwinden des Dipeptids war von einem äquimolaren Anstieg der entsprechenden freien Aminosäuren begleitet. Die Hydrolyse erfolgt wahrscheinlich vollständig im Extrazellulärraum. Die renale Ausscheidung von N(2)-L-Alanyl-Glutamin liegt bei Dauerinfusion unter 5% und damit in der gleichen Grössenordnung wie die von infundierten Aminosäuren.
Absorption
Keine Angabe.
Distribution
Keine Angabe.
Metabolismus
Keine Angabe.
Elimination
Keine Angabe.
Präklinische DatenStudien zur akuten und subchronischen Toxizität wurden an Ratten und Hunden durchgeführt. Es liegen keine Hinweise für eine mutagene oder tumorigene Wirkung von Ala-Gln vor. Bei Ratten bestehen keine Hinweise auf eine mögliche teratogene Wirkung. Eine Fötotoxizität war nur in maternal toxischen Dosen zu beobachten.
Nach wiederholter i.v.-Infusion von N(2)-L-alanin-L-glutamin (5- und 10%-ige Lösung) über 13 Wochen traten bei Ratten und Hunden ab 0.5 g/kg KG an den Einstichstellen Unverträglichkeitsreaktionen (Schwellungen, Verfärbungen, Nekrosen) auf. Histopathologisch zeigten sich bei den Ratten wirkstoffinduzierte entzündliche Reaktionen mit leichter bis voll entwickelter Dermatitis purulenta necroticans und Osteomalazien der Schwanzwirbel, Thrombophlebitis und Periphlebitis. Bei Hunden waren perivaskuläre entzündliche Reaktionen und gelegentlich ein Gefässverschluss zu beobachten.
Die an Hunden durchgeführten Tests der lokalen Toleranz nach einer einzigen, intraarteriellen, paravenösen und intramuskulären Verabreichung ergaben keine Anzeichen unüblicher Unverträglichkeitsreaktionen durch falsche Anwendung.
Sonstige HinweiseInkompatibilitäten
Beim Zumischen zu einer Trägerlösung sollte auf hygienisch einwandfreies Zuspritzen, gute Durchmischung und vor allem auf Kompatibilität geachtet werden. Dipeptiven kann allen gebräuchlichen Nährlösungen zugesetzt werden. Weitere Arzneimittel sollten der Mischung nicht zugesetzt werden.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Haltbarkeit nach Anbruch
Aus mikrobiologischen Gründen sollte die gebrauchsfertige Lösung unmittelbar nach Verdünnung verwendet werden. Restmengen sollten verworfen werden.
Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 25°C aufbewahren.
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Hinweise für die Handhabung
Nur verwenden, wenn die Lösung klar und das Behältnis unbeschädigt ist.
Dipeptiven ist ein Infusionslösungs-Konzentrat, das nicht direkt verabreicht werden darf, sondern vor der Applikation einer kompatiblen Aminosäurenlösung oder auch einem aminosäurenhaltigen Infusionsregime zugeführt wird. Dipeptiven wird mit der Trägerlösung infundiert. 1 Volumenanteil Dipeptiven soll mit mindestens 5 Volumenanteilen Trägerlösung gemischt werden (z.B. 100 ml Dipeptiven + mindestens 500 ml Aminosäurenlösung).
Die maximale Konzentration an Dipeptiven für die Therapie soll 3.5% betragen.
Auf keinen Fall darf Dipeptiven nach dem Zusatz anderer Komponenten gelagert werden.
Zulassungsnummer53373 (Swissmedic).
PackungenFlaschen zu 50 ml: 10 [B]
Flaschen zu 100 ml: 10 [B]
ZulassungsinhaberinFresenius Kabi (Schweiz) AG, 6010 Kriens.
Stand der InformationFebruar 2024.
|