Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenDie Therapie mit Naltrexin soll entsprechend den nationalen Richtlinien von einem Arzt mit Erfahrung mit opioid- und alkoholabhängigen Patienten initiiert und überwacht werden.
Bei opioidabhängigen Patienten können durch Naltrexin Entzugserscheinungen ausgelöst werden. Diese können innerhalb von 5 Minuten nach der Einnahme auftreten und bis zu 48 Stunden andauern. Die Behandlung sollte symptomatisch erfolgen und kann die Verabreichung von Opioiden umfassen.
Feststellung der Opioidfreiheit
Während der Behandlung mit Naltrexin können gleichzeitig verabreichte hohe Opioiddosen lebensbedrohliche Zustände durch Atem- und Kreislaufstörungen verursachen. Aus diesem Grund werden vor Behandlungsbeginn zunächst Urinkontrollen hinsichtlich der Anwendung von Opioiden empfohlen.
Wenn diese Urinkontrollen über 7-10 Tage negativ ausfallen, klinisch aber keine erkennbaren Entzugssymptome auftreten, sollte das negative Ergebnis des Urintests mittels eines Naloxon-Provokationstests (‘Naloxon Challenge’) überprüft werden. Die durch Naloxon ausgelösten Entzugssymptome sind von kürzerer Dauer als die Entzugssymptome durch Naltrexon.
Naloxon-Provokationstest. Das empfohlene Verabreichungsschema des Naloxon-Provokationstest ist wie folgt:
-Intravenös: Intravenöse Gabe von 0,2 mg Naloxonhydrochlorid. Treten innerhalb von 30 Sekunden keine Entzugssymptome auf, sollen weitere 0,6 mg Naloxonhydrochlord i.v. verabreicht werden. Der Patient ist während der folgenden 30 Minuten kontinuierlich zu überwachen, um jegliche Anzeichen von Entzugssymptomen sofort zu erkennen.
-Subkutan: Subkutane Gabe von 0,8 mg Naloxonhydrochlorid. Der Patient ist über 30 Minuten auf Entzugssymptome hin zu beobachten.
Bei Auftreten jeglicher Entzugssymptome darf die Naltrexin-Therapie nicht begonnen werden. Wenn das Testergebnis negativ ist, kann die Behandlung initiiert werden.
Bestätigung des Tests. Wenn noch Zweifel bestehen, dass der Patient tatsächlich opioidfrei ist, soll der Beginn der Behandlung um 24 Stunden verzögert werden. In diesem Fall soll der Test mit 1,6 mg Naloxonhydrochlorid wiederholt werden.
Der Naloxon-Provokationstest darf nicht durchgeführt werden bei Patienten mit klinisch erkennbaren Entzugssymptomen oder bei Patienten mit positivem Urintest auf Opioide.
Eine Naltrexin-Behandlung darf erst begonnen werden, wenn das Opioid für einen ausreichenden Zeitraum (etwa 5-7 Tage bei Heroin und mindestens 10 Tage bei Methadon) abgesetzt wurde.
Patienten sollten davor gewarnt werden, durch Anwendung hoher Opioid-Dosen die Blockade wieder aufzuheben, da es nach dem Ende der Naltrexonwirkung zu einer akuten - möglicherweise tödlichen - Opioidüberdosierung kommen kann. Die Einnahme hoher Opioiddosen bei gleichzeitiger Behandlung mit Naltrexin kann zu einer lebensgefährlichen Opiodvergiftung infolge der Beeinträchtigung von Atmung und Kreislauf führen.
Die Patienten müssen vor der gleichzeitigen Anwendung von Opioiden (z.B. Opioide in Hustenmitteln, Opioide zur symptomatischen Behandlung von Erkältungen oder Opioide in Mitteln gegen Durchfall, usw.) während der Therapie mit Naltrexin gewarnt werden (siehe «Kontraindikationen»).
Sollte ein Patient in Notfällen doch eine Therapie mit Opioiden benötigen, z.B. Opioidanalgesie oder Anästhesie, kann die benötigte Dosis grösser sein, um den gleichen therapeutischen Effekt zu erzielen. In diesen Fällen können auch Atemdepression und Kreislaufstörungen stärker sein und länger andauern.
Nicht-Rezeptor vermittelte Effekte können ebenfalls auftreten (z.B. Gesichtsschwellung, Juckreiz, Erythem, Diaphorese und andere Haut- und Schleimhauterscheinungen, die durch Histaminfreisetzung bedingt werden).
Der Patient benötigt besondere Aufmerksamkeit und Überwachung durch geschultes Personal in einer medizinischen Einrichtung.
Das erhöhte Suizidrisiko bei Drogenabhängigen – mit oder ohne begleitende Depression – wird durch die Behandlung mit Naltrexin nicht verringert.
Naltrexin enthält Lactose-Monohydrat. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollen dieses Arzneimittel nicht einnehmen.
Kontrolle der Leberfunktion
Naltrexon wirkt dosisabhängig direkt hepatotoxisch.
Naltrexon wird v.a. über die Leber metabolisiert und hauptsächlich mit dem Harn ausgeschieden. Deshalb sollen besonders Patienten mit Leber- und/oder Nierenfunktionsstörungen während der Therapie mit Naltrexin gut überwacht werden. Laborkontrollen der Leberfunktion müssen vor und regelmässig während der Therapie mit Naltrexin durchgeführt werden. Eine Leberfunktionsstörung ist bei opioid- und/oder alkoholabhängigen Patienten nicht ungewöhnlich.
Bei älteren, übergewichtigen Patienten mit Alkoholkrankheit (ohne Vorgeschichte eines Drogenmissbrauchs) wurden nach Einnahme höherer Naltrexon-Dosen (bis 300 mg/Tag) abnorme Leberfunktionstests beschrieben.
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