Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenWährend einer thyreostatischen Therapie sind wiederholte Kontrollen der Schilddrüsenfunktion (Bestimmung der peripheren Schilddrüsenhormone und ggf. des TSH) in angemessenen Abständen erforderlich, um eine Überdosierung zu vermeiden. Ebenso sollten Blutbild und Leberwerte regelmässig kontrolliert werden.
Propycil 50 sollte bei bereits bestehenden Blutbildveränderungen sowie bei einer Erhöhung von Transaminasen oder Cholestase-anzeigenden Enzymen nur unter besonders sorgfältiger ärztlicher Überwachung angewendet werden.
Hepatotoxizität
In einzelnen Fällen wurde in Zusammenhang mit der Anwendung von Propylthiouracil sowohl bei erwachsenen als auch bei pädiatrischen Patienten über Leberschäden bis hin zum akuten Leberversagen berichtet, einschliesslich Fällen mit letalem Verlauf oder der Notwendigkeit einer Lebertransplantation. Die Zeitdauer bis zur Manifestation der Leberschädigung war unterschiedlich, die meisten Fälle traten jedoch innerhalb der ersten 6 Behandlungsmonate auf.
Eine Überwachung der Leberwerte (Transaminasen, Alkalische Phosphatase, Bilirubin) scheint kaum in der Lage, das Risiko einer schweren Hepatotoxizität zu reduzieren, da die entsprechenden Veränderungen rasch und unvorhersehbar auftreten. Der Patient muss daher über die möglichen Symptome einer Leberschädigung (wie Anorexie, Pruritus, Schmerzen im rechten Oberbauch, etc.) aufgeklärt und aufgefordert werden, solche Symptome seinem Arzt unverzüglich zu melden. Bei Auftreten entsprechender Symptome sollten die Leberwerte bestimmt werden.
Falls während der Behandlung mit Propylthiouracil relevante Veränderungen der Leberwerte auftreten, sollte das Präparat sofort abgesetzt werden.
Anwendung in der pädiatrischen Population
Propycil sollte bei Kindern und Jugendlichen aufgrund seiner Hepatotoxizität nur angewendet werden, wenn alle sonstigen Therapie-Optionen ausgeschöpft sind.
Hämatotoxizität
Eine Behandlung mit Propylthiouracil ist mit dem Risiko einer Hemmung der Hämatopoese (Leukopenie, Granulozytopenie, Agranulozytose, aplastische Anämie, Thrombozytopenie) assoziiert. Eine Agranulozytose wurde vermehrt bei hohen Dosen und bei Patienten über 40 Jahre beobachtet. Über Fälle mit letalem Ausgang wurde berichtet.
Eine Agranulozytose kann sich innerhalb weniger Stunden einstellen. Sie ist daher in den meisten Fällen trotz regelmässiger Blutbildkontrollen nicht vorhersehbar, insbesondere da schon im Rahmen der Hyperthyreose selbst eine Leukopenie auftreten kann (bei ca. 10% der Patienten). Die Patienten müssen deshalb ausdrücklich darauf hingewiesen werden, bei Auftreten klinischer Zeichen einer Agranulozytose (Fieber, Abgeschlagenheit, Hämatome, Blutungen, Angina tonsillaris, Mucositis / Aphthen oder anderen Infektionszeichen wie z.B. Furunkulose) das Arzneimittel abzusetzen und unverzüglich einen Arzt / eine Ärztin zu konsultieren. In solchen Fällen, insbesondere bei Vorliegen klinischer Zeichen einer Infektion, ist eine umgehende Blutbildkontrolle erforderlich. Bei frühzeitigem Absetzen des Arzneimittels ist die Entwicklung einer Knochenmarksdepression reversibel.
Immunologische Effekte
Bei Patienten unter thyreostatischer Therapie (insbesondere bei Vorliegen eines Morbus Basedow) wurde über das Auftreten einer ANCA-positiven Vaskulitis berichtet (ANCA = antineutrophile cytoplasmatische Antikörper). Derartige Fälle wurden überwiegend unter Propylthiouracil beschrieben, seltener auch unter Carbimazol oder Thiamazol.
Die Manifestation dieser Vaskulitis, welche häufig mit Fieber bzw. grippeähnlichen Symptomen einhergeht, kann in unterschiedlichen Organen erfolgen, wobei auch mehrere Organe gleichzeitig betroffen sein können. Am häufigsten wird eine Manifestation an der Haut berichtet, welche von harmlosen Symptomen bis hin zu einer nekrotisierenden Purpura oder einer leukozytoklastischen Vaskulitis reichen kann. Ebenfalls häufig betroffen ist die Lunge (z.B. Hämoptysen, interstitielle Pneumonie, alveoläre Hämorrhagien). Darüber hinaus können auch Nieren (z.B. Glomerulonephritis, in Einzelfällen akutes Nierenversagen) und Gelenke (Arthralgien) betroffen sein. Seltener wurde über Manifestationen in der Muskulatur (im Sinne einer Myositis) oder an der Leber berichtet. Der Patient sollte informiert werden, beim Auftreten entsprechender Symptome seinen Arzt zu kontaktieren.
In Einzelfällen wurde ausserdem über das Auftreten eines systemischen Lupus erythematodes berichtet.
Im Falle des Auftretens entsprechender Symptome sollte eine immunologische Abklärung erfolgen und das Arzneimittel ggf. abgesetzt werden. Im Allgemeinen sind die Symptome nach Absetzen der Therapie reversibel. Es wurde aber auch über Fälle einer persistierenden dialysepflichtigen Niereninsuffizienz berichtet.
Darüber hinaus wurde auch über Fälle berichtet, in welchen ANCA’s ohne klinische Symptomatik nachgewiesen werden konnten. Solche Patienten sollten sorgfältig auf die Manifestation möglicher Symptome überwacht werden.
Hämostase
Da es unter Propylthiouracil zu Hypoprothrombinämie und in der Folge zu Blutungen kommen kann, sollte die Prothrombinzeit während der Therapie, insbesondere aber vor einem chirurgischen Eingriff überprüft werden.
Sonstige Hinweise
Es besteht das Risiko einer Kreuzallergie zwischen Propylthiouracil und Carbimazol bzw. seinem aktiven Metaboliten Thiamazol.
Hilfsstoffe von besonderem Interesse
Propycil enthält Lactose. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Propycil nicht einnehmen, da Propycil Lactose enthält.
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