Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenNach Verschluss der Epiphysenfugen ist Somapacitan nicht mehr zur Wachstumsförderung wirksam und soll nicht weiter eingesetzt werden.
Ein intrakranieller Tumor muss inaktiv und eine Antitumor-Therapie vor Beginn der Behandlung mit Somapacitan abgeschlossen sein. Falls Hinweise auf ein Tumorwachstum auftreten, muss die Behandlung abgebrochen werden.
Unter Anwendung von Somapacitan wurden jeweils zu Beginn des Dosierungsintervalles höhere IGF-1-Konzentrationen beobachtet als unter einer konventionellen GH-Therapie mit täglich applizierten GH-Präparaten. Insbesondere kam es häufiger als bei der konventionellen Therapie zu einer Überschreitung der oberen Normgrenze von 2 SDS. Es ist nicht bekannt, ob dies mit erhöhten Langzeitrisiken (wie Tumoren oder Diabetes mellitus Typ II) verbunden ist.
Die nachfolgend beschriebenen Risiken wurden unter Anwendung von rekombinantem Wachstumshormon beobachtet. Es ist zu erwarten, dass sie in ähnlicher Weise auch auf Somapacitan zutreffen. Für Somapacitan selbst liegen bisher nur limitierte Erfahrungen vor.
Neoplasien
Patienten unter einer Behandlung mit Somapacitan sollten grundsätzlich sorgfältig auf eine mögliche Entwicklung von Tumoren hin überwacht werden.
Patienten mit Tumorerkrankungen in der Anamnese (einschliesslich intrakranieller Tumoren) waren aus den klinischen Studien ausgeschlossen. Sogroya sollte daher aus Vorsichtsgründen bei diesen Patienten nicht angewendet werden. Falls doch eine Behandlung erfolgen soll, muss der Patient unter der Therapie mit Somapacitan engmaschig auf mögliche Tumorrezidive hin überwacht werden.
Bei einer kleinen Anzahl von Kindern, die mit GH behandelt wurden, wurde über das Auftreten einer Leukämie berichtet. Es gibt jedoch keine Hinweise, dass eine GH-Therapie bei Patienten ohne prädisponierende Faktoren die Inzidenz von Leukämien erhöht.
Bei Patienten nach in der Kindheit überstandener maligner Erkrankung (sogenannte «childhood cancer survivors»), die mit Wachstumshormon behandelt wurden, wurde insgesamt ein leichter Anstieg von Zweitneoplasien beobachtet. Am häufigsten handelte es sich dabei um intrakranielle Tumore, insbesondere Meningeome. Diese Tumoren wurden v.a. bei Patienten beobachtet, welche zur Therapie ihrer ersten Neoplasie eine Strahlentherapie des Kopfes erhalten hatten.
Benigne intrakranielle Hypertonie
Bei schweren oder rezidivierenden Kopfschmerzen, Sehstörungen, Übelkeit und/oder Erbrechen wird eine Fundoskopie zur Erkennung eines möglichen Papillenödems empfohlen. Wird eine Stauungspapille bestätigt, sollte die Diagnose einer benignen intrakraniellen Hypertonie (Pseudotumor cerebri) in Betracht gezogen und gegebenenfalls die Wachstumshormontherapie abgebrochen werden.
Über die weitere Behandlung von Patienten nach intrakranieller Hypertonie liegen nur ungenügende Erfahrungen vor. Falls die Wachstumshormontherapie wieder aufgenommen wird, ist eine sorgfältige Überwachung auf mögliche Symptome einer intrakraniellen Drucksteigerung erforderlich.
Störungen des Glukosestoffwechsels
Eine Behandlung mit Wachstumshormon kann die Insulinempfindlichkeit reduzieren, insbesondere bei prädisponierten Patienten unter höheren Dosen. Daher kann bei Patienten mit unzureichender insulinsekretorischer Kapazität eine Hyperglykämie auftreten. Infolgedessen können sich während der Wachstumshormontherapie eine zuvor nicht diagnostizierte eingeschränkte Glukosetoleranz oder ein manifester Diabetes mellitus manifestieren. Aus diesem Grund sollte der Blutzuckerspiegel bei allen Patienten, die mit Wachstumshormon behandelt werden, in regelmässigen Abständen kontrolliert werden, insbesondere bei solchen mit Risikofaktoren für Diabetes mellitus, wie z.B. Adipositas, positive Familienanamnese für Diabetes oder Komedikation mit Kortikosteroiden.
Bei Patienten mit bereits bestehendem Diabetes mellitus oder eingeschränkter Glukosetoleranz soll Somapacitan nur mit Vorsicht und unter engmaschiger Überwachung des Glukosestoffwechsels angewendet werden. Zu Beginn einer Wachstumshormontherapie kann eine Anpassung der antidiabetischen Therapie erforderlich sein (siehe auch «Interaktionen»).
Schilddrüsenfunktion
Wachstumshormon erhöht die extrathyreoidale Umwandlung von T4 zu T3 und kann somit eine latente Hypothyreose aufdecken. Vor allem bei Patienten mit einer fortschreitenden Hypophysenerkrankung kann sich eine Hypothyreose entwickeln. Da eine Hypothyreose das Ansprechen auf eine Wachstumshormontherapie beeinträchtigt, sollte die Schilddrüsenfunktion regelmässig überprüft und ggf. eine Substitutionstherapie mit Schilddrüsenhormon eingeleitet werden.
Pankreatitis
Es liegen Berichte über das Auftreten einer Pankreatitis unter einer GH-Behandlung vor, insbesondere bei Kindern. Treten bei einem Patienten unter Behandlung mit Sogroya akute Oberbauchbeschwerden auf, sollte die Möglichkeit einer Pankreatitis in Betracht gezogen werden.
Nebennierenrinden (NNR)-Insuffizienz
Unter einer GH-Therapie kann es zu einer Reduktion der Aktivität des an der Cortisolsynthese beteiligten Enzyms 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase Typ 1 kommen. Dadurch kann eine latente sekundäre NNR-Insuffizienz demaskiert werden, wodurch eine Glukokortikoid-Substitutionstherapie erforderlich werden kann. Darüber hinaus kann bei Patienten, die bereits eine Glukokortikoid-Substitutionstherapie aufgrund einer bekannten NNR-Insuffizienz erhalten, nach Beginn der GH-Therapie eine Erhöhung der Erhaltungs- und/oder der Stressdosis erforderlich sein (siehe «Interaktionen»). Die Patienten sollten daher auf erniedrigte Kortisolspiegel überwacht werden. Bei Patienten mit bekannter NNR-Insuffizienz ist insbesondere auf die Notwendigkeit einer Steigerung der Glukokortikoid-Dosis zu achten.
Skelettveränderungen
Eine Epiphyseolysis capitis femoris kann bei Patienten mit endokrinen Störungen (wie z.B. GH-Mangel) gehäuft vorkommen. Auch ein Morbus Legg-Calvé-Perthes kann bei kleinwüchsigen Patienten gehäuft vorkommen. Dies kann sich durch Hinken oder Hüft- bzw. Knieschmerzen äussern. Die Eltern sollten informiert werden, auf solche Symptome zu achten und sie ggf. unverzüglich dem behandelnden Arzt mitzuteilen.
Eine Skoliose kann sich bei jedem Kind während Phasen eines schnellen Wachstums manifestieren oder verschlechtern. Da Somapacitan die Wachstumsrate steigert, sollte während der Behandlung auf mögliche Anzeichen einer Skoliose geachtet werden. Es gibt jedoch bisher keine Hinweise, dass eine Behandlung mit Wachstumshormon Inzidenz oder Schweregrad einer Skoliose erhöht.
Reaktionen an der Applikationsstelle
In den klinischen Studien wurden bei ca. 5% der Patienten Reaktionen an der Injektionsstelle beobachtet. Diese waren meist leichtgradig und bildeten sich in der Mehrzahl nach kurzer Zeit zurück. Am häufigsten handelte es sich dabei um Hämatome (3%), Schmerzen (1.5%) oder Schwellung (0.8%).
Immunogenität
Unter einer Therapie mit Wachstumshormon kann es zur Entwicklung von Antikörpern gegen das jeweilige Präparat kommen. In der pivotalen Studie unterschied sich die Inzidenz von Antikörpern nicht in relevanter Weise zwischen Somapacitan und dem als Komparator eingesetzten konventionellen GH-Präparat. Die Bindungskapazität der gefundenen Antikörper war gering, und ein Einfluss auf Wirksamkeit oder Sicherheit war nicht erkennbar. Neutralisierende Antikörper wurden nicht nachgewiesen. Trotzdem sollten bei jedem Patienten, der nicht auf die Therapie anspricht, neben der Abklärung anderer möglicher Ursachen auch die Antikörper gegen Somapacitan bestimmt werden.
Überempfindlichkeitsreaktionen
Unter der Anwendung anderer GH-Präparate wurde über schwerwiegende systemische Überempfindlichkeitsreaktionen (z.B. Anaphylaxie, Angioödem) berichtet. Falls es zu einer solchen Reaktion kommt, muss die Anwendung von Sogroya umgehend beendet, eine entsprechende Behandlung eingeleitet und der Patient bis zum Abklingen der Symptome überwacht werden.
Lipohypertrophie
Wenn Sogroya über einen längeren Zeitraum hinweg an der gleichen Stelle verabreicht wird, kann eine Lipohypertrophie auftreten. Um das Risiko zu reduzieren, sollte die Injektionsstelle regelmässig gewechselt werden (siehe «Dosierung/Anwendung»).
Interaktion mit exogenen Östrogenen
Exogene Östrogene (z.B. in kombinierten hormonalen Kontrazeptiva) können, insbesondere bei oraler Gabe, die IGF-1-Konzentration im Serum reduzieren und dadurch die Wirksamkeit einer Wachstumshormon-Behandlung abschwächen. Zur Kontrazeption sollten daher ggf. nicht-hormonale Methoden eingesetzt und die Patientinnen entsprechend beraten werden.
Akute kritische Erkrankungen
Die Anwendung von GH in pharmakologischen Dosen wurde bei Patienten mit akuten kritischen Erkrankungen nach operativen Eingriffen am offenen Herzen bzw. im Abdominalbereich, nach Polytrauma oder bei akuter respiratorischer Insuffizienz mit einer erhöhten Mortalität in Verbindung gebracht (siehe «Kontraindikationen»). Für eine Substitutionstherapie bei Patienten mit GH-Mangel liegen keine entsprechenden Daten vor. Bei Patienten, die mit Sogroya behandelt werden und akut kritisch erkranken, sollte der erwartete Nutzen einer Weiterbehandlung sorgfältig gegen das mögliche Risiko abgewogen werden.
Weitere Vorsichtsmassnahmen
Bei eingeschränkter Leberfunktion ist die Somapacitan-Exposition erhöht (siehe «Pharmakokinetik», Abschnitt «Kinetik spezieller Patientengruppen»). Andererseits ist bei Leberfunktionsstörungen die Fähigkeit der Leber zur vermehrten Sekretion von IGF-1 nach Stimulation durch GH reduziert, sodass das Ansprechen auf die Therapie vermindert sein kann. Bei Patienten mit moderater oder schwerer Leberinsuffizienz (Child Pugh B und C) wird eine Anwendung von Sogroya daher nicht empfohlen.
In einer Placebo-kontrollierten Studie bei Erwachsenen wurde ein Shift von normalen zu erhöhten Phosphatkonzentrationen im Serum unter Somapacitan häufiger beobachtet als unter Placebo. Auch in einer pädiatrischen Studie (mit limitierter Fallzahl) war ein solcher Shift unter Somapacitan häufiger als in der Vergleichsgruppe unter einem täglich applizierten Somatropin-Präparat.
Bei erwachsenen Patienten mit GH-Mangel ist bekannt, dass Frauen einen höheren GH-Bedarf aufweisen als Männer. Zu möglichen geschlechtsabhängigen Unterschieden bei Patientinnen mit kindlichem GH-Mangel nach Erreichen der Pubertät liegen bisher keine ausreichenden Daten vor. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass bei gleicher Dosierung Mädchen nach der Pubertät mit einem geringeren Therapieerfolg rechnen müssen als Knaben. Es wird daher empfohlen, bei Mädchen das Ansprechen auf die GH-Therapie nach Eintritt der Pubertät besonders sorgfältig zu überwachen.
In der pädiatrischen Population wurde Somapacitan ausschliesslich bei pädiatrischen Patienten mit GH-Mangel (sogenanntem hypophysärem Minderwuchs) untersucht. Für andere Formen einer Wachstumsstörung wie Minderwuchs bei Turner-Syndrom, Wachstumsstörungen bei chronischer Niereninsuffizienz, Prader-Willi-Syndrom oder Wachstumsstörungen bei Patienten mit intrauterinem Kleinwuchs (SGA) liegen keine Daten vor. Sogroya soll daher in diesen Patientengruppen nicht angewendet werden.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro ml, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».
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