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Androcur-50
Advanz Pharma Specialty Medicine Switzerland GmbH

Zusammensetzung

Wirkstoffe
Cyproteroni acetas (CPA).
Hilfsstoffe
Lactosum monohydricum 108,75 mg, Magnesii stearas, Maydis amylum, Povidonum K 25, Silica colloidalis anhydrica.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Beim Mann: Triebdämpfung bei Sexualdeviationen, inoperables Prostatakarzinom.
Bei der Frau: Schwere Androgenisierungserscheinungen, wie hochgradiger Hirsutismus, schwere androgenetische Alopezie, oft verbunden mit schweren Formen von Akne und/oder Seborrhoe, wenn mit einer niedrigeren Dosierung kein befriedigender Erfolg erzielt wurde.

Dosierung/Anwendung

Die Tabletten sind nach den Mahlzeiten mit Flüssigkeit einzunehmen.
Die Tablette kann in gleiche Dosen geteilt werden.
Übliche Dosierung beim Mann
Triebdämpfung bei Sexualdeviationen
Die Initialdosis beträgt 2-mal täglich 1 Tablette. Es kann erforderlich sein, die Dosis auf 2-mal täglich 2 oder vorübergehend sogar 3-mal täglich 2 Tabletten zu erhöhen. Wenn ein befriedigendes Behandlungsergebnis erreicht ist, wird versucht, den Therapieeffekt mit einer möglichst geringen Dosis aufrechtzuerhalten. Oft genügt 2-mal täglich ½ Tablette. Bei der Einstellung auf eine Erhaltungsdosis und beim Absetzen wird nie abrupt, sondern ausschleichend reduziert. Dabei ist in Intervallen von jeweils einigen Wochen die Tagesdosis um 1 Tablette oder besser ½ Tablette zu vermindern.
Die Dauer der Cyproteronacetat-Behandlung sollte individuell und unter Berücksichtigung des Risikos für Meningeome unter einer Langzeittherapie (siehe "Warnhinweise und Vorsichtsmassnahnen") festgelegt werden. Um den Therapieeffekt zu stabilisieren, ist es erforderlich, Androcur-50 über längere Zeit einzunehmen, wenn möglich unter gleichzeitiger Durchführung psychotherapeutischer Massnahmen.
Antiandrogene Behandlung bei inoperablem Prostatakarzinom
2- bis 3-mal täglich 2 Tabletten (= 200–300 mg/Tag).
Wenn es zur Besserung oder Remission gekommen ist, soll weder die Therapie abgesetzt noch die Dosis reduziert werden.
Zur Verminderung des anfänglichen Anstiegs der männlichen Sexualhormone bei Behandlung mit GnRH-Agonisten
Zunächst 5–7 Tage 2-mal täglich 2 Tabletten Androcur-50 (= 200 mg/Tag) allein, anschliessend 3–4 Wochen lang 2-mal täglich 2 Tabletten Androcur-50 (= 200 mg/Tag) zusammen mit einem GnRH-Agonisten in der vom Hersteller vorgesehenen Dosierung.
Zur Behandlung von Hitzewallungen bei Patienten unter Therapie mit GnRH-Agonisten oder nach Orchiektomie
Die Initialdosis beträgt täglich 1–3 Tabletten (50–150 mg). Bei Bedarf kann die Dosis bis auf 3-mal täglich 2 Tabletten (300 mg) gesteigert werden.
Übliche Dosierung bei der Frau
Patientinnen im gebärfähigen Alter
Schwangere dürfen kein Cyproteronacetat einnehmen. Deshalb muss bei Therapiebeginn eine Schwangerschaft mit Sicherheit ausgeschlossen sein.
Androcur-50 muss in Kombination mit einem kombinierten oralen, kontrazeptiv wirkenden CPA-haltigen Präparat angewendet werden, um den nötigen kontrazeptiven Schutz sicherzustellen und Blutungsunregelmässigkeiten zu vermeiden.
Normalerweise wird die Behandlung am 1. Zyklustag (= 1. Tag der Blutung) begonnen. Nur im Falle einer Amenorrhoe kann mit der Therapie zu jedem beliebigen Zeitpunkt begonnen werden. In diesem Fall entspricht bei den nachfolgenden Empfehlungen der 1. Einnahmetag dem „1. Zyklustag“.
Vom 1.–10. Zyklustag (= 10 Tage) sind täglich 2 Tabletten (= 100 mg) Androcur-50 einzunehmen. Zusätzlich erhalten die Patientinnen zur Stabilisierung ihres Zyklus und für den erforderlichen Konzeptionsschutz ein kombiniertes orales CPA-haltiges Präparat, dessen Einnahme vom 1.-21. Tag erfolgt.
Bei der zyklischen Kombinationsbehandlung sollte die Einnahme immer zur gleichen Tageszeit erfolgen.
21 Tage nach Beginn dieser Therapie wird eine 7-tägige Pause eingelegt, in der es zu einer Entzugsblutung kommt. 28 Tage nach Einnahmebeginn wird mit dem nächsten kombinierten Behandlungszyklus begonnen, unabhängig davon, ob die Blutung schon beendet ist oder noch anhält. Nach klinischer Besserung kann am 1.-10 Zyklustag die tägliche Androcur-50-Dosis auf 1 oder ½ Tablette (= 50 oder 25 mg) reduziert werden. Eventuell genügt auch ein kombiniertes orales, kontrazeptiv wirkendes CPA-haltiges Präparat allein.
Eine Langzeiteinnahme (über mehrere Jahre) von Androcur-50 soll vermieden werden (s. «Warnhinweise/Vorsichtsmassnahmen», Abschnitt «Meningeome»).
Postmenopausale Patientinnen bzw. Patientinnen nach Hysterektomie
Zum Zeitpunkt der Menopause soll eine Reevaluation der Behandlung mit Androcur-50 erfolgen.
Bei hysterektomierten Patientinnen oder Patientinnen in der Postmenopause sollte Androcur-50 allein (d.h. ohne die zusätzliche Gabe eines kombinierten kontrazeptiv wirkenden CPA-haltigen Präparates) verabreicht werden. Abhängig vom Schweregrad der Beschwerden beträgt die übliche Dosierung 25-50 mg (d.h. ½ bis 1 Tablette) einmal täglich für 21 Tage, gefolgt von einem 7-tägigen einnahmefreien Intervall.
Ausbleiben der Entzugsblutung
Das Ausbleiben der Entzugsblutung innerhalb der 7-tägigen Einnahmepause kann ein Zeichen für eine eingetretene Gravidität sein. Deshalb darf in einem solchen Fall die Kombinationsbehandlung erst dann wieder aufgenommen werden, wenn eine Schwangerschaft sicher ausgeschlossen ist.
Verhalten bei Zwischenblutungen
Beim Auftreten von Blutungen während der Einnahmewochen soll die Behandlung nicht unterbrochen werden. Schmierblutungen sistieren oft von selbst. Bei stärkeren oder sich wiederholenden leichten Blutungen ist eine gynäkologische Kontrolle zum Ausschluss eines organischen Leidens erforderlich.
Vergessene Tabletteneinnahme
Vergessene Androcur-50 Tabletten können die therapeutische Wirksamkeit herabsetzen und zu Zwischenblutungen führen. Sie sollten jedoch nicht nachträglich eingenommen werden. Die tägliche Einnahme ist zur gewohnten Zeit fortzusetzen.
Bei der zyklischen kombinierten Behandlung sollten die Tabletten stets zur gleichen Tageszeit eingenommen werden. Wird der vorgesehene Einnahme-Zeitpunkt des kontrazeptiv wirkenden CPA-haltigen Präparates um mehr als 12 Stunden überschritten, ist die kontrazeptive Wirksamkeit für den betreffenden Zyklus in Frage gestellt. Für spezifische Angaben zur kontrazeptiven Zuverlässigkeit und zum Vorgehen bei vergessener Pilleneinnahme wird auf die Fach- und Patienteninformation des kontrazeptiv wirkenden CPA-haltigen Präparates verwiesen. Kommt es nach einer vergessenen Einnahme innerhalb der nächsten Einnahmepause nicht zu einer Entzugsblutung, muss eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden, bevor mit dem nächsten kombinierten Behandlungszyklus begonnen wird.
Spezielle Dosierungsempfehlungen
Kinder/Jugendliche: Androcur-50 wurde bei Kindern und Jugendlichen nicht untersucht. Bei Kindern vor der Pubertät besteht keine Indikation, bei Jugendlichen unter 18 Jahren wird eine Anwendung nicht empfohlen.
Ältere Patienten: Eine Dosisanpassung in Abhängigkeit vom Alter ist nicht erforderlich.
Leberinsuffizienz: Die Pharmakokinetik von Cyproteronacetat bei Patienten mit Leberinsuffizienz wurde nicht untersucht. Die Anwendung von Androcur-50 ist bei Patienten mit Lebererkrankungen kontraindiziert, solange sich die Leberfunktionswerte nicht normalisiert haben.
Niereninsuffizienz: Daten zur Anwendung von Cyproteronacetat bei Patientinnen mit eingeschränkter Nierenfunktion liegen nicht vor. Es können daher keine Dosierungsempfehlungen gemacht werden.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber einem der Bestandteile von Androcur-50.
Kontraindikationen beim Mann
Lebererkrankungen.
Dubin-Johnson-Syndrom, Rotor-Syndrom.
vorausgegangenes oder bestehendes Meningeom.
schwere chronische Depression.
Triebdämpfung bei Sexualdeviationen
vorausgegangene oder bestehende Lebertumore.
konsumierende Krankheiten.
vorausgegangene oder bestehende thromboembolische Ereignisse.
schwerer Diabetes mit Gefässveränderungen.
Sichelzellanämie.
Antiandrogene Behandlung des inoperablen Prostatakarzinoms
vorausgegangene oder bestehende Lebertumore (nur bei nicht durch das Prostatakarzinom bedingten Metastasen).
konsumierende Krankheiten (mit Ausnahme des inoperablen Prostatakarzinoms).
Thromboembolie.
Kontraindikationen bei der Frau
vorausgegangene oder bestehende thromboembolische Ereignisse.
Lebererkrankungen.
Dubin-Johnson-Syndrom, Rotor-Syndrom.
Ikterus oder persistierender Pruritus während einer vorausgegangenen Schwangerschaft.
vorausgegangene oder bestehende Lebertumore.
vorausgegangenes oder bestehendes Meningeom.
schwerer Diabetes mit Gefässveränderungen.
schwere chronische Depression.
konsumierende Krankheiten.
Sichelzellanämie.
Herpes gestationis in der Anamnese.
Schwangerschaft.
Stillzeit.
Bei der zyklischen Kombinationsbehandlung schwerer Androgenisierungserscheinungen sind ausserdem die Angaben zu Kontraindikationen in der Fachinformation des kontrazeptiv wirkenden CPA-haltigen Präparates, das in Kombination mit Androcur-50 angewendet wird, zu beachten.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Vor Abschluss der Pubertät soll Androcur-50 nicht gegeben werden, weil ein ungünstiger Einfluss auf das Längenwachstum und die noch nicht stabilisierten endokrinen Funktionskreise nicht auszuschliessen ist.
Während der Behandlung sind die Funktion von Leber und Nebennierenrinde sowie die Erythrozytenzahl regelmässig zu überwachen.
Hepatotoxische Wirkungen
Unter Behandlung mit Androcur-50 wurde über hepatotoxische Effekte wie Ikterus, Hepatitis oder Leberinsuffizienz berichtet, bei Dosierungen von 100 mg/Tag oder höher auch über Fälle mit letalem Ausgang. Die Mehrzahl dieser letalen Fälle trat bei Männern mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom auf. Diese toxischen Wirkungen sind dosisabhängig und treten üblicherweise mehrere Monate nach Beginn der Behandlung auf. Deshalb sollten vor Beginn der Behandlung sowie während der Behandlung bei Auftreten von Anzeichen hepatotoxischer Wirkungen Leberfunktionsprüfungen durchgeführt werden.
Lässt sich die Hepatotoxizität bestätigen, ist das Präparat abzusetzen. Ausnahme hiervon sind Patienten mit Prostatakarzinom, bei welchen die Hepatotoxizität auf andere Ursachen wie z.B. Tumormetastasen zurückgeführt werden kann. Auch in solchen Fällen soll die Behandlung mit dem Präparat jedoch nur fortgesetzt werden, wenn der erwartete klinische Nutzen das Risiko übersteigt.
In Einzelfällen wurde, wie auch bei anderen Sexualsteroiden, über gutartige und bösartige Lebertumoren berichtet. Lebertumore können vereinzelt zu lebensgefährlichen Blutungen in die Bauchhöhle führen. Wenn starke Oberbauchbeschwerden, eine Lebervergrösserung oder Anzeichen einer intraabdominalen Blutung auftreten, sollte ein Lebertumor in die differentialdiagnostischen Überlegungen einbezogen und gegebenenfalls das Präparat abgesetzt und eine geeignete Therapie eingeleitet werden.
Thromboembolische Ereignisse
Über das Auftreten thromboembolischer Ereignisse bei Patienten unter Androcur-50 liegen Berichte vor, ein Kausalzusammenhang ist aber bisher nicht gesichert. Bei Patienten mit Vorliegen weiterer Risikofaktoren für thromboembolische Ereignisse sollte daher eine sorgfältige individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen (vgl. auch «Kontraindikationen»). Dies gilt insbesondere bei vorausgegangenen arteriellen oder venösen thromboembolischen Ereignissen in der Anamnese (z.B. tiefe Venenthrombose, Lungenembolie, Myokardinfarkt, Schlaganfall), fortgeschrittenen malignen Erkrankungen, schwerem Diabetes mellitus mit Gefässveränderungen oder Sichelzellanämie.
Meningeome
In Verbindung mit einer Langzeitanwendung von Cyproteronacetat in Dosen von 25 mg/Tag oder höher (meist über mehrere Jahre) wurde über das Auftreten von Meningeomen berichtet. Bei einem Teil der Fälle handelte es sich um multiple Meningeome, ohne dass bei diesen Patienten andere Hinweise für eine Neurofibromatose vorlagen. In einer grossen Kohortenstudie stieg das Risiko eines Meningeoms mit zunehmender kumulativer Cyproteronacetat-Dosis (d.h. sowohl mit der Tagesdosis als auch mit der Anwendungsdauer).
Wenn bei einem Patienten unter der Behandlung mit Androcur-50 ein Meningeom diagnostiziert wird, muss die Behandlung mit Cyproteronacetat dauerhaft abgebrochen werden (s. «Kontraindikationen»).
Weitere Vorsichtsmassnahmen
Bei Patienten mit Diabetes mellitus ist der Kohlenhydratstoffwechsel sorgfältig zu überwachen.
Vereinzelt kann es unter hochdosierter Androcur-50-Gabe zum Gefühl der Kurzatmigkeit kommen. Differentialdiagnostisch muss in solchen Fällen an den für Progesteron und synthetische Gestagene bekannten stimulierenden Effekt auf die Atmung gedacht werden, der mit Hypokapnie und kompensierter respiratorischer Alkalose einhergeht und nicht als behandlungsbedürftig gilt.
Depressive Störungen bzw. Depressionen sind als mögliche unerwünschte Wirkungen bei der Anwendung von Sexualhormonen bekannt (s. a. Rubrik „Unerwünschte Wirkungen“). Solche Störungen können bereits kurz nach Beginn der Behandlung auftreten. Eine Depression kann schwerwiegend verlaufen und stellt einen Risikofaktor für Suizide bzw. suizidales Verhalten dar. Die Patienten sollten daher über mögliche Symptome depressiver Störungen (wie Niedergeschlagenheit, Stimmungsschwankungen oder Antriebslosigkeit) informiert werden. Es soll ihnen geraten werden, sich umgehend an einen Arzt / eine Ärztin zu wenden, falls sie unter der Behandlung mit Androcur-50 entsprechende Symptome bemerken.
Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht anwenden.
Besondere Hinweise für die Anwendung beim Mann
Bei männlichen Patienten kommt es unter Behandlung mit Androcur-50 zu einer Dämpfung des Sexualtriebs und verminderter Potenz sowie zu einer Hemmung der Gonadenfunktion. Diese Veränderungen sind nach Absetzen der Behandlung reversibel.
Androcur-50 kann zu einer Gynäkomastie führen (manchmal zusammen mit einer Berührungsempfindlichkeit der Brustwarzen), die sich nach Absetzen des Präparats gewöhnlich zurückbildet.
Nach mehrwöchiger Anwendung führt Androcur-50 aufgrund seiner antiandrogenen und antigonadotropen Wirkung zu einer Hemmung der Spermatogenese. Innerhalb weniger Monate nach Absetzen der Behandlung kommt es zu einer allmählichen Erholung. Im Tierversuch ergab sich kein Anhalt für eine Schädigung der Spermatozoen durch Cyproteronacetat, Humandaten liegen nur in sehr beschränktem Umfang vor. Um einen Ausgangsbefund zu haben, wird empfohlen, bei Männern, für welche eine spätere Fertilität von Bedeutung sein könnte, vor Behandlungsbeginn ein Spermatogramm anzufertigen.
Bei gleichzeitigem Genuss von Alkohol ist wegen seines enthemmenden Einflusses eine Verminderung der triebdämpfenden Wirkung von Androcur-50 möglich.
Wie bei anderen antiandrogenen Behandlungen kann der langfristige Androgenentzug durch Androcur-50 zu Osteoporose führen.
Besondere Hinweise für die Anwendung bei der Frau
Es wird auch auf die Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» in der Fachinformation des CPA-haltigen Kontrazeptivums verwiesen.
Bei Frauen muss vor Beginn der Therapie eine gründliche allgemeine und gynäkologische Untersuchung (inklusive Zervixzytologie und Brustuntersuchung) durchgeführt werden. Bei Patientinnen im gebärfähigen Alter muss ausserdem vor Einleitung der Therapie eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Bevor eine Behandlung mit Androcur-50 erwogen wird, ist eine genaue Differentialdiagnose notwendig, um z.B. das Vorliegen von Tumoren oder adrenalen Enzymdefekten als Ursache der Androgenisierungserscheinungen auszuschliessen. Spätestens nach 12 Behandlungszyklen ist eine endokrinologische Abklärung durchzuführen.
Bei Frauen unterdrückt die Kombinationstherapie mit dem kontrazeptiv wirkenden Cyproteron-haltigen kombinierten Präparat die Ovulation und führt dadurch zur Infertilität.
Wenn unter der Kombinationstherapie während der 3 Wochen der Tabletteneinnahme Schmierblutungen auftreten, ist die Tabletteneinnahme wie gewohnt fortzusetzen. Falls jedoch anhaltende oder rezidivierende Blutungen in unregelmässigen Abständen auftreten, muss eine gynäkologische Untersuchung durchgeführt werden, um eine organische Erkrankung auszuschliessen.

Interaktionen

Um potentielle Interaktionen zu erkennen, sollte auch die Fachinformation der gleichzeitig verabreichten Arzneimittel konsultiert werden.
Einfluss anderer Arzneimittel auf die Pharmakokinetik von Cyproteronacetat
Enzyminduktoren
Eine erhöhte Clearance von Sexualhormonen infolge einer Induktion mikrosomaler Enzyme kann die klinische Wirksamkeit reduzieren und/oder zu Blutungsunregelmässigkeiten führen. Dies gilt z.B. für Barbiturate, Bosentan, Carbamazepin, Felbamat, Modafinil, Oxcarbazepin, Phenytoin, Primidon, Rifabutin, Rifampicin und Topiramat sowie für Arzneimittel, welche Johanniskraut (Hypericum perforatum) enthalten.
Eine Enzyminduktion kann bereits nach wenigen Tagen beobachtet werden. Die maximale Enzyminduktion wird im Allgemeinen nach 2 bis 3 Wochen erreicht und kann über bis zu 4 Wochen nach Absetzen dieser Arzneimittel andauern.
Darüber hinaus ist bekannt, dass verschiedene Inhibitoren der HIV/HCV-Protease und der Nichtnukleosidischen Reverse-Transkriptase zu einer Erniedrigung oder einer Erhöhung der Plasmakonzentrationen von Gestagenen führen können. Diese Veränderungen können in manchen Fällen klinisch relevant sein. Dies gilt insbesondere für den als Booster eingesetzten CYP3A-Inhibitor Cobicistat.
Enzyminhibitoren
Starke und moderate CYP3A4-Inhibitoren wie Azol-Antimykotika (z.B. Itraconazol, Voriconazol, Fluconazol), Makrolid-Antibiotika (Clarithromycin, Erythromycin), Diltiazem, Verapamil und Grapefruitsaft können die Plasmaspiegel von Gestagenen erhöhen und dadurch zum vermehrten Auftreten unerwünschter Wirkungen führen.
Auch die HMG-CoA-Reduktasehemmer Atorvastatin und Rosuvastatin können die Plasmakonzentrationen der Sexualhormone erhöhen (um etwa 20-30%) und dadurch unter Umständen zum vermehrten Auftreten unerwünschter Wirkungen führen.
Einfluss von Cyproteronacetat auf die Pharmakokinetik anderer Arzneimittel
In vitro-Inhibitionsuntersuchungen belegen eine potenzielle Hemmung der Zytochrom-P450-Enzyme CYP2C8, 2C9, 2C19, 3A4 und 2D6 unter hohen therapeutischen Dosen von 100 mg Cyproteronacetat dreimal pro Tag.
Bei gleichzeitiger Verabreichung von hochdosiertem Cyproteronacetat mit HMG-CoA-Reduktasehemmern (Statinen), welche hauptsächlich durch CYP3A4 metabolisiert werden (wie z.B. Atorvastatin, Simvastatin), kann das Risiko einer Myopathie oder Rhabdomyolyse erhöht sein.
Pharmakodynamische Interaktionen
Der Bedarf an oralen Antidiabetika oder Insulin kann sich durch Verschlechterung der Glukosetoleranz ändern.

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft
Die Einnahme von Androcur-50 während der Schwangerschaft ist kontraindiziert.
Die Behandlung mit Androcur-50 bei Frauen im reproduktionsfähigen Alter ist immer mit gleichzeitigem Konzeptionsschutz mit einem kombinierten oralen CPA-haltigen Präparat durchzuführen.
Stillzeit
Die Einnahme von Androcur-50 während der Stillzeit ist kontraindiziert.
In einer Studie an sechs Frauen, die eine Einzeldosis von 50 mg Cyproteronacetat erhielten, wurden 0.2% dieser Dosis in der Muttermilch nachgewiesen.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Es wurden keine Studien zur Untersuchung der Fahrtüchtigkeit oder der Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, durchgeführt.
Patientinnen, deren Tätigkeit erhöhte Konzentration erfordert (z.B. Teilnahme am Strassenverkehr, Bedienen von Maschinen), müssen berücksichtigen, dass Androcur-50 zu Müdigkeit und Antriebsminderung führen sowie das Konzentrationsvermögen beeinträchtigen kann.

Unerwünschte Wirkungen

Nachfolgend sind die unerwünschten Wirkungen nach Organsystem und Häufigkeiten angegeben. Die Häufigkeitskategorien sind dabei wie folgt definiert:
Sehr häufig: ≥ 1/10; häufig: ≥ 1/100, <1/10; gelegentlich: ≥ 1/1000, <1/100; selten: ≥ 1/10’000, <1/1000; sehr selten: < 1/10’000; nicht bekannt: basierend auf Spontanmeldungen aus der Marktüberwachung, genaue Inzidenz kann nicht angegeben werden.
Beide Geschlechter
Gutartige, bösartige und nicht spezifizierte Neubildungen (einschl. Zysten und Polypen)
Häufigkeit nicht bekannt: Meningeom (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Erkrankungen des Immunsystems
Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Häufig: Gewichtszunahme oder Gewichtsabnahme.
Psychiatrische Erkrankungen
Gelegentlich: depressive Verstimmungen.
Gefässerkrankungen
Selten: thromboembolische Ereignisse.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Gelegentlich: Hypokapnie.
Leber- und Gallenerkrankungen
Häufig: Ikterus, Hepatitis, Leberinsuffizienz.
Sehr selten: gut- und bösartige Lebertumore.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
Gelegentlich: Hautausschläge.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Häufig: Müdigkeit.
Männer
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Häufigkeit nicht bekannt: Anämie.
Psychiatrische Erkrankungen
Sehr häufig: verminderte Libido.
Häufig: Antriebsminderung, zeitweise Unruhe.
Gefässerkrankungen
Häufig: Hitzewallungen.
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Sehr selten: Osteoporose.
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
Sehr häufig: reversible Hemmung der Spermatogenese, erektile Dysfunktion.
Häufig: Gynäkomastie.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Häufig: Schweissausbrüche.
Frauen
Psychiatrische Erkrankungen
Gelegentlich: verminderte Libido.
Selten: gesteigerte Libido.
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
Sehr häufig: Ovulationshemmung.
Häufig: Spannungsgefühl in der Brust.
Gelegentlich: Galaktorrhoe.
Im Hinblick auf die notwendige zusätzliche Gabe eines kontrazeptiv wirkenden CPA-haltigen Präparates wird auf die Angaben zu unerwünschten Wirkungen in der Fachinformation dieses Präparates verwiesen.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Studien zur akuten Toxizität nach Einzeldosen haben ergeben, dass Cyproteronacetat als wenig toxisch einzustufen ist. Eine akute Intoxikation nach einmaliger versehentlicher Einnahme eines Vielfachen der für die Behandlung erforderlichen Dosis ist kaum zu erwarten.
Es gibt kein spezifisches Antidot. Eine allfällige Behandlung hat symptomatisch zu erfolgen.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
G03HA01
Wirkungsmechanismus und Pharmakodynamik
Androcur-50 ist ein antiandrogenes Hormonpräparat und hat eine zentrale Hemmwirkung. Der Wirkstoff Cyproteronacetat hemmt kompetitiv die Wirkung von Androgenen an androgenabhängigen Zielorganen.
Bei Männern:
Bei Männern führt die antigonadotrope Wirkung zu einer Reduktion der Testosteronsynthese in den Hoden und dadurch zu einer Reduktion der Testosteron-Serumspiegel.
Unter höheren Dosen Cyproteronacetat wurde gelegentlich eine Tendenz zu leicht erhöhten Prolaktinspiegeln beobachtet.
Sexualtrieb und Potenz werden vermindert und die Gonadenfunktion gehemmt. Diese Veränderungen sind nach Absetzen der Behandlung reversibel.
Cyproteronacetat schützt ausserdem die Prostata vor Androgenen aus Gonaden und/oder Nebennierenrinde.
Die antigonadotrope Wirkung wird auch ausgeübt, wenn Cyproteronacetat mit einem GnRH-Agonisten kombiniert wird. Auf diese Weise wird der durch diese Substanzgruppe initial erhöhte Testosteronssiegel gesenkt.
Bei Frauen:
Bei Frauen werden androgenabhängige Erscheinungen wie pathologischer Haarwuchs bei Hirsutismus, androgenetische Alopezie oder erhöhte Talgdrüsenfunktion bei Akne und Seborrhoe durch die kompetitive Verdrängung der Androgene an den Zielorganen günstig beeinflusst. Die Senkung des Androgenspiegels durch die antigonadotropen Eigenschaften des Cyproteronacetats ist von zusätzlichem therapeutischem Nutzen.
Während der Kombinationsbehandlung mit einem CPA-haltigen Kontrazeptivum ist die Ovarialfunktion gehemmt.
Diese Veränderungen sind nach Absetzen der Behandlung reversibel.
Klinische Wirksamkeit
Keine Angaben.

Pharmakokinetik

Absorption
Nach oraler Verabreichung wird Cyproteronacetat über einen weiten Dosisbereich hinweg vollständig resorbiert. Die absolute Bioverfügbarkeit von Cyproteronacetat beträgt 88%.
Die Einnahme von 50 mg Cyproteronacetat ergibt maximale Serumspiegel von ca. 140 ng/ml nach etwa 3 Stunden.
Distribution
Im Plasma liegt Cyproteronacetat nahezu ausschliesslich in an Albumin gebundener Form vor. Der freie Anteil beträgt etwa 3,5–4%. Da die Proteinbindung nicht spezifisch ist, haben Änderungen des SHBG-Spiegels (Sexualhormon-bindendes Globulin) keinen Einfluss auf die Pharmakokinetik von Cyproteronacetat.
Aufgrund der langen Halbwertszeit in der terminalen Verteilungsphase aus Plasma bzw. Serum kann bei einmal täglicher Einnahme eine Akkumulation von Cyproteronacetat im Serum um den Faktor 3 erwartet werden.
Metabolismus
Cyproteronacetat wird hauptsächlich in der Leber mittels verschiedener Mechanismen wie Hydroxylierung (hauptsächlich durch CYP3A4) und Konjugation metabolisiert. Hauptmetabolit ist 15β-Hydroxycyproteronacetat, dessen Exposition und anti-androgene Wirkung mit jenen von Cyproteronacetetat vergleichbar sind. 15β Hydroxycyproteronacetat besitzt jedoch keine nennenswerte gestagene Aktivität.
Elimination
Die Serumspiegel des Wirkstoffes fallen normalerweise während eines Zeitintervalls von 24 bis 120 Stunden mit einer Halbwertszeit von 43,9 ± 12,8 Stunden ab. Der weitaus grösste Anteil wird in Form von Metaboliten über Harn und Stuhl im Verhältnis von 3:7 mit einer Halbwertszeit von 1,9 Tagen eliminiert. Metaboliten aus dem Plasma werden mit einer ähnlichen Rate (Halbwertszeit von 1,7 Tagen) ausgeschieden. Ein geringer Anteil der verabreichten Dosis wird unverändert mit der Galle ausgeschieden.
Die totale Clearance von Cyproteronacetat aus dem Serum liegt bei 3,5 ± 1,5 ml/min/kg.

Präklinische Daten

Systemische Toxizität
Basierend auf konventionellen Studien zur chronischen Toxizität lassen die präklinischen Daten generell keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen.
Experimentelle Untersuchungen führten nach höheren Dosen bei Ratten und Hunden jedoch zu kortikoidähnlichen Wirkungen auf die Nebennieren, was auf ähnliche Wirkungen beim Menschen bei der höchsten verabreichten Dosis (300 mg/Tag) hindeuten könnte.
Embryotoxizität/Teratogenität
Untersuchungen zur Embryotoxizität und Teratogenität lassen keine Auswirkungen erkennen, welche auf ein generelles teratogenes Potential während der Organogenese, vor Abschluss der Differenzierung der äusseren Geschlechtsorgane, hindeuten würden. Die Gabe von Cyproteronacetat während der hormonsensiblen Differenzierungsphase der Genitalorgane (ca. ab dem 45. Tag der Schwangerschaft) könnte nach hohen Dosierungen bei männlichen Feten Feminisierungserscheinungen verursachen. Die Beobachtung von männlichen Neugeborenen, die intrauterin gegenüber Cyproteronacetat exponiert waren, ergab jedoch keine Feminisierungserscheinungen. Dennoch stellt eine Schwangerschaft eine Kontraindikation für die Anwendung von Androcur-50 dar.
Fertilität
Die durch die tägliche orale Behandlung verursachte vorübergehende Hemmung der Fertilität bei männlichen Ratten ergab keinerlei Anzeichen dafür, dass die Behandlung mit Androcur-50 eine Schädigung der Spermatozoen hervorruft, die zu Missbildungen oder einer eingeschränkten Fertilität der Nachkommen führen könnte.
Genotoxizität und Karzinogenität
Anerkannte Prüfmethoden der Genotoxizität von CPA ergaben negative Ergebnisse. Weitergehende Prüfungen zeigten jedoch eine Adduktbildung von CPA mit DNS (und einen Anstieg der DNS-Reparaturrate) in Hepatozyten von Ratten und Affen sowie in frisch isolierten humanen Hepatozyten.
Eine DNS-Adduktbildung in Leberzellen von Hunden war extrem niedrig.
Diese DNS-Adduktbildung trat bei systemischen Expositionen auf, die Dosierungen entsprechen, wie sie für CPA in der Klinik empfohlen werden. In vivo wurde als Folge der Behandlung mit Cyproteronacetat eine erhöhte Inzidenz fokaler, potenziell präneoplastischer Leberläsionen mit veränderten zellulären Enzymen bei weiblichen Ratten festgestellt, ausserdem eine erhöhte Mutationshäufigkeit bei transgenen Ratten mit einem bakteriellen Gen als Mutationsmarker.
Klinische Erfahrung und epidemiologische Studien sprechen nicht für eine Erhöhung der Inzidenz hepatischer Tumoren beim Menschen.
Untersuchungen zur Karzinogenität von Cyproteronacetat an Nagetieren ergaben keine Hinweise auf ein spezifisches tumorigenes Potenzial. Dennoch ist zu bedenken, dass Sexualsteroide das Wachstum bestimmter hormonabhängiger Gewebe und Tumoren fördern können.

Sonstige Hinweise

Beeinflussung diagnostischer Methoden
Sexualsteroide können die Ergebnisse bestimmter Labortests beeinflussen wie die biochemischen Parameter der Leber-, Schilddrüsen-, Nebennieren- und Nierenfunktion sowie die Plasmaspiegel von (Transport-) Proteinen, z.B. des Kortikosteroid-bindenden Globulins und der Lipid-/Lipoprotein-Fraktionen, die Parameter des Kohlenhydratstoffwechsels und der Blutgerinnung und Fibrinolyse. Im Allgemeinen bleiben diese Veränderungen jedoch innerhalb des Normbereichs.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 25°C lagern. Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Zulassungsnummer

37482 (Swissmedic).

Packungen

Androcur-50 Tabl 50 (mit Bruchrille/-kerbe, teilbar). (B)
Androcur-50 Tabl 250 (mit Bruchrille/-kerbe, teilbar). (B)

Zulassungsinhaberin

Advanz Pharma Specialty Medicine Switzerland GmbH, Zürich.

Stand der Information

Juni 2022.