Ausdruck von http://www.oddb.org
Lenzetto®
Gedeon Richter (Schweiz) AG

Zusammensetzung

Wirkstoffe
Estradiol (als Estradiolum hemihydricum).
Hilfsstoffe
65.47 mg Ethanol 96% pro Sprühstoss, Octylsalicylat.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Hormonsubstitutionstherapie zur Behandlung der Symptome des Östrogenmangels infolge der natürlichen oder chirurgischen Menopause.

Dosierung/Anwendung

Bei allen Indikationen soll immer die niedrigste wirksame Dosierung angewendet und so kurz wie möglich behandelt werden. Die Therapie sollte nur fortgesetzt werden, solange der Nutzen für die Patientin das Risiko überwiegt.
Dosierung
1 Sprühstoss (=1 Dosis) 1 mal täglich.
Die Anwendung erfolgt kontinuierlich ohne Anwendungspause.
Bei ungenügender Wirkung kann die Dosis nach 4 Wochen auf 2 Sprühstösse pro Tag erhöht werden.
Bei nichthysterektomierten Frauen muss die Östrogentherapie durch die Gabe eines Gestagens ergänzt werden. Dies erfolgt während der letzten 12-14 Tage jedes 28tägigen Behandlungszyklus.
Anwendung
1 bis 2 Dosen werden täglich auf eine 20 cm2 grosse Hautfläche aufgetragen. Dabei ist die Anwendung von zwei Sprühstössen an der gleichen Stelle (d.h. „übereinander“) zu vermeiden. Die Anwendung erfolgt auf der Innenfläche des Arms zwischen Ellbogen und Handgelenk. Das Fläschchen ist bei der Anwendung gerade zu halten. Beim erstmaligen Gebrauch des Fläschchens muss die Pumpe durch dreimaliges Drücken auf den Deckel betriebsbereit gemacht werden.
Beginn der Anwendung von Lenzetto
Die Behandlung mit Lenzetto darf frühestens 12 Monate nach der letzten Menstruation eingeleitet werden. Im Fall einer künstlichen Menopause durch einen chirurgischen Eingriff oder eine Chemotherapie kann sofort mit der Anwendung von Lenzetto begonnen werden.
Frauen, die Lenzetto als Ersatz für ein zyklisches Sequenzpräparat verwenden, müssen den laufenden Zyklus beenden, bevor sie mit der Anwendung von Lenzetto beginnen. Frauen, die keine Hormontherapie verwenden oder von einem kontinuierlich anzuwendenden Kombinationspräparat zu Lenzetto wechseln, können jederzeit mit der Anwendung beginnen.
Verhalten bei vergessener Anwendung
Falls die Anwendung vergessen wurde, sollte dies sobald wie möglich nachgeholt werden. Sind bereits mehr als 12 Stunden vergangen, so soll die Anwendung nicht nachgeholt, sondern zum nächsten üblichen Anwendungszeitpunkt wieder mit der Applikation fortgefahren werden.
Beim Weglassen mehrerer Dosen können Zwischenblutungen auftreten.
Spezielle Dosierungsempfehlungen
Ältere Patientinnen
Eine Anpassung der Dosis bei älteren Patientinnen ist nicht erforderlich.
Kinder/Jugendliche
Lenzetto hat keine Indikation bei Kindern und Jugendlichen.
Nieren- und Leberinsuffizienz
Lenzetto wurde bei Patientinnen mit Nieren- oder Leberinsuffizienz nicht untersucht. Es können daher keine speziellen Dosierungsempfehlungen gegeben werden. Bei schwerer Leberinsuffizienz ist Lenzetto kontraindiziert.

Kontraindikationen

bekanntes Mammakarzinom bzw. ein entsprechender Verdacht;
bekanntes Endometriumkarzinom bzw. ein entsprechender Verdacht;
-Endometriumhyperplasie;
ungeklärte vaginale Blutungen;
vorausgegangene oder bestehende venöse thromboembolische Ereignisse (z.B. tiefe Venenthrombose, Lungenembolie);
bestehende oder vorausgegangene arterielle thromboembolische Ereignisse (z.B. Angina pectoris, Herzinfarkt);
-Vorliegen von Risikofaktoren für die Entstehung arterieller oder venöser Thromboembolien wie bekannte Thrombophilien (Protein-C-Mangel, Protein-S-Mangel, Antithrombinmangel; siehe auch «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»);
gut - oder bösartige Lebertumore (auch in der Anamnese);
bestehende oder vorausgegangene schwere Lebererkrankung, solange die Leberfunktionswerte noch nicht normalisiert sind;
-Porphyrie;
bestehende oder vermutete Schwangerschaft;
-Stillzeit;
bekannte Überempfindlichkeit gegenüber Östrogenen oder einem der Inhaltsstoffe des Sprays.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Jeder Hormonersatztherapie (HRT) sollte eine Untersuchung des klinischen Allgemeinzustandes und eine gründliche gynäkologische Untersuchung vorangehen. Diese sind mindestens jährlich zu wiederholen. Die Eigen- und Familienanamnese sollten ebenfalls berücksichtigt werden. Bei jeder Patientin muss vor jeder HRT das Nutzen/Risiko-Verhältnis sorgfältig abgewogen werden.
Bei Frauen unter HRT ist in regelmässigen Intervallen eine sorgfältige Risikobeurteilung erforderlich, um die Notwendigkeit der Hormonersatztherapie neu einschätzen zu können. Es sollte immer die niedrigste wirksame Dosis und die kürzest mögliche Behandlungsdauer gewählt werden.
Gründe für das sofortige Absetzen der Therapie:
Bei Auftreten einer Kontraindikation sowie in folgenden Situationen muss die Therapie abgebrochen werden:
·Symptome eines venösen oder arteriellen thromboembolischen Ereignisses bzw. bei Verdacht hierauf; hierzu gehören auch:
erstmaliges Auftreten migräneartiges oder häufigeres Auftreten ungewohnt starker Kopfschmerzen,
plötzlicher partieller oder vollständiger Visusverlust,
plötzliche Hörstörungen,
·klinisch relevanter Blutdruckanstieg;
·Verschlechterung der Leberfunktionswerte, Auftreten einer Hepatitis oder eines Ikterus;
·erkennbares Wachstum von Myomen;
·Zunahme von epileptischen Anfällen;
·Schwangerschaft.
Situationen, die eine spezielle Überwachung erfordern:
Falls eine der folgenden Situationen bzw. Erkrankungen vorliegt oder früher vorlag und/oder sich während einer Schwangerschaft oder einer vorangegangenen Hormonbehandlung verschlechtert hat, muss die Patientin besonders engmaschig überwacht werden, da diese Symptome während der Behandlung mit Lenzetto erneut auftreten bzw. sich verschlechtern könnten:
- gutartige Veränderungen der Brust,
- Endometriumhyperplasie in der Anamnese,
- Risikofaktoren für östrogenabhängige Tumore (z.B. Mammakarzinom bei Verwandten ersten Grades),
- Leiomyom des Uterus oder Endometriose,
- Risikofaktoren für thromboembolische Erkrankungen,
- Hypertonie,
- Migräne,
- Diabetes mellitus mit oder ohne vaskuläre Beteiligung,
- Erkrankungen der Leber oder der Gallenblase,
- systemischer Lupus erythematodes,
- Asthma,
- Epilepsie,
- schwere chronische Depression,
- Chorea Sydenham,
- Otosklerose.
Bei einer Verschlechterung oder beim erstmaligen Auftreten der nachfolgend genannten Erkrankungen oder Risikofaktoren muss das individuelle Nutzen/Risiko-Verhältnis erneut beurteilt und die Behandlung gegebenenfalls abgebrochen werden.
Tumorerkrankungen:
Brustkrebs
Sowohl randomisierte, kontrollierte als auch epidemiologische Studien ergaben bei Frauen, die über mehrere Jahre eine HRT anwandten, ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Das Risiko ist insbesondere bei einer Anwendungsdauer von mehr als 5 Jahren erhöht. In einer Metaanalyse von epidemiologischen Studien lag das relative Risiko (RR) bei Frauen, welche eine HRT während 5 oder mehr Jahren anwandten, bei 1.35 (95% Cl 1.21-1.49). In einzelnen Studien wurde eine Risikoerhöhung aber auch bereits nach kürzerer Therapiedauer (1-4 Jahre) beobachtet. Dabei war im Allgemeinen die Risikoerhöhung unter einer kombinierten Östrogen-Gestagen-Therapie höher als unter einer ÖstrogenMonotherapie.
Bei allen Patientinnen sollten deshalb vor Beginn einer HRT sowie danach jährlich Brustuntersuchungen durch den Arzt/die Ärztin und monatliche Selbstuntersuchungen der Brust durchgeführt werden. Die Anwenderinnen sollen darüber aufgeklärt werden, welche Veränderungen der Brust sie ihrem Arzt/ihrer Ärztin mitteilen müssen. Abhängig vom Alter und den jeweiligen Risikofaktoren kann zusätzlich eine Mammographie indiziert sein.
Zwei grosse Metaanalysen epidemiologischer Studien zeigten, dass das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, mit der Dauer der HRT zunimmt und nach Absetzen der HRT abnimmt.
Die Zeit bis zur Rückkehr auf das altersentsprechende Grundrisiko ist dabei von der Dauer der vorherigen Anwendung der HRT abhängig. Bei einer Anwendungsdauer von mehr als 5 Jahren kann das Risiko nach dem Absetzen noch für 10 oder mehr Jahre erhöht sein.
Die Women’s Health Initiative (WHI) Studie, eine grosse, prospektive, placebokontrollierte, randomisierte Studie, zeigte unter kombinierter HRT mit konjugierten Östrogenen (CEE) und Medroxyprogesteronacetat (MPA) nach einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 5,6 Jahren eine Zunahme von invasiven Mammakarzinomen in der Östrogen-Gestagen-Gruppe im Vergleich zu Placebo (RR 1,24 [95% KI 1,02–1,50]). Bei einer Monotherapie war das Risiko hingegen nicht erhöht (RR 0,77 [95% KI 0,59–1,01]).
Die Million Women Study, eine nicht-randomisierte Kohorten-Studie, rekrutierte 1’084’110 Frauen. Das durchschnittliche Alter der Frauen bei Eintritt in die Studie war 55,9 Jahre. Die Hälfte der Frauen erhielt vor oder zum Zeitpunkt des Studieneintrittes eine HRT, die übrigen Frauen hatten nie eine HRT erhalten. Nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 2,6 bzw. 4,1 Jahren wurden 9’364 Fälle von invasivem Brustkrebs und 637 Todesfälle in Folge von Brustkrebs registriert. Frauen, die bei Aufnahme in die Studie eine HRT anwandten, zeigten ein höheres Risiko in Bezug auf Morbidität (RR 1,66 [95% KI 1,58–1,75]) und möglicherweise in geringerem Ausmass auch für die Mortalität in Folge von Brustkrebs (RR 1,22 [95% KI 1,00–1,48]) verglichen mit Frauen, die nie eine solche Behandlung angewandt hatten. Das höchste Risiko wurde unter kombinierter Östrogen-Gestagen-Therapie beobachtet (RR 2,00 [95% KI 1,88–2,12]). Für eine Östrogen-Monotherapie betrug das relative Risiko 1,30 (95% KI 1,21–1,40).
Die Resultate fielen für verschiedene Östrogene und Gestagene, für unterschiedliche Dosierungen und Verabreichungswege sowie für kontinuierliche und sequentielle Therapien ähnlich aus. Bei allen Arten der HRT stieg das Risiko mit zunehmender Dauer der Anwendung.
Eine HRT, insbesondere eine kombinierte Estrogen-Gestagen-Therapie, erhöht die Dichte der mammographischen Bilder, was den radiologischen Nachweis von Mammakarzinomen in manchen Fällen beeinträchtigen kann.
Endometriumkarzinom
Bei nichthysterektomierten Frauen ist unter einer Östrogen-Monotherapie das Risiko für ein Endometriumkarzinom höher als bei unbehandelten Frauen und scheint von der Behandlungsdauer und der Östrogendosis abhängig zu sein. Das grösste Risiko scheint mit einer länger dauernden Anwendung einherzugehen. Nach Absetzen der Therapie könnte das Risiko für mindestens 10 Jahre erhöht bleiben.
Es konnte gezeigt werden, dass bei Zugabe eines Gestagens in einer adäquaten Dosierung für mindestens 12 Tage pro Monat die Inzidenz einer Endometriumhyperplasie, welche als Vorstufe eines Endometriumkarzinoms gilt, herabgesetzt werden kann.
Eine ärztliche Überwachung aller Frauen, die eine HRT anwenden, ist wichtig. Bei anhaltenden oder rezidivierenden abnormalen Blutungen sollten angemessene diagnostische Methoden, einschliesslich einer Endometriumsbiopsie, zum Einsatz kommen, um eine eventuelle Malignität auszuschliessen.
Eine Exposition gegenüber einer Östrogen-Monotherapie kann in Restherden einer Endometriose zu prämalignen oder malignen Veränderungen führen. Bei Patientinnen, bei welchen eine Hysterektomie aufgrund einer Endometriose erfolgte und bei denen Restherde der Endometriose vermutet werden, sollte daher die Kombination der Östrogentherapie mit einem Gestagen erwogen werden.
Ovarialkarzinom
Mehrere epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass eine HRT mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines epithelialen Ovarialkarzinomes verbunden sein könnte. Eine Risikoerhöhung wurde sowohl für eine Östrogen-Monotherapie als auch für eine kombinierte HRT gefunden. Während die meisten Studien eine Risikoerhöhung erst bei einer Langzeitanwendung (d.h. mindestens 5 Jahre) zeigten, fand sich in einer 2015 publizierten Metaanalyse (unter Berücksichtigung von insgesamt 17 prospektiven und 35 retrospektiven Studien) kein solcher Zusammenhang mit der Anwendungsdauer.
In der prospektiven, randomisierten, Placebo-kontrollierten WHI-Studie fand sich eine statistisch nicht signifikante Risikoerhöhung (HR 1,41 [95% KI 0,75-2,66]).
Da Ovarialkarzinome sehr viel seltener sind als Brustkrebs, ist die absolute Risikoerhöhung bei Frauen, welche eine HRT anwenden oder bis vor kurzem angewendet haben, gering.
Lebertumore
In seltenen Fällen wurden unter Anwendung von Sexualhormonen gutartige und noch seltener bösartige Veränderungen an der Leber beobachtet, die vereinzelt zu potentiell letalen intraabdominalen Blutungen geführt haben. Wenn starke Oberbauchschmerzen, eine Lebervergrösserung oder Anzeichen einer intraabdominalen Blutung auftreten, sollte ein Lebertumor in die differentialdiagnostischen Überlegungen einbezogen und eine geeignete Behandlung eingeleitet werden.
Thromboembolische Erkrankungen:
Koronare Herzkrankheit und zerebrovaskuläre Ereignisse
Eine HRT sollte nicht zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen eingesetzt werden.
Grosse klinische Studien zeigten keinen günstigen Effekt bei der Primärprophylaxe (WHI-Studie) oder Sekundärprophylaxe (HERS II-Studie) kardiovaskulärer Erkrankungen.
Die WHI-Studie zeigte bei mehr als 8000 postmenopausalen Frauen (Alter bei Studieneintritt 50-79 Jahre, mittleres Alter 63 Jahre), die während durchschnittlich 5.2 Jahren eine orale HRT mit konjugierten Östrogenen und MPA erhielten, ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse gegenüber Placebo (RR 1,24 [95% KI 1,00-1,54], absolute Risikoerhöhung 6 Fälle pro 10’000 Frauenjahre). Das Risiko war im ersten Jahr nach Beginn der HRT am höchsten (RR 1,81 [95% KI 1,09-3,01]). Mit zunehmendem Abstand zur Menopause nahm das Risiko zu (Menopause vor < 10 Jahren: RR 0,89; Menopause vor 10 bis 19 Jahren: RR 1,22; Menopause vor ≥ 20 Jahren: RR 1,71). Ebenso war in der WHI-Studie das zerebrovaskuläre Risiko unter kombinierter Östrogen-Gestagen-Therapie erhöht (RR 1,31 [95% KI 1,02-1,68]).
Im Östrogen-Monotherapie-Arm der WHI-Studie wurden hysterektomierte Frauen im Alter von 50 bis 79 Jahren mit konjugiertem equinem Östrogen (0,625 mg pro Tag) oder mit Placebo behandelt (n=10'739). Der durchschnittliche Beobachtungszeitraum betrug 6,8 Jahre. Unter Östrogen-Monotherapie war kein signifikanter Einfluss auf das kardiovaskuläre Risiko ersichtlich (RR 0,91 [95% KI 0,75-1,12]). Hingegen war das Risiko für zerebrovaskuläre Insulte erhöht (RR 1,39 [95% KI 1,10-1,77]).
Die Heart and Estrogen/Progestin Replacement Study (HERS und HERS II), eine prospektive, placebokontrollierte, randomisierte Studie, zeigte bei mehr als 1'300 postmenopausalen Frauen mit vorbestehender koronarer Herzkrankheit (mittleres Alter bei Studieneintritt 67 Jahre, SD 7 Jahre), die während durchschnittlich 4,1 Jahren (HERS) bzw. 2,7 Jahren (HERS II) eine orale HRT mit konjugierten Östrogenen und MPA erhielten, keine Reduktion des kardiovaskulären Risikos. Das relative Risiko betrug 0,99 (95% KI 0,84–1,17). Das Risiko war im ersten Jahr nach Beginn der HRT am höchsten (RR 1,52 [95% KI 1,01-2,29]).
Zu einer HRT mit Therapiebeginn in relativ frühem Lebensalter (beispielsweise vor dem 55. Lebensjahr) liegen nur limitierte Daten vor. Diese deuten darauf hin, dass die Erhöhung des kardiovaskulären Risikos unter einer HRT bei jüngeren Patientinnen mit kurzem Zeitabstand zur Menopause geringer sein könnte als in der in den o.g. Studien untersuchten (tendenziell älteren) Population. Dies gilt jedoch nicht für zerebrovaskuläre Ereignisse.
Obwohl unklar ist, inwieweit die Resultate dieser beiden Studien auf eine jüngere Population oder auf HRT-Präparate mit anderen Wirkstoffen und/oder Verabreichungswegen extrapoliert werden können, sollten sie vom Arzt bzw. von der Ärztin vor der Verschreibung einer HRT berücksichtigt werden. Bei Patientinnen, die bereits Risikofaktoren für das Auftreten von zerebro- oder kardiovaskulären Ereignissen aufweisen, sollten wenn möglich andere Therapien in Betracht gezogen werden.
Venöse Thromboembolien
Hormonersatztherapien mit Östrogenen oder einer Östrogen/Gestagen-Kombination sind mit einem erhöhten Risiko für venöse Thromboembolien (VTE), wie z.B. tiefe Venenthrombosen oder Lungenembolien, verbunden.
Zwei kontrollierte, randomisierte Studien (WHI und HERS) und mehrere epidemiologische Studien ergaben bei Frauen, die eine HRT anwandten, im Vergleich zu Frauen ohne Behandlung ein 2- bis 3-fach erhöhtes Risiko.
Für Nicht-Anwenderinnen wird die Zahl der VTE-Fälle während eines Zeitraums von 5 Jahren auf ca. 3 pro 1000 Frauen in der Altersgruppe 50–59 Jahre und auf ca. 8 pro 1000 Frauen in der Altersgruppe 60–69 Jahre geschätzt. Bei gesunden Frauen, die während 5 Jahren eine HRT anwenden, werden für die Altersgruppe 50–59 Jahre ca. 2 bis 6 zusätzliche VTE-Fälle pro 1000 Frauen und für die Altersgruppe 60–69 Jahre ca. 5 bis 15 zusätzliche VTE-Fälle pro 1000 Frauen geschätzt.
Die WHI-Studie zeigte eine erhöhte Inzidenz von Lungenembolien. Das zusätzliche absolute Risiko bei den mit kombinierter Hormonsubstitution behandelten Frauen betrug 8 Fälle pro 10'000 Patientinnenjahre (15 versus 7), das relative Risiko 2,13 (95% KI 1,39-3,25).
Das erhöhte Risiko wurde nur bei Frauen unter HRT beobachtet und bestand nicht bei früheren Anwenderinnen. Das Risiko scheint in den ersten Behandlungsjahren am höchsten zu sein.
Auch im Östrogen-Monotherapie-Arm der WHI-Studie war das Risiko einer venösen Thromboembolie tendenziell erhöht. Das relative Risiko einer tiefen Venenthrombose betrug 1,47 (95% KI 0,87-2,47), jenes einer Lungenembolie 1,34 (95% KI 0,70-2,55).
Bei Auftreten entsprechender Symptome oder bei Verdacht auf eine thromboembolische Erkrankung muss das Präparat sofort abgesetzt werden. Patientinnen mit Risikofaktoren für thromboembolische Ereignisse sollten sorgfältig überwacht werden. Wo möglich sollten andere Therapien in Betracht gezogen werden.
Die Risikofaktoren für venöse Thromboembolien umfassen eine entsprechende Eigen- oder Familienanamnese mit thromboembolischen Erkrankungen, Rauchen, Adipositas (Body Mass Index >30 kg/m²), systemischen Lupus erythematodes und maligne Erkrankungen. Das Risiko für venöse Thromboembolien erhöht sich auch mit zunehmendem Alter.
Es gibt keinen Konsensus über die mögliche Rolle von Varizen bei der Entwicklung venöser Thromboembolien.
Eine Anamnese mit wiederholten Spontanaborten sollte abgeklärt werden, um eine Thrombophilie-Prädisposition auszuschliessen. Bei Frauen mit dieser Diagnose ist eine HRT kontraindiziert.
Bei Frauen, welche eine Kombination von Risikofaktoren oder einen höheren Schweregrad eines einzelnen Risikofaktors aufweisen, sollte berücksichtigt werden, dass das Risiko überadditiv erhöht sein kann. Daraus kann sich unter Umständen eine Kontraindikation für eine HRT ergeben.
Das Risiko venöser Thromboembolien kann vorübergehend erhöht sein bei längerer Immobilisierung, grösseren operativen Eingriffen oder nach einem schweren Trauma. Bei Frauen unter HRT ist grösstes Augenmerk auf prophylaktische Massnahmen zu legen, um venöse Thromboembolien nach einem chirurgischen Eingriff zu vermeiden. Abhängig von der Art des Eingriffs und der Dauer der Immobilisierung sollte eine vorübergehende Unterbrechung der HRT in Betracht gezogen werden, falls möglich bereits einige Wochen vor dem Eingriff. Die Behandlung soll erst dann wieder aufgenommen werden, wenn die Frau vollständig mobil ist.
Demenz:
In der Women’s Health Initiative Memory Study (WHIMS), einer randomisierten, placebokontrollierten, der WHI untergeordneten Studie, wurden 2’000 Frauen im Alter von >65 Jahren (Durchschnittsalter 71 Jahre) mit oralen konjugierten equinen Östrogenen und MPA behandelt und während durchschnittlich 4 Jahren überwacht. Zudem wurden 1’464 hysterektomierte Frauen im Alter von 65 bis 79 Jahren mit oralen konjugierten equinen Östrogenen allein behandelt und während durchschnittlich 5,2 Jahren überwacht.
Weder die kombinierte Behandlung mit konjugierten Östrogenen und MPA noch die Östrogen-Monotherapie zeigten einen günstigen Effekt auf die kognitive Funktion. Das Risiko für das Auftreten einer vermuteten Demenz war bei der kombinierten HRT sogar erhöht (RR 2,05 [95% KI 1,21-3,48]). Dies bedeutet in absoluten Zahlen pro Jahr 23 zusätzliche Fälle pro 10’000 behandelte Frauen.
Obwohl unklar ist, inwieweit diese Resultate auf eine jüngere Population oder auf HRT-Präparate mit anderen Wirkstoffen und/oder Verabreichungswegen extrapoliert werden können, sollten sie vom Arzt / der Ärztin bei der Abwägung des Nutzen/Risiko-Verhältnisses der HRT berücksichtigt werden.
Sonstige Vorsichtsmassnahmen:
Östrogene können eine Flüssigkeitsretention verursachen. Daher sollten Patientinnen mit Herz- oder Nierenfunktionsstörungen sorgfältig überwacht werden.
Ein definitiver Zusammenhang zwischen der Anwendung einer HRT und dem Entstehen einer klinischen Hypertonie wurde bisher nicht dokumentiert. Eine leichte Erhöhung des Blutdrucks wurde bei Frauen unter einer HRT beobachtet, eine klinisch relevante Erhöhung ist jedoch selten. Wenn es während der HRT zu dauerhaft erhöhten Blutdruckwerten kommt, sollte ein Abbruch der HRT in Erwägung gezogen werden. Bei Patientinnen, die zusätzlich zu Lenzetto Antihypertensiva anwenden, ist eine regelmässige Überwachung des Blutdrucks notwendig.
Klinische Studien zeigten einen Einfluss einer HRT auf die periphere Insulinresistenz und die Glukosetoleranz. Im Allgemeinen ist jedoch trotzdem keine Anpassung der antidiabetischen Therapie erforderlich. Bei Diabetikerinnen unter einer HRT sollte aber der Blutzuckerspiegel sorgfältig überwacht werden.
Frauen mit vorbestehender (insbesondere familiärer) Hypertriglyceridämie benötigen während einer HRT eine engmaschige Überwachung, da unter einer oralen Östrogentherapie in seltenen Fällen ein starker Anstieg der Triglyceridwerte beobachtet wurde, der zu einer Pankreatitis führte.
Östrogene können die Lithogenität der Galle erhöhen. Mehrere epidemiologische Studien fanden unter einer HRT eine geringe, aber statistisch signifikante Risikoerhöhung für Gallenblasenerkrankungen (v.a. Cholelithiasis) bzw. eine erhöhte Inzidenz von Cholezystektomien. Dies sollte insbesondere bei Patientinnen beachtet werden, welche zusätzlich weitere Risikofaktoren für eine Cholelithiasis aufweisen (wie z.B. Adipositas, Hyperlipidämie).
Bei Patientinnen mit vorbestehendem Prolaktinom ist eine engmaschige ärztliche Überwachung erforderlich (einschliesslich regelmässiger Bestimmung des Prolaktinspiegels), da in Einzelfällen unter einer Östrogentherapie über eine Grössenzunahme von Prolaktinomen berichtet wurde.
Während einer HRT können bei einigen Patientinnen unerwünschte Wirkungen infolge der Östrogenstimulation auftreten, wie z.B. Schmier- oder Durchbruchblutungen. Häufige und anhaltende irreguläre Blutungen sind Zeichen einer endometrialen Aktivität und müssen durch geeignete diagnostische Massnahmen abgeklärt werden, um organische Erkrankungen auszuschliessen. Uterusmyome können unter einer Östrogen-Therapie an Grösse zunehmen. Falls dies beobachtet wird, sollte die Therapie abgebrochen werden.
Sollte unter einer HRT eine Endometriose reaktiviert werden, wird empfohlen, die Therapie abzubrechen.
Eine exogene Östrogenzufuhr führt zu einem Anstieg der Serumkonzentrationen von thyroxinbindendem Globulin (TBG). Bei Frauen mit normaler Schilddrüsenfunktion ist dies ohne klinische Relevanz. Studien deuten darauf hin, dass bei Patientinnen unter einer Substitutionsbehandlung mit Schilddrüsenhormonen die zusätzliche Gabe eines Östrogenpräparates (wie Lenzetto) zu einem erhöhten Thyroxinbedarf führen könnte. Bei Patientinnen unter einer Substitutionsbehandlung mit Schilddrüsenhormonen sollte daher die Schilddrüsenfunktion regelmässig überwacht werden (mittels Bestimmung des TSH-Werts), insbesondere in den ersten Monaten einer HRT.
Bei Frauen mit hereditärem Angioödem können exogen zugeführte Östrogene die Symptome des Angioödems induzieren oder verschlimmern.
Gelegentlich kann ein Chloasma auftreten, v.a. bei Frauen mit Chloasma gravidarum in der Anamnese. Frauen mit einer Tendenz zu Chloasma sollten sich während der HRT nicht der Sonne oder anderer ultravioletter Strahlung aussetzen.
Die oben angegebenen Risiken einer HRT wurden überwiegend bei der Behandlung von Frauen im Alter ≥ 50 Jahren beschrieben. Über die Übertragbarkeit dieser Erfahrungen auf Patientinnen mit vorzeitiger Menopause (d.h. Ausfall der Ovarialfunktion vor Vollendung des 40. Lebensjahres infolge endokriner/genetischer Erkrankungen, Ovarektomie, Malignomtherapie etc.) bis zum Erreichen des normalen Menopausenalters liegen keine Daten vor. In dieser Altersgruppe sollte eine spezielle Nutzen-Risiko-Bewertung durchgeführt werden, wobei auch die Ätiologie der vorzeitigen Menopause (chirurgisch versus andere Ursachen) berücksichtigt werden sollte. Diagnostik und Einleitung der Therapie sollten bei Patientinnen mit vorzeitiger Menopause möglichst in einem entsprechenden Zentrum erfolgen, welches Erfahrung in der Behandlung dieses Krankheitsbildes besitzt.
Lenzetto besitzt keine kontrazeptive Wirkung.
Es wird empfohlen, innerhalb einer Stunde nach der Anwendung von Lenzetto keine Sonnencreme aufzutragen, da dies die Resorption von Estradiol um 10% reduziert (siehe «Pharmakokinetik»).
Potentielle Östrogen-Kontamination
Direkter Hautkontakt mit der Applikationsstelle kann zu einer Estradiolkontamination anderer Personen (z.B. Partner, Kinder) führen, was bei wiederholtem Kontakt eine erhöhte Estradiolkonzentration im Serum zur Folge haben kann. Im Rahmen der Marktüberwachung wurden bei Kindern und Enkeln von Lenzetto-Anwenderinnen Fälle von Gynäkomastie bei Knaben sowie vorzeitiges Brustwachstum und andere Pubertätszeichen bei präpubertären Mädchen beobachtet. In den meisten Fällen waren diese Symptome nach Beendigung der Estradiolexposition reversibel. Ähnliche Symptome wurden auch bei Haustieren beobachtet.
Die Patientin muss daher ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass ein Kontakt anderer Personen mit der Applikationsstelle unbedingt zu vermeiden ist und die Anweisungen zum Gebrauch von Lenzetto strikt einzuhalten sind.
Insbesondere werden folgende Vorsichtsmassnahmen empfohlen:
- Andere Personen dürfen die Applikationsstelle mindestens 60 Minuten nach dem Aufbringen von Lenzetto keinesfalls berühren. Wenn ein derartiger Kontakt unvermeidlich ist, muss die Anwenderin die Lösung trocknen lassen und diesen Bereich anschliessend mit einem Kleidungsstück bedecken. Wenn die Hände der Anwenderin mit der Lösung in Kontakt gekommen sind, muss sie diese sorgfältig mit Wasser und Seife waschen.
- Wenn ein Kind in direkten Kontakt mit der Applikationsstelle gekommen ist, muss seine Haut sofort mit Wasser und Seife gewaschen werden.
- Haustiere dürfen den Arm, auf den Lenzetto aufgetragen wurde, weder ablecken noch berühren. Kleine Tiere sind besonders empfindlich gegenüber dem in diesem Produkt enthaltenen Östrogen.
Die Patientin ist darauf hinzuweisen, dass beim Auftreten von Brustwachstum oder anderen Zeichen einer vorzeitigen Pubertät bei präpubertären Kindern unverzüglich ein Arzt aufzusuchen und über die Anwendung von Lenzetto zu informieren ist.
Die Anwenderinnen müssen auch angewiesen werden, die leeren Fläschchen ordnungsgemäss zu entsorgen, um zu verhindern, dass Kinder damit spielen. Patientinnen, bei denen ein erhöhtes Risiko besteht, dass sie diese Sicherheitsvorschriften nicht einhalten, darf Lenzetto nicht verschrieben werden. Wenn Personen in der Umgebung der Patientin Symptome einer erhöhten Östrogenkonzentration aufweisen und ein Kontakt mit der Applikationsstelle nicht strikt vermieden werden kann, ist die Behandlung mit Lenzetto ggf. abzubrechen.
Lenzetto Transdermales Spray, Lösung enthält 65.47 mg Alkohol 96% pro Sprühstoss (90 µl Lösung) entsprechend 727.4 mg/ml (72.74 % w/v).
Bei geschädigter Haut kann es ein brennendes Gefühl hervorrufen.
Lenzetto enthält Ethanol und ist brennbar. Bei der Anwendung des Produktes sollte Abstand zu Wärmequellen/offenen Flammen gehalten werden, bis die Lösung auf der Haut getrocknet ist.

Interaktionen

Es wurden keine Interaktionsstudien mit Lenzetto durchgeführt.
Bei transdermaler HRT wird der First-Pass-Effekt in der Leber umgangen. Transdermal applizierte Östrogene werden deshalb durch pharmakokinetische Interaktionen möglicherweise weniger beeinflusst als oral eingenommene Hormone.
Einfluss anderer Arzneimittel auf die Pharmakokinetik von Estradiol:
Enzyminduktoren: Der Metabolismus von Östrogenen kann durch die gleichzeitige Anwendung von Substanzen verstärkt werden, die Arzneistoff-metabolisierende Enzyme (insbesondere die Cytochrom P450-Enzyme 3A4, 3A5, 3A7 und 2B6) induzieren. Zu diesen Substanzen gehören u.a.: Barbiturate, Carbamazepin, Efavirenz, Felbamat, Nevirapin, Oxcarbazepin, Phenytoin, Primidon, Rifabutin, Rifampicin und Topiramat sowie Präparate, welche Johanniskraut (Hypericum perforatum) enthalten.
Obwohl Ritonavir und Nelfinavir eigentlich als starke Enzym-Inhibitoren bekannt sind, haben sie zusammen mit Steroidhormonen verabreicht ebenfalls enzyminduzierende Eigenschaften.
Klinisch kann ein gesteigerter Metabolismus von Östrogenen zu einer verminderten Wirksamkeit dieser Hormone und zu Veränderungen des uterinen Blutungsmusters führen.
Enzyminhibitoren: Durch Enzyminhibitoren (wie z.B. Azol-Antimykotika oder Makrolide) können die Plasmakonzentrationen von Estradiol erhöht und dadurch dessen erwünschte und unerwünschte Wirkungen verstärkt werden.
Einfluss von Estradiol auf die Pharmakokinetik anderer Arzneimittel:
Umgekehrt können Sexualhormone auch die Metabolisierung anderer Arzneimittel beeinflussen. Entsprechend können deren Plasmakonzentrationen entweder erhöht (z.B. Benzodiazepine, Cyclosporin, Imipramin, Metoprolol) oder vermindert (z.B. Lamotrigin) werden. Klinisch kann dies zu einem erhöhten Plasmaspiegel der betroffenen Substanzen bis hin zu toxischen Konzentrationen führen. Ein sorgfältiges Drug Monitoring kann notwendig sein, und eine Dosisreduktion der betroffenen Substanz sollte in Betracht gezogen werden. Dies muss insbesondere bei gleichzeitiger Verabreichung mit Substanzen mit enger therapeutischer Breite beachtet werden, wie z.B. Cyclosporin A, Tacrolimus, Fentanyl oder Theophyllin.
Eine Interaktionsstudie mit Lamotrigin, einem Antiepileptikum, und einem kombinierten oralen Kontrazeptivum (30 µg Ethinylestradiol / 150 µg Levonorgestrel) zeigte eine klinisch relevante Steigerung der Lamotrigin-Clearance mit einer entsprechenden signifikanten Abnahme der Lamotrigin-Plasmaspiegel, wenn diese Arzneimittel gleichzeitig verabreicht wurden. Eine derartige Senkung der Plasmakonzentrationen kann mit einer reduzierten Anfallskontrolle einhergehen. Eine Anpassung der Lamotrigindosis kann erforderlich sein.
Andere hormonale Kontrazeptiva und Hormonersatztherapien wurden nicht untersucht. Es wird jedoch erwartet, dass solche Präparate ein vergleichbares Interaktionspotential aufweisen. Wird bei einer Patientin, welche Lamotrigin einnimmt, eine Behandlung mit Lenzetto neu begonnen, kann daher eine Anpassung der Lamotrigindosis erforderlich sein, und die Lamotriginkonzentrationen sollten zu Beginn der Therapie engmaschig überwacht werden.
Orale Östrogene können auch die Wirkung von Antikoagulantien und Antidiabetika beeinflussen.
Interaktionen mit unbekanntem Mechanismus
In klinischen Studien kam es bei gleichzeitiger Gabe Ethinylestradiol-haltiger kombinierter Kontrazeptiva zusammen mit bestimmten in der Therapie von HCV-Infektionen eingesetzten Wirkstoffkombinationen (Ombitasvir/Paritaprevir/Ritonavir mit oder ohne Dasabuvir; Glecaprevir/Pibrentasvir; Sofosbuvir/Velpatasvir/Voxilaprevir) gegenüber Patientinnen, welche ausschliesslich mit den antiviralen Wirkstoffen behandelt wurden, signifikant häufiger zu einer klinisch relevanten Erhöhung der ALT (einschliesslich Fällen eines Anstiegs auf über das Fünffache der oberen Grenze des Normbereiches). Bei Anwendung anderer Östrogene (insbesondere Estradiol und Estradiolvalerat) war hingegen die Inzidenz einer Transaminasenerhöhung nicht höher als bei Patientinnen ohne Östrogentherapie. Aufgrund der begrenzten Anzahl Frauen, welche derartige andere östrogenhaltige Arzneimittel einnahmen, ist jedoch bei gleichzeitiger Verabreichung von Östrogenen mit einer der drei genannten Wirkstoffkombinationen grundsätzlich Vorsicht geboten.

Schwangerschaft, Stillzeit

Lenzetto ist während der Schwangerschaft kontraindiziert. Tritt unter der Anwendung eine Schwangerschaft ein oder wird eine solche vermutet, ist das Arzneimittel sofort abzusetzen und ein Arzt / eine Ärztin zu konsultieren.
Tierexperimentelle Untersuchungen ergaben Hinweise auf foetale Risiken. Die meisten bis heute durchgeführten epidemiologischen Studien haben jedoch keine eindeutigen Hinweise auf eine embryotoxische oder teratogene Wirkung ergeben, wenn Östrogene versehentlich während der Schwangerschaft verabreicht wurden.
Das Arzneimittel darf nicht in der Stillzeit angewendet werden, da die Milchproduktion reduziert und die Milchqualität verändert sein kann. Zudem können geringe Wirkstoffmengen in die Milch übergehen.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Es wurden keine entsprechenden Studien durchgeführt. Es sollte jedoch beachtet werden, dass unter der Anwendung von Lenzetto über unerwünschte Wirkungen wie Schläfrigkeit oder Schwindel berichtet wurde.

Unerwünschte Wirkungen

Die schwerwiegendsten unerwünschten Wirkungen im Zusammenhang mit der Anwendung einer HRT werden auch in der Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» (siehe oben) beschrieben. Im Folgenden werden die unerwünschten Wirkungen, welche in einer klinischen Phase III-Studie an 226 Patientinnen unter der Anwendung von Lenzetto beobachtet wurden, nach Organsystemklassen (MedDRA) und Häufigkeit angegeben. Die Häufigkeit wird wie folgt definiert: «sehr häufig» (≥ 1/10), «häufig» (≥ 1/100, < 1/10), «gelegentlich» (≥ 1/1000, < 1/100), «selten» (≥ 1/10'000, < 1/1000), «sehr selten» (< 1/10'000).
Infektionen und parasitäre Erkrankungen
Häufig: Infektionen der Harnwege
Gelegentlich: durch Pilze (z.B. Candida) oder Bakterien verursachte Genitalinfektionen
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Häufig: Gewichtszunahme, Anstieg des Cholesterinspiegels
Gelegentlich: Anstieg der Triglyceridwerte
Psychiatrische Erkrankungen
Gelegentlich: Stimmungsschwankungen, Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Verringerung der Libido, Aggressivität, Depression
Erkrankungen des Nervensystems
Sehr häufig: Kopfschmerzen (10,6%)
Häufig: Schwindel
Gelegentlich: Migräne, Schlaflosigkeit, Schläfrigkeit, Hypästhesien, Parästhesien
Herz- und Gefässerkrankungen
Häufig: Hypertonie
Gelegentlich: Palpitationen
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Übelkeit, Diarrhoe, Dyspepsie
Gelegentlich: Flatulenz, Bauchschmerzen, Mundtrockenheit, Obstipation, verzögerte Magenentleerung, gastroösophagealer Reflux, peptische Ulzera.
Leber- und Gallenerkrankungen
Häufig: Anstieg der Leberenzymwerte
Sehr selten: Cholelithiasis, Cholestase, Leberfunktionsstörungen
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
Gelegentlich: Hautausschlag, Pruritus, Hauttrockenheit, Erythem, Akne, Kontaktdermatitis, Photosensitivität
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Häufig: Rückenschmerzen, Arthralgien, Myalgien, Schmerzen in den Extremitäten
Gelegentlich: Muskelkrämpfe
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Gelegentlich: Blasenentleerungsstörungen, Harninkontinenz
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
Häufig: Empfindlichkeit der Brust, Spannungsgefühl in den Brüsten, Schmerzen in den Brustwarzen, Metrorrhagien, vaginale Blutungen.
Gelegentlich: Erythem der Vulva, Vulvaödem, Vulvovaginitis, Zervixdysplasie, Unterbauchschmerzen, Dysmenorrhoe, Brustvergrösserung, fibrozystische Veränderungen der Brüste, Endometriumhyperplasie, Zervixpolyp, Ovarialzysten.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Häufig: Müdigkeit, Brustschmerzen, Reaktionen an der Applikationsstelle (z.B. Ausschlag, Juckreiz, Blasenbildung, Irritation)
Gelegentlich: Asthenie, periphere Ödeme, Hitzegefühl, grippeähnliche Symptome.
Unter einer HRT wurde darüber hinaus über folgende unerwünschte Wirkungen berichtet:Mammakarzinom, Endometriumkarzinom, Angioödem und andere Überempfindlichkeitsreaktionen, Kontaktlinsenunverträglichkeit, venöse und arterielle thromboembolische Ereignisse, Chloasma, Hirsutismus, Alopezie, Erythema multiforme, Erythema nodosum, vaskuläre Purpura, Fluor vaginalis, Grössenzunahme von Uterusmyomen, Verschlechterung einer Porphyrie.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Aufgrund der Anwendungsweise ist eine Überdosierung von Estradiol wenig wahrscheinlich. Sollte es dennoch dazu kommen, ist die Dosis zu reduzieren und die Behandlung ggf. abzubrechen.
Die häufigsten Symptome einer Überdosierung bei der klinischen Anwendung sind Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Spannungsgefühl in den Brüsten und Vaginalblutungen.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
G03CA03
Wirkungsmechanismus
Lenzetto ist eine farblose Lösung zur Hormonsubstitution. Der Wirkstoff 17β-Estradiol ist chemisch und biologisch identisch mit dem endogenen humanen 17β-Estradiol. Er kompensiert die abnehmende Östrogenproduktion bei menopausalen Frauen und lindert die klimakterischen Symptome.
Die endogenen Östrogene sorgen für die Entwicklung und Erhaltung des Reproduktionssystems und der akzessorischen Geschlechtsorgane der Frau. Östrogene zirkulieren im Blut in einem dynamischen Gleichgewicht mit metabolischer Interkonversion; Estradiol ist jedoch das wichtigste intrazelluläre Östrogen, wobei seine Aktivität auf Rezeptorebene potentiell grösser ist als jene seiner Metaboliten Estron und Estriol.
Der Angriffsort für die metabolischen Wirkungen der Östrogene liegt, wie bei allen Steroidhormonen, intrazellulär. Sie binden an einen spezifischen Rezeptor und bilden so einen Hormon-Rezeptor-Komplex.
Die zirkulierenden Östrogene regulieren durch einen Rückkopplungsmechanismus die Gonadotropinsekretion aus dem Hypothalamus, d.h. die Sekretion des luteinisierenden Hormons und des follikelstimulierenden Hormons. Die Östrogene senken die bei postmenopausalen Frauen beobachteten erhöhten Konzentrationen dieses Hormons.
Durch die transdermale Anwendung von Lenzetto gelangt das physiologische Östrogen Estradiol in unveränderter Form in den Blutkreislauf, während bei oraler Verabreichung Estradiol durch den First-Pass-Effekt zum Grossteil in Estron umgewandelt wird.
Pharmakodynamik
Siehe «Wirkungsmechanismus».
Klinische Wirksamkeit
Siehe «Wirkungsmechanismus».

Pharmakokinetik

Absorption
Nach dem Auftragen auf die Haut trocknet Lenzetto in einem Zeitraum von durchschnittlich 90 Sekunden.
Nach Applikation von 1 Dosis (90 µl) oder 2 Dosen (180 µl) betrug der Estradiolspiegel im Plasma 31,2 bzw. 46,1 pg/ml. Die entsprechenden Estronspiegel betrugen 47,1 bzw. 58,4 pg/ml. Die zirkulierenden Estradiolspiegel variieren nach transdermaler Applikation weniger stark als nach oraler Gabe.
Das Auftragen einer Sonnencreme 1 Stunde vor der Applikation von Lenzetto führte zu keinem signifikanten Unterschied bei der Resorption von 17β-Estradiol. Wurde die Sonnencreme jedoch eine Stunde nach der Applikation von Lenzetto aufgetragen, war eine Reduktion der Estradiol-Resorption um durchschnittlich 10% zu beobachten.
Distribution
Exogene Östrogene weisen die gleiche Verteilung auf wie endogene Östrogene. Östrogene verteilen sich weit im Organismus und weisen in den Geschlechtsorganen eine höhere Konzentration auf. Estradiol bindet spezifisch an SHBG und an Albumin, nur <2% liegen in freier Form vor.Estradiol passiert die Plazentaschranke und ist in kleinen Mengen in der Muttermilch nachweisbar.
Metabolismus
Östrogene unterliegen in hohem Mass einem First-Pass-Metabolismus, der jedoch bei transdermaler Applikation weniger ausgeprägt ist als bei oraler Gabe.
Exogene Östrogene werden auf die gleiche Weise metabolisiert wie endogene Östrogene und stehen in einem dynamischen Interkonversions-Gleichgewicht. Der Metabolismus erfolgt hauptsächlich in der Leber. Estradiol wird auf reversible Weise in Estron umgewandelt, wobei diese gemeinsam in Estriol, den Hauptmetaboliten im Harn, umgewandelt werden können. Anschliessend werden die Metaboliten mit Glucuroniden oder Sulfaten konjugiert. Diese haben nur geringe oder keine Östrogenwirkung.
Da bei transdermaler Applikation der First-Pass-Effekt in der Leber entfällt, liegt das Konzentrationsverhältnis von Estradiol zu Estron und Estronsulfat näher bei jenem prämenopausaler Frauen als bei jenem von Frauen unter oraler Östrogentherapie.
Elimination
Estradiol, Estron und Estriol werden in Form von Glucuronidoder Sulfat-Konjugaten mit einer Halbwertszeit von etwa einem Tag eliminiert, wobei 90% im Harn und 10% im Stuhl ausgeschieden werden. Die Konjugate unterliegen einem enterohepatischen Kreislauf.
Steady State
Nach wiederholter Applikation von 1 oder 2 Sprühstössen Lenzetto betrugen die Cmax/Cmin-Werte von Estradiol im Steady State 31,2/10,3 bzw. 46,1/16,4 pg/ml.

Präklinische Daten

Bei wiederholter Verabreichung von natürlichen oder synthetischen Östrogenen wurde bei bestimmten Tierspezies eine erhöhte Häufigkeit von Karzinomen des Brustgewebes, des Uterus, der Zervix, der Vagina, der Hoden und der Leber beobachtet.

Sonstige Hinweise

Beeinflussung diagnostischer Methoden
Sexualhormone können die Ergebnisse bestimmter Laboruntersuchungen beeinflussen, wie z.B. die biochemischen Parameter der Leber- und Schilddrüsenfunktion, die Nebennierenrinden- und Nierenfunktionswerte, die Plasmaspiegel der Bindungsproteine und die Lipid- oder Lipoproteinfraktionen sowie die Parameter des Kohlenhydratstoffwechsels, der Blutgerinnung und der Fibrinolyse.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 30°C lagern. Vor Feuer geschützt, nicht im Kühlschrank und für Kinder unerreichbar aufbewahren. Nicht einfrieren.
Die Lösung ist brennbar.

Zulassungsnummer

61353 (Swissmedic).

Packungen

1 Fläschchen zu 6.5ml, entspricht 56 Anwendungen. (B)
3 Fläschchen zu 6.5 ml, entspricht 3 x 56 Anwendungen (B)

Zulassungsinhaberin

Gedeon Richter (Schweiz) AG, Genf

Stand der Information

September 2024