Analgetikum, Antipyretikum ZusammensetzungWirkstoff: Paracetamol.
Tabletten
Wirkstoff: 500 mg; Hilfsstoffe (Antioxidans): Natriumdisulfit (E 223), Excip. pro compr.
Caplets
Wirkstoff: 500 mg; Excip. pro compr. obduct.
Tropfen
Wirkstoff: 100 mg/ml (= 25 Tropfen); Saccharinum (Süssstoff), Gelborange S (E 110, Farbstoff), Aromatica; Excip. ad solut.
Suppositorien
Wirkstoff: Supp. zu 100 mg, 200 mg und 350 mg; Antiox.: Butylhydroxyanisolum (E 320), Butylhydroxytoluenum (E 321); Excip. pro suppos.
Eigenschaften/WirkungenDer Wirkstoff Paracetamol hat eine analgetische und antipyretische Wirkung. Der analgetische Wirkmechanismus beruht auf der Hemmung der Prostaglandinsynthese, die vorwiegend zentral und geringer auch peripher erfolgt.
Die antipyretische Wirkung kommt über eine Hemmung des Effektes endogener Pyrogene auf das hypothalamische Temperaturregulationszentrum zustande.
Paracetamol verfügt über keine ausgeprägte antiphlogistische Wirkung und hat keinen Einfluss auf die Hämostase oder die Magenschleimhaut.
PharmakokinetikAbsorption
Paracetamol wird aus dem Gastrointestinal-Trakt rasch und vollständig resorbiert. Die Resorptionsrate korreliert direkt mit der Geschwindigkeit der Magenentleerung. Gleichzeitige Nahrungsaufnahme verzögert die Resorption.
Die Bioverfügbarkeit ist dosisabhängig und beträgt nach oraler Applikation 70-90%. Für Tylenol Forte Caplets wurde nach einer oralen Einzeldosis von 500 mg für Paracetamol eine maximale Plasmakonzentration von 7,9 µg/ml (Cmax) in 0,6 h (tmax) erreicht, für Tylenol Forte Tabletten 6,1 µg/ml in 0,75 h.
Die Resorptionsrate nach rektaler Applikation beträgt 68-88%. Maximale Plasmaskonzentrationen werden nach 2 Stunden erreicht.
Für Tylenol Kinder Tropfen wurde nach einer oralen Einzeldosis von 500 mg für Paracetamol eine maximale Plasmakonzentration von 6,5 µg/ml (Cmax) in 0,4 h (tmax) erreicht.
Distribution
Paracetamol wird nahezu gleichmässig in die meisten Körperflüssigkeiten verteilt. Das Verteilungsvolumen liegt zwischen 0,7-1,0 l/kg Körpergewicht. Die Plasmaeiweissbindung ist variabel: bei Plasmakonzentrationen im üblichen therapeutischen Bereich liegt sie bei 20%. Bei bestehender akuter Intoxikation beträgt sie bis 50%.
Metabolismus
Etwa 80% der verabreichten Dosis werden in der Leber zu Glukuroniden und Sulfat konjugiert. In geringem Umfang kommt es zu Hydroxylierungen und Deacetylierungen.
Elimination
2-5% der verabreichten Dosis werden unverändert renal ausgeschieden. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 1,5-2,5 h. Innert 24 h werden 85-100% eliminiert.
Im Rahmen einer pharmakokinetischen Untersuchung bei Neugeborenen, Kindern und Erwachsenen konnten keine signifikanten Unterschiede bezüglich der gesamten Eliminationsrate von Paracetamol und seinen Metaboliten nachgewiesen werden. Einzig war die prozentuale Ausscheidung vom Sulfat-Konjugat bei Neugeborenen und Kleinkindern erhöht.
Kinetik in besonderen klinischen Situationen
Leberinsuffizienz: Die Plasmahalbwertszeit ist bei Patienten mit leichter Leberinsuffizienz weitgehend unverändert. Bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz ist sie jedoch erheblich verlängert.
Niereninsuffizienz: Bei niereninsuffizienten Patienten liegen nur wenige Daten vor, wobei keine Hinweise auf eine verlängerte Halbwertszeit bestehen. Trotzdem wird eine Dosisanpassung empfohlen.
Bei Hämodialyse-Patienten kann die Halbwertszeit nach Gabe therapeutischer Paracetamol-Dosen um 40-50% vermindert sein.
Alte Leute: Die Halbwertszeit kann bei alten Personen verlängert sein und mit einer Verminderung der Medikamenten-Clearance einhergehen.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenTylenol Forte Tabletten/Caplets; Tylenol Kinder Tropfen
Belegte Indikationen
Behandlung von leichten bis mässig starken Schmerzen (Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Schmerzen im Bereich von Gelenken und Bändern, Rückenschmerzen, Schmerzen während der Menstruation, Schmerzen nach Verletzungen, Schmerzen bei Erkältungskrankheiten).
Symptomatischen Behandlung von Fieber.
Suppositorien
Anwendungsmöglichkeiten
Behandlung von leichten bis mässig starken Schmerzen (Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Schmerzen im Bereich von Gelenken und Bändern, Rückenschmerzen, Schmerzen während der Menstruation, Schmerzen nach Verletzungen, Schmerzen bei Erkältungskrankheiten).
Symptomatischen Behandlung von Fieber.
Dosierung/AnwendungIm allgemeinen werden folgende täglichen Dosierungen empfohlen:
Tabletten/Caplets
Erwachsene sowie Kinder über 12 Jahre und über 40 kg Körpergewicht: bis 4× täglich 1-2 Tabletten oder 1-2 Caplets im Abstand von 4-8 h. Die Tagesdosis darf 8 Tabletten/Caplets nicht überschreiten (max. 4000 mg).
Tropfen
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Alter Körpergewicht max. Dosierung/Tag
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bis 6 Monate bis 7 kg 3-4× 18-22 Tropfen
(216-352 mg)
6-12 Monate 7-10 kg 3-4× 22-30 Tropfen
(264-480 mg)
1-3 Jahre 10-15 kg 3-4× 30-47 Tropfen
(360-752 mg)
3-6 Jahre 15-22 kg 4× 60 Tropfen
(960 mg)
6-9 Jahre 22-30 kg 6× 60 Tropfen
(1440 mg)
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Suppositorien
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Alter Körpergewicht max. Dosierung/Tag
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100 mg
bis 6 Monate bis 7 kg 4× 1 Supp. (400 mg)
6-12 Monate 7-10 kg 5× 1 Supp. (500 mg)
200 mg
1-3 Jahre 10-15 kg 3-4× 1 Supp.
(600-800 mg)
3-6 Jahre 15-22 kg 4-5× 1 Supp.
(800-1000 mg)
350 mg
6-9 Jahre 22-30 kg 3-4× 1 Supp.
(1050-1400 mg)
9-12 Jahre 30-40 kg 5-6× 1 Supp.
(1750-2100 mg)
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Die Verabreichung von Tylenol Kinder an Kinder unter 3 Monaten sowie eine Anwendung über mehr als 3 Tage bei Kindern jeden Alters sollte nur unter laufender ärztlicher Kontrolle erfolgen.
AnwendungseinschränkungenKontraindikationen
Bekannte Überempfindlichkeit auf den Wirkstoff Paracetamol und verwandte Substanzen.
Schwere Nieren- und/oder Leberfunktionsstörungen, akute Hepatitis.
Hereditäre konstitutionelle Hyperbilirubinämie (Morbus Meulengracht).
Vorsichtsmassnahmen
Vorsicht ist geboten bei:
Nieren- und/oder Leberinsuffizienz (laufende ärztliche Kontrolle ist angezeigt);
hämolytischer Anämie bei Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel;
gleichzeitigem Gebrauch von potentiell lebertoxischen oder leberenzyminduzierenden Medikamenten.
Vorsicht ist geboten bei Alkoholüberkonsum. Alkohol kann die Hepatotoxizität von Paracetamol steigern, dies insbesondere bei gleichzeitiger Nahrungskarenz. In solchen Fällen kann bereits eine therapeutische Paracetamoldosis zu Leberschädigung führen.
Die langfristige Einnahme/Anwendung von Schmerzmitteln, insbesondere bei Kombination mehrerer schmerzstillender Wirkstoffe, kann zur dauerhaften Nierenschädigung mit dem Risiko eines Nierenversagens (Analgetika-Nephropathie) führen.
Die Patienten resp. die Eltern von Kindern sind darauf aufmerksam zu machen, dass Schmerzmittel nicht ohne ärztliche Verordnung über längere Zeit regelmässig eingenommen werden dürfen und dass bei Kindern hohes Fieber oder eine Verschlechterung des Zustandes eine frühzeitige Konsultation des Arztes erfordert. Längerdauernde Schmerzen bedürfen einer ärztlichen Abklärung.
Der Patient ist ebenfalls darauf hinzuweisen, dass der dauernde Gebrauch von Analgetika gegen Kopfschmerzen seinerseits zu einer chronischen Cephalea beitragen kann.
Bei Patienten mit Überempfindlichkeitsreaktionen gegenüber Azofarbstoffen (E 110), Acetylsalicylsäure und anderen Prostaglandinhemmern sollen Tylenol Kinder Tropfen mit Vorsicht angewendet werden.
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaftskategorie B. Reproduktionsstudien bei Tieren haben keine Risiken für die Föten gezeigt, aber man verfügt über keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen. Das Risiko einer Paracetamol-Einnahme während der Schwangerschaft bezüglich Funktions- und Organschäden, Missbildungen und Adaptionsstörungen in korrekter Dosierung gilt zurzeit als gering.
Paracetamol tritt in die Muttermilch über. Die Konzentration in der Muttermilch ist ähnlich wie die momentane Konzentration im Plasma der Mutter. Es sind jedoch keine nachteiligen Folgen für den Säugling bekannt.
Unerwünschte WirkungenÜberempfindlichkeitsreaktionen
Gelegentlich erythematöse, urtikarielle Hautreaktionen und Hautrötungen;
selten allergische Reaktionen wie Quincke-Ödem, Atemnot, Bronchospasmus, Schweissausbruch, Übelkeit, Blutdruckabfall bis hin zum Schock;
ein kleiner Teil (5-10%) der Patienten mit Acetylsalicylsäure-induziertem Asthma oder anderen Manifestationen einer sogenannten Acetylsalicylsäure-Intoleranz kann in ähnlicher Weise auch auf Paracetamol reagieren (Analgetika-Asthma).
Der in den Tylenol Kinder Tropfen enthaltene Azofarbstoff kann Überempfindlichkeitsreaktionen an Haut und Atmungsorganen auslösen, insbesondere bei Patienten mit Asthma, chronischer Urtikaria oder mit Überempfindlichkeit auf nicht-steroidale Antirheumatika.
Blut und blutbildende Organe: selten allergisch bedingte Thrombozytopenie, Leukopenie, Agranulozytose, Panzytopenie, Neutropenie, hämolytische Anämie.
Leber: siehe unter «Vorsichtsmassnahmen».
InteraktionenEnzyminduktoren wie Phenobarbital, Phenytoin, Carbamazepin, Isonicotinsäurehydrazid (INH) und Rifampicin steigern die Hepatotoxizität von Paracetamol.
Alkohol (siehe unter «Vorsichtsmassnahmen»).
Mittel, welche die Magenentleerung verlangsamen (z.B. Propanthelin) senken die Resorptionsgeschwindigkeit.
Mittel, welche die Magenentleerung beschleunigen (z.B. Metoclopramid) steigern die Resorptionsgeschwindigkeit.
Chloramphenicol: Die Eliminationshalbwertszeit von Chloramphenicol wird durch Paracetamol um das 5fache verlängert.
Salicylamid: Salicylamid verlängert die Eliminationshalbwertszeit von Paracetamol und vermehrt den Anfall lebertoxischer Metabolite.
Chlorzoxazon: Bei gleichzeitiger Gabe von Paracetamol und Chlorzoxazon steigt die Hepatotoxizität beider Substanzen.
Durch die gleichzeitige Anwendung von Zidovudin und Paracetamol wird die Neigung zu einer Neutropenie verstärkt.
ÜberdosierungNach oraler Einnahme von 7,5-10 g Paracetamol bei Erwachsenen und von 150-200 mg/kg beim Kind (bei prädisponierten Patienten wie z.B. solchen mit erhöhtem Alkoholkonsum oder verminderter Glutathionreserve bei Nahrungskarenz schon in geringeren Dosen) kommt es zu akuten Vergiftungserscheinungen an Zellen der Leber und des Nierentubulus in Form von lebensgefährlichen Zellnekrosen.
Plasmakonzentrationen von >200 µg/ml nach 4 h, von >100 µg/ml nach 8 h, von >50 µg/ml nach 12 h und von >30 µg/ml nach 15 h führen zu Leberschäden mit tödlichem Verlauf im Coma hepaticum. Die Hepatotoxizität steht in direkter Abhängigkeit zur Plasmakonzentration.
Symptome
1. Phase (= 1. Tag): Übelkeit, Erbrechen, abdominale Schmerzen, Appetitlosigkeit, allgemeines Krankheitsgefühl.
2. Phase (= 2. Tag): subjektive Besserung, Lebervergrösserung, erhöhte Transaminasewerte, erhöhte Bilirubinwerte, Thromboplastinzeit verlängert.
3. Phase (= 3. Tag): Transaminasewerte stark erhöht, Ikterus, Hypoglykämie, Leberkoma.
Therapie
Eine wirksame Therapie sollte bereits bei Verdacht auf eine Intoxikation unverzüglich eingeleitet werden und folgende Massnahmen umfassen: Magenspülung (ist nur innerhalb der ersten 1(-2) Stunden sinnvoll), nachfolgend Verabreichung von Aktivkohle.
Orale Gabe von N-Acetyl-Cystein. In Situationen, wo die orale Applikation des Antidots nicht oder nicht gut möglich ist (z.B. durch heftiges Erbrechen, Bewusstseinstrübung), kann dieses intravenös verabreicht werden. Paracetamolkonzentration im Plasma messen (nicht früher als 4 h nach Einnahme).
Sonstige HinweiseAn Kinder, die versehentlich Alkohol eingenommen haben, dürfen paracetamolhaltige Medikamente nicht verabreicht werden.
Tylenol Forte/Tylenol Kinder darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Tylenol Kinder Suppositorien verflüssigen oder erweichen sich bei der Lagerung über 35 °C. Durch kurzes Abkühlen unter fliessendem kaltem Wasser können die Suppositorien rasch wieder anwendungsfähig gemacht werden. Die Qualität der Suppositorien verändert sich dabei nicht. Beim Abkühlen ist darauf zu achten, dass die Suppositorien-Spitze nach unten zeigt. Auf diese Art verfestigen sich die Suppositorien in anwendungsfähiger Form.
Lagerung: Bei Raumtemperatur (15-25 °C).
Stand der InformationJanuar 1998.
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