ch.oddb.org
 
Apotheken | Arzt | Interaktionen | Medikamente | MiGeL | Services | Spital | Zulassungsi.
Fachinformation zu Videx®:Bristol-Myers Squibb SA
Vollst. FachinformationDDDDrucken 
Gal.Form/Ther.Gr.Zusammens.Eigensch.Pharm.kinetikInd./Anw.mögl.Dos./Anw.Anw.einschr.Unerw.Wirkungen
Interakt.Überdos.Sonstige H.Swissmedic-Nr.Stand d. Info. 

Kautabletten

Virostatikum, Inosinantimetabolit 

Zusammensetzung

Wirkstoff: Didanosinum.

Kautabletten zu 25 mg, 50 mg und 100 mg.

Hilfsstoffe: 250 mg Magnesiumhydroxid (als Antazidum), 550 mg Kalziumkarbonat (als Antazidum), Aspartamum, Aromatica, Excip. pro compr.

Eigenschaften/Wirkungen

Didanosin hemmt in vitro in menschlichen Zellkulturen und Zelllinien die Vermehrung des humanen Immundefizienzvirus (HIV, auch unter HTLV III, LAV oder ARV bekannt). Nachdem Didanosin in die Zelle eingedrungen ist, wird es enzymatisch zu Dideoxyadenosintriphosphat (ddATP), den aktiven Metaboliten, umgewandelt. Der Einbau dieses Dideoxynucleosids bei der Replikation der viralen Nucleinsäure verhindert die Kettenverlängerung und damit die Virusvermehrung.
Zusätzlich hemmt ddATP die HIV-reverse Transkriptase, indem es kompetitiv mit dATP um die Bindung an der aktiven Stelle des Enzyms konkurriert und so die provirale DNS-Synthese hemmt.

Mutagenität
In zahlreichen Testmodellen zeigte sich, dass Didanosin in biologisch und pharmakologisch relevanten Dosen keine intrinsische mutagene Wirkung hat.
Bei deutlich hohen in-vitro-Dosen war Didanosin genotoxisch, und zwar in einer Grössenordnung, wie sie auch bei natürlich vorkommenden DNS-Nucleosiden beobachtet wird.

Resistenzentwicklung
Wegen der Gefahr einer Resistenzentwickung sollte heute weder eine Monotherapie mit Videx noch eine Kombination mit nur einer antiretroviralen Substanz verwendet werden.

Pharmakokinetik

Absorption

Erwachsene: Didanosin wird nach oraler Verabreichung der Kautabletten rasch absorbiert. Die Bioverfügbarkeit betrug für die getesteten Dosen 60%. Die Verabreichung der Kautabletten mit dem Essen reduziert die Bioverfügbarkeit von Didanosin um 50%.
In einer Studie mit 10 asymptomatischen HIV-seropositiven Patienten war die Bioverfügbarkeit von Didanosin nach Einnahme gepufferter Kautabletten 30 bis 60 Minuten vor einer Mahlzeit gegenüber derjenigen nach Verabreichung im Nüchternzustand unverändert. Die Einnahme 1 bis 2 Stunden nach einer Mahlzeit ergab eine Senkung der maximalen Serumkonzentration C max  und der AUC-Werte um 55%, d.h. ähnlich wie bei einer Gabe unmittelbar nach einer Mahlzeit. Dies resultiert nicht aus einer Interaktion mit der eingenommenen Nahrung, sondern als Folge der durch die Nahrungsaufnahme induzierten Säuresekretion. Didanosin ist säureinstabil. Um den pH im Magen zu erhöhen, wurde deshalb jede Kautablette mit einem Pufferzusatz versehen. C max  ist proportional zur verabreichten Dosis; nach Verabreichung von 375 mg Didanosin täglich fanden sich durchschnittliche C max -Blutspiegel von 2,15 µg/ml; bei täglicher Zugabe von 7 bis 30 mg/kg betrug C max  dosisabhängig 1,6 bis 4,4 µg/ml. T max  beträgt weniger als 1 Stunde.

Kinder: Die Absorption bei Kindern variiert mehr als bei Erwachsenen. Die absolute Bioverfügbarkeit von Didanosin nach oraler Verabreichung beträgt ca. 36% nach der ersten Gabe und 47% im Steady state.

Distribution
Das Verteilungsvolumen im Steady state beträgt ca. 54 Liter; dies wird mit einer Aufnahme von Didanosin ins Körpergewebe interpretiert. Die Proteinbindung von Didanosin ist vernachlässigbar klein (<5%), so dass eine Interaktion mit Arzneimitteln, die eine hohe Eiweissbindung aufweisen, nicht zu erwarten ist.
Eine Stunde nach Infusion wird Didanosin in der Cerebrospinalflüssigkeit gefunden, wobei die Menge beim Erwachsenen im Mittel 21% (12-27%) und beim Kind 46% (12-85%) des gleichzeitigen Plasmaspiegels beträgt.

Metabolismus
Der Metabolismus von Didanosin beim Menschen ist nicht aufgeklärt. Es wird angenommen, dass die Verstoffwechselung analog den für Purine bekannten Ausscheidungsmechanismen verläuft. Dideoxyadenosin ist ein aktiver Metabolit, der vermutlich für die antiretrovirale Wirkung verantwortlich ist.

Elimination

Erwachsene: Die durchschnittliche Eliminationshalbwertszeit nach intravenöser Verabreichung von Didanosin beträgt ca. 1,4 Stunden, die des aktiven Metaboliten Dideoxyadenosin ca. 12 Stunden. Die renale Clearance beträgt 50% der Gesamtkörperclearance (800 ml/Min). Dies zeigt, dass Didanosin ausser durch glomeruläre Filtration auch durch tubuläre Sekretion renal ausgeschieden wird. Im Harn werden nach oraler Verabreichung ca. 20% der Dosis gefunden. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Didanosin nach oraler Verabreichung über 4 Wochen kumuliert.

Kinder: Die durchschnittliche Eliminationshalbwertszeit nach intravenöser Verabreichung beträgt ca. 0,8 Stunden. Die renale Clearance liegt bei ca. 59% der Gesamtkörperclearance (315 ml/Min/m²), was zeigt, dass die Elimination sowohl renal als auch nichtrenal erfolgt. Nach oraler Verabreichung beträgt die renale Ausscheidung von Didanosin durchschnittlich 17% der Dosis. Es gibt keine Hinweise, dass Didanosin nach oraler Verabreichung über durchschnittlich 26 Tage im Körper kumuliert.

Kinetik in besonderen klinischen Situationen
Eingeschränkte Nierenfunktion: Die durchschnittliche Eliminationshalbwertszeit von Didanosin nach oraler Verabreichung stieg von 1,4 Std. bei Patienten mit normaler Nierenfunktion auf 4,1 Std. bei Patienten mit stark beeinträchtigter Nierenfunktion, die einer Dialyse bedurften. Nach oraler Verabreichung war Didanosin in der Peritonealdialyseflüssigkeit nicht auffindbar. Im Hämodialysat wurden zwischen 0,6 bis 7,4 % der verabreichten Dosis nach einer 3- bis 4-stündigen Dialysedauer nachgewiesen.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Belegte Indikationen
In Kombination mit anderen antiretroviralen Substanzen bei HIV-infizierten Erwachsenen und Kindern (Alter mindestens 3 Monate), die eine antiretrovirale Therapie benötigen.

Dosierung/Anwendung

Erwachsene
Die Dosierung ist abhängig vom Körpergewicht. Die Dosierungsintervalle sollten 12 Stunden betragen (2× tägliche Einnahme). Die empfohlene durchschnittliche Dosis beträgt:

----------------------------------------------------
Körper-      Dosierung                              
gewicht                                             
----------------------------------------------------
Â≥60 kg       200 mg 2×tägl. = 2×2 Videx Kautablet- 
             ten zu 100 mg                          
----------------------------------------------------
<60 kg       125 mg 2×tägl. = 2× je 1 Videx Kautab- 
             lette zu 100 mg und 1 Videx Kautab-    
             lette zu 25 mg                         
----------------------------------------------------

Kinder
Die Initialdosis bei Kindern (Alter mindestens 3 Monate) beträgt 240 mg/m² Körperoberfläche/Tag (180 mg/m²/Tag in Kombination mit Zidovudin). Die Dosierungsintervalle sollten 12 Stunden betragen.

Anmerkung
Kinder im Alter von 3 Monaten bis 1 Jahr erhalten 1 Kautablette pro Dosis (2× täglich).
Bei Kindern unter 3 Monaten ist nicht bekannt, welches die wirksame und unbedenkliche Dosierung ist.

Spezielle Dosierungsanweisungen
Bei einer signifikanten Erhöhung der Serumamylase sollte die Behandlung sofort abgebrochen werden und sorgfältig auf die Möglichkeit einer Pankreatitis geachtet werden, auch wenn keine Symptome vorliegen. Eine fraktionierte Amylasebestimmung kann zur Unterscheidung von einer Amylase-Erhöhung durch vermehrte Speichelbildung dienen. Nur nach Ausschluss einer Pankreatitis soll weiterbehandelt werden, falls die Behandlung als zwingend betrachtet wird. Die Dosierung soll ini­tial tief angesetzt werden und wenn nötig vorsichtig erhöht werden.
Viele Patienten mit Symptomen einer Neuropathie, die nach Absetzen des Arzneimittels symptomfrei wurden, tolerieren eine verminderte Dosis.

Eingeschränkte Nierenfunktion

Erwachsene
Es wird folgende Dosisanpassung für Erwachsene empfohlen:

----------------------------------------------------
Kreatinin-     Â≥60 kg KG    <60 kg KG              
Clearance                                           
(ml/Min./      Dosierung    Dosierung    Dosierungs-
1,73 m²)                                 intervall  
----------------------------------------------------
Â≥60            200 mg       125 mg       2×täglich 
----------------------------------------------------
 30-59         100 mg        75 mg       2×täglich  
----------------------------------------------------
 10-29         150 mg       100 mg       1×täglich  
----------------------------------------------------
<10            100 mg        75 mg       1×täglich  
----------------------------------------------------
Die Verabreichung sollte nach der Dialyse erfolgen, jedoch ist eine zusätzliche Videx-Gabe nach der Hämodialyse nicht notwendig.

Kinder
Da Didanosin bei Kindern auch hauptsächlich über den Urin ausgeschieden wird, kann angenommen werden, dass die Didanosin-Clearance bei Kindern mit eingeschränkter Nierenfunktion reduziert ist. Obwohl ungenügend Daten zur Empfehlung einer spezifizierten Dosisanpassung bei dieser Patientengruppe vorliegen, sollte eine Dosisreduktion und/oder ein grösseres Dosierungsintervall vorgenommen werden.

Eingeschränkte Leberfunktion
Für Patienten mit beeinträchtigter Leberfunktion liegen ungenügende Daten vor, um genauere Dosierungsanpassungen zu empfehlen, doch sollte auch bei diesen Patienten eine Dosisreduktion in Erwägung gezogen werden.

Art und Dauer der Anwendung
Videx Kautabletten sollten auf nüchternen Magen eingenommen werden, d.h. mindestens 30 Minuten vor, resp. 2 Stunden nach einer Mahlzeit, da die gleichzeitige Einnahme mit dem Essen oder in dieser Zeitspanne die Absorption signifikant herabsetzt.
Erwachsene und Kinder über 1 Jahr sollten bei jeder Gabe 2 Kautabletten erhalten. Es ist wichtig, dass bei jeder Anwendung 2 Kautabletten eingenommen werden, andernfalls reicht die Antazidamenge nicht aus, um die Stabilität von Didanosin zu gewährleisten. Die Kautabletten sollen langsam gekaut oder manuell zerstossen und vor der Einnahme in mindestens 30 ml Wasser suspendiert werden. Es ist umzurühren, bis sich eine einheitliche Suspension gebildet hat. Wird ein anderes Aroma gewünscht, besteht die Möglichkeit, die Suspension mit 30 ml klarem, nicht kohlensäurehaltigem Apfelsaft zu verdünnen. Diese Suspension ist bei Zimmertemperatur (17-23 °C) eine Stunde haltbar und soll unmittelbar vor der Einnahme nochmals umgerührt werden.
Für Kinder unter 1 Jahr, die nur eine einzige Kautablette einnehmen, soll die Suspension in 15 ml Wasser hergestellt werden, wobei eine Zugabe von 15 ml klarem, nicht kohlensäurehaltigem Apfelsaft zur Suspension auch möglich ist.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikation
Überempfindlichkeit gegen Didanosin oder einen Bestandteil der Kautabletten.

Vorsichtsmassnahmen
Bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance <60 ml/Min. besteht möglicherweise ein grösseres Nebenwirkungsrisiko, weshalb bei dieser Patientengruppe eine Dosisreduktion empfohlen wird (Details siehe unter «Dosierung/Anwendung»). Der Gehalt von 8,7 mEq Magnesium/Kautablette kann bei Patienten mit einer deutlich eingeschränkten Nierenfunktion zu einer übermässigen Erhöhung von Magnesium im Körper führen (siehe auch unter «Spezielle Dosierungsanweisungen»).

Patienten mit Phenyl-Ketonurie: Videx Kautabletten zu 25/50/100 mg enthalten 36,5 mg Phenylalanin (in Aspartam). Daher ist die Anwendung von Videx Kautabletten bei Patienten mit Phenyl-Ketonurie nur bei strengster Indikationsstellung angezeigt.

Patienten mit natriumarmer Diät: Videx Kautabletten 25/50/100 mg enthalten kein Natrium.
Bei Kindern unter 3 Monaten ist die klinische Wirksamkeit und Sicherheit von Didanosin nicht belegt.
Wenn immer möglich, sollte bei Anzeichen von klinischen Symptomen einer Pankreatitis die Behandlung mit Videx Kautabletten abgebrochen werden, bis eine Pankreatitis durch Labor- bzw. bildgebende Untersuchungen ausgeschlossen wurde. Wo andere Arzneimittel, die für das Pankreas toxisch sind, eingesetzt werden (z.B. Pentamidin i.v.), sind Videx Kautabletten abzusetzen. Falls eine Kombinationsbehandlung unumgänglich ist, sollte eine sorgfältige Überwachung des Patienten erfolgen. Die Dosis sollte reduziert werden, wenn biochemische Parameter, die auf eine Pankreatitis hinweisen, signifikant über die Normwerte erhöht sind; auch dann, wenn keine Symptome vorliegen. Die fraktionierte Bestimmung der Serumamylase kann helfen, eine Hyperamylasis differenziert zu beurteilen, im Hinblick darauf, ob sie mit dem Pankreas oder mit der Speichelbildung zusammenhängt. Deutlich erhöhte Triglyzeride können auch zu einer Pankreatitis führen und erfordern eine sorgfältige Überwachung (siehe auch unter «Spezielle Dosierungsanweisungen»).
Bei Anzeichen einer peripheren Neuropathie (bilaterales, symmetrisches, distales Taubheitsgefühl, Kribbeln und Schmerzen in den Füssen oder Händen) sollte die Behandlung mit Videx Kautabletten bis zum Verschwinden der Symptome abgebrochen werden. Danach können die Patienten mit einer reduzierten Dosis weiterbehandelt werden (siehe auch unter «Spezielle Dosierungsanweisungen»).

Generalisierte motorische Schwäche: Eine generalisierte motorische Schwäche wurde sehr selten bei Patienten beobachtet, die eine kombinierte antiretrovirale Therapie (inkl. Didanosin) erhielten. Viele der Fälle, aber nicht alle, traten im Rahmen einer Laktatazidose auf. Diese motorische Schwäche kann klinisch ein Guillain-Barré-Syndrom inkl. respiratorischer Insuffizienz imitieren. Die Symptome können nach Beendigung der Therapie ggf. weiter bestehen bleiben bzw. sich weiter verschlechtern (siehe auch «Unerwünschte Wirkungen»).
Bei einer signifikanten Erhöhung der Serum-Harnsäure sollte die Behandlung mit Videx Kautabletten abgesetzt werden (siehe auch unter «Unerwünschte Wirkungen»).
Die Patienten sollten auf Erhöhung der Leberenzyme untersucht werden, da bei einzelnen Patienten Leberversagen unbekannter Ätiologie auftrat. Die Behandlung mit Videx Kautabletten sollte abgebrochen werden, wenn die Leberenzyme klinisch signifikant über die Norm ansteigen (siehe auch unter «Unerwünschte Wirkungen»).

Leberinsuffizienz: Nach einer einmaligen i.v. oder oralen Applikation von Videx konnte keine signifikante Veränderung in der Pharmakokinetik von Didanosin bei hämophilen Patienten mit chronisch persistierenden Leberenzymerhöhungen, welche eine Leberfunktionsstörung vermuten lassen, bei hämophilen Patienten mit normalen oder gering erhöhten Leberenzymwerten sowie bei nichthämophilen Patienten mit normalen Leberenzymwerten beobachtet werden. Da der Lebermetabolismus bei stärkerer bzw. anderen Formen der Leberinsuffizienz beeinträchtigt werden kann, sollte eine Anpassung der Dosis in Erwägung gezogen werden (siehe auch unter «Dosierung/Anwendung»).

Laktatazidose: In Zusammenhang mit der Anwendung von Nukleosidanaloga (einschliesslich Didanosin) wurde über Laktatazidose berichtet, die üblicherweise mit Hepatomegalie und Hepatosteatose assoziiert war. Frühsymptome (symptomatische Hyperlaktatämie) umfassen gutartige Verdauungsbeschwerden (Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen), unspezifisches Unwohlsein, Appetitverlust, Gewichtsverlust, respiratorische Symptome (beschleunigtes und/oder vertieftes Atmen) oder neurologische Symptome (einschliesslich motorischer Schwäche). Laktatazidose hat eine hohe Mortalitätsrate und kann mit Pankreatitis, Leberversagen, Nierenversagen oder motorischer Lähmung verbunden sein. Die Behandlung mit Nukleosidanaloga sollte bei symptomatischer Hyperlaktatämie und metabolischer Azidose/Laktatazidose, progressiver Hepatomegalie oder rasch ansteigenden Transaminasespiegeln abgebrochen werden. Vorsicht ist geboten, wenn Nukleosidanaloga an Patienten (insbesondere übergewichtige Frauen) mit Hepatomegalie, Hepatitis oder bekannten Risikofaktoren für eine Lebererkrankung und eine Hepatosteatose (einschliesslich bestimmter Medikamente und Alkohol) verabreicht werden. Patienten mit gleichzeitiger Hepatitis-C-Infektion, die mit Alpha-Interferon und Ribavirin behandelt werden, können ein besonderes Risiko haben. Patienten mit erhöhtem Risiko sollten engmaschig überwacht werden. Laktatazidose trat im Allgemeinen nach einigen bis mehreren Monaten Behandlung auf. Siehe auch «Schwangerschaft/Stillzeit».
Patienten, bei denen Symptome wie Pankreatitis, symp­tomatische Laktatazidose, Neuropathien in Verbindung mit Muskelschwäche auftreten, müssen auch nach Absetzen von Videx für mindestens einen Monat engmaschig auf das Wiederauftreten dieser Symptome überwacht werden.

Hinweise: Obwohl es keine Hinweise gibt, dass Didanosin das Reaktionsvermögen verändert, ist nicht auszuschliessen, dass es auch bei bestimmungsgemässem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern kann, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Strassenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird.
Videx Kautabletten enthalten Sorbitol, was bei einer Behandlung von diabetischen Patienten beachtet werden muss.
1 Videx Kautablette zu 25 mg enthält 342 mg Sorbitol (entspricht 0,029 Broteinheiten).
1 Videx Kautablette zu 50 mg enthält 333 mg Sorbitol (entspricht 0,028 Broteinheiten).
1 Videx Kautablette zu 100 mg enthält 316 mg Sorbitol (entspricht 0,026 Broteinheiten).
Geeignete antikonzeptionelle Massnahmen (Präservative) sind zur HIV-Ansteckungsprophylaxe und wegen des nicht geklärten erbgutschädigenden Potentials von Videx Kautabletten angezeigt.

Schwangerschaft/Stillzeit

Schwangerschaft: Schwangerschaftskategorie B.
Tierversuche haben keine teratogenen Effekte gezeigt, und es ist nicht bekannt, ob Didanosin fruchtschädigend wirkt. Es liegen keine ausreichenden klinischen Erfahrungen mit Videx Kautabletten während der Schwangerschaft vor.
Unter Kombinationstherapie mit Didanosin, Stavudin und anderen antiretroviralen Substanzen wurden bei schwangeren Frauen u.a. tödliche Fälle von Laktatazidose beobachtet. Daher sollte eine Kombination mit diesen Substanzen während der Schwangerschaft mit Vorsicht erfolgen und nur, falls der potentielle Nutzen das Risiko klar übersteigt.

Stillzeit: Es ist nicht bekannt, ob Didanosin mit der Muttermilch ausgeschieden wird. Während der Einnahme von Videx Kautabletten soll nicht gestillt werden, da Nebenwirkungen für gestillte Säuglinge nicht auszuschliessen sind.

Unerwünschte Wirkungen

Erwachsene
Die meisten schweren unerwünschten Ereignisse können im Allgemeinen der klinischen Symptomatik von erworbenem Immunmangelsyndrom (AIDS) und der HIV-Infektion zugeordnet werden. In den einzelnen Studien war die Einnahme einer Vielzahl anderer Arzneimittel erlaubt. Deshalb ist es schwierig zu unterscheiden, welche unerwünschten Wirkungen auf die Behandlung mit Videx, auf die Erkrankung selbst oder auf eine andere Therapie zurückzuführen sind.
Pankreatitis (7%), Erhöhung der Serumamylase- (18%) und Lipase-Spiegel sind klinisch signifikante unerwünschte Ereignisse, die in kontrollierten klinischen Studien beobachtet wurden und bei denen in der empfohlenen Dosierung ein möglicher Zusammenhang zur Videx-Therapie bestand. Pankreatitis, die in Einzelfällen zum Tode führte, wurde häufiger bei Patienten beobachtet, die eine höhere als die empfohlene Dosierung erhielten (9-13%). Bei Patienten mit fortgeschrittener HIV-Infektion oder bei Patienten, die bereits früher eine Pankreatitis hatten, besteht ein erhöhtes Risiko für Pankreatitis.
Eine periphere Neuropathie (9%) wurde im Zusammenhang mit der Videx-Behandlung beobachtet.

Generalisierte motorische Schwäche: Sehr selten wurde unter der Behandlung mit Didanosin eine generalisierte motorische Schwäche beobachtet, welche klinisch einem Krankheitsbild wie dem Guillain-Barré-Syndrom ähnlich war. Eine solche motorische Schwäche kann mit und ohne Hyperlaktatämie inkl. respiratorischer Insuffizienz auftreten. Siehe auch «Vorsichtsmassnahmen» sowie unter «Laktatazidose».
In Leberfunktionstests wurden abnorme Werte (13%), einschliesslich selten Leberversagen oder Tod, beobachtet.
Weitere unerwünschte Ereignisse, die möglicherweise auf die Videx-Therapie zurückzuführen sind: Diarrhoe, Übelkeit/Erbrechen, allergische Reaktionen, Diabetes mellitus, trockener Mund, Asthenie, Kopfschmerzen, erhöhte Harnsäurespiegel.
Veränderungen der Retina sowie des N. opticus wurden selten beobachtet.
Ein Fall eines Stevens-Johnsons-Syndroms wurde beobachtet.
Leukopenie, Thrombozytopenie und Anämie wurden in einer signifikant geringeren Inzidenz beobachtet als bei Zidovudin-Behandlung, und der Bezug zur Videx-Therapie konnte nicht belegt werden.
Fälle von Laktatazidose, manchmal mit tödlichem Verlauf, im Allgemeinen begleitet von einer starken Lebervergrösserung und einer Lebersteatosis, wurden unter der Behandlung mit Nukleosidanaloga allein oder in Kombination (inkl. Didanosin und Stavudin) sowie mit anderen antiretroviralen Substanzen beobachtet (siehe auch unter «Schwangerschaft» und «Vorsichtsmassnahmen»).

Lipodystrophie: Die Kombinationstherapie mit antiretroviralen Medikamenten ist bei einigen Patienten mit einer Umverteilung des Körperfetts verbunden. Dazu gehören Verlust des subkutanen Fetts an der Peripherie, eine Zunahme des intraabdominalen Fetts, eine Mammahypertrophie sowie eine dorsozervikale Fettakkumulation (Büffelnacken).

Kinder
Die am häufigsten berichteten negativen Anzeichen und Symptome waren im Allgemeinen die gleichen wie bei Erwachsenen. Bei der Behandlung mit Videx in Kombination mit Zidovudin wurde eine grössere Hämatotoxizität beobachtet als bei der Videx-Monotherapie.
Veränderungen der Retina sowie des N. opticus wurden bei einer kleinen Anzahl von Kindern beobachtet, die mit einer höheren als der empfohlenen Dosis behandelt wurden. Es ist deshalb empfehlenswert, die Retina alle 6 Monate oder bei Veränderung der Sehkraft zu untersuchen.

Interaktionen

Kombinationsstudien von Videx (bis 500 mg/Tag) mit Zidovudin (bis 600 mg/Tag) zeigten keine unerwartete Toxizität. Resultate spezifischer Interaktionsstudien mit Zidovudin, Stavudin, Foscarnet, Trimethoprim, Sulfamethoxazol, Dapson und Rifabutin zeigten keine relevanten Veränderungen der Pharmakokinetik von Didanosin.
Es wird empfohlen, Arzneimittel, deren Resorption durch den pH-Wert des Magens beeinflusst werden können, z.B. Ketoconazol, Itraconazol, Dapson, Pentamidin oder Antibiotika der Tetracyclin-Gruppe wenigstens 2 Stunden vor Videx Kautabletten einzunehmen. Gleichzeitige Verabreichung von Videx Kautabletten mit Arzneimitteln, von denen bekannt ist, dass sie eine periphere Neuropathie oder eine Pankreatitis verursachen können, kann deren diesbezügliches Risiko erhöhen. Patienten, die auch solche Arzneimittel einnehmen, müssen sorgfältig überwacht werden.
Die Verabreichung von Videx 2 Std. vor bzw. gleichzeitig mit der Einnahme von oralem Ganciclovir führte zu einer durchschnittlichen Erhöhung der AUC-Werte von Didanosin im Steady state um 111%. Bei der Einnahme von Videx 2 Std. vor der Ganciclovir-Gabe konnte eine geringe Abnahme der AUC-Werte im Steady state von Ganciclovir von 23% beobachtet werden. Die gleichzeitige Einnahme führte zu keiner Beeinflussung der Ganciclovirwerte. Bei beiden Substanzen wurde keine Veränderung in der renalen Clearance beobachtet. Es ist nicht bekannt, ob diese Änderungen die Sicherheit von Videx oder die Wirksamkeit von Ganciclovir beeinflussen. Es gibt keine Anzeichen, dass Videx die myelosuppressiven Eigenschaften von Ganciclovir oder Zidovudin potenziert.
Wie andere Arzneimittel, die Magnesium enthalten, sollten Videx Kautabletten nicht zusammen mit Tetrazyklinen eingenommen werden. Die Plasmakonzentrationen von bestimmten Quinolonantibiotika (z.B. Ciprofloxacin) sind ebenfalls reduziert bei gleichzeitiger Einnahme mit Antazida, welche in Videx enthalten sind, bzw. bei gleichzeitiger Gabe von Videx. Es wird daher empfohlen, Arzneimittel, die mit Antazida reagieren könnten, 2 Stunden vor bzw. nach der Einnahme von Videx zu verabreichen.
Die gleichzeitige Einnahme von Didanosin mit Alkohol kann das Reaktionsvermögen stark beeinflussen.
Wird Videx innert 30 Minuten vor, während oder bis 2 Stunden nach einer Mahlzeit eingenommen, reduziert sich die Resorption von Didanosin um rund 50% (siehe auch unter «Pharmakokinetik»).

Überdosierung

Bisher gibt es kein Antidot für eine Überdosierung mit Videx Kautabletten. Bei einer Überdosierung können Komplikationen auftreten, die als Folge einer Hyperurikämie oder möglicherweise einer Leberdysfunktion entstehen.
Didanosin ist durch Peritonealdialyse nicht dialysierbar. Durch Hämodialyse können bei einer Dialysedauer von 3-4 Stunden ca. 20-35% der im Körper vorhandenen Wirkstoffmenge entfernt werden.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
Aufgrund der Säurelabilität von Didanosin darf die Suspension nicht mit kohlensäurehaltigen Getränken hergestellt werden.

Haltbarkeit
Das Medikament darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Die Flasche mit den Kautabletten muss immer gut verschlossen bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden.
Nach vorschriftsmässigem Aufnehmen im Wasser kann die Zubereitung 1 Stunde bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden.

IKS-Nummern

51914.

Stand der Information

März 2002.
RL88

2024 ©ywesee GmbH
Einstellungen | Hilfe | FAQ | Anmeldung | Kontakt | Home