Dosierung/AnwendungTherapieeinleitung
Die Behandlung mit Retsevmo sollte von in der Anwendung von Krebstherapeutika erfahrenen Ärzten eingeleitet und überwacht werden.
Das Vorhandensein einer RET-Genfusion (NSCLC und nicht-medulläres Schilddrüsenkarzinom) oder Mutation (MTC) muss vor Beginn der Therapie mit Retsevmo durch einen validierten Test für RET-Fusionen und RET-Mutationen bestätigt werden.
Übliche Dosierung
Die empfohlene Dosis Retsevmo nach Körpergewicht beträgt:
·Weniger als 50 kg: 120 mg
·50 kg oder mehr: 160 mg
Retsevmo wird zweimal täglich oral eingenommen (etwa alle 12 Stunden) bis zur Progression oder inakzeptablen Toxizität.
Dosisanpassung aufgrund unerwünschter Wirkungen/Interaktionen
Die Kontrolle einiger Nebenwirkungen kann eine Unterbrechung der Behandlung und/oder Dosisreduktionen erfordern. Anpassungen der Dosis von Retsevmo sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
Tabelle 1. Empfehlungen zur Anpassung der Dosis von Retsevmo bei Nebenwirkungen
Dosisanpassung
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Patienten mit einem Gewicht von weniger als 50 kg
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Patienten mit einem Gewicht von 50 kg oder mehr
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Erste Dosisreduktion
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80 mg oral zweimal täglich
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120 mg oral zweimal täglich
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Zweite Dosisreduktion
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40 mg oral zweimal täglich
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80 mg oral zweimal täglich
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Dritte Dosisreduktion
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40 mg oral einmal täglich
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40 mg oral zweimal täglich
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Bei Patienten, die Retsevmo nach drei Dosisreduktionen weiterhin nicht vertragen, ist Retsevmo endgültig abzusetzen.
Tabelle 2 zeigt die bei Nebenwirkungen empfohlenen Dosisanpassungen.
Tabelle 2. Empfohlene Dosierungen für Patienten mit Dosisanpassung aufgrund von Nebenwirkungen
Nebenwirkung
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Schweregrad
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Dosisanpassung
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Hepatotoxizität (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»)
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Grad 3 oder Grad 4
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·Unterbrechung von Selpercatinib und Überwachung von AST/ALT einmal wöchentlich bis zur Besserung auf Grad 1 oder den Ausgangswert. ·Fortsetzung mit einer um 2 Stufen reduzierten Dosis und Kontrolle von AST/ALT einmal wöchentlich bis 4 Wochen nach Erreichen der Dosis, die vor Beginn der AST- oder ALT-Erhöhung Grad 3 oder 4 angewendet wurde. ·Nach mindestens 2 Wochen ohne Wiederauftreten von AST- oder ALT-Erhöhungen wird die Dosis um 1 Dosierungsstufe erhöht, dann nach mindestens 4 Wochen ohne Wiederauftreten Erhöhung auf die Dosis, die vor Beginn der AST- oder ALT-Erhöhung Grad 3 oder 4 angewendet wurde. ·Falls trotz Dosisanpassungen erneut ALT- oder AST-Erhöhungen Grad 3 oder 4 auftreten, ist Selpercatinib endgültig abzusetzen.
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Hypertonie (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»)
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Grad 3
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·Unterbrechung von Selpercatinib bei Hypertonie Grad 3, wenn diese trotz optimaler antihypertensiver Therapie anhält. ·Wiederaufnahme mit reduzierter Dosis, wenn die Hypertonie kontrolliert ist.
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Grad 4
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·Absetzen von Selpercatinib.
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Verlängerung des QT-Intervalls (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»)
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Grad 3
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·Unterbrechung von Selpercatinib bis zur Besserung auf den Ausgangswert oder Grad 0 oder 1 ·Wiederaufnahme mit reduzierter Dosis.
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Grad 4
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·Absetzen von Selpercatinib.
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Interstitielle Lungenerkrankung/Pneumonitis
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Grad 2
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·Die Anwendung von Selpercatinib bis zum Abklingen unterbrechen. Zum Fortsetzen die Dosis den Angaben in Tabelle 1 entsprechend verringern. ·Bei rezidivierender ILD/Pneumonitis Selpercatinib dauerhaft absetzen.
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Grad 3 oder 4
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·Bei Grad 3 oder 4 ist Selpercatinib dauerhaft abzusetzen
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Blutungen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»)
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Grad 3 oder Grad 4
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·Unterbrechung von Selpercatinib bis zur Besserung auf den Ausgangswert oder Grad 0 oder 1. ·Absetzen von Selpercatinib bei schweren oder lebensbedrohlichen Blutungen.
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Überempfindlichkeit (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»)
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Alle Grade
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·Unterbrechung von Selpercatinib bis zur Besserung des Ereignisses. Einleitung einer Steroidtherapie. ·Fortsetzung mit einer um 3 Stufen reduzierten Dosis und bei Fortsetzung der Steroidtherapie. ·Jede Woche Erhöhung um 1 Dosisstufe bis zum Erreichen der Dosis, die vor dem Beginn der Überempfindlichkeit angewendet wurde, dann schrittweise Reduktion der Steroidtherapie.
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Andere Nebenwirkungen (siehe «Unerwünschte Wirkungen»)
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Grad 3 oder Grad 4
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·Unterbrechung von Selpercatinib bis zur Besserung auf den Ausgangswert oder Grad 0 oder 1. ·Fortsetzung mit reduzierter Dosis.
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Hypertonie
Wenn eine medizinisch relevante Hypertonie mit einer antihypertensiven Therapie nicht kontrolliert werden kann, muss Selpercatinib endgültig abgesetzt werden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
CYP-Inhibitoren
Die gleichzeitige Anwendung von Selpercatinib mit starken und moderaten CYP3A-Inhibitoren ist zu vermeiden. Falls die gleichzeitige Anwendung mit einem starken oder moderaten CYP3A-Inhibitor nicht vermieden werden kann, muss die Selpercatinib-Dosis entsprechend der Empfehlungen in Tabelle 3 reduziert werden. Nach dem Absetzen des CYP3A-Inhibitors nach 3 bis 5 Halbwertszeiten wird Selpercatinib mit der Dosis fortgesetzt, die vor dem Beginn der Behandlung mit dem CYP3A-Inhibitor verwendet wurde (siehe «Interaktionen»).
Tabelle 3. Dosisempfehlung bei begleitender Anwendung von starken oder moderaten CYP3A-Inhibitoren
Derzeitige Retsevmo-Dosierung
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Empfohlene Retsevmo-Dosierung
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Moderater CYP3A-Inhibitor
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Starker CYP3A-Inhibitor
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120 mg oral zweimal täglich
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80 mg oral zweimal täglich
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40 mg oral zweimal täglich
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160 mg oral zweimal täglich
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120 mg oral zweimal täglich
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80 mg oral zweimal täglich
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CYP-Induktoren
Die gleichzeitige Anwendung von starken und moderaten CYP-Induktoren ist zu vermeiden (siehe «Interaktionen»).
Wirkstoffe, die den gastrischen pH beeinflussen
Die gleichzeitige Gabe von Selpercatinib mit Protonenpumpeninhibitoren, H2-Rezeptor-Antagonisten oder lokal wirksamen Antazida sollte vermieden werden. Ist eine gleichzeitige Gabe jedoch nicht zu vermeiden, sind die folgenden Einnahme-Empfehlungen zu beachten.
Protonenpumpeninhibitoren
Bei gleichzeitiger Anwendung eines Protonenpumpeninhibitors muss die Einnahme zusammen mit einer Mahlzeit erfolgen (siehe «Interaktionen»).
H2-Rezeptor-Antagonisten
Retsevmo muss 2 Stunden vor einem gleichzeitig angewendeten H2-Rezeptor-Antagonisten eingenommen werden (siehe «Interaktionen»).
Lokal wirksame Antazida
Selpercatinib muss 2 Stunden vor oder 2 Stunden nach der Gabe eines lokal wirksamen Antazidums eingenommen werden (siehe «Interaktionen»)
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Bei Patienten mit milder oder moderater Leberfunktionsstörung (Gesamtbilirubin < ULN (upper limit of normal) mit AST > ULN oder Gesamtbilirubin > 1 bis 3 –fach ULN, unabhängig vom AST) ist eine Dosisanpassung nicht erforderlich. Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung [Gesamtbilirubin > 3 bis 10-fach ULN unabhängig vom AST) sollten eine reduzierte Dosierung von 80 mg zweimal täglich erhalten (siehe «Pharmakokinetik»)
Bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung ist die empfohlene Dosierung von Retsevmo entsprechend den Empfehlungen in Tabelle 4 zu reduzieren.
Tabelle 4. Empfohlene Retsevmo-Dosierung bei schwerer Leberfunktionsstörung
Derzeitige Retsevmo-Dosierung
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Empfohlene Retsevmo-Dosierung
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120 mg oral zweimal täglich
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80 mg oral zweimal täglich
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160 mg oral zweimal täglich
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80 mg oral zweimal täglich
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Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Bei Patienten mit leichter (geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) berechnet auf Grundlage von Modification of Diet in Renal Disease (MDRD) ≥60 und <90 ml/min/1.73 m2), moderater (eGFR ≥30 und <60 ml/min/1.73 m2) oder schwerer (eGFR ≥15 und <30 ml/min/1.73 m2) Nierenfunktionsstörung ist eine Dosisanpassung nicht erforderlich. Bei Patienten mit Nierenerkrankung im Endstadium (End-Stage Renal Disease) oder bei Dialyse liegen keine Daten vor (siehe «Pharmakokinetik»).
Ältere Patienten
Dosisanpassungen aufgrund des Alters sind nicht erforderlich (siehe «Pharmakokinetik»).
Kinder und Jugendliche
Retsevmo soll bei Kindern unter 12 Jahren nicht verwendet werden.
Bei Kindern oder Jugendlichen mit RET-fusionspositivem NSCLC oder Schilddrüsenkarzinom liegen keine Daten vor.
Für RETmutantes MTC liegen sehr begrenzte Daten bei Kindern oder Jugendlichen unter 18 Jahren vor (siehe «Pharmakodynamik», «Unerwünschte Wirkungen» und «klinische Wirksamkeit»). Die Dosierung von Retsevmo erfolgt in Abhängigkeit des Körpergewichts (siehe «Dosierung Anwendung»).
Bei jugendlichen Patienten mit offenen Wachstumsfugen sind die Wachstumsfugen zu überwachen. Die Unterbrechung oder das Absetzen der Therapie ist zu erwägen, je nach Schweregrad von etwaigen Anomalien an der Wachstumsfuge und individueller Nutzen-Risiko-Abwägung.
Art der Anwendung
Zur oralen Anwendung.
Die Kapsel ist als Ganzes zu schlucken (die Kapseln dürfen vor dem Schlucken nicht geöffnet, zerbrochen oder gekaut werden) und kann mit oder ohne Nahrungsmittel eingenommen werden.
Die Patienten sollten die Dosis jeden Tag ungefähr zu den gleichen Uhrzeiten einnehmen. Eine versäumte Dosis soll nicht eingenommen werden, sofern nicht mindestens 6 Stunden bis zur nächsten geplanten Dosis verbleiben. Der Patient sollte angewiesen werden, bei Erbrechen oder Vergessen der Einnahme von Retsevmo die nächste Dosis zur geplanten Zeit einzunehmen; es darf keine zusätzliche Dosis eingenommen werden.
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