ZusammensetzungWirkstoffe
Estradiolum (ut Estradiolum hemihydricum).
Hilfsstoffe
Excip. ad praep.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenBehandlung der Symptome des Östrogenmangels infolge der natürlichen oder künstlichen Menopause.
Vorbeugung oder Verzögerung einer durch Östrogenmangel induzierten Osteoporose bei postmenopausalen Frauen mit hohem Frakturrisiko, für die eine Behandlung mit anderen zur Prävention der Osteoporose zugelassenen Arzneimitteln nicht in Frage kommt, oder bei Frauen die gleichzeitig an behandlungsbedürftigen Symptomen des Östrogenmangels leiden.
Bei nicht-hysterektomierten Frauen muss die Östrogensubstitution stets mit einem Gestagen ergänzt werden.
Dosierung/AnwendungSowohl für die Anfangsdosierung als auch für Erhaltungstherapie sollte immer die niedrigste wirksame Dosierung angewendet und so kurz wie möglich behandelt werden. Die Hormonsubstitution sollte nur fortgesetzt werden, solange der Nutzen das Risiko für die einzelne Patientin überwiegt.
Klimakterische Symptome
Die Behandlung soll grundsätzlich mit der niedrigsten wirksamen Dosis begonnen werden. Abhängig vom klinischen Ansprechen kann die Dosis ggf. an die individuellen Bedürfnisse der Patientin angepasst werden. Bei unzureichender Besserung nach dreimonatiger Behandlung, kann die Dosis erhöht werden. Sollten unter einer höheren Dosis Symptome einer Überdosierung auftreten (z.B. Spannungsgefühl in den Brüsten), muss die Dosis wieder reduziert werden.
Prophylaxe der postmenopausalen Osteoporose
Zur Prophylaxe der postmenopausalen Osteoporose können alle 5 Dosierungen angewendet werden (s. Tabelle oben). Die Behandlung muss mit Estradot 50 begonnen werden. Eine individuelle Dosisanpassung mit den anderen Dosisstärken ist möglich.
Estradot wird als kontinuierliche Behandlung angewendet. Das Pflaster wird alle 3-4 Tage (d.h. zweimal wöchentlich) gewechselt. Bei nicht-hysterektomierten Frauen muss die Östrogensubstitution zudem durch eine Gestagentherapie ergänzt werden. Diese erfolgt entweder in den letzten 12-14 Tagen jedes vierwöchigen Behandlungszyklus (fortlaufend-sequentiell) oder jeden Tag ohne Unterbruch (fortlaufend-kombiniert).
Beginn der Behandlung
Postmenopausale Frauen, welche zurzeit keine Östrogen-/Gestagen-Therapie erhalten, sowie Frauen unter kontinuierlicher Hormonersatztherapie können mit der Anwendung von Estradot jederzeit beginnen.
Frauen, welche schon eine zyklische oder sequentielle Östrogen-/Gestagen-Therapie erhalten, sollten den laufenden Behandlungszyklus zum Abschluss bringen, bevor mit Estradot begonnen wird.
Am Ende eines Zyklus treten üblicherweise Blutungen auf. Der erste Tag einer solchen Blutung wäre ein geeigneter Zeitpunkt, die Behandlung mit Estradot zu beginnen.
Vergessene oder abgelöste Pflaster
Wurde die Applikation eines Pflasters vergessen, sollte sie sobald wie möglich nachgeholt werden. Der nächste Wechsel sollte dann wieder am nächsten üblichen Pflasterwechseltag erfolgen (auch wenn dies dazu führt, dass ein Pflaster weniger als 3 Tage in situ war). Ein Behandlungsunterbruch könnte die Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens unregelmässiger Durchbruch- und Schmierblutungen erhöhen.
Falls sich das Pflaster lösen sollte (z.B. infolge anstrengender körperlicher Aktivität, übermässigem Schwitzen oder Reibung durch enge Kleidung), kann es an einer anderen Stelle wieder aufgeklebt werden.
Falls notwendig, kann ein neues Pflaster appliziert werden. In diesem Fall sollte trotzdem beim nächsten Wechsel der übliche Pflasterwechseltag eingehalten werden (auch wenn dies dazu führt, dass ein Pflaster weniger als 3 Tage in situ war).
Art der Anwendung
Estradot soll nach Öffnen des Siegelbeutels und Entfernen der Abziehfolie unverzüglich auf eine saubere, trockene Stelle des Abdomens geklebt werden. Die gewählte Hautstelle sollte nicht fettig sowie frei von Hautläsionen oder Hautirritationen sein.
Hinweis: Estradot darf nicht auf die Brüste oder in der Nähe der Brüste appliziert werden.
Die Taille sollte vermieden werden, da enge Kleidung zur Ablösung des Pflasters führen kann.
Einmal appliziert, sollte das Pflaster nicht längere Zeit dem Sonnenlicht ausgesetzt werden.
Um einen guten Hautkontakt, insbesondere am Pflasterrand, zu gewährleisten, sollte das Pflaster mit der Handfläche etwa 10 Sekunden gut angedrückt werden.
Estradot sollte alle 3 bis 4 Tage gewechselt werden, wobei nicht zweimal hintereinander dieselbe Hautstelle zum Aufkleben gewählt werden darf. Nach einer Woche oder mehr kann jedoch ein Pflaster erneut auf eine schon früher verwendete Stelle appliziert werden.
Spezielle Dosierungsempfehlungen
Ältere Patientinnen: Eine Dosisanpassung in Abhängigkeit vom Alter ist nicht erforderlich.
Kinder/Jugendliche: Estradot besitzt bei Kindern und Jugendlichen keine Indikation.
Niereninsuffizienz: Estradot wurde bei Patientinnen mit Niereninsuffizienz nicht untersucht. Es können daher keine Dosierungsempfehlungen gemacht werden.
Leberinsuffizienz: Estradot wurde bei Patientinnen mit Leberinsuffizienz nicht untersucht. Wie alle Östrogenpräparate ist Estradot bei schwerer Leberinsuffizenz (Child Pugh C) kontraindiziert. Bei leicht- bis mässiggradiger Leberinsuffizienz (Child Pugh A und B) sollte die Behandlung unter besonderer Vorsicht erfolgen.
Kontraindikationen·bestehendes, vermutetes oder früheres Mammakarzinom,
·bestehende, vermutete oder frühere Sexualhormon-abhängige maligne oder prämaligne Neoplasien (z.B. Endometriumkarzinom),
·nicht abgeklärte Vaginalblutung,
·schwerer Lebererkrankung, auch in der Anamnese, solange sich die Leberfunktion nicht normalisiert hat,
·bestehende oder frühere venöse thromboembolische Ereignisse (z.B. tiefe Venenthrombose, Lungenembolie),
·akute oder kürzlich aufgetretene arterielle thromboembolische Erkrankung (z.B. zerebrovaskularer Insult, Myokardinfarkt),
·Vorliegen von Risikofaktoren für arterielle oder venöse thromboembolische Ereignisse (z.B. Mangel an Antithrombin , Protein S oder Protein C)
·Porphyrie,
·bekannte oder vermutete Schwangerschaft,
·Stillzeit,
·bekannte Überempfindlichkeit gegenüber Östrogenen oder einem der anderen Bestandteile von Estradot.
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenJeder Hormonersatztherapie (HRT) sollte eine Untersuchung des klinischen Allgemeinzustandes und eine gründliche gynäkologische Untersuchung vorangehen, die mindestens jährlich zu wiederholen sind. Diese Untersuchungen schliessen eine allgemeine Untersuchung (einschliesslich Blutdruckmessung und ggf. relevanter Laboruntersuchungen) und eine gynäkologische Untersuchung (Untersuchung der Mammae und der Beckenorgane einschliesslich Zervixzytologie) ein. Die Eigen- und Familienanamnese sollten ebenfalls berücksichtigt werden. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis muss vor jeder Therapie und für jede Patientin individuell sorgfältig abgewogen werden. Es sollte immer die niedrigste wirksame Dosis und die kürzestmögliche Behandlungsdauer gewählt werden.
Prophylaxe der postmenopausalen Osteoporose
HRT-Präparate sollten nur dann zur Prävention der Osteoporose eingesetzt werden, wenn alternative Therapien nicht in Frage kommen oder die Patientin gleichzeitig an behandlungsbedürftigen postmenopausalen Symptomen leidet. In jedem Fall muss das individuelle Nutzen-Risiko-Verhältnis vor jeder Behandlung und regelmässig während der Behandlung evaluiert werden.
Gründe zum sofortigen Absetzen der Therapie
Falls während der Behandlung eine Kontraindikation auftritt oder eine der nachfolgend genannten Situationen eintritt, muss die HRT sofort abgesetzt werden:
·Symptome eines venösen oder arteriellen thromboembolischen Ereignisses (einschliesslich retinaler Thrombosen) bzw. bei Verdacht hierauf; hierzu gehören auch:
·erstmaliges Auftreten migräneartiger oder häufigeres Auftreten ungewohnt starker Kopfschmerzen,
·plötzlicher partieller oder vollständiger Visusverlust,
·plötzliche Hörstörungen.
·klinisch relevanter Blutdruckanstieg;
·lkterus, Hepatitis oder Verschlechterung der Leberfunktion;
·erkennbares Wachstum von Myomen;
·Zunahme epileptischer Anfälle;
·Schwangerschaft.
Umstände, die eine besondere Überwachung erfordern
Falls eine der nachfolgend genannten Erkrankungen oder Situationen besteht, früher aufgetreten ist und/oder sich während einer Schwangerschaft oder einer vorausgehenden Hormonbehandlung verschlechtert hat, sollte die Patientin engmaschig überwacht werden.
Es sollte berücksichtigt werden, dass diese Erkrankungen während der Behandlung mit Estradot erneut auftreten oder sich verschlechtern könnten.
·Risikofaktoren für Sexualhormon-abhängige Tumoren (z.B. Mammakarzinom bei Verwandten 1. Grades)
·Endometriumshyperplasie in der Anamnese
·benigne Brustveränderungen
·Leiomyome oder Endometriose
·Risikofaktoren für thromboembolische Erkrankungen (siehe auch Abschnitt «Thromboembolische Erkrankungen» unten)
·Migräne
·Hypertonie
·Diabetes mellitus
·Fettstoffwechselstörungen
·Erkrankungen der Leber oder der Gallenblase
·schwangerschaftsbedingter Ikterus
·Asthma
·Epilepsie
·systemischer Lupus erythematodes
·Otosklerose
Tumorerkrankungen
Brustkrebs
Randomisierte kontrollierte Studien und epidemiologische Studien ergaben bei Frauen, die eine HRT über mehrere Jahre anwandten, ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Das Risiko ist insbesondere bei einer Anwendungsdauer von mehr als 5 Jahren erhöht. In einer Metaanalyse von epidemiologischen Studien lag das relative Risiko (RR) bei Frauen, welche eine HRT während 5 oder mehr Jahren anwandten, bei 1.35 (95% CI 1.21-1.49). In einzelnen Studien wurde eine Risikoerhöhung aber auch bereits nach kürzerer Therapiedauer (1-4 Jahre) beobachtet. Dabei war im Allgemeinen die Risikoerhöhung unter einer kombinierten Östrogen-Gestagen-Therapie höher als unter einer Östrogen-Monotherapie. Bei allen Frauen sollten deshalb vor Beginn einer HRT sowie während der Behandlung jährlich Brustuntersuchungen durch den Arzt und monatliche Selbstuntersuchungen der Brust durchgeführt werden. Die Anwenderinnen sollten darüber aufgeklärt werden, welche Veränderungen der Brust sie ihrem Arzt / ihrer Ärztin mitteilen müssen. Abhängig vom Alter und eventuell zusätzlich vorliegenden Risikofaktoren kann auch eine Mammographie indiziert sein.
Zwei grosse Metaanalysen epidemiologischer Studien zeigten, dass das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, mit der Dauer der HRT zunimmt und nach Absetzen der HRT abnimmt. Die Zeit bis zur Rückkehr auf das altersentsprechende Grundrisiko ist dabei von der Dauer der vorherigen Anwendung der HRT abhängig. Bei einer Anwendungsdauer von mehr als 5 Jahren kann das Risiko nach dem Absetzen noch für 10 oder mehr Jahre erhöht sein.
Die «Women's Health Initiative» (WHI)-Studie, eine grosse prospektive, Placebo-kontrollierte, randomisierte Studie, zeigte im Vergleich zu Placebo unter kombinierter HRT mit konjugierten Östrogenen und MPA nach einer durchschnittlichen Behandlungszeit von 5.6 Jahren eine Zunahme von invasiven Mammakarzinomen in der Östrogen/Gestagen-Gruppe (RR 1.24 [95% CI 1.02-1.50]). Für die Monotherapie war das Risiko hingegen nicht erhöht (RR 0.77 [95% CI 0.59-1.01]).
Die Million Woman Study, eine nicht-randomisierte Kohorten-Studie, rekrutierte 1'084'110 Frauen. Das durchschnittliche Alter der Frauen bei Eintritt in die Studie war 55.9 Jahre. Die Hälfte der Frauen erhielt vor und/oder zum Zeitpunkt des Studienantrittes eine HRT, die übrigen Frauen wurden nie mit HRT behandelt. Es wurden 9'364 Fälle von invasivem Brustkrebs und 637 Todesfälle in Folge von Brustkrebs registriert nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 2.6 bzw. 4.1 Jahren. Frauen, die bei der Aufnahme in die Studie eine HRT anwandten, zeigten ein höheres Risiko in Bezug auf Morbidität (1.66 [95% CI 1.58-1.75]) und möglicherweise in geringerem Ausmasse auch für die Mortalität infolge Brustkrebs (1.22 [95% CI 1.00-1.48]) verglichen mit Frauen, die nie eine solche Behandlung angewandt hatten. Das höchste Risiko wurde unter kombinierter Östrogen-Gestagen-Therapie gesehen (2.00 [95% CI 1.88-2.12]). Für Östrogen-Monotherapie betrug das relative Risiko 1.30 [95% CI 1.21-1.40]. Die Resultate fielen für verschiedene Östrogene und Gestagene, für unterschiedliche Dosierungen und Verabreichungswege sowie für kontinuierliche und sequentielle Therapie ähnlich aus. Bei allen Arten der HRT stieg das Risiko mit zunehmender Dauer der Anwendung.
Eine HRT, insbesondere eine kombinierte Estrogen-Gestagen-Therapie, erhöht die Dichte der mammographischen Bilder, was den radiologischen Nachweis von Mammakarzinomen in manchen Fällen beeinträchtigen kann.
Endometriumkarzinom
Das Risiko eines Endometriumkarzinoms bei nicht-hysterektomierten Frauen ist unter Monotherapie mit Östrogenen höher als bei unbehandelten Frauen und scheint von der Behandlungsdauer und der Östrogen-Dosis abhängig zu sein. Das stärkste Risiko scheint mit einer längerdauernden Anwendung einherzugehen. Nach Absetzen der Therapie könnte das Risiko für mindestens 10 Jahre erhöht bleiben.
Es konnte gezeigt werden, dass bei Zugabe eines Gestagens zu einer Östrogenbehandlung für mindestens 12 Tage pro Zyklus das Risiko einer Endometriumhyperplasie, welche als Vorstufe des Endometriumkarzinoms gilt, herabgesetzt werden kann.
Eine Exposition gegenüber einer Östrogen-Monotherapie kann in Restherden einer Endometriose zur prämalignen oder malignen Veränderungen führen. Bei Patientinnen, bei welchen eine Hysterektomie aufgrund einer Endometriose erfolgte und bei denen Restherde der Endometriose vermutet werden, sollte daher die Kombination der Östrogentherapie mit einem Gestagen erwogen werden.
Eine ärztliche Überwachung aller Frauen, die eine HRT anwenden, ist erforderlich. Bei anhaltenden oder rezidivierenden Blutungen (einschliesslich Spotting) sollten angemessene diagnostische Methoden (ggf. einschliesslich einer Endometriumsbiopsie) eingesetzt werden, um eine organische Ursache bzw. einen malignen Befund auszuschliessen.
Ovarialkarzinom
Mehrere epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass eine HRT mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines epithelialen Ovarialkarzinomes verbunden sein könnte. Eine Risikoerhöhung wurde sowohl für eine Östrogen-Monotherapie als auch für eine kombinierte HRT gefunden. Während die meisten Studien eine Risikoerhöhung erst bei einer Langzeitanwendung (d.h. mindestens 5 Jahre) zeigten, fand sich in einer 2015 publizierten Metaanalyse (unter Berücksichtigung von insgesamt 17 prospektiven und 35 retrospektiven Studien) kein solcher Zusammenhang mit der Anwendungsdauer.
ln der prospektiven, randomisierten, Placebo-kontrollierten WHI-Studie fand sich eine statistisch nicht signifikante Risikoerhöhung (HR 1.41; 95%-KI 0. 75-2.66).
Da Ovarialkarzinome sehr viel seltener sind als Brustkrebs, ist die absolute Risikoerhöhung bei Frauen, welche eine HRT anwenden oder bis vor kurzem angewendet haben, gering.
Lebertumoren
In seltenen Fällen wurden nach Anwendung von Sexualhormonen gutartige, noch seltener bösartige Veränderungen an der Leber beobachtet, die vereinzelt zu lebensgefährlichen intraabdominalen Blutungen geführt haben. Wenn starke Oberbauchbeschwerden, eine Lebervergrösserung oder Anzeichen einer intraabdominalen Blutung auftreten, sollte ein Lebertumor in die differentialdiagnostischen Überlegungen einbezogen und eine geeignete Therapie eingeleitet werden.
Thromboembolische Erkrankungen
Koronare Herzkrankheit und Schlaganfall
Eine HRT sollte nicht eingesetzt werden zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen. Grosse klinische Studien zeigten keinen günstigen Effekt in der Primärprophylaxe (WHI-Studie) oder Sekundärprophylaxe (HERS II-Studie) kardiovaskulärer Erkrankungen.
Die WHI Studie zeigte bei mehr als 8'000 älteren, postmenopausalen Frauen (Alter bei Studieneinschluss 50 bis 79 Jahre, mittleres Alter 63 Jahre), welche eine orale HRT mit konjugierten equinen Östrogenen (CEE) und Medroxyprogesteronacetat (MPA) während durchschnittlich 5.2 Jahren erhielten, ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse gegenüber Placebo (RR 1.24 [95% CI 1.00-1.54], absolute Risikoerhöhung 6 Fälle pro 10'000 Personenjahre). Das Risiko war am höchsten im ersten Jahr nach Beginn der HRT, RR 1.81 (95% CI 1.09-3.01). Mit zunehmendem Abstand zur Menopause nahm das Risiko zu (Menopause seit <10 Jahren, RR 0.89; Menopause 10 bis 19 Jahre, RR 1.22; Menopause ≥20 Jahre, RR 1.71). Ebenso war in der WHI-Studie das cerebrovaskuläre Risiko unter kombinierter Östrogen-Gestagen-Therapie erhöht (RR 1.31 [95% CI 1.02-1.68]).
Im Östrogen-Monotherapie-Arm einer der WHI-Studie wurden hysterektomierte Frauen im Alter von 50 bis 79 Jahren mit konjugierten equinen Östrogenen (0.625 mg pro Tag) oder mit Placebo behandelt (n=10'739). Die durchschnittliche Verlaufsbeobachtung betrug 6.8 Jahre. Unter Östrogen-Monotherapie war kein signifikanter Einfluss auf das kardiovaskuläre Risiko ersichtlich (RR 0.91 [95% CI 0.75-1.12]). Hingegen war das Risiko für einen cerebrovaskulären Insult erhöht (RR 1.39 [95% CI 1.10-1.77]).
Die Heart and Östrogen/Progestin Replacement Study (HERS und HERS II), eine prospektive, placebokontrollierte, randomisierte Studie, zeigte bei mehr als 1300 postmenopausalen Frauen mit vorbestehender koronarer Herzkrankheit (mittleres Alter bei Studieneinschluss 67 Jahre, SD 7 Jahre), welche eine orale HRT mit konjugierten Östrogenen und MPA während durchschnittlich 4.1 Jahren (HERS) bzw. 2.7 Jahren (HERS II) erhielten, keine Reduktion des kardiovaskulären Risikos. Das relative Risiko war 0.99 (95% CI 0.84-1.17). Das Risiko war am höchsten im ersten Jahr nach Beginn der HRT (RR 1.52 [95% CI 1.01-2.29]).
Das relative Risiko für zerebrovaskuläre Insulte ist unabhängig vom Alter oder der Zeit seit der Menopause. Da das Grundrisiko für einen Schlaganfall jedoch stark vom Alter abhängt, erhöht sich das Gesamtrisiko bei Frauen unter einer HRT mit zunehmendem Alter.
Obwohl noch unklar ist, inwieweit die Resultate dieser beiden Studien auf eine jüngere Population oder auf HRT-Präparate mit anderen Wirkstoffen und/oder Verabreichungswegen extrapoliert werden können, sollten sie vom Arzt vor der Verschreibung einer HRT berücksichtigt werden. Bei Frauen, welche bereits vorbestehende Risikofaktoren für das Auftreten von zerebro- oder kardiovaskulären Ereignissen aufweisen, sollten womöglich andere Therapien in Betracht gezogen werden.
Zu einer HRT mit Therapiebeginn in relativ frühem Lebensalter (beispielsweise vor dem 55. Lebensjahr) liegen nur limitierte Daten vor. Diese deuten darauf hin, dass die Erhöhung des kardiovaskularen Risikos unter einer HRT bei jüngeren Patientinnen mit kurzem Zeitabstand zur Menopause geringer sein könnte als in der in den o.g. Studien untersuchten (tendenziell älteren) Population. Dies gilt jedoch nicht für zerebrovaskuläre Ereignisse.
Venöse thromboembolische Erkrankungen
Eine HRT ist mit einem erhöhten Risiko für venöse thromboembolische Ereignisse (VTE) verbunden, zum Beispiel tiefe Venenthrombose oder Lungenembolie. Zwei kontrollierte randomisierte Studien (WHI und HERS) und mehrere epidemiologische Studien ergaben ein 2 bis 3-fach erhöhtes Risiko bei Frauen, die eine HRT anwandten, verglichen mit Frauen, die nie eine solche Behandlung angewendet hatten.
Die WHI-Studie zeigte insbesondere eine erhöhte Inzidenz von Lungenembolien. Die absolute Risikoerhöhung bei den mit kombinierter HRT behandelten Frauen betrug 8 Fälle auf 10'000 Personenjahre (15 vs. 7), das relative Risiko 2.13 (95% CI 1.39-3.25).
Das erhöhte Risiko wurde nur bei Frauen unter HRT gefunden und bestand nicht bei früheren Anwenderinnen. Das Risiko scheint in den ersten Jahren der Anwendung höher zu sein.
Auch im Östrogen-Monotherapie-Arm der WHI-Studie war das Risiko einer venösen Thromboembolie tendenziell erhöht. Das relative Risiko einer tiefen Venenthrombose war 1.47 [95% CI 0.87-2.47], jenes einer Lungenembolie 1.34 [95% CI 0.70-2.55].
Für Nicht-Anwenderinnen wird die Anzahl der VTE-Fälle während eines Zeitraums von 5 Jahren auf 3 von 1'000 Frauen für die Altersgruppe 50-59 Jahre und auf 8 von 1'000 Frauen für die Altersgruppe 60 -69 Jahre geschätzt. Bei gesunden Frauen, die eine HRT über 5 Jahre durchführen, treten pro 1'000 Frauen 2-6 zusätzliche Fälle in der Altersgruppe 50-59 Jahre und 5-15 zusätzliche Falle in der Altersgruppe 60-69 Jahre auf.
Bei Auftreten entsprechender Symptome oder Verdacht auf eine thromboembolische Erkrankung muss das Präparat sofort abgesetzt werden. Patientinnen mit Risikofaktoren für thromboembolische Ereignisse sollen sorgfältig überwacht werden. Bei diesen Frauen muss das Nutzen-Risiko-Verhältnis sorgfältig abgewogen und wenn möglich andere Therapien in Betracht gezogen werden. Die Risikofaktoren für venöse Thromboembolien umfassen eine entsprechende Eigen- oder Familienanamnese mit thromboembolischen Erkrankungen, Rauchen, Adipositas (BMI: >30 kg/m²), systemischen Lupus erythematodes (SLE) und maligne Erkrankungen. Das Risiko für venöse Thromboembolien erhöht sich auch mit zunehmendem Alter.
Über die mögliche Rolle von Varizen bei der Entwicklung von venösen Thromboembolien gibt es keinen Konsens.
Eine Anamnese mit wiederholten spontanen Aborten sollte abgeklärt werden, um eine Thrombophilie-Prädisposition auszuschliessen. Bei Frauen mit dieser Diagnose ist die Anwendung einer HRT kontraindiziert.
Bei Frauen, welche eine Kombination von Risikofaktoren oder einen höheren Schweregrad eines einzelnen Risikofaktors aufweisen, sollte berücksichtigt werden, dass das Risiko überadditiv erhöht sein kann. Daraus kann sich unter Umstanden eine Kontraindikation für eine Hormonersatztherapie ergeben.
Das Risiko venöser Thromboembolien kann vorübergehend erhöht sein bei längerer Immobilisierung, grösseren operativen Eingriffen oder nach einem schweren Trauma. Bei Frauen unter HRT ist prophylaktischen Massnahmen grösste Beachtung zu schenken, um venöse Thromboembolien nach chirurgischen Eingriffen zu vermeiden. Abhängig von der Art des Eingriffs und der Dauer der Immobilisierung sollte eine vorübergehende Unterbrechung der HRT in Betracht gezogen werden. Im Falle elektiver Eingriffe sollte dies 4-6 Wochen vor dem Eingriff erfolgen. Die Behandlung soll erst dann wieder aufgenommen werden, wenn die Patientin vollständig mobilisiert ist.
Bei Patientinnen, die bereits unter einer Antikoagulantien-Therapie stehen, sollte eine HRT nur nach sorgfältiger Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses durchgeführt werden.
Demenz
In der Women's Health Initiative Memory Study (WHIMS), einer randomisierten, Placebo-kontrollierten, der WHI untergeordneten Studie, wurden über 2'000 Frauen im Alter von >65 Jahren (Durchschnittsalter 71 Jahre) mit einer oralen kombinierten HRT (konjugierte equine Östrogene und MPA) behandelt und während durchschnittlich 4 Jahren beobachtet. Das absolute Risiko für das Auftreten einer wahrscheinlichen Demenz betrug 23 zusätzliche Fälle pro 10'000 Patientenjahre (45 versus 22), das relative Risiko lag bei 2.05 (95% CI 1.21-3.48). In der gleichen Studie wurden 1464 hysterektomierte Frauen im Alter von 65-79 Jahren mit einer CEE-Monotherapie behandelt und während durchschnittlich 5.2 Jahren beobachtet. Das absolute Risiko für das Auftreten einer wahrscheinlichen Demenz betrug in dieser Gruppe 12 zusätzlich Fälle pro 10'000 Personenjahre (37 versus 25), das relative Risiko lag bei 1.49 (95% CI 0.83-2.66).
Da beide Sub-Studien bei Frauen im Alter zwischen 65 und 79 Jahren durchgeführt wurden, ist nicht bekannt, wie weit diese Resultate auf eine jüngere Population oder auf HRT- Präparate mit anderen Wirkstoffen und/oder Verabreichungswegen extrapoliert werden können. Trotzdem sollten diese Befunde vom Arzt bei der Beurteilung des Nutzen/Risiko-Verhältnisses einer HRT berücksichtigt werden.
Weitere Vorsichtsmassnahmen
Östrogene können eine Flüssigkeitsretention verursachen. Deshalb müssen Frauen mit Herz- oder Nierenfunktionsstörungen sorgfältig überwacht werden.
Es gibt keinen gesicherten Zusammenhang zwischen der Anwendung einer HRT und dem Entstehen einer klinisch relevanten Hypertonie. Obwohl unter der Anwendung einer HRT über Fälle eines geringfügigen Blutdruckanstieges berichtet wurde, sind klinisch relevant erhöhte Blutdruckwerte selten. Kommt es unter einer HRT zu einer klinisch relevanten Blutdruckerhöhung (bei wiederholter Messung), sollte die Therapie abgesetzt werden.
Klinische Studien zeigten einen Einfluss einer HRT auf die periphere Insulinresistenz und die Glukosetoleranz. Im allgemeinen ist jedoch trotzdem keine Anpassung der antidiabetischen Therapie erforderlich. Bei Diabetikerinnen sollten aber, insbesondere zu Beginn der Therapie, die Blutzuckerspiegel engmaschig kontrolliert werden.
Patientinnen mit vorbestehender Hypertriglyzeridämie (insbesondere hereditären Formen) sollten während einer Behandlung mit Östrogenen engmaschig überwacht werden, da bei solchen Patientinnen in seltenen Fällen unter einer Östrogentherapie über einen starken Anstieg der Plasmatriglyzeride berichtet wurde, welcher mit einem erhöhten Pankreatitis-Risiko einhergeht.
Die Leberfunktion sollte regelmässig überwacht werden. Im Falle einer Verschlechterung der Leberparameter sollte die HRT abgebrochen werden. Falls sich ein lkterus oder ein generalisierter Pruritus entwickelt, muss Estradot sofort abgesetzt werden.
Östrogene können die Lithogenität der Galle erhöhen. Dadurch ist bei einigen Frauen das Risiko für Gallenblasenerkrankungen (v.a. Cholelithiasis) unter einer Östrogentherapie erhöht. Patientinnen mit Cholestase oder Gallensteinen müssen sorgfältig überwacht werden.
Bei Patientinnen mit vorbestehendem Prolaktinom ist eine engmaschige ärztliche Überwachung erforderlich (einschliesslich regelmässiger Bestimmung des Prolaktinspiegels), da in Einzelfällen unter einer Östrogentherapie über eine Grössenzunahme von Prolaktinomen berichtet wurde.
Treten unter der Therapie mit Estradot abnorme vaginale Blutungen auf (Schmierblutungen, unregelmässige Blutungen, ungewöhnlich starke oder langdauernde Blutungen), so ist eine adäquate diagnostische Abklärung erforderlich (gegebenenfalls einschliesslich Endometriumsbiopsie), um pathologische Veränderungen auszuschliessen. In solchen Fällen sollte das Nutzen-Risiko-Verhältnis der HRT neu bewertet werden.
Myome können unter dem Einfluss von Östrogenen an Grösse zunehmen. Wenn dies der Fall ist, sollte die HRT abgebrochen werden.
Sollte unter einer HRT eine Endemetriose reaktiviert werden, so wird der Abbruch der Therapie empfohlen.
Eine exogene Östrogenzufuhr führt zu einem Anstieg der Serumkonzentrationen des Thyroxin-bindenden Globulins (TBG). Bei Frauen mit normaler Schilddrüsenfunktion ist dies ohne klinische Relevanz. Studien deuten darauf hin, dass bei Patientinnen unter einer Substitutionstherapie mit Schilddrüsenhormonen die zusätzliche Gabe eines Östrogenpräparates (wie Estradot) zu einem erhöhten Thyroxinbedarf führen könnte. Bei Patientinnen unter einer Substitutionsbehandlung mit Schilddrüsenhormonen sollte daher die Schilddrüsenfunktion regelmässig überwacht werden (mittels TSH-Bestimmung), insbesondere in den ersten Monaten einer HRT.
Bei Frauen mit hereditärem Angioödem können exogen zugeführte Östrogene die Symptome des Angioödems induzieren oder verschlimmern.
Basierend auf Patientenberichten war die lokale Verträglichkeit bei den meisten Patientinnen gut. Häufigste unerwünschte Wirkung war ein Erythem, während andere Reaktionen an der Applikationsstelle (wie Rash, Schuppung, Papeln, Pruritus, Vesikel oder Ödeme) seltener beobachtet wurden.
Wie bei jeder topischen Anwendung von Arzneimitteln kann es auch unter Estradot in sehr seltenen Fällen zu einer Kontaktsensibilisierung durch eine der Komponenten des Pflasters kommen. In einem solchen Fall sollte die betroffene Patientin darauf hingewiesen werden, dass es bei fortgesetztem Kontakt mit der auslösenden Substanz zu einer schweren Überempfindlichkeitsreaktion kommen kann.
Gelegentlich kann ein Chloasma auftreten, insbesondere bei Frauen mit Chloasma gravidarum in der Anamnese. Entsprechend prädisponierte Patientinnen sollten sich daher während einer HRT nicht der Sonne oder anderer ultravioletter Strahlung aussetzen.
Estradot besitzt keine kontrazeptive Wirkung.
InteraktionenEstradiol wird hauptsächlich über CYP3A4 metabolisiert.
Die nachfolgend beschriebenen Interaktionen wurden unter der Anwendung von Sexualsteroiden beobachtet. Bei transdermaler Applikation wird jedoch der First pass-Metabolismus umgangen. Transdermal applizierte Östrogene werden daher möglicherweise durch Interaktionen weniger beeinflusst als oral verabreichte Hormone.
Einfluss anderer Arzneimittel auf die Pharmakokinetik von Sexualhormonen
Enzyminduktoren
Der Metabolismus von Östrogenen kann durch die gleichzeitige Anwendung von Substanzen erhöht werden, die arzneistoffmetabolisierende Enzyme, insbesondere Cytochrom P450-Enzyme, induzieren. Hierzu gehören z.B. Barbiturate, Bosentan, Carbamazepin, Efavirenz, Felbamat, Modafinil, Nevirapin, Oxacarbazepin, Phenytoin, Primidon, Rifabutin, Rifampicin und Topiramat sowie Präparate, welche Johanniskraut (Hypericum perforatum) enthalten.
Ritonavir und Nelfinavir zeigten bei gleichzeitiger Anwendung mit Steroidhormonen ebenfalls induzierende Eigenschaften, obwohl sie als starke Inhibitoren bekannt sind.
Klinisch kann ein erhöhter Metabolismus der Östrogene zu einer verminderten Wirkung sowie zu Blutungsunregelmässigkeiten führen. Die maximale Enzyminduktion wird im Allgemeinen nach 2 bis 3 Wochen beobachtet und kann während mindestens 4 oder mehr Wochen nach dem Absetzen dieser Arzneimittel andauern.
Enzyminhibitoren
Inhibitoren von CYP3A4 wie ltraconazol, Voriconazol, Clarithromycin, Erythromycin oder Grapefruitsaft können die Plasmakonzentrationen von Östrogenen erhöhen und dadurch zum vermehrten Auftreten unerwünschter Wirkungen führen.
Einfluss von Sexualhormonen auf die Pharmakokinetik anderer Arzneimittel
Umgekehrt können Sexualhormone auch die Metabolisierung anderer Arzneimittel beeinflussen. Entsprechend können deren Plasmakonzentrationen entweder erhöht (z.B. Cyclosporin) oder vermindert (z.B. Lamotrigin) werden.
Eine Interaktionsstudie mit Lamotrigin, einem Antiepileptikum, und einem kombinierten oralen Kontrazeptivum (30 µg Ethinylestradiol/ 150 µg Levonorgestrel) zeigte eine klinisch relevante Steigerung der Lamotrigin-Clearance mit einer entsprechenden signifikanten Abnahme der Lamotrigin-Plasmaspiegel, wenn diese Arzneimittel gleichzeitig verabreicht wurden. Eine derartige Senkung der Plasmakonzentrationen kann mit einer reduzierten Anfallskontrolle einhergehen. Eine Anpassung der Lamotrigindosis kann erforderlich sein.
Andere hormonale Kontrazeptiva und Hormonersatztherapien wurden nicht untersucht. Es wird jedoch erwartet, dass solche Präparate ein vergleichbares Interaktionspotential aufweisen. Wird bei einer Patientin, welche Lamotrigin einnimmt, eine Behandlung mit Estradot neu begonnen, kann daher eine Anpassung der Lamotrigindosis erforderlich sein, und die Lamotriginkonzentrationen sollten zu Beginn der Therapie engmaschig überwacht werden.
Beim Absetzen von Estradot können die Lamotriginspiegel wieder ansteigen, sodass die Patientin auch in dieser Phase überwacht und ggf. die Lamotrigindosis reduziert werden sollte.
Interaktionen mit unbekanntem Mechanismus
In klinischen Studien kam es bei gleichzeitiger Gabe Ethinylestradiol-haltiger kombinierter Kontrazeptiva zusammen mit bestimmten in der Therapie von HCV-Infektionen eingesetzten Wirkstoffkombinationen (Ombitasvir/Paritaprevir/Ritonavir mit oder ohne Dasabuvir; Glecaprevir/Pibrentasvir; Sofosbuvir/Velpatasvir/Voxilaprevir) gegenüber Patientinnen, welche ausschliesslich mit den antiviralen Wirkstoffen behandelt wurden, signifikant häufiger zu einer klinisch relevanten Erhöhung der ALT (einschliesslich Fällen eines Anstiegs auf über das Fünffache der oberen Grenze des Normbereiches). Bei Anwendung anderer Östrogene (insbesondere Estradiol und Estradiolvalerat) war hingegen die Inzidenz einer Transaminasenerhöhung nicht höher als bei Patientinnen ohne Östrogentherapie. Aufgrund der begrenzten Anzahl Frauen, welche derartige andere östrogenhaltige Arzneimittel einnahmen, ist jedoch bei gleichzeitiger Verabreichung von Östrogenen mit einer der genannten Wirkstoffkombinationen grundsätzlich Vorsicht geboten.
Schwangerschaft, StillzeitSchwangerschaft
Die Anwendung von Estradot ist während der Schwangerschaft kontraindiziert. Tritt unter der Anwendung eine Schwangerschaft ein oder wird eine solche vermutet, ist das Arzneimittel sofort abzusetzen und ein Arzt / eine Ärztin zu konsultieren.
Es gibt Hinweise auf fetale Risiken, basierend auf tierexperimentellen Untersuchungen. Die meisten bis heute durchgeführten epidemiologischen Studien haben jedoch keine eindeutigen Hinweise auf eine embryotoxische oder teratogene Wirkung ergeben, wenn Östrogene versehentlich während der Schwangerschaft verabreicht wurden.
Stillzeit
Das Arzneimittel sollte nicht in der Stillzeit angewendet werden, da die Milchproduktion reduziert und die Milchqualität verändert sein kann und geringe Wirkstoffmengen in die Milch übergehen.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenEs wurden keine entsprechenden Studien durchgeführt.
Unerwünschte WirkungenDie schwerwiegendsten Sicherheitsrisiken im Zusammenhang mit der Anwendung einer HRT werden auch in der Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» beschrieben (siehe dort).
Nachfolgend sind die unerwünschten Wirkungen nach Organsystem (MedDRA) und Häufigkeit angegeben, welche in den klinischen Studien und/oder während der Marktüberwachung unter der Anwendung von Estradot beobachtet wurden.
Definition der Häufigkeiten: «sehr häufig» (≥1/10), «häufig» (≥1/100, <1/10), «gelegentlich» (≥1/1000, <1/100), «selten» (≥1/10'000, <1/1000), «sehr selten» (<1/10'000), «nicht bekannt» (kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden).
Infektionen und parasitäre Erkrankungen
Gelegentlich: genitale Candidiasis.
Gutartige, bösartige und nicht spezifizierte Neubildungen (einschl. Zysten und Polypen)
Gelegentlich: Brustkrebs.
Erkrankungen des Immunsystems
Nicht bekannt: Überempfindlichkeitsreaktionen (einschl. Angioödem), anaphylaktische/anaphylakoide Reaktionen.
Stoffwechsel und Ernährungsstörungen
Häufig: Gewichtsschwankungen.
Psychiatrische Erkrankungen
Häufig: Depression.
Gelegentlich: Libidoveränderungen.
Nicht bekannt: Nervosität, Affektlabilität.
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: Kopfschmerzen, Benommenheit, Migräne.
Gefässerkrankungen
Sehr selten: Blutdruckanstieg thromboembolische Ereignisse (z.B. tiefe Venenthrombose, Embolie), Verschlimmerung variköser Venen.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Flatulenz, Bauchschmerzen, Übelkeit.
Gelegentlich: Erbrechen.
Nicht bekannt: Diarrhoe.
Leber- und Gallenerkrankungen
Selten: Cholelithiasis.
Sehr selten: asymptomatische Leberfunktionsstörungen, cholestatischer Ikterus.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
Gelegentlich: Alopezie, Hirsutismus.
Nicht bekannt: generalisierter Rash, generalisierter Pruritus, Urtikaria, Chloasma, Kontaktdermatitis, Erythema nodosum, Erythema multiforme.
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Nicht bekannt: Rückenschmerzen, Schmerzen in den Extremitäten.
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
Sehr häufig: Spannungsgefühl in den Brüsten.
Häufig: Fluor vaginalis, Blutungsanomalien, Brustvergrösserung.
Gelegentlich: uterines Leiomyom.
Nicht bekannt: Schmerzen in den Brüsten, Dysmenorrhoe, fibrozystische Brusterkrankung, Sekretion aus der Brustwarze, Endometriumhyperplasie.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Sehr häufig: Reaktionen an der Applikationsstelle nach Entfernen des Pflasters (v.a. Erythem).
Häufig: Exanthem an der Applikationsstelle, Pruritus an der Applikationsstelle, Oedem an der Applikationsstelle.
Sehr selten: reversible Pigmentierung der Applikationsstelle nach Abklingen der entzündlichen Irritation.
Die folgenden anderen unerwünschten Wirkungen wurden im Zusammenhang mit einer HRT berichtet: benigne und maligne östrogenabhängige Neoplasmen (z.B. Endometriumkarzinom), reduzierte Glukosetoleranz, Demenz, Chorea, trockene Augen, Veränderungen der Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit, Myokardinfarkt, zerebrovaskuläre Ereignisse, Verschlimmerung einer Porphyrie, Purpura.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
ÜberdosierungEine akute Überdosierung ist aufgrund der Anwendungsweise unwahrscheinlich. Die häufigsten Symptome einer Überdosierung bei der klinischen Anwendung sind Spannungsgefühl in den Brüsten und/oder Vaginalblutungen. Treten derartige Symptome auf, sollte eine Dosisreduktion in Betracht gezogen werden. Die Wirkungen einer Überdosierung können durch Entfernung des Pflasters schnell behoben werden.
Eigenschaften/WirkungenATC-Code
G03CA03
Estradot ist ein flaches, durchsichtiges, rechteckiges transdermales Pflaster (mit abgerundeten Ecken) zur postmenopausalen Östrogensubstitution. Der spezielle, mehrschichtige Aufbau aus verschiedenen Polymerfilmen steuert die kontinuierliche Abgabe von Estradiol aus der Matrix.
Wirkungsmechanismus
17Beta-Estradiol, die Wirksubstanz von Estradot, ist chemisch und biologisch identisch mit dem endogenen humanen 17Beta-Estradiol.
Bei transdermaler Applikation gelangt es direkt in die Blutbahn. Die Estradiolkonzentrationen im Plasma werden dabei auf Werte ähnlich jener der frühen bis mittleren Follikelphase angehoben und bleiben über die Applikationsdauer von 3-4 Tagen aufrechterhalten. Entsprechend ändert sich im Plasma auch das Konzentrationsverhältnis von Estradiol zu Estron von 1:5-1:2 auf ca. 1:1, d.h. auf Werte, wie sie bei prämenopausalen Frauen mit normaler Ovarialfunktion gemessen werden.
Der Angriffsort für die metabolischen Wirkungen der Östrogene liegt, wie bei allen Steroidhormonen, intrazellular. Östrogen-Rezeptoren wurden in verschiedenen Organen nachgewiesen, z.B. in Hypothalamus, Hypophyse, Vagina, Urethra, Uterus, Brust und Leber sowie in Osteoblasten.
Estradiol wird bei der Frau von der Menarche bis zur Menopause vorwiegend vom Ovarfollikel produziert. Nach der Menopause wird praktisch kein ovarielles Estradiol mehr gebildet. Aufgrund des Ausfalles kommt es bei vielen Frauen zu vasomotorischer und thermoregulatorischer Instabilität (Hitzewallungen), Schlafstörungen sowie einer zunehmenden Atrophie des Urogenitalsystems. Diese Störungen können durch die Östrogensubstitution grösstenteils behoben werden.
Als Folge des Östrogenmangels kann sich in bzw. nach der Menopause eine Osteoporose, entwickeln. Durch eine frühzeitige Östrogensubstitution in adäquater Dosierung kann dem postmenopausalen Verlust an Knochenmasse vorgebeugt werden.
Bei transdermaler Applikation sind aufgrund der Umgehung des First pass-Metabolismus niedrigere Estradioldosen für die Erreichung therapeutischer Plasmakonzentrationen ausreichend, während die Plasmaspiegel von Estron und Estronkonjugaten niedriger sind als bei oraler Anwendung.
Pharmakodynamik
Klinische Wirksamkeit
Sicherheit
Östrogendosierungen, die eine Besserung der menopausalen Beschwerden bewirken und zur Erhaltung der Knochenmasse erforderlich sind, weisen – unabhängig von der Art der Applikation – eine stark anregende Wirkung auf Mitose und Proliferation des Endometriums auf. Eine Östrogen-Monotherapie erhöht die Häufigkeit von Endometriumhyperplasien und das Risiko eines Endometriumkarzinoms. Nach einjähriger Monotherapie mit Östrogenen wurde bei bis zu 57% der Biopsien eine Endometriumhyperplasie festgestellt. Bei nicht-hysterektomierten Frauen muss die Östrogensubstitution daher stets durch eine Gestagentherapie ergänzt werden (vgl. «Dosierung/Anwendung»).
PharmakokinetikAbsorption
Nach einmaliger Applikation von Estradot 25/37.5/50/100 (Abgabeflächen: 2.5/3.75/5/10 cm2) wurden durchschnittliche maximale Estradiolkonzentrationen (Cmax) von ca. 25 pg/ml (Estradot 25); 35 pg/ml (Estradot 37.5); 50-55pg/ml (Estradot 50) bzw. 95-105 pg/ml (Estradot 100) gemessen. Bei wiederholter Applikation von Estradot 50 (50 µg/24 h) waren die Cmax- und Cmin-Werte für Estradiol im Steady State mit 57 pg/ml bzw. 28 pg/ml ähnlich jenen nach Einmalapplikation, während jene für den Metaboliten Estron niedriger waren (42 pg/ml bzw. 31 pg/ml).
Estradiol wies bei transdermaler Applikation eine lineare Absorptionskinetik auf.
Distribution
Im Plasma wird Estradiol zu 52% an Albumin und zu 45-46% an Sexualhormonbindendes Globulin (SHBG) gebunden. Nur 2% liegen als freie Substanz vor und sind biologisch aktiv.
Metabolismus
Der Metabolismus von transdermal appliziertem Estradiol erfolgt in gleicher Weise wie beim endogenen Hormon. Dabei wird Estradiol zu Estron und im weiteren Verlauf, vor allem in der Leber, zu Estriol, Epiestriol und Katechol-Östrogenen metabolisiert, welche anschliessend zu Sulfaten und Glukuroniden konjugiert werden. Die Hydroxylierung von Estradiol zu Estron erfolgt überwiegend durch die Cytochrom 450 Isoformen CYP3A4 und CYP1A2. Die metabolische Plasma-Clearance liegt zwischen 650 und 900 l/(24h/m2).
Estriol wird beim Menschen glukoronidiert durch UGT1A1 und UGT2B7.
Die Metaboliten besitzen nur eine geringe bzw. gar keine Östrogene Aktivität.
Elimination
Die Sulfat- und Glukuronid-Ester von Estradiol und seinen Metaboliten werden hauptsächlich mit dem Urin ausgeschieden, zu einem kleinen Anteil auch als freies Estradiol. Nur ein kleiner Anteil wird über die Faeces eliminiert und unterliegt dort einem enterohepatischen Kreislauf.
Die Eliminationshalbwertszeit von Estradiol aus dem Plasma beträgt ca. 1 Stunde.
Innerhalb von 24 Stunden kehren die Serumkonzentrationen von Estradiol und Estron wieder auf die Ausgangswerte zurück.
Präklinische DatenPräklinische Untersuchungen mit Estradiol zur Toxizität nach wiederholter Gabe, zur Genotoxizität und zum karzinogenen Potential ergaben keine eindeutigen Hinweise auf besondere Risiken für den Menschen, wenn auch in epidemiologischen Studien sowie in Tierstudien mit Estradiol ein erhöhtes Karzinogenitäts-Risiko nachgewiesen werden konnte.
Bei Versuchstieren zeigte Estradiol bereits in geringer Dosierung einen embryoletalen Effekt sowie eine dosisabhängige Reduktion der Fertilität in Ratten. Reproduktionstoxikologische Studien in Ratten, Mäusen und Kaninchen erbrachten keinen Hinweis auf eine teratogene Wirkung.
Für Erfahrungen beim Menschen (s. «Schwangerschaft/Stillzeit»).
Sonstige HinweiseInkompatibilitäten
Ultraviolettes Licht (d.h. Sonnenbestrahlung)
Der Wirkstoff Estradiol wird unter Einwirkung von ultraviolettem Licht abgebaut. Die Pflaster sind daher nicht dem Sonnenlicht auszusetzen, sondern unmittelbar nach Entnahme aus dem versiegelten Beutel an einer Hautstelle anzubringen, die von der Kleidung bedeckt ist.
Beeinflussung diagnostischer Methoden
Sexualhormone können die Ergebnisse gewisser Labortests beeinflussen, wie biochemische Parameter der Leber, Schilddrüse, Nebennieren- und Nierenfunktion, Plasmaspiegel von (Carrier-) Proteinen und Lipid-/Lipoproteinfraktionen, Parameter des Kohlenhydratstoffwechsels sowie der Blutgerinnung und Fibrinolyse. Diese Änderungen bewegen sich im Allgemeinen innerhalb des entsprechenden Normbereichs.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Verpackung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Estradot soll nicht über 25°C aufbewahrt werden.
Nicht im Kühlschrank lagern, nicht einfrieren.
Die Pflaster sind einzeln in einem hitzeversiegelten Beutel aus einer Aluminiumlaminat-Folie verpackt und müssen in ihren intakten Beuteln gelagert werden.
Hinweise für die Handhabung
Estradot ist sowohl vor als auch nach der Anwendung ausserhalb der Reichweite und Sicht von Kindern aufzubewahren. Nach der Anwendung sollte das Pflaster gefaltet werden (die haftenden Oberflächen zusammenpressen), um eine mögliche Kontamination mit Hormonresten zu vermeiden.
Zulassungsnummer55976 (Swissmedic)
PackungenEstradot 25
Transdermale Pflaster: 8 und 24. [B]
Estradot 37.5
Transdermale Pflaster: 8 und 24. [B]
Estradot 50
Transdermale Pflaster: 8 und 24. [B]
Estradot 75
Transdermale Pflaster: 8 und 24. [B]
Estradot 100
Transdermale Pflaster: 8 und 24. [B]
ZulassungsinhaberinSandoz Pharmaceuticals AG, Risch; Domizil: Rotkreuz
Stand der InformationSeptember 2024
|