Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenZytokinfreisetzungssyndrom (Cytokine Release Syndrome, CRS)
Die Behandlung mit TECVAYLI kann ein Zytokinfreisetzungssyndrom (CRS), einschliesslich lebensbedrohlicher oder tödlicher Ereignisse, verursachen (siehe Unerwünschte Wirkungen).
Im Rahmen der klinischen Studie trat CRS bei 71 % der Patienten auf, die TECVAYLI in der empfohlenen Dosis erhielten, wobei das CRS bei 51 % der Patienten vom Grad 1, bei 20 % vom Grad 2 und bei 0.5 % vom Grad 3 war. Ein rezidivierendes CRS trat bei 33 % der Patienten auf. Bei den meisten Patienten entwickelte sich ein CRS nach der Titrationsdosis 1 (42 %), der Titrationsdosis 2 (36 %), oder der ersten Behandlungsdosis (25 %). Bei 2 % der Patienten trat ein CRS erstmals im Rahmen von nachfolgenden Dosen von TECVAYLI auf.
Die mediane Zeit bis zum Auftreten des CRS betrug 2 Tage (Spanne: 1 bis 6 Tage) nach der letzten Dosis mit einer medianen Dauer von 2 Tagen (Spanne: 1 bis 9 Tage).
Klinische Anzeichen und Symptome eines CRS können u.a. Fieber, Schüttelfrost, Hypotonie, Tachykardie, Hypoxie, Kopfschmerzen und erhöhte Leberenzyme sein. Zu den potenziell lebensbedrohlichen Komplikationen des CRS gehören Herzfunktionsstörungen, akutes Atemnotsyndrom (Acute Respiratory Distress Syndrome − ARDS), neurologische Toxizität, Nieren- und/oder Leberversagen und disseminierte intravasale Koagulopathie (DIC).
Um das Risiko für das Auftreten eines CRS zu verringern (siehe Tabelle 1), ist die Behandlung gemäss dem Titrationsschema für TECVAYLI zu initiieren. Bei Nichteinhaltung der empfohlenen Dosierung bzw. des Dosierungsschemas zu Therapiebeginn oder Wiederaufnahme der Therapie nach Dosisverzögerungen kann es zu einer erhöhten Häufigkeit und Schwere von unerwünschten Ereignissen aufgrund des Wirkmechanismus kommen. Zur Verringerung des CRS-Risikos soll vor jeder Dosis TECVAYLI innerhalb des Titrationsschemas eine Prämedikation verabreicht (Kortikosteroide, Antihistaminika und fiebersenkende Mittel) und die Patienten nach der Verabreichung von TECVAYLI entsprechend überwacht werden (siehe Dosierung/Anwendung - Prämedikation und Überwachung). Bei Patienten, bei denen nach der letzten Dosis ein CRS aufgetreten ist, soll vor der nächsten Dosis von TECVAYLI eine Prämedikation verabreicht und eine intensive Überwachung durchgeführt werden.
Patienten sind anzuweisen, beim Auftreten von Anzeichen oder Symptomen eines CRS sofort einen Arzt aufzusuchen. Bei den ersten Anzeichen eines CRS ist der Patient sofort hinsichtlich einer Spitaleinweisung zu beurteilen, und abhängig vom Schweregrad sind unterstützende Therapiemassnahmen einzuleiten. Die Behandlung mit TECVAYLI soll bis zum Abklingen des CRS wie in Tabelle 3 angegeben unterbrochen werden (siehe Dosierung/Anwendung - Massnahmen bei schweren unerwünschten Wirkungen).
Neurologische Toxizitäten inklusive ICANS
TECVAYLI kann schwerwiegende oder lebensbedrohliche neurologische Toxizitäten, einschliesslich des Immuneffektorzell-assoziierten Neurotoxizitätssyndroms (ICANS), verursachen (siehe Unerwünschte Wirkungen). Im Rahmen der klinischen Studie traten bei 56 % der Patienten, die TECVAYLI in der empfohlenen Dosis erhielten, neurologische Toxizitäten (einschliesslich ICANS) auf, wobei bei 4 % der Patienten neurologische Toxizitäten der Grade 3 oder 4 auftraten. Bei längerer Nachbeobachtung traten bei Patienten, die TECVAYLI erhielten, Krampfanfälle vom Grad 4 und ein tödliches Guillain-Barré-Syndrom (jeweils ein Patient) auf. Bezüglich beschriebener Fälle von Progressiver Multifokaler Leukoenzephalopathie (PML) siehe Infektionen.
Im Rahmen der klinischen Studie trat bei 4.4 % der Patienten, die TECVAYLI in der empfohlenen Dosis erhielten, ein ICANS auf. ICANS trat bei 1 % der Patienten rezidivierend auf. Bei den meisten Patienten trat ICANS nach der Titrationsdosis 1 (1.0 %), der Titrationsdosis 2 (1.0 %) oder der ersten Behandlungsdosis (1.5 %) auf. Bei weniger als 2 % der Patienten trat ICANS erstmals im Rahmen von nachfolgenden Dosen von TECVAYLI auf. Die mediane Zeit bis zum Auftreten eines ICANS betrug 3 Tage (Bereich: 2 bis 5 Tage) nach der letzten Dosis mit einer medianen Dauer von 2 Tagen (Bereich: 1 bis 20 Tage).
Der Beginn eines ICANS kann gleichzeitig mit einem CRS, nach dessen Abklingen oder auch bei dessen Abwesenheit auftreten.
Patienten sollen während der Behandlung auf Anzeichen oder Symptome von neurologischen Toxizitäten überwacht und umgehend behandelt werden.
Patienten sind anzuweisen, beim Auftreten von Anzeichen oder Symptomen neurologischer Toxizitäten sofort einen Arzt aufzusuchen. Bei den ersten Anzeichen einer neurologischen Toxizität, wie ICANS, ist der Patient sofort zu untersuchen und abhängig vom Schweregrad ist eine Behandlung gemäss den Angaben in Tabelle 5 einzuleiten (siehe Dosierung/Anwendung - Massnahmen bei schweren unerwünschten Wirkungen).
Bei neurologischen Toxizitäten (ausser ICANS) oder ICANS ist die Behandlung mit TECVAYLI gemäss Tabelle 4 respektive 5 zu unterbrechen und unerwünschte Wirkungen sind gemäss den Empfehlungen in Tabelle 4 respektive 5 zu behandeln.
Infektionen
Bei Patienten, die TECVAYLI erhalten, wurde über das Auftreten von schweren, lebensbedrohlichen oder tödlichen Infektionen, einschliesslich opportunistischen Infektionen berichtet (siehe Unerwünschte Wirkungen). Opportunistische Infektionen traten bei 9.4 % der Patienten, die TECVAYLI in der klinischen Studie in der empfohlenen Dosis erhielten, auf, wobei 6.4 % der Infektionen vom Grad 3 oder höher waren.
Im Rahmen des TECVAYLI-Entwicklungsprogramms wurden tödliche Fälle von progressiver multifokaler Leukoenzephalopathie (PML) beobachtet.
Bei der Therapie mit TECVAYLI traten neue oder reaktivierte Virusinfektionen auf (siehe Unerwünschte Wirkungen). Bei Patienten, die TECVAYLI in der klinischen Studie in der empfohlenen Dosis erhielten, traten bei 17 % der Patienten COVID-19 Infektionen auf, davon waren 5.4 % der Infektionen vom Grad 3 oder 4 und 6.9 % tödliche Infektionen.
Bei Patienten, die mit gegen B-Zellen gerichtete Arzneimittel behandelt werden, kann eine Hepatitis B Virus (HBV) Reaktivierung auftreten, die in einigen Fällen zu fulminant verlaufender Hepatitis, Leberversagen und zum Tod führen kann. Vor Beginn einer Behandlung mit TECVAYLI soll ein Screening auf HBV-Infektion, aktive HCV- und aktive HIV-Infektion gemäss klinischer Leitlinien erfolgen. Patienten, bei denen eine positive HBV-Serologie nachgewiesen wurde, sollten während der Behandlung mit TECVAYLI und für mindestens sechs Monate nach deren Beendigung auf klinische Symptome und Laborwerte, die Zeichen einer HBV-Reaktivierung sein können, überwacht werden.
Patienten sind vor und während der Behandlung mit TECVAYLI auf Anzeichen und Symptome einer Infektion zu überwachen und entsprechend zu behandeln. Prophylaktische Antibiotika sollen entsprechend den örtlich geltenden Behandlungsprotokollen/Leitlinien verabreicht werden.
Die Behandlung mit TECVAYLI ist beim Auftreten einer Infektion wie in Tabelle 6 angegeben zu unterbrechen und die Infektion gemäss den örtlichen geltenden Behandlungsprotokollen/Leitlinien zu behandeln (siehe Dosierung/Anwendung - Dosisanpassungen).
Hepatotoxizität
TECVAYLI kann Hepatoxizität, einschliesslich Todesfälle, verursachen. Bei Patienten, die TECVAYLI in der empfohlenen Dosis in der klinischen Studie erhielten, gab es einen tödlichen Fall von Leberversagen.
Die Leberenzyme und das Bilirubin sollen zu Beginn und während der Behandlung wie klinisch angezeigt überwacht werden. Je nach Schweregrad ist die Behandlung mit TECVAYLI auszusetzen oder ein dauerhaftes Absetzen von TECVAYLI in Betracht zu ziehen. Die Behandlung soll gemäss den örtlich geltenden Behandlungsprotokollen/Leitlinien erfolgen (siehe Dosierung/Anwendung - Dosisanpassungen).
Hypogammaglobulinämie
Bei Patienten, die TECVAYLI erhalten, wurde über Hypogammaglobulinämie berichtet (siehe Unerwünschte Wirkungen).
Während der Behandlung mit TECVAYLI ist der Immunglobulinspiegel zu überwachen und gemäss den örtlich geltenden Behandlungsprotokollen/Leitlinien zu behandeln, einschliesslich Infektionsschutzmassnahmen, Antibiotika- oder antivirale Prophylaxe und Verabreichung von Immunglobulin-Ersatztherapie.
Impfstoffe
Die Immunreaktion auf Impfstoffe kann bei Einnahme von TECVAYLI vermindert sein.
Die Sicherheit einer Immunisierung mit Lebendvirusimpfstoffen während oder nach einer Behandlung mit TECVAYLI wurde nicht untersucht. Eine Impfung mit Lebendvirusimpfstoffen wird für die Dauer von mindestens 4 Wochen vor Beginn, während und mindestens 4 Wochen nach der Behandlung nicht empfohlen.
Neutropenie
Bei Patienten, die TECVAYLI erhalten haben, wurde über Neutropenie bzw. febrile Neutropenie berichtet (siehe Unerwünschte Wirkungen).
Die Gesamtzahl der Blutzellen ist zu Beginn und in regelmässigen Abständen während der Behandlung zu überwachen und gegebenenfalls eine unterstützende Behandlung gemäss den örtlich geltenden Behandlungsprotokollen/Leitlinien einzuleiten.
Patienten mit Neutropenie sollten auf Anzeichen einer Infektion überwacht werden.
Die Behandlung mit TECVAYLI ist beim Auftreten einer Neutropenie wie in Tabelle 6 angegeben zu unterbrechen (siehe Dosierung/Anwendung - Dosisanpassungen).
Überempfindlichkeitsreaktionen und andere Verabreichungsreaktionen
TECVAYLI kann sowohl systemische auf die Verabreichung zurückzuführende Reaktionen als auch lokale Reaktionen an der Injektionsstelle hervorrufen.
Systemische Reaktionen
Bei 1.0 % der Patienten, die TECVAYLI in der klinischen Studie in der empfohlenen Dosis erhielten, traten systemische Verabreichungsreaktionen auf, darunter eine rezidivierende Pyrexie vom Grad 1 und eine geschwollene Zunge vom Grad 1.
Lokale Reaktionen
Bei 39 % der Patienten, die TECVAYLI in der klinischen Studie in der empfohlenen Dosis erhielten, traten Reaktionen an der Injektionsstelle auf. Diese waren bei 35 % der Patienten vom Grad 1 und bei 4.4 % vom Grad 2.
Setzen Sie TECVAYLI aus oder erwägen Sie ein dauerhaftes Absetzen von TECVAYLI je nach Schweregrad (siehe Dosierung/Anwendung - Andere unerwünschte Wirkungen).
Hilfsstoffe
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Durchstechflasche, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».
Patientenpopulationen, die nicht in klinischen Studien untersucht wurden
Die folgenden Patientengruppen wurden von der klinischen Studie MajesTEC-1 ausgeschlossen: Patienten mit Hyperkalzämie (> 3.5 mmol/l), Niereninsuffizienz (Serumkreatinin > 1.5 mg/dl oder Kreatinin-Clearance < 40 ml/min), Anämie (Hämoglobin < 80 g/l), ECOG-Performance-Status > 1, ZNS-Beteiligung, andere durch Plasmazellen oder monoklonale Proteine ausgelöste Erkrankungen, Infektionen (HIV, AIDS, HBV, HCV) / aktive oder dokumentierte Autoimmunerkrankungen in der Vorgeschichte (mit Ausnahme von Vitiligo, Typ-1-Diabetes und früherer Autoimmunthyreoiditis), Herzerkrankungen (kongestive Herzinsuffizienz NYHA-Klasse III oder IV, Myokardinfarkt oder CABC ≤6 Monate vor Studienbeginn, klinisch signifikante ventrikuläre Arrhythmien oder ungeklärte Synkopen in der Vorgeschichte, schwere nicht-ischämische Kardiomyopathie in der Vorgeschichte), Schlag- oder Krampfanfall innerhalb der letzten sechs Monate, sowie Patienten, die innerhalb von 4 Wochen vor der ersten TECVAYLI Dosis abgeschwächte Lebendimpfstoffe erhalten haben.
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