Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenVerlängerung des QT-Intervalls
Unter Erythromycin wurden eine Verlängerung des QT-Intervalls und in selteneren Fällen Arrhythmien beobachtet. Fälle von Torsade de Pointes bei Patienten unter Erythromycin wurden spontan während der Überwachung nach dem Inverkehrbringen gemeldet und es wurde auch über Todesfälle berichtet.
Erythromycin ist zu vermeiden bei Patienten mit bekannter Verlängerung des QT-Intervalls, Patienten mit bestehenden proarrhythmischen Störungen wie unbehandelte Hypokaliämie oder Hypomagnesiämie, klinisch signifikante Bradykardie sowie bei Patienten unter Behandlung mit Antiarrhythmika der Klasse IA (Chinidin, Procainamid) oder der Klasse III (Dofetilid, Amiodaron, Sotalol), bestimmte Neuroleptika, tri- und tetrazyklische Antidepressiva, Arsentrioxid, Methadon und Budipin, bestimmte Fluorchinolone, Imidazol-Antimykotika und Antimalariamittel sowie Pentamidin i.v. (siehe auch «Interaktionen»).
Bei älteren Patienten kann der medikamentenbedingte Effekt auf das QT-Intervall häufiger auftreten.
Treten unter Therapie mit Erythromycin Symptome wie Palpitationen, Schwindel oder Synkopen auf, die Zeichen von Arrhythmien sein können, ist umgehend eine Untersuchung des Patienten einschliesslich EKG und Bestimmung des QT-Intervalls einzuleiten.
Bei schwerer Niereninsuffizienz (Clearance <10 ml/Min.) und/oder Leberinsuffizienz ist eine Dosisreduktion und eine sorgfältige Überwachung erforderlich. Bei Auftreten von oto- oder hepatotoxischen Anzeichen (s. unter «Unerwünschte Wirkungen») sofortiges Absetzen.
Erythromycin wird primär durch die Leber ausgeschieden. Die Verabreichung von Erythromycin an Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion sollte daher mit Vorsicht erfolgen.
Vorsicht ist auch geboten bei Patienten, die gleichzeitig hepatotoxische Arzneimittel erhalten. Die Patienten sind darauf hinzuweisen, die Behandlung abzubrechen und ärztlichen Rat einzuholen, wenn sich Anzeichen und Symptome einer Lebererkrankung wie Appetitlosigkeit, Gelbsucht, Dunkelfärbung des Urins, Juckreiz oder Druckemfpindlichkeit des Bauches entwickeln.
Allergische Reaktionen
Unter Erythromycin-Anwendung können schwere, lebensbedrohliche allergische Reaktionen auftreten, zum Beispiel schwere Hauterscheinungen wie Erythema exsudativummultiforme, Stevens-Johnson-Syndrom oder Toxische Epidermale Nekrolyse sowie angioneurotisches Ödem oder Anaphylaxie.
Bei ersten Anzeichen einer Überempfindlichkeitsreaktion muss die Behandlung mit Erythromycin sofort abgebrochen werden und die der Symptomatik entsprechenden erforderlichen Notfallmassnahmen eingeleitet werden.
Eine Kreuzallergie mit anderen Makrolid-Antibiotika kann bestehen, so dass bei bekannten Überempfindlichkeitsreaktionen gegen Makrolide oder verwandte Substanzen (z.B. Ketolide) besondere Vorsicht bei der Anwendung geboten ist.
Es bestehen Berichte über eine Verschlimmerung der körperlichen Schwäche bei einer bereits bestehenden Myasthenia gravis unter Erythromycin (s. unter «Unerwünschte Wirkungen»).
Erythromycin darf nicht gleichzeitig mit HMG-CoA-Reduktasehemmern (Statinen) angewendet werden, die weitgehend über CYP3A4 metabolisiert werden (Lovastatin oder Simvastatin) da ein erhöhtes Risiko von Myopathie, einschl. Rhabdomyolyse, besteht (siehe auch «Interaktionen»).
In Situationen, in denen die gleichzeitige Anwendung von Erythromycin und Statinen nicht vermieden werden kann, wird empfohlen, die geringste angegebene Dosis des Statins zu verwenden. Es sollte ein Statin angewendet werden, das nicht vom CYP3A-Metabolismus abhängig ist (z.B. Fluvastatin). Patienten, die gleichzeitig andere Statine einnehmen, sollten vom Arzt darauf hingewiesen werden, auf Anzeichen einer Myopathie zu achten (z.B. unerklärliche Muskelschmerzen oder Schwäche oder dunkel gefärbter Urin). Wenn eine Myopathie auftritt, muss die Einnahme des Statins sofort beendet werden.
Bei akuter intermittierender Porphyrie intensive Überwachung. Falls Porphyrieanfälle ausgelöst werden, sofortiges Absetzen der Behandlung.
Erythromycin kann mit zahlreichen Arzneimitteln klinisch relevante Interaktionen eingehen (siehe «Interaktionen»). Insbesondere ist die gleichzeitige Gabe von Ergotamin (siehe auch unter «Kontraindikationen»), Terfenadin, Astemizol, Domperidon, Cisaprid, Pimozid, Triazolam und Midazolam zu vermeiden.
Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhö (CDAD) wurde bei Anwendung fast aller antibakterieller Substanzen einschliesslich Erythromycin beobachtet und kann im Schweregrad von leichtem Durchfall bis zu Pseudomembranöser Colitis mit tödlichen Folgen reichen. CDAD ist bei allen Patienten zu erwägen, die nach Antibiotikaeinnahme an Durchfall leiden. Eine sorgfältige Anamnese ist unabdingbar, da CDAD auch schon über zwei Monate nach Verabreichung von antibakteriellen Substanzen aufgetreten ist.
Sollte der Verdacht auf eine derartige Komplikation bestehen, so ist die Behandlung mit Erythromycin unverzüglich abzubrechen und der Patient sollte eingehend untersucht werden, um allenfalls eine spezifische Antibiotikatherapie (z.B. Metronidazol, Vancomycin) einzusetzen. Der Einsatz von peristaltikhemmenden Mitteln ist in dieser klinischen Situation kontraindiziert.
Berichten zufolge reichen die Erythromycin-Konzentrationen, die im Foetus erreicht werden, nicht aus, um eine kongenitale Syphilis zu verhindern. Säuglinge von Müttern, die in der Schwangerschaft mit oralem Erythromycin gegen frühe Syphilis behandelt wurden, sind mit einem entsprechenden Penicillin-Regime zu behandeln.
Langdauernde oder wiederholte Anwendung von Erythromycin kann zu exzessivem Wachstum nicht-sensitiver Bakterien oder Pilze führen. Im Fall einer Superinfektion ist Erythromycin abzusetzen und eine geeignete Therapie einzuleiten.
Nach Einnahme von Erythromycin besteht ein Risiko von Sehstörungen. Bei einigen Patienten spielt dabei möglicherweise eine vorbestehende Dysfunktion des mitochondrialen Stoffwechsels eine Rolle, z.B. Lebersche hereditäre Optikusneuropathie (LHON) oder autosomal-dominante Optikusatrophie (ADOA).
Laboruntersuchungen
Erythromycin beeinflusst die fluorometrische Bestimmung von Katecholaminen im Urin.
Erythrocin Granulat enthält Natrium.
12 mg Natrium pro ml Suspension (entspricht 60 mg pro 5 ml-Dosis). Dies ist bei der Verschreibung an Patienten mit natriumarmer Diät zu beachten.
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