ZusammensetzungWirkstoff: Natriumaurothiomalat (Goldgehalt 45,3%).
Hilfsstoff: Aqua ad iniectabilia q.s. ad solutionem pro 0,5 ml.
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit1 Ampulle 50 mg à 0,5 ml enthält: Natriumaurothiomalat 50 mg (entspr. 22,65 mg Gold).
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenProgrediente chronische Polyarthritis. Juvenile chronische Polyarthritis. Arthritis psoriatica.
Dosierung/AnwendungTauredon ist nur intramuskulär (tief intraglutäal) zu injizieren. Ampullen nicht erwärmen. Es sind Einmal-Spritzen und -Kanülen zu verwenden. Tauredon ist nach dem Aufziehen der Spritze sofort zu injizieren und darf in der Spritze nicht dem Licht ausgesetzt werden.
Alle Angaben zur Dosierung der Goldsalze beruhen auf empirischen Erkenntnissen. Dosisfindungsstudien, die zur Begründung eines bestimmten Dosierungsschemas herangezogen werden könnten, liegen nicht vor. Die Dosisempfehlungen sind dementsprechend nicht einheitlich. Einigkeit herrscht heute allerdings darüber, dass die früher geübte diskontinuierliche Behandlung mit Gold in Form sogenannter Kuren mit behandlungsfreien Intervallen als unbegründbar abzulehnen ist. Entsprechend den Erkenntnissen zur Pharmakokinetik der Goldsalze gliedert sich die Goldbehandlung nach einer ersten Testphase («Einschleichphase») in eine Aufsättigungsphase, in der es bei gleichbleibend hoher Dosierung zum Auffüllen der tiefen Kompartimente kommt, sowie eine Erhaltungsphase, in der die vergleichsweise niedrigere Dosierung die Ausscheidung des Goldes etwa ausgleicht und damit den Gewebespiegel aufrechterhält.
Nicht nur zu Beginn, sondern auch während einer Langzeitbehandlung mit Tauredon können in Einzelfällen kurze Zeit nach Injektion vasomotorische Reaktionen wie Tachyarrhythmie, Flush, Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Blutdruckabfall bis hin zu Schocksymtomatik, Übelkeit sowie Bauchschmerzen auftreten. In einigen Fällen wurde im Zusammenhang mit Blutdruckabfall ein Myokardinfarkt bzw. ein zerebraler Insult beschrieben.
Tauredon darf aus diesem Grund nur unter ärztlicher Aufsicht und in Notfallbereitschaft injiziert werden.
Dosierung bei Erwachsenen
Zu Beginn werden zwei Injektionen pro Woche vorgenommen. Bei der 1. bis 3. Injektion werden je 10 mg Natriumaurothiomalat, bei der 4. bis 6. Injektion werden je 20 mg Natriumaurothiomalat appliziert. Ab der 7. Injektion werden entweder 2 mal pro Woche maximal je 50 mg Natriumaurothiomalat oder 1 mal pro Woche maximal 100 mg Natriumaurothiomalat verabfolgt. Diese Dosierung ist bis zu einer weitgehenden Besserung des Befundes, aber höchstens bis zu einer kumulativen Gesamtdosis von 1600 mg (maximal 2000 mg) Natriumaurothiomalat beizubehalten. Ist bis zu dieser Gesamtmenge keine Wirkung zu erkennen, so ist die Behandlung abzubrechen.
Nach Eintritt einer Wirkung werden als Erhaltungsdosis monatlich 100 mg Natriumaurothiomalat pro Injektion bzw. alternativ alle 2 Wochen 50 mg Natriumaurothiomalat pro Injektion gegeben. Diese Therapie wird ggf. über Monate bis Jahre weitergeführt. Je nach Krankheitsaktivität sind (unter Beachtung der im Schrifttum ausgewiesenen Maximaldosen) Abweichung von diesem Dosierungsschema möglich.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Dosierung bei Kindern
Die Dosisempfehlungen für Kinder orientieren sich an den für Erwachsene angegebenen. In den diversen Erfahrungsberichten wurden bei Kindern in der Aufsättigungsphase Wochendosen von 0,2-1,0 mg Natriumaurothiomalat/kg Körpergewicht, in der Erhaltungsphase 1 mg/kg Körpergewicht 1-2 mal im Monat verwendet. Hieraus ergeben sich folgende Dosierungsschemata:
·Bei Kindern mit einem Körpergewicht bis zu 20 kg werden in der 1. Woche 1 mal 5 mg Natriumaurothiomalat, in der 2. bis 12. (max. 24.) Woche je 1 mal 10 mg Natriumaurothiomalat, danach jede 2. Woche 1 mg Natriumaurothiomalat/kg Körpergewicht injiziert. Bei Rückgang der Krankheitsaktivität wird das Injektionsintervall von 2 auf 3 bzw. 4 Wochen erweitert.
·Bei Kindern mit einem Körpergewicht von 20-30 kg werden in der 1. Woche 1 mal 10 mg Natriumaurothiomalat, in der 2. bis 12. (max. 24.) Woche je 1 mal 20 mg Natriumaurothiomalat, danach jede 2. Woche 1 mg Natriumaurothiomalat/kg Körpergewicht injiziert. Bei Rückgang der Krankheitsaktivität wird das Intervall von 2 auf 3 bzw. 4 Wochen ausgedehnt.
·Kinder mit einem Körpergewicht über 30 kg erhalten in der 1. Woche 1 mal 10 mg Natriumaurothiomalat, in der 2. und 3. Woche je 1 mal 20 mg Natriumaurothiomalat, in der 4.-12. (eventuell bis 24.) Woche bis zu je 1mal 50 mg Natriumaurothiomalat injiziert. Danach erhalten sie jede 2. Woche 1 mg Natriumaurothiomalat/kg Körpergewicht, bei Rückgang der Krankheitsaktivität jede 3. bzw. schliesslich jede 4. Woche jeweils 1 mg Natriumaurothiomalat/kg Körpergewicht.
Therapiedauer
Allgemein gilt: ein Abbruch der Behandlung erfolgt, wenn nach 6 (max. 9) Monaten keine Besserung beobachtet wurde.
KontraindikationenTauredon darf nicht angewendet werden bei: Blutbildungsstörungen, Überempfindlichkeit gegenüber Goldsalzen, Nierenfunktionsstörungen bzw. anderen Symptomen einer Nierenschädigung, schweren Leberschäden, Polyallergien, aktiver Lungentuberkulose, Schwermetallallergie und bekannte Kontaktallergie gegen Gold, Kollagenosen (Lupus erythematodes disseminatus, Panarteriitis nodosa, Sklerodermie, Dermatomyositis), Colitis ulcerosa, mit Komplikationen einhergehendem Diabetes mellitus, Schwangerschaft und Stillzeit.
Vorsichtsmassnahmen und Kontrolluntersuchungen
Beim Auftreten schwerer Nebenwirkungen muss die Behandlung abgebrochen werden. Die Patienten sind eindringlich darauf hinzuweisen, dass der Arzt unverzüglich aufgesucht werden muss, wenn sie Symptome wie Pruritus, Urtikaria, Exantheme, Geschwüre in der Mundschleimhaut, Hämatombildungen an Druckstellen, Blutungen oder Menorrhagien, Gelbverfärbung der Augen und/oder der Haut, ggf. Verfärbung des Urins oder Durchfall feststellen.
Bei akut auftretender Belastungsdyspnoe, die sich rasch verschlechtert, oder bei trockenem Husten mit oder ohne Fieber, muss der Arzt ebenfalls aufgesucht werden.
Im Falle von Enterokolitiden mit häufigen, wässrigen, zum Teil blutigen Durchfällen, die in der Regel noch während der «Sättigungsphase» auftreten, sollte die Behandlung sofort abgebrochen werden.
Die bisher nur in Einzelfällen beobachteten Lungen-Komplikationen, vor allem Alveolitis oder Bronchiolitis entwickeln sich in der Regel in den ersten Monaten der Therapie mit einer Kumulativ-Dosis von unter 1 g Gold (vor der Sättigung). Bei klinischer Symptomatik mit akut einsetzender Belastungsdyspnoe, trockenem Husten mit oder ohne Fieber muss die Therapie mit Tauredon abgebrochen und ggf. eine Behandlung mit Kortikosteroiden eingeleitet werden, worunter die Lungenveränderungen in der Regel rasch zurückgehen und voll reversibel sind. Die Differenzierung solcher pulmonaler Komplikationen von einer evtl. Lungenbeteiligung der chronischen Polyarthritis mittels Bronchoskopie, zellulärer Untersuchung der Broncho-Alveolär-Lavage (BAL) und ggf. durch eine Biopsie sollte in einer Fachklinik erfolgen.
Haut und Schleimhäute sind regelmässig durch den Arzt zu inspizieren.
Für die Dauer der Tauredon-Therapie soll ein wirksamer Konzeptionsschutz betrieben werden.
Im Falle einer rapiden bzw. zunehmenden Verschlechterung der Sehschärfe vor allem bei Patienten, die über längere Zeit unter Goldbehandlung stehen oder gleichzeitig Symptome einer peripheren Neuropathie zeigen, muss zum Ausschluss einer neurotoxischen Wirkung am Auge (N. Opticus Schädigung) eine eingehende augenärztliche Untersuchung veranlasst und ggf. die Therapie abgebrochen werden.
Beim Auftreten einer Dermatitis muss die Behandlung unter Beachtung aller Parameter unterbrochen werden.
Eine intensive Sonnenbestrahlung der Haut soll wegen der gelegentlich auftretenden Photosensibilisierung während der Goldbehandlung vermieden werden. Bei Langzeittherapie wurden Goldablagerungen in der Haut mit Verfärbungen der sonnenexponierten Hautpartien beobachtet.
Eine Verfärbung der Haut kann auch nach dermatologischer Lasertherapie auftreten. Dies ist auch bei Patienten möglich, die in der Vergangenheit mit Gold behandelt wurden.
Zur rechtzeitigen Erkennung von vereinzelt beobachteten Immunsuppressionen werden Kontrollen der Immunglobuline vor Einleitung der Therapie und in 3monatigen Abständen empfohlen. Vor allem bei gleichzeitigem starken Abfall aller Immunglobine (IgA, IgM und IgG) sollte die Therapie mit Tauredon abgebrochen und je nach Verlauf und klinischem Befund eine Immunglobulin-Substitution vorgenommen werden. Gegebenenfalls sollte eine Infektionsprophylaxe eingeleitet werden.
Zur rechtzeitigen Erkennung einer Lungenfibrose, die sich auch ohne vorherige klinische Symptomatik einer Alveolitis oder Bronchiolitis entwickeln kann, sollten die Lungen jährlich röntgenologisch kontrolliert werden. Ebenfalls sollten bei Patienten mit positiven antinukleären Faktoren diese in 6-monatigen Abständen kontrolliert werden, da solche Patienten in Einzelfällen ein Lupus erythematodes-ähnliches klinisches Bild mit Vaskulitis und Polyserositis entwickeln können. Auch bei Patienten mit rheumatoider Arthritis und Organ-Beteiligung sowie bei besonderen Verlaufsformen der Psoriasis wie Erythrodermie ist bei Weiterführung der Therapie besondere Vorsicht geboten.
Bei Auftreten von Symptomen, die auf eine Neuropathie der Kranial-Nerven hinweisen könnten, wie Diplopie, Gesichtsmuskelschwäche/lähmung bzw. Sensibilitätsstörungen, muss die Behandlung abgebrochen und eine neurologische Untersuchung veranlasst werden.
Laboruntersuchungen
Vor Behandlungsbeginn ist ein komplettes Blutbild (inklusive Thrombozytenzahl) zu erstellen. Der Urin ist auf Eiweiss zu untersuchen.
Aufgrund der in Einzelfällen beobachteten vasomotorischen Reaktionen (nitritoide Reaktionen) mit bis hin zu Schocksymptomatik reichenden Blutdruckabfällen darf Tauredon nur unter ärztlicher Aufsicht und in Notfallbereitschaft injiziert werden.
In den ersten drei Monaten der Therapie sind wöchentlich Leukozyten und ein Urinstatus, sowie alle 2 Wochen Hämoglobin, Erythrozyten, Differentialblutbild, Thrombozyten, Gamma-GT, alkalische Phosphatase und Kreatinin zu untersuchen. Nach den ersten 3 Monaten sind diese Laborparameter in monatlichen Abständen zu wiederholen.
Ein rascher Leukozytensturz mit einer bedrohlichen Verminderung der Granulozytenzahl 2000/mm³ oder eine deutlich abnehmende Tendenz der Thrombozytenzahl besonders unter 100'000/mm³ sowie ein deutlicher Anstieg der Eosinophilen vor allem über 12% sind Anlass für den Therapieabbruch, desgleichen ein klinisch relevanter Anstieg der Leber- und Nierenparameter (Gamma-GT, alkalische Phosphatase, Kreatinin).
Bei klinischen und/oder laborchemischen Anzeichen einer Cholestase werden gleichzeitige Kontrollen der Lipase-Werte im Serum empfohlen, um eine Begleit-Pankreatitis auszuschliessen. Im Falle eines Anstiegs der Serum-LDH- und indirekten Bilirubin-Werte mit oder ohne klinisch manifestem Ikterus sollte eine Hämolyse - anfangs auch ohne Anämie - durch entsprechende Untersuchungen ausgeschlossen werden. Bei einem zunehmenden Eiweissgehalt des Urins, besonders von mehr als 300 mg/l, ist die Therapie abzusetzen.
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenBesondere Warnungen
Unter Berücksichtigung der unter der Goldbehandlung auftretenden bedrohlichen Nebenwirkungen ist eine besonders aufmerksame Überwachung des Patienten und seiner Laborparameter notwendig.
InteraktionenWegen der hohen Nebenwirkungsrate sollte Natriumaurothiomalat nicht zusammen mit Wirkstoffen verabfolgt werden, die identische toxikologische Zielorgane aufweisen (z.B. Phenylbutazon, Metamizol, Zytostatika).
Die gleichzeitige Anwendung von photosensibilisierenden Substanzen (z.B. Chloroquin, Chlorpromazin, Phenylbutazon, Sulfanilamid) zusammen mit der Goldtherapie ist zu vermeiden.
Die gleichzeitige Einnahme von ACE-Hemmern kann das Auftreten einer vasomotorischen Reaktion (nitritoiden Reaktion) begünstigen (siehe Unerwünschte Wirkungen, Gefässerkrankungen).
D-Penicillamin kann durch Beschleunigung der Goldausscheidung den erwünschten therapeutischen Effekt abschwächen.
Schwangerschaft/StillzeitTauredon darf während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden, weil Gold die menschliche Plazenta passiert. Es gibt keine kontrollierten Studien mit Tauredon bei Schwangeren. Im Tierversuch sind Goldverbindungen teratogen. Für die Dauer der Tauredon-Therapie soll ein wirksamer Konzeptionsschutz betrieben werden. Weil die Gesamtkörperhalbwertszeit von Gold 100 Tage beträgt, ist der Konzeptionsschutz auch für ein Jahr nach Behandlung beizubehalten.
Gold geht in die Muttermilch über. Während der Tauredon-Therapie sollte nicht gestillt werden.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenEs wurden keine entsprechenden Studien durchgeführt.
Aufgrund sehr selten auftretender Nebenwirkungen im Bereich des Nervensystems kann es jedoch zu Einschränkungen der Verkehrstüchtigkeit und beim Bedienen von Maschinen kommen.
Unerwünschte WirkungenHäufigkeitsangaben: «Sehr häufig» (>1/10), «häufig» (>1/100, <1/10), «gelegentlich» (>1/1000, <1/100, «selten» (>1/10'000, <1/1000), «sehr selten» (<1/10'000).
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Sehr häufig: Unterschiedliche Schädigung des blutbildenden Systems mit Thrombozytopenie, Granulozytopenie, Anämie.
Gelegentlich: lebensbedrohliche Schädigung des blutbildenden Systems (Panzytopenie und aplastische Anämie).
Sehr selten: hämolytische Anämie, die sich klinisch - je nach Schweregrad - mit leichtem Ikterus und mit dunkler Urinfarbe manifestiert. Lymphadenopathie.
Erkrankungen des Immunsystems
Sehr selten: Zeichen einer Immunsuppression.
Psychiatrische Erkrankungen
Sehr selten: Depressionen, Angstzustände, Desorientierung, Schlafstörungen, Halluzinationen (siehe Gold-Encephalopathie).
Erkrankungen des Nervensystems
Sehr selten: Periphere Neuropathien, die sich in Form von Sensibilitätsstörungen, Koordinationsstörungen von Bewegungsabläufen (Ataxie) oder spontanen Muskelkontraktionen (Myokymie) äussern. Neuropathien der Hirnnerven (N. Facialis, N. Abducens, N. Trigeminus), die sich in Form von Gesichtsmuskelparesen, vor allem im Bereich der Augenlider, Sensibilitätsstörungen und Diplopie äussern. «Gold-Encephalopathie», die sich in Form von Depressionen, Angstzuständen, Desorientierung und Sprachstörungen, Gedächtnisstörungen, Schlafstörungen und Halluzinationen manifestieren kann. Kopfschmerzen kurze Zeit nach Injektion (siehe Gefässerkrankungen).
Augenerkrankungen
Sehr selten: Konjunktivitis, Gold-Ablagerungen in der Hornhaut, Hornhautulzerationen, Diplopie, neurotoxische Wirkungen am Auge in Form einer Schädigung des N. Optikus bzw. des neuralen Netzwerkes der Retina.
Gefässerkrankungen
Sehr selten: Vaskulitis, vasomotorische Reaktionen (nitritoide Reaktionen) kurze Zeit nach Injektion wie Flush, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Tachyarrhythmie, Blutdruckabfall bis hin zu Schocksymptomatik und den möglichen Folgen eines Herzinfarktes oder eines zerebralen Insultes.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Sehr selten: Bronchiolitis, Lungenfibrose, Alveolitis mit akut einsetzender Dyspnoe und trockenem Husten mit oder ohne Fieber.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Sehr häufig: Stomatitis.
Gelegentlich: Schwere, z.T. bedrohliche Verlaufsformen von Stomatitis.
Sehr selten: Kurze Zeit nach der Injektion Übelkeit und Bauchschmerzen, Anzeichen einer Pankreatitis, Enterokolitiden mit wässrigen, zum Teil blutigen Durchfällen und Bauchkrämpfen.
Affektionen der Leber und Gallenblase
Häufig: Cholestase.
Sehr selten: Cholestase mit Anzeichen einer Pankreatitis, Ikterus, Leberzellnekrosen.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Sehr häufig: Verschiedene Formen von Dermatitiden, Pruritus.
Häufig: Haarausfall, Goldablagerung in der Haut (Chrysiasis) mit bläulich livider Verfärbung unter Sonneneinstrahlung oder nach dermatologischer Lasertherapie (vgl. «Vorsichtsmassnahmen»).
Gelegentlich: Schwere, z.T. bedrohliche Verlaufsformen von Dermatitis (z.B. exfoliative Dermatitis, Steven Johnson Syndrom, Lyell Syndrom), Photosensibilisierung (unabhängig von der kumulativen Dosis).
Sehr selten: Lichen ruber planus, Verfärbung und Ablösung der Nägel.
Skelettmuskulatur- und Bindegewebserkrankungen
Sehr selten: Vor allem bei Patienten mit antinukleären Faktoren Entwicklung eines Lupus erythematodes-ähnlichen klinischen Bildes mit Vaskulitis und Polyserositis; spontane Muskelkontraktionen (Myokymie).
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Sehr häufig: Proteinurie.
Gelegentlich: Goldnephropathie (nephrotisches Syndrom als Folge einer Immunkomplex-Nephritis).
Sehr selten: Dunkelfärbung des Urins.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Sehr selten: Schüttelfrost (siehe Gefässerkrankungen), Fieber, z.T. vorübergehend einige Stunden nach der Injektion in der Sättigungsphase der Therapie.
Untersuchungen
Häufig: Pathologische Leberwerte.
Sehr selten: Abfall der Immunglobuline, Blutdruckabfall.
Zwischen der therapeutischen Wirkung und dem Auftreten toxischer Nebenwirkungen der Goldtherapie besteht bei den einzelnen Patienten keine Korrelation. Die toxischen Effekte des Goldes sind von dem momentanen Serumspiegel weitgehend unabhängig.
Mit einer Zunahme der Häufigkeit unerwünschter Wirkungen ist bei höherer Dosierung zu rechnen.
Bei der hohen Goldkonzentration im Organismus und der langsamen Ausscheidung ist das Auftreten von unerwünschten Arzneimittelwirkungen auch nach Absetzen des Präparates in seltenen Fällen möglich.
ÜberdosierungEine Überdosierung kann bei normaler Behandlung auftreten. Sie zeigt sich durch die bei den Nebenwirkungen aufgezählten, z.T. ernsten Komplikationen.
Betroffene Patienten bedürfen der klinischen Überwachung.
Falls eine Agranulozytose, Thrombozytopenie, aplastische Anämie oder eine Enterokolitis unter der Goldtherapie diagnostiziert wird, können neben der Behandlung mit Bluttransfusionen und hohen Dosen von Glukokortikoiden auch Massnahmen zur beschleunigten Ausscheidung des Goldes angezeigt sein. Bei Schwermetallvergiftung wird Dimercapto-Propansulfonsäure (DMPS) empfohlen, zu der bezüglich Gold tierexperimentelle Daten vorliegen. Auch D-Penicillamin kann gegeben werden, des Weiteren ist die Gabe von N-Acetylcystein in Einzelfallberichten beschrieben. Aus der bestehenden Datenlage lassen sich keine verbindlichen Dosierungsangaben bei einer Überdosierung von Gold ableiten. Im Falle einer Überdosierung empfiehlt sich daher die Kontaktaufnahme mit einem Giftinformationszentrum.
Im Falle von vasomotorischen Reaktionen mit Blutdruckabfall sind entsprechende Massnahmen zur Schockbekämpfung durchzuführen.
Patienten, die von ernsten Komplikationen der Goldtherapie betroffen sind, bedürfen der klinischen Beobachtung und Überwachung.
Eigenschaften/WirkungenATC-Code: M01CB01
Wirkungsmechanismus/Pharmakodynamik
Tauredon ist ein injektionsfertiges wässriges Goldpräparat zur intramuskulären Injektion. Die Goldtherapie ist als Basistherapie der chronischen Polyarthritis bekannt.
Als Wirkungsmechanismus wird eine Hemmung der Antikörperbildung in Lymphozyten und Plasmazellen durch die Goldsalze angenommen. Dadurch soll es zu einer Unterbrechung des sich im Gelenk abspielenden immunpathologischen circulus vitiosus kommen.
Natriumaurothiomalat ist ein Wirkstoff, der bei Langzeitanwendung den Krankheitsverlauf der rheumatoiden Arthritis (chronischen Polyarthritis) auch bis zu einer Remission modifizieren kann. Der Wirkmechanismus der Goldsalze bei der rheumatischen Arthritis ist bis heute nicht ganz geklärt. Goldsalze zeigen in vitro und in vivo gewissen antimikrobielle Effekte.
Sie entfalten ihre therapeutische Wirkung über vielfältige Einflüsse auf das Immunsystem: Makrophagen sind für die Pathogenese der chronischen Polyarthritis von zentraler Bedeutung, da sie nicht nur die wesentlichen antigen-präsentierenden Zellen darstellen, sondern auch der Hauptproduzent pro-inflammatorischer Zytokine sind. Gold reichert sich in den Lysosomen der Makrophagen an und hemmt die proteolytische Spaltung der antigenen Peptide (Antigen-Prozessierung) und die Antigen-Präsentation an die zugehörigen (antigenspezifischen) T-Zellen. Darüber hinaus hemmt Gold die Aktivierung des Transkriptionsfaktors AP-1, der in die Regulation des entzündlichen Zytokins TNF-α (Tumor-Nekrose-Faktor-α) involviert ist.
Der bekannten Hemmwirkung des Natriumaurothiomalats auf die Expression von Adhäsionsmolekülen in den Gefässendothelien und auf die Freisetzung der Kollagenasen und anderer proteolytischer Enzyme liegt möglicherweise die Hemmung der TNF-α-Freisetzung zugrunde.
Gold beeinflusst die Immunglobulinsynthese. Immunkomplexe werden unter einer Goldbehandlung herabgesetzt. Der Rheumafaktor-Titer fällt parallel zu anderen Entzündungsparameter wie BSG und CRP ab.
PharmakokinetikAbsorption
Natriumaurothiomalat wird nach intramuskulärer Gabe rasch und vollständig resorbiert. Die Bioverfügbarkeit liegt bei 95%. Die Plasmaspitzenkonzentration wird nach 2 bis 6 Stunden erreicht. Sie beträgt nach der einmaligen i.m.-Gabe von 50 mg Natriumaurothiomalat 4-8 μg Gold/ml.
Innerhalb der nächsten Tage erfolgt ein Abfall auf einen mittleren Wert von 3,0 μg/ml. Die Plasmahalbwertszeit in der ersten Phase der Verteilung und Ausscheidung beträgt 5,5 Tage. Die terminale Plasmahalbwertszeit liegt bei 25 Tagen.
Die wiederholte wöchentliche intramuskuläre Injektion von 50 mg Natriumaurothiomalat führt innerhalb von 5 bis 10 Wochen zu einem Steady State der Plasmakonzentration zwischen 2,5 und 5 μg Gold/ml. Der Ausgleich der Konzentration zwischen Plasma und Synovialflüssigkeit findet innerhalb von 4 Stunden statt. In der Synovialflüssigkeit werden 55% der korrespondierenden Plasmakonzentration erreicht.
Distribution
Im Plasma liegt das Gold nach Gabe von Natriumaurothiomalat zu mehr als 95% an Plasmaeiweiss gebunden vor. Die Bindung an die geformten Elemente des Blutes ist sehr gering. Aus dem Plasma gelangt das Gold in tiefe Kompartimente.
Zu starken Anreicherungen kommt es im Laufe der Zeit in den Lymphknoten, der Leber, den Nieren, der Milz, im Knochenmark, in der Skelettmuskulatur und der Haut. Knorpel und Knochen weisen dagegen nur geringe Konzentration auf. Das Gold wird in den Lysosomen gespeichert.
Metabolismus
Natriumaurothiomalat wird im Organismus rasch gespalten. Das Thiomalat wird teils rasch ausgeschieden, teils an Zellmembranen gebunden retiniert.
Elimination
Das Gold wird zu 70% mit dem Harn und zu 30% mit den Faeces ausgeschieden.
Die maximale Harnausscheidung erfolgt in den ersten 24 Stunden nach i.m. Applikation, die mit dem Stuhl am 2. und 3. Tag nach der Applikation. In der ersten Woche beträgt die Gesamtausscheidung etwa 20%, unter der Dauerbehandlung etwa 40% der wöchentlich zugeführten Dosis. Die Gesamtkörperhalbwertszeit, d.h. die Eliminationshalbwertszeit des Goldes beträgt etwa 250 Tage. Noch mehrere Jahre nach Beendigung der Goldtherapie werden von den Patienten Spuren von Gold ausgeschieden.
Präklinische DatenAkute und chronische Toxizität
Sowohl nach einmaliger als wie auch nach wiederholter Gabe erwies sich im Tierversuch als Hauptzielorgan die Niere, in der es zu Degenerationen und Fibrosierungen kam. Daneben wurden Fibrosierungen in Pankreas und Lungengewebe festgestellt.
Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
Die vorliegenden Untersuchungen (in-vitro-Genmanipulationstests an Bakterien, Hefen und Säugerzellen sowie in-vivo-Maus-Mikrokerntest) brachten keine relevanten Hinweise auf ein mutagenes Potential. Natriumaurothiomalat besitzt am Versuchstier eine karzinogene Potenz. Nach Langzeitanwendung wurden bei Ratten Adenome der Nieren sowie Sarkome am Ort der wiederholten Injektion beobachtet.
Reproduktionstoxizität
Natriumaurothiomalat zeigt im Tierversuch teratogene Effekte.
Sonstige HinweiseBeeinflussung diagnostischer Methoden
Kurzfristig zurückliegende Tauredon-Injektionen können bei nuklear medizinischer Untersuchung der Herzmuskulatur (Myokard-Szintigraphie) die Anreicherung des radioaktiven Mittels verringern. Eine geplante Myokard-Szintigraphie sollte daher frühestens 3 Tage nach einer Tauredon-Injektion durchgeführt werden.
Haltbarkeit
Tauredon ist eine blassgelbe klare Lösung, frei von Partikeln. Sollten Trübungen oder eine dunkelgelbe Verfärbung vorliegen, ist die Lösung nicht mehr zu verwenden.
Eventuell angebrochene Ampullen sind nicht weiterzuverwenden.
Verfalldatum auf der Packung beachten!
Besondere Lagerungshinweise
Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren. Bei Raumtemperatur (15-25 °C) lagern.
Die Tauredon Ampullen sind strikt vor Licht und Wärme geschützt aufzubewahren.
Die Ampullen stets in die Faltschachtel zurücklegen. Unter Lichteinfluss können Abbauprodukte entstehen, die u.U. Nebenwirkungen wie Überempfindlichkeitsreaktionen hervorrufen könnten.
Zulassungsnummer38036 (Swissmedic).
PackungenAmpullen zu 50 mg: 1, 10 [B]
ZulassungsinhaberinTakeda Pharma AG, 8152 Opfikon.
Stand der InformationNovember 2016.
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